Lubliner Komitee

Lubliner Komitee
In Polen häufig verwendetes Bild vom Aushang des PKWN-Manifests

Das Lubliner Komitee, eigentlich Polnisches Komitee der Nationalen Befreiung (polnisch: Polski Komitet Wyzwolenia Narodowego, kurz PKWN), war eine gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion gestützte / abhängige kommunistische provisorische Regierung Polens.

Im Juli 1944 war in Moskau das kommunistische „Polnische Komitee der nationalen Befreiung“ aus dem "Krajowa Rada Narodowa" (Nationalen Rat) mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, in Polen formell die Macht zu ergreifen, sobald die Rote Armee die Curzon-Linie überschreiten würde. Dies geschah in Lublin am 22. Juli 1944 (daher auch der Name Lubliner Komitee). An seiner Spitze stand der Altkommunist Bolesław Bierut (Generalsekretär der PPR).

Inhaltsverzeichnis

Das Lubliner Komitee als Provisorische Regierung

Manifest des „Polnischen Komitees der nationalen Befreiung“

Als 1944 die deutsche Besatzung der Stadt Lublin von sowjetischen Truppen beendet werden konnte, wurde diese zur ersten polnischen Hauptstadt der Nachkriegszeit ausgerufen. Sich selbst erklärte das Lubliner Komitee am 21. Juli 1944 zur provisorischen Regierung. Von den Alliierten erkannte allein Stalins Regierung das Komitee unter Übergehung der Polnischen Exilregierung in London als neue provisorische Regierung Polens an. Die Exilregierung hatte sich bei der Sowjetunion mindestens durch ihre Anklage des Massakers von Katyn unbeliebt gemacht.

Die auf alliierten Druck stattfindenden Verhandlungen zwischen „Londoner“ und „Lubliner“ Regierung führten zu keiner Einigung. De facto konnte sich das Lubliner Komitee in Polen auf die Strukturen der Sowjetarmee stützen.

Am 1. Januar 1945 proklamierte sich das Lubliner Komitee zur provisorischen Regierung und bezog am 18. Januar in die Ruinen des befreiten Warschau seinen Sitz. Nachdem im Frühjahr 1945 die Rote Armee die deutsche Armee in ganz Polen besiegt hatte wurden 14 wichtige Führungspersonen der Heimatarmee (Armia Krajowa, AK) nach Moskau verschleppt und dort zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und teilweise ermordet. Damit war der Hauptwiderstand gegen die die „Sowjetisierung“ der polnischen Gesellschaft gebrochen.

Gegen diese erkennbare Zielsetzung bildete sich bereits Ende 1944 eine bewaffnete Widerstandsbewegung aus Teilen der Heimatarmee, die weiter die Exilregierung in London unterstützten. In den Wäldern Ostpolens stellte diese Widerstandsbewegung gegen die Provisorische Regierung und die Sowjetarmee anfangs eine ernstzunehmende Streitmacht dar. In den Jahren nach Kriegsende umfassten die Partisanen schätzungsweise bis zu 100.000 Mitglieder. Ihre Aktionen blieben letztlich ergebnislos und nahmen ab dem Ende der 1940er Jahre ab, da die Rote Armee, der NKWD und die sich bildenden Organe des kommunistisch-polnischen Staates massiv militärisch und juristisch gegen sie vorgingen.

Mitglieder des PKWN

  • Edward Osóbka-Morawski (RPPS; sozialistische Partei), Vorsitzender, für Außenpolitik und Landwirtschaft zuständig. In der darauf folgenden Provisorischen Regierung Ministerpräsident, 1944–1947.
  • Wanda Wasilewska (PPR; kommunistische Partei und Bund der Polnischen Patrioten in der UdSSR, ZPP), Stellvertreterin, niemals nach Polen zurückgekehrt.
  • Andrzej Witos (SL)
  • Stanisław Kotek-Agroszewski (SL "Wola Ludu", SL-nah
  • Stanisław Radkiewicz (PPR)
  • Jan Stefan Haneman (RPPS)
  • Stefan Jędrychowski (PPR)
  • Jan Michał Grubecki (SL)
  • Wincenty Rzymowski (SD - Demokratische Partei), vorübergehend Außenminister
  • Michał Żymierski (PPR)
  • Emil Sommerstein (parteilos)
  • Stanisław Skrzeszewski (PPR)
  • Bolesław Drobner (PPS)
  • Jan Czechowski (SL "Wola Ludu")

Siehe auch

  • Rząd Tymczasowy Rzeczypospolitej Polskiej (RTRP) - 1945 (Provisorische Regierung, Moskauabhängig)
  • Tymczasowy Rząd Jedności Narodowej (TRJN) - 1945/47 (Regierung der nationalen Einheit)

Literatur

Weblinks


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