Anton Zeilinger

Anton Zeilinger

Anton Zeilinger (* 20. Mai 1945 in Ried im Innkreis) ist ein österreichischer Quantenphysiker und Universitätsprofessor an der Universität Wien.

Anton Zeilinger (Foto J. Godany)
Prof. Zeilinger bei einem Vortrag an der Universität Mainz am 11. Juli 2006

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anton Zeilinger studierte nach der Matura am Hietzinger Gymnasium in der Fichtnergasse von 1963 bis 1971 Physik und Mathematik an der Universität Wien, 1971 wurde er mit der Arbeit Neutron Depolarization in Dysprosium Single Crystals (Neutronendepolarisation in Dysprosium-Einkristallen) promoviert. 1979 habilitierte er sich an der Technischen Universität Wien. Nach Aufenthalten in den USA, Frankreich, Australien und Deutschland wurde er 1990 ordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Innsbruck und Vorstand des Institutes für Experimentalphysik.

Seit 1999 ist er Universitätsprofessor an der Universität Wien und Vorstand des Instituts für Experimentalphysik. Von 2006 bis 2009 war er Dekan der Fakultät für Physik der Universität Wien.

Er ist wirkliches Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)[1]; seit 2004 leitet er die Abteilung des im selben Jahr neu gegründeten Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der ÖAW. Ende 2007 hat er für seine grundlegenden Beiträge zu den genannten Fächern die neu geschaffene Isaac-Newton-Medaille des britischen IOP ("Institute of Physics") erhalten.

Zeilinger ist seit 1963 Mitglied der nichtschlagenden katholischen Studentenverbindung K.a.V. Marco-Danubia Wien im ÖCV. In Innsbruck wurde er Ehrenmitglied der A.V. Austria im ÖCV sowie der katholischen Mittelschulverbindung Teutonia im MKV.

Wirken

Zeilinger wurde besonders durch seine medienwirksamen Experimente zur Quantenteleportation in Innsbruck und Wien bekannt. Dies trug ihm den Spitznamen „Mr. Beam“ ein. Außerdem arbeitet er auf dem Gebiet der Anwendungen der Quantenphysik, insbesondere in den neuen Gebieten der Quanteninformation und der Quantenkryptografie. Sein Hauptinteresse gilt jedoch den Grundlagen der Quantenphysik und ihren Implikationen für das Alltagsverständnis, das auf unseren Erfahrungen beruht.

Zu Beginn der 2000er Jahre setzte er sich für die Errichtung einer österreichischen „University of Excellence“ nach dem Vorbild US-amerikanischer Eliteuniversitäten ein. Am 2. Februar 2006 trat er als wissenschaftlicher Berater der Regierung für dieses Projekt zurück. Dem war die Entscheidung der Bundesministerin Elisabeth Gehrer, zu deren Ressort die österreichischen Universitäten gehören, vorangegangen, die „University of Excellence“ nicht in Wien, sondern auf dem Gelände einer kürzlich aufgelassenen neurologischen und psychiatrischen Anstalt in der niederösterreichischen Gemeinde Maria Gugging (der Ortsname steht in Wien daher oft als Synonym für Irrenanstalt) einzurichten. Nach Änderungen in der Zusammensetzung des Kuratoriums ist Zeilinger allerdings wieder Mitglied des Leitungsgremiums dieser Forschungseinrichtung, die nunmehr Institute for Science and Technology Austria heißt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Professor Zeilinger erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, unter anderem die Auszeichnung als „Österreichischer Wissenschaftler des Jahres“, den Wissenschaftspreis der Stadt Wien, das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, die schon oben erwähnte Isaac-Newton-Medaille des renommierten Institute of Physics[2], das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, den Alexander von Humboldt-Forschungspreis, den „World Future Award“, den König-Faisal-Preis, die Lorenz-Oken-Medaille der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, den „Erwin Wenzl-Preis“ und die Ehrendoktortitel der Humboldt-Universität zu Berlin und der Uniwersytet Gdański. Er ist außerdem Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen, der Österreichischen und der Slowakischen Akademien der Wissenschaften, der Academia Scientiarum et Artium Europaea, der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste und der Pariser Académie des sciences[3].

2005 wurde Anton Zeilinger von der renommierten englischen Wochenzeitung New Statesman zu einem der "10 people who could change the world" gewählt.[4]

Der Asteroid (48681) Zeilinger wurde 2005 anlässlich des 60. Geburtstags von Anton Zeilinger nach ihm benannt[5].

Im Sommersemester 2006 war er siebter Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Anton Zeilinger wurde 2009 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschlands verliehen.

Ende 2009 wurde er als erster Österreicher als Mitglied in der Académie des sciences de l'Institut de France aufgenommen.[6]

Im Jahr 2010 erhielt er den Wolf-Preis für Physik gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser.[7] [8]

Zitat

  • „Ich bin nicht ein Anhänger des Konstruktivismus, sondern ein Anhänger der Kopenhagener Interpretation. Danach ist der quantenmechanische Zustand die Information, die wir über die Welt haben. … Es stellt sich letztlich heraus, dass Information ein wesentlicher Grundbaustein der Welt ist. Wir müssen uns wohl von dem naiven Realismus, nach dem die Welt an sich existiert, ohne unser Zutun und unabhängig von unserer Beobachtung, irgendwann verabschieden.“ (Quelle: s. u.)

Einzelnachweise

  1. Verzeichnis der Mitglieder der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
  2. Anton Zeilinger erhält Isaac Newton Medaille, Presseaussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
  3. Anton Zeilinger in die Pariser Académie des sciences aufgenommen, Artikel in der Online-Universitätszeitung
  4. 10 people - Johnjoe McFadden on the physicist who could just make the dream of teleportation possible
  5. JPL Small-Body Database Browser 48681 Zeilinger (1996 BZ)
  6. Anton Zeilinger in französischer Akademie vom 15. Jänner 2010 abgerufen am 15. Juni 2010
  7. Anton Zeilinger wird mit dem Wolf-Preis für Physik 2010 ausgezeichnetdieuniversitaet-online.at, 2. Februar 2010
  8. 7 US, European Scientists Win Israel's Wolf Prize The New York Times, 1.Februar 2010 (abgerufen 2. Februar 2010)

Literatur

CDs

  • Anton Zeilinger: Spukhafte Fernwirkung - Die Schönheit der Quantenphysik, 2-CD-Set - 100 Minuten, Booklet 12 Seiten ISBN 3-932513-60-6 (supposé 2005) Hörprobe

Weblinks


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