Louise Marie Thérèse de Bourbon-Artois

Louise Marie Thérèse de Bourbon-Artois
Familienwappen

Prinzessin Louise Marie Therese von Frankreich aus dem Hause Bourbon (* 21. September 1819 in Paris; † 1. Februar 1864 in Venedig) war für ihren unmündigen Sohn, Herzog Robert I., Regentin des Herzogtums Parma, Piacenza und Guastalla.

Leben

Louise Therese war die einzige Tochter von Charles Ferdinand de Bourbon, Herzog von Berry (1778−1820) und seiner Gattin Prinzessin Maria Karolina von Neapel-Sizilien (1798−1870), Tochter des König Franz I. und seiner ersten Gattin Erzherzogin Maria Klementine von Österreich. Im Februar 1820 wurde ihr Vater angesichts Hunderter Augenzeugen auf den Treppen der damaligen Pariser Oper (Salle Montansier, rue de la Loi, heute square Louvois) von dem ehemaligen königlichen Sattler und Bourbonenhasser, Louis-Pierre Louvel, tödlich verwundet. Acht Monate nach der Ermordung ihres Vaters gebar ihre Mutter, Maria Karolina, Henri-Charles (1820−1883).

Die Revolution im Juli 1830 bereitet der Idylle ein Ende. Marie Caroline flüchtet mit der königlichen Familie und ihren beiden Kindern nach Schottland. 1832 unternimmt sie einen kühnen Feldzug nach Paris, um die Krone für ihren Sohn wiederzugewinnen. Das Unternehmen misslingt und die Fürstin wird verhaftet, in Blaye bei Bordeaux. 1833 fand sie mit ihrem zweiten Gatten Graf Ettore Lucchesi Palli, Herzog von Grazia, in Österreich Aufnahme. Ihrem ehemaligen Schwiegervater, Karl X., war dies ein Dorn im Auge, und er verweigerte ihr die Herausgabe der Kinder, Louise Marie Therese und Henri-Charles. Statt dessen nahm deren kinderlosen Tante, die Herzogin Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, die Erziehung der Kinder in die Hand.

Am 10. November 1845 heiratete Louise Marie Therese auf Schloss Frohsdorf in Österreich den späteren Herzog Karl III. (1823−1854), Sohn des letzten spanischen Bourbonen, Herzog Karl II. Ludwig von Parma und seiner Gattin Prinzessin Maria Therese von Sardinien. Nach der Heirat lebten sie in London. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

∞ 1869 Prinzessin Maria Pia von Neapel-Sizilien (1849−1882)
∞ 1884 Infantin Maria Antonia von Portugal (1862−1959)
∞ 1873 Prinzessin Maria Luisa von Neapel-Sizilien aus dem Haus Bourbon
∞ 1876 Infantin Adelgunde von Portugal aus dem Haus Braganza

Am 14. März 1849 hatte Herzog Karl II. Ludwig zu gunsten seines Sohns Karl III. die Regierung niedergelegt, der im August 1849 dieselbe antrat und sofort die schärfste Reaktion begann. Alle Teilnehmer am Aufstand wurden bestraft. Die Aufständischen wurden nach einem kurzen Verfahren hingerichtet, andere ausgepeitscht. Das Land erhielt darauf eine strenge Polizei und eine österreichische Besatzung. Die Citadelle von Parma ward zur Festung umgewandelt. Fünf Jahre später wurde Herzog Karl von einem Meuchelmörder so gefährlich verwundet, dass er tags darauf starb, worauf sein älterer Sohn, Robert I., als Herzog proklamiert wurde. Da er noch minderjährig war, übernahm Louise Marie Therese, Schwester des Grafen Chambord, die Regierung. Im Frühjahr 1857 verließen die Österreicher das Herzogtum, nur Piacenza blieb vertragsmäßig von ihnen besetzt. Beim Ausbruch der italienischen Bewegung von 1859 forderte das Volk in Parma sofort Anschluss an Sardinien. Als am 30. April selbst die Offiziere der Truppen Parmas die Regentin ersuchten, offen gemeinschaftliche Sache mit Viktor Emanuel zu machen, verließ dieselbe, um ihre Neutralität bewahren zu können, mit ihrem Sohn das Land und begab sich nach Mantua. Kaum war sie abgereist, als sich der größte Teil der Truppen und fast die gesamte Bevölkerung für die unmittelbar Vereinigung mit Sardinien erklärten. Nur ein kleiner Teil des parmesanischen Truppenkorps war für die Aufrechterhaltung der Selbständigkeit und rief am 4. Mai die Herzogin zurück. Dieselbe leistete der Aufforderung sofort Folge und ließ die Nationalgarde entwaffnen, suchte aber im übrigen ihre Neutralität streng zu wahren. Ein Teil des Herzogtums empörte sich jedoch und wurde im Namen Viktor Emanuel II. vom General Ribotti besetzt. Am 27. Mai flüchteten die Kinder der Herzogin nach der Schweiz, und als die Österreicher nach der Schlacht bei Magenta Anstalt trafen, Piacenza zu räumen, entband jene 9. Juni ihre Truppen des Eides der Treue und reiste noch an demselben Tag nach der Schweiz ab. Die bereits 8. Juni in der Stadt P. konstruierte revolutionäre Behörde wählte hierauf eine provisorische Regierung von drei Mitgliedern, und diese ersuchte nun Viktor Emanuel, die Regierung des Herzogtums zu übernehmen. Bereits 16. Juni kam der von der sardinischen Regierung ernannte Gouverneur an. Die allgemeine Volksabstimmung in Parma über die Vereinigung mit Sardinien ergab. Durch ein Dekret vom 18. März 1860 erfolgte hierauf die Einverleibung Parmas in das neue Königreich Italien.


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