Louis Lucien Lepoix

Louis Lucien Lepoix

Louis Lucien Lepoix (* 4. Februar 1918 in Giromagny in Frankreich; † 6. November 1998 in Baden-Baden) war ein französischer Industriedesigner.

Leben und Werk

Louis Lucien Lepoix, das erste von vier Kindern eines Kfz-Meisters, studierte Zeichnen, Gestalten, plastische Darstellung und Architektur in Lyon und Paris. Außerdem absolvierte er ein Ingenieur-Studium. Während des Zweiten Weltkrieges kam er zu Dornier und anschließend zu ZF Friedrichshafen. Dessen technischer Leiter, Dr. Albert Meier, hatte einen Kleinwagen konstruiert, aus dem später der Champion wurde. Lepoix entwarf eine Karosserie, die allerdings viel zu schwer für das Fahrgestell war.

1947 gründete Lepoix sein Designstudio, das später unter dem Namen FTI Design (kurz für: Form Technik International) bekannt wurde. In der Folgezeit wurde er für zahlreiche namhafte (insbesondere deutsche) Industrieunternehmen tätig und gestaltete deren Produkte.

Zunächst beschäftigte sich Lepoix hauptsächlich mit Zweirädern, so z. B. mit Motorrollern von Bastert, FAKA, Horex, Maico, Puch und Walba sowie 1947 mit dem Motorrad „R 12-750-ccm“ von BMW. Letzteres erregte damals großes Aufsehen in der Öffentlichkeit wegen seiner futuristischen Formen. Von einem Zeitgenossen ist beispielsweise überliefert, er habe beim Anblick des herannahenden Gefährts gedacht, „der kommt vom Mond“.

1948 entwarf Lepoix einen Sportwagen für Simca. Zwar blieb der gebaute Prototyp ein Einzelstück, aber er gefiel dem damaligen Direktor des renommierten Sportwagenbauers Bugatti im elsässischen Molsheim, Pierre Marco, so gut, dass er Lepoix mit der Gestaltung des neuen Bugatti-Modells „Type 101“ beauftragte. Nach Design-Entwürfen von Lepoix baute Drauz 1951 den ersten selbsttragenden Omnibus Deutschlands, noch vor Setra.

Eine besondere Vorliebe schien Lepoix für Lastkraftwagenfahrerhäuser gehabt zu haben. 1951 und 1955 fertigte er entsprechende Entwürfe für Magirus-Deutz − mit rundlichen Formen, wie es dem Stil der Zeit entsprach. Der Entwurf eines Frontlenkers von 1955 blieb zwar nur ein Prototyp, zeigte aber schon wesentliche Züge der 1957 von Magirus-Deutz serienmäßig auf den Markt gebrachten Frontlenker.

1959 bis 1961 arbeitete Lepoix für Henschel und schuf dort eine ganz neue, kantige Optik für Hauber und dazu passende Frontlenker. Sein Entwurf ermöglichte es, 70 Prozent der Pressteile des Karosserie-Grundtyps auch für alle weiteren Modelle zu verwenden und erhielt die Auszeichnung „if – Gute Industrieform“ der Deutschen Messe, Hannover.

1963 entwarf der Franzose die Kabine der mittelschweren bis schweren Frontlenker für Magirus-Deutz und blieb dabei dem von ihm etablierten kubisch-kantigen Stil treu. Das gilt auch für das neue Aussehen, das er ab 1966 den Nutzfahrzeugen von Büssing verpasste. Zentral war der Entwurf des Modells „BS 16“, der die Form für die einheitliche Gestaltung aller weiteren Büssing-Modelle vorgab. Lepoix war auch für Hanomag tätig und entwarf die kantig-schlichten Formen der leichten Hanomag F-Reihe, die ab 1967 verkauft wurde, und die eines dazu passenden mittelschweren Frontlenker-Lkw, der allerdings später innerhalb des Rheinstahl-Konzerns, zu dem Hanomag gehörte, „verschoben“ und 1969 unter dem Namen Henschel auf den Markt gebracht wurde, weil Rheinstahl 1965 auch Henschel übernommen hatte. 1969 wurden Hanomag und Henschel zu Hanomag-Henschel vereinigt, so dass die von Lepoix zunächst für jeden der beiden Hersteller getrennt gestalteten Fahrzeuge dann unter einem Dach und unter einem Markennamen auf dem Markt waren.

Steyr Lkw mit Lepoix-Design

Darüber hinaus war „L. L. L.“ auch tätig für die Lkw-Hersteller:

  • Steyr aus Österreich zwischen 1963 und 1988
  • Saurer aus der Schweiz Anfang der 1970er Jahre
  • Pegaso aus Spanien
  • Star aus Polen
  • Saviem aus Frankreich
  • Berliet aus Frankreich
  • Kaelble aus Deutschland und
  • DAF aus den Niederlanden.

Ein Lkw-Entwurf für den französischen Hersteller Berliet (Modell „TR 300“) wurde mit Auszeichnungen geradezu überhäuft. Durch seinen Einfluss auf das Design von Lkw insbesondere in den 1960er Jahren prägte Lepoix das Straßenbild in Europa entscheidend mit. Auch andere Hersteller, für die er nicht tätig war, konnten sich dem Trend zu kubischen Kabinenformen nicht entziehen und stellten ebenfalls ähnliche Designs vor, z. B. Mercedes-Benz (vgl. Bild).

1962: Hanomag „Perfekt“
1964: Hanomag „Brillant“

Außerdem gestaltete Louis Lucien Lepoix im Laufe seines Lebens folgende

briquet BIC J5
BIC J26

Auch das Innenraumdesign des Überschall-Verkehrsflugzeugs Concorde stammt von Lepoix.

1952 siedelte sich Lepoix in Baden-Baden an. Von 1969 bis 1973 war er Präsident der französischen Industriedesigner-Vereinigung. Seine Wahl-Heimatstadt Baden-Baden ehrte sein Lebenswerk 1997 mit einer Ausstellung mit dem Titel „50 Jahre technische Ästhetik“. 1998 starb der inzwischen zum Stardesigner avancierte Franzose. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er etwa 3.000 Produkten ihre Form gegeben, darunter rund 300 Fahrzeugen.

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