Lotte Ingrisch

Lotte Ingrisch

Lotte Ingrisch, geb. Charlotte Gruber (* 20. Juli 1930 in Wien), Tochter von Emma und Karl Gruber, ist eine österreichische Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lotte Ingrisch war von 1949 bis 1965 mit dem Philosophen Hugo Ingrisch verheiratet, seit 1966 Ehefrau des 1996 verstorbenen österreichischen Komponisten Gottfried von Einem, für den sie auch etliche Libretti und Liedertexte schrieb. Am bekanntesten ist wohl die gnostische Mysterienoper „Jesu Hochzeit“, deren Uraufführung 1980 im Theater an der Wien zu einem Theaterskandal wegen angeblicher Blasphemie führte und ihr eine Briefbombe des notorischen Attentäters Franz Fuchs, allerdings an eine alte Adresse, bescherte.

Lotte Ingrisch veröffentlichte in ihrer frühen Schaffensperiode (1950er und 1960er Jahre) zunächst unter dem Pseudonym Tessa Tüvari humoristische, dann unter eigenem Namen psychologische Romane. Ab Mitte der Sechzigerjahre schrieb sie Komödien, Zauberpossen, Science Fiction, Hörspiele, Fernsehspiele, Libretti und Sachbücher.

Seit 1970 beschäftigt sie sich, auch in ihren Büchern, mit Bewußtseins-, Sterbe- und Jenseits-Forschung, Tierrecht, Sozialutopien und einer rechtshemisphärischen Reform-Pädagogik. Daneben schrieb sie, außer Beiträgen zur Transzendenz, zwei Kriminalromane. Sie lebte zu dieser Zeit mit ihrem Gatten Gottfried von Einem hauptsächlich im Waldviertel, vor allem in Rindlberg (Ort der Gemeinde von Bad Großpertholz), Oberdürrnbach (Gemeinde Maissau) und zuletzt Weikertschlag an der Thaya. Zu diesen wegen ihrer Störzonen geomantisch interessanten Orten nimmt sie in ihren Büchern immer wieder Bezug. Nach dem Tod ihres Mannes schenkte sie ihr Haus in Oberdürnbach als Gottfried von Einem-Museum der Gemeinde Maissau, die dort alljährlich Konzerte veranstaltet.

1990 übereignete Lotte Ingrisch ihren bis dato vorliegenden literarischen Vorlass dem Österreichischen Literaturarchiv. 1993 gründete sie die „Schule der Unsterblichkeit“, um den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen und engagierte sich für ein selbstbestimmtes Sterben in Würde. Ingrisch ist Vizepräsidentin der Gottfried von Einem Musik-Privatstiftung und gründete 2010 die Internationale Gottfried von Einem-Gesellschaft, die sie zu ihrer Universalerbin machte und deren Präsident der Komponist und Dirigent Heinz Karl (Nali) Gruber ist. Durch ihre Ehe mit Gottfried von Einem ist sie die Stiefmutter des österreichischen Innen-, Wissenschafts- und Verkehrsministers a.D. Caspar Einem.

Werke

Prosawerke

  • Verliebter September (1958)
  • Das Engelfernrohr (1960)
  • Fest der hungrigen Geister (1961)
  • