Lucien Cossou

Lucien Cossou

Lucien Cossou (* 29. Januar 1936 in Marseille) ist ein ehemaliger französischer Fußballspieler. Mit seinen 149 Treffern in Frankreichs höchster Liga steht er bis heute (2008) unter allen Stürmern seit 1932 auf dem 20. Rang der Torschützenliste im französischen Profifußball.

Inhaltsverzeichnis

Vereinskarriere

Der dunkelhäutige, leichtfüßige, aber auch im Luftduell durchsetzungsfähige Stürmer besaß ein Gespür für die Entwicklung der jeweiligen Spielsituation; deshalb konnte Lucien Cossou auf jeder Angriffsposition eingesetzt werden. Seine besten Spiele machte er als Halb- oder Flügelstürmer auf der linken Seite.[1] Schon früh wurde er nach seinem Geburtsstadtteil sowie dem nordafrikanischen Fußballer Larbi Ben Barek als „Ben Barek aus Endoume“ bezeichnet.[2] Seine Laufbahn begann er beim Zweitdivisionär AS Aix, dessen Trainer Henri Roessler ihn erstmals in der Saison 1954/55 in einem Pflichtspiel einsetzte. Trotz zweier mäßiger Jahre der Elf aus Aix-en-Provence – sie schloss beide Spielzeiten nur knapp oberhalb der Abstiegsränge ab – holte der höherklassige Olympique Lyon Cossou 1956 in die Rhône-Metropole. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit an der Seite erfahrenerer Spieler wie André Lerond, Ernest Schultz, Abdelhamid Kermali oder Robert Mouynet machte er ab der Saison 1958/59, in der ihm 16 Punktspieltreffer gelangen, landesweit auf sich aufmerksam. In dieser Spielzeit kam er – abgesehen von Spielen mit der französischen Militärnationalauswahl – auch zu seinen ersten internationalen Einsätzen, als Olympique im Messestädtepokal auf Inter Mailand traf, gegen die Italiener allerdings nach 1:1 (Tor durch Cossou) und 0:7 das Nachsehen hatte.[3] Auch in Frankreichs Division 1 kam seine Mannschaft über Plätze im oberen Tabellenmittelfeld nicht hinaus.

Deshalb nahm er im Sommer 1959 ein Angebot der AS Monaco an, bei der er keine zwölf Monate später seinen ersten Titel gewann: durch einen 4:2-Endspielsieg nach Verlängerung über die AS Saint-Étienne holten die Mannen von Trainer Lucien Leduc den französischen Pokal.[4] In der folgenden Saison 1960/61 erzielte Lucien Cossou 18 Punktspieltore, womit er – auf dem siebten Rang – erstmals unter den besten zehn Torjägern zu finden war.[5] Vor allem aber hatte er damit maßgeblich dazu beigetragen, dass die ASM 1961 auch den ersten Meistertitel ihrer Geschichte gewinnen konnte. Außerdem wurde er selbst in diesem Jahr auch zum Nationalspieler (siehe unten). Im Europapokal der Landesmeister 1961/62 kam dann allerdings schon nach zwei Spielen (zweimal 2:3 gegen die Glasgow Rangers) das Aus.

In der Spielzeit 1962/63 konnte Cossou den Erfolg von 1960/61 noch übertrumpfen, denn in einer besonders torhungrigen Sturmreihe, u.a. neben Michel Hidalgo, Théo und Yvon Douis, schoss er 28 Ligatreffer, was Rang 2 hinter Serge Masnaghetti bedeutete, und verhalf Monaco erneut zur Meisterschaft (vor Stade Reims). Im französischen Pokal erreichte die Elf wiederum das Finale; nach torlosen 120 Minuten gegen Olympique Lyon brach Cossou im Wiederholungsspiel nach knapp einer Stunde den Bann und überwand Torwart Marcel Aubour zum 1:0 (Endstand 2:0).[6] Damit war er zugleich Gewinner des erst sechsten Doublé der Fußballgeschichte Frankreichs geworden. Das folgende Jahr beendete die AS Monaco „nur“ als Vizemeister, und Cossous 21 Tore bedeuteten diesmal lediglich Platz 4 unter den Ligatorjägern. Im Europapokal allerdings schrieb der Stürmer Vereinsgeschichte, als er beim Erstrundenmatch im Stade du Ray von Nizza mit vier Treffern den AEK Athen nahezu alleine ausschaltete: ihm gelangen das 1:0, 4:0 und 5:0 in der ersten sowie das 6:0 in der zweiten Halbzeit (Endstand 7:2).[7] In der zweiten Runde beendete dann aber Hinter Mailand mit 1:0 und 3:1 – erneut wegen der geringen Zuschauerkapazität des Stade Louis II (damals nur 5.000 Plätze) nicht in Monaco, sondern im Stade Vélodrome seiner Geburtsstadt Marseille – weitergehende Pokalträume der Monegassen.[8]

