Ludwig Braunfels

Ludwig Braunfels

Ludwig (eigentlich Lazarus) Braunfels (* 22. April 1810 in Frankfurt am Main; † 25. September 1885 ebenda) war ein deutscher Journalist, Dichter und Übersetzer.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nach dem Schulbesuch in Frankfurt studierte Braunfels in Heidelberg Philologie. Er begann 1833 in der Redaktion der liberalen Rhein- und Moselzeitung zu arbeiten. Nachdem diese von den Zensurbehörden unter Druck gesetzt worden war, nahm Braunfels 1838 in Bonn ein Jurastudium auf.

Er versuchte bei der von Karl Marx geleiteten Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe Fuß zu fassen, wurde jedoch abgelehnt – unter anderem wegen seiner philosophischen Ansichten (er bezeichnete sich als nicht-Hegelianer) sowie aus antisemitischen Gründen (als Sohn eines jüdischen Kaufmannes sei er zwar getauft, aber doch ein getaufter Jude). 1842 ließ er sich schließlich in Frankfurt als Rechtsanwalt nieder und heiratete die wohlhabende Witwe Fanny Hochstätter (geb. Schreyer). In zweiter Ehe war er später mit Helene Spohr verheiratet. Das jüngste der vier Kinder aus dieser Verbindung, Walter Braunfels, wurde später ein bedeutender Komponist.

Er erwarb sich besonderes Ansehen als scharfsinniger Anwalt in Presse- und Finanzprozessen. Später erhielt er Posten in verschiedenen Aufsichtsräten. Weiterhin schrieb er jedoch politische Artikel für die Frankfurter Zeitung und Theaterkritiken für die Zeitschrift Frankfurter Museum. Außerdem verfasste er 1860 eine Geschichte der Frankfurter Nationalversammlung und war Mitbegründer des Deutschen Nationalvereins. Von der spanischen Regierung wurde er wegen seiner Verdienste um die spanische Literatur zum Konsul ernannt.

Werk

Als Dichter schuf Ludwig Braunfels unter anderem das Trauerspiel Agnes. Von bleibender und bis heute wirksamer Bedeutung war jedoch Braunfels’ Tätigkeit als Übersetzer. Er schuf eine Übersetzung des Nibelungenliedes, die er gemeinsam mit dem Urtext herausgab. Sein wohl wichtigstes Werk war die Übersetzung des Don Quijote von Miguel de Cervantes, die er ursprünglich mit einem ausführlichen Kommentar versehen wollte. Diesen führte er jedoch nicht über das 6. Kapitel hinaus. Er übertrug auch andere Werke der spanischen und französischen Literatur ins Deutsche.

Literatur

  • Jürgen Herres: Ludwig Braunfels (1810–1885). Redakteur der Rhein- und Moselzeitung 1833-1838. Ein Liberaler zwischen preußischer Zensur und katholischer Stadtgesellschaft in Koblenz. In: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. N. F. 7, 1997, ISSN 1617-7053, S. 43–101.
  • Veit Valentin: Braunfels, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 209–211.

Weblinks


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