Lucie Mannheim

Lucie Mannheim

Lucie Mannheim (* 30. April 1899 in Köpenick; † 18. Juli 1976 in Braunlage) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie gab 1916 ihr Debüt am Königsberger Schauspielhaus und spielte von 1918 bis 1922 an der Volksbühne Berlin. Danach arbeitete sie bis 1933 am Preußischen Staatstheater, wo sie in zahlreichen Inszenierungen ihres Mannes, des Regisseurs Jürgen Fehling, auftrat. Sie spielte u. a. die Hannele in Gerhart Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt, das Käthchen in Kleists Das Käthchen von Heilbronn und die Julia in Romeo und Julia (Shakespeare). Sie spielte unter Fehling auch in Alt-Berliner Gesangspossen. Seit 1918 trat Lucie Mannheim auch im Stummfilm auf. Ihren ersten Einsatz hatte sie in dem Streifen Zwischen zwei Welten (Regie: Adolf Gärtner). 1923 war sie zu sehen in G. W. Pabsts erstem Film Der Schatz als Glockengießertochter und in F. W. Murnaus verschollenem Bauerndrama Die Austreibung. Der Tonfilm Madame wünscht keine Kinder (1933 ) war ihr letzter Film in Deutschland bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Lucie Mannheim war jüdischer Herkunft und begab sich deshalb 1933 nach Großbritannien ins Exil. Sie spielte in London Theater und arbeitete beim deutschen Programm der BBC mit. Zunächst hatte sie einen Auftritt in Alfred Hitchcocks Streifen Die 39 Stufen von 1935. Während des Krieges sprach sie oft im Rundfunk und appellierte an die Soldaten, den Krieg aufzugeben. Sie sang eine als „Anti-Hitler-Version“ bekannte Persiflage auf Lale Andersens Lili Marleen[1]. Auch einen Propagandafilm The True Story of Lilli Marlene drehte sie im englischen Exil. Nach 1949 gab sie Gastspiele in Deutschland. 1953 kehrte sie nach Deutschland zurück und nahm ihre schauspielerische Arbeit wieder auf. Hier sind die 1958 gedrehten Streifen Gestehen Sie, Dr. Corda! und Der Eiserne Gustav sowie Der letzte Zeuge an der Seite von Martin Held und Hanns Lothar zu erwähnen.

Ab 1964 war sie lediglich noch in einigen Fernsehspielen zu sehen. Darunter waren die Fernsehproduktionen Gerechtigkeit in Worowogorsk (1964), Der Trojanische Krieg findet nicht statt (1964) und General Frédéric (1964). Ihre letzte Rolle hatte sie in dem Fernsehspiel Cher Antoine oder Die verfehlte Liebe (1970). Lucie Mannheim erhielt 1967 das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Seit 1941 war sie mit dem englischen Schauspieler Marius Goring verheiratet.

Text der Lili-Marleen-Persiflage

Diese Lilli-Marleen-Version eines unbekannten Texters stellte eine der propagandistischen Fassungen für die heimlichen BBC-Hörer in Deutschland dar und wurde meist mit anschließenden Aufforderungen zur Aufgabe während des Krieges gesendet.

Ich muss heut' an Dich schreiben, mir ist das Herz so schwer.
Ich muss zuhause bleiben, und lieb' Dich doch so sehr.
Dass Du tust nur Deine Pflicht, doch trösten kann mich das ja nicht.
Ich wart' an der Laterne. Deine Lili Marleen
Was ich still hier leide, weiß nur der Mond und ich.
Einst schien er auf uns beide, nun scheint er nur auf mich.
Mein Herz tut mir so bitter weh, wenn ich an der Laterne steh'
Mit meinem eig'nen Schatten. Deine Lili Marleen
Vielleicht fällst Du in Russland, vielleicht in Afrika.
Doch irgendwo, da fällst Du, so will’s Dein Führer ja!
Und wenn wir doch uns wiederseh'n, oh möge die Laterne steh'n
In einem andern Deutschland. Deine Lili Marleen
Der Führer ist ein Schinder, das seh'n wir hier genau,
Zu Waisen macht er Kinder, zur Witwe jede Frau.
Und wer an allem schuld ist, den – will ich an der Laterne seh'n.
Hängt ihn an die Laterne! Deine Lili Marleen

Filme (Auswahl)

  • 1918: Zwischen zwei Welten
  • 1920: Jungmädchenstreiche
  • 1923: Der Puppenmacher von Kiang-Ning
  • 1923: Der Schatz
  • 1923: Die Austreibung
  • 1923: Der steinerne Reiter
  • 1923: Die Prinzessin Suwarin
  • 1929: Atlantik (über den Untergang der Titanic)
  • 1931: Danton
  • 1933: Madame wünscht keine Kinder
  • 1935: Die 39 Stufen (Regie: Alfred Hitchcock)
  • 1936: The High Command
  • 1936: East Meets West
  • 1943: The True Story of Lilli Marlene
  • 1943: Yellow Canary
  • 1944: Hotel Reserve
  • 1952: So Little Time
  • 1952: Nachts auf den Straßen
  • 1952: Der Mann, der sich selbst nicht kannte
  • 1953: The Man Who Watched the Trains Go By
  • 1953: Ich und Du
  • 1954: Die Stadt ist voller Geheimnisse
  • 1955: Du darfst nicht länger schweigen
  • 1957: Frauenarzt Dr. Bertram
  • 1958: Gestehen Sie, Dr. Corda!
  • 1958: Ihr 106. Geburtstag
  • 1958: Der eiserne Gustav
  • 1959: Arzt aus Leidenschaft
  • 1960: Der letzte Zeuge
  • 1965: Bunny Lake ist verschwunden

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.emserchronik.at/Einzelansicht.44+M549a099f5a9.0.html

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