Ludo Hartmann

Ludo Hartmann
Ludo Moritz Hartmann (um 1900)

Ludo Moritz Hartmann (* 2. März 1865 in Stuttgart; † 14. November 1924 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Historiker und Politiker.

Leben

Hartmann, Schwiegersohn des Gynäkologen Rudolf Chrobak, studierte die Fächer Geschichte, Rechtsgeschichte und Nationalökonomie an den Universitäten zu Wien und Berlin. Zu seinen Lehrern zählten besonders Otto Hirschfeld, Lujo Brentano und Theodor Mommsen. Nachdem er 1887 mit der Dissertation De exilio apud Romanos („Die Verbannung bei den Römern“) in Berlin promoviert wurde, ging er nach Rom. 1888 zog er zu Paul Scheffer-Boichorst nach Straßburg und ging anschließend ans Institut für Österreichische Geschichtsforschung. 1889 erfolgte die Habilitation für alte und mittelalterliche Geschichte an der Wiener Universität. Im selben Jahr erhielt er dort eine Dozentenstelle für römische und mittelalterliche Geschichte.

In Wien begann Hartmann, sich in Politik und Verwaltung zu engagieren. Er wurde Leiter der universitären Volksbildungskommission und gründete ab 1900 fünf Volkshochschulen in Wien. In besonderer Weise engagierte er sich - gemeinsam mit Emil Reich - für das Volksheim Ottakring. Auf seine Tätigkeit geht auch die Begründung der Salzburger Hochschulwochen, des Vereins für Abhaltung von wissenschaftlichen Lehrkursen für Frauen und Mädchen (1900) und der „Freien Schule“. 1901 trat Hartmann der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, ohne sich jedoch jemals parteipolitisch hervorzutun. 1918 wurde er zum außerordentlichen Professor der Geschichte und zum Archivbevollmächtigten für Österreich ernannt und war der erste österreichische Gesandte in Berlin (bis 1920). 1922 wurde Hartmann zum ordentlichen Professor ernannt. Er wirkte in diesen Positionen besonders für die Aufarbeitung der Archivalien der jüngstvergangenen Zeit und für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Er gehörte auch dem Staats- und Verfassungsausschuss der Weimarer Nationalversammlung als beratendes Mitglied an, sowie der Konstituierenden Nationalversammlung Österreich und des Bundesrates.

Von den Universitäten Heidelberg und Bonn wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Literatur

  • Hans Jürgen Rieckenberg: Hartmann, Ludo Moritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 737.
  • Volker Herholt: Ludo Moritz Hartmann, alte Geschichte zwischen Darwin, Marx und Mommsen, Berlin 1999,Weißensee Verlag, 187 Seiten; ISBN 978-3-934479-00-5

Weblinks


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