1965 ging Lucien Cossou zum Zweitdivisionär Sporting Toulon und, nachdem Toulon den Aufstieg als Fünftplatzierter verpasst hatte, 1966 zum Ligakonkurrenten AS Aix. Am Saisonende setzte sich sein alter Klub in den Barrages durch, so dass der Angreifer 1967/68 wieder im fußballerischen Oberhaus Frankreichs antrat und dort erneut den Nachweis seiner Klasse erbrachte: in einer Mannschaft, die nach Saisonende als 20. und Tabellenletzter sogleich in die Division 2 zurückkehrte, hatte Cossou noch einmal 17 Tore geschossen und war damit fünftbester Ligatorschütze geworden. Es ist wahrscheinlich, aber nicht definitiv festzustellen, dass er auch die folgenden beiden Zweitligajahre noch für Aix stürmte. Von 1970 bis 1972 spielte er noch für den unterklassigen Verein ES La Ciotat. Wie der weitere Lebensweg Cossous verlaufen ist, der mehr als einmal sein Bedauern geäußert hat, nie für Olympique Marseille, den großen Klub seiner Heimatstadt, gespielt zu haben,[9] ist bisher nicht zu ermitteln.

Stationen

  • Association Sportive Aixoise (1954-1956, in D2)
  • Olympique Lyonnais (1956-1959)
  • Association Sportive de Monaco (1959-1965)
  • Sporting Club de Toulon (1965/66, in D2)
  • Association Sportive Aixoise (1966-1968 oder 1970, davon nur 1967/68 in D1)
  • Étoile Sportive La Ciotat (1970-1972)

In der Nationalmannschaft

Während seines Wehrdienstes kam Lucien Cossou in der Militärnationalmannschaft zum Einsatz, mit der er im Juli 1957 in Argentinien zusammen mit seinen späteren Stürmerkollegen aus Monaco, Douis und Théo, sogar Weltmeister wurde.[10] Zwischen Dezember 1960 und April 1964 (Ungarn) bestritt er sechs A-Länderspiele für Frankreich, in denen er vier Tore erzielte, das erste davon gleich bei seinem Debüt im WM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien. Dennoch folgte anschließend eine Unterbrechung von zweieinviertel Jahren, bevor er 1963 erneut eingesetzt wurde: beim EM-Vorrundenspiel[11] gegen England steuerte er sogar zwei Treffer zum in Frankreichs Presse bereits als „Wiedergeburt des gallischen Hahns“ gefeierten 5:2-Sieg bei.[12] Anschließend lief er auch in zwei Freundschaftsbegegnungen gegen die Niederlande und Brasilien sowie, im EM-Achtelfinale, erneut gegen Bulgarien für die Équipe tricolore auf. Im folgenden EM-Viertelfinale gegen Ungarn gelang ihm wieder ein Tor, aber Frankreich unterlag den Magyaren im Stade Olympique Yves-du-Manoir von Colombes mit 1:3 und verpasste dadurch das Endrundenturnier dieses Wettbewerbs. Danach wurde Cossou von Nationaltrainer Henri Guérin – mit dem er in seiner ersten Profisaison bei der AS Aix noch in einer Mannschaft gestanden hatte – nicht wieder berücksichtigt.[13]

Palmarès

  • Französischer Meister: 1961, 1963 (und Vizemeister 1964)
  • Französischer Pokalsieger: 1960, 1963
  • Doublé: 1963
  • 6 A-Länderspiele (4 Treffer) für Frankreich
  • 285 Spiele und 149 Tore in der Division 1, davon 91/35 für Lyon, 161/97 für Monaco, 33/17 für Aix[14]
  • 5 Spiele und 5 Tore in Europapokalwettbewerben, davon 2/1 für Lyon, 3/4 für Monaco
  • Militärweltmeister: 1957

Literatur

  • Denis Chaumier: Les Bleus. Tous les joueurs de l'équipe de France de 1904 à nos jours. Larousse, o.O. 2004 ISBN 2-03-505420-6
  • Jean Cornu: Les grandes équipes françaises de football. Famot, Genève 1978
  • L'Équipe/Gérard Ejnès: La belle histoire. L'équipe de France de football. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2004 ISBN 2-9519605-3-0
  • L'Équipe/Gérard Ejnès: 50 ans de Coupes d'Europe. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2005 ISBN 2-9519605-9-X
  • L'Équipe/Gérard Ejnès: Coupe de France. La folle épopée. L'Équipe, Issy-les-Moulineaux 2007 ISBN 978-2-915535-62-4
  • Jean-Philippe Rethacker/Jacques Thibert: La fabuleuse histoire du football. Minerva, Genève 1996, 20032 ISBN 978-2-8307-0661-1

Anmerkungen

  1. Chaumier, S. 79
  2. Cornu, S. 135; Chaumier, S. 79
  3. L'Équipe/Ejnès, 50 ans, S. 251
  4. L'Équipe/Ejnès, Coupe, S. 376
  5. diese wie alle anderen Angaben zur Ligatorschützenliste aus Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2007. Vecchi, Paris 2006 ISBN 2-7328-6842-6, S. 158-169
  6. Cornu, S. 136; L'Équipe/Ejnès, Coupe, S. 379; Rethacker/Thibert, S. 349f.
  7. Ein Mannschaftsfoto der AS Monaco nach diesem Sieg findet sich in Klaus Leger: So wie einst Real Madrid. Die Geschichte des Europapokals 1955-1964. AGON, Kassel o.J. [2003] ISBN 3-89784-211-4, S. 109
  8. L'Équipe/Ejnès, 50 ans, S. 275 und 282; Grund des Ausweichens bei Heimspielen nach Rethacker/Thibert, S. 368
  9. Chaumier, S. 79
  10. Rethacker/Thibert, S. 275
  11. Vorrunde, Achtel- und Viertelfinale der EM 1964 werden heute als Qualifikation für das Endrundenturnier gezählt.
  12. Rethacker/Thibert, S. 354; L'Équipe/Ejnès, Belle histoire, S. 110 – dort findet sich auch ein Foto seines zweiten Treffers, einer Volleyabnahme
  13. L'Équipe/Ejnès, Belle histoire, S. 321-324
  14. nach Stéphane Boisson/Raoul Vian: Il était une fois le Championnat de France de Football. Tous les joueurs de la première division de 1948/49 à 2003/04. Neofoot, Saint-Thibault o.J.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lucien Cossou — est un ancien joueur de football professionnel, né le 29 janvier 1936 à Marseille. Il évoluait au poste d attaquant ou milieu offensif. Il a été sélectionné six fois en équipe de France. Sommaire 1 Carrière 1.1 En club 1.2 En équipe nationale …   Wikipédia en Français

  • Lucien Cossou — Football manager infobox| playername= Lucien Cossou fullname = Lucien Cossou nickname = dateofbirth = birth date and age|1936|1|29 cityofbirth = Marseille countryofbirth = France currentclub = position = Midfielder youthyears = youthclubs = years …   Wikipedia

  • Cossou — Lucien Cossou (* 29. Januar 1936 in Marseille) ist ein ehemaliger französischer Fußballspieler. Mit seinen 149 Treffern in Frankreichs höchster Liga steht er bis heute (2008) unter allen Stürmern seit 1932 auf dem 20. Rang der Torschützenliste im …   Deutsch Wikipedia

  • Lucien Leduc — (* 30. Dezember 1918 in Le Portel, Département Pas de Calais; † 17. Juli 2004 in Annecy) war ein französischer Fußballspieler und trainer. Er ist in beiden Funktionen sowohl französischer Meister (insgesamt fünf Titel) als auch Pokalsieger (drei… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe de France 1962/63 — Der Wettbewerb um die Coupe de France in der Saison 1962/63 war die 46. Ausspielung des französischen Fußballpokals für Männermannschaften. In diesem Jahr meldeten 1.209 Vereine. Nach Abschluss der von den regionalen Untergliederungen des… …   Deutsch Wikipedia

  • Coupe De France De Football 1962-1963 — Sommaire 1 Huitièmes de finale 2 Quarts de finale 3 Demi finale 4 Première Finale …   Wikipédia en Français

  • Coupe de France de football 1962-1963 — La 46e édition de la Coupe de France de football a vu la victoire finale de l AS Monaco. C est la deuxième Coupe de France remportée par le club monégasque. Sommaire 1 Trente deuxièmes de finale 2 Seizièmes de finale 3 Huitièmes de finale …   Wikipédia en Français

  • Coupe de france de football 1962-1963 — Sommaire 1 Huitièmes de finale 2 Quarts de finale 3 Demi finale 4 Première Finale …   Wikipédia en Français

  • Liste des footballeurs internationaux français — La liste des footballeurs internationaux français comprend tous les joueurs de football ayant joué en équipe de France A de football. Sommaire 1 Liste des joueurs 2 Notes et références 3 Sources …   Wikipédia en Français

  • 1963 Coupe de France Final — The Coupe de France Final 1963 was a football match held at Parc des Princes, Paris on May 12, 1963 and May 23, 1963 that saw AS Monaco FC defeat Olympique Lyonnais. Contents 1 Match details 1.1 First match 1.2 Replay …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”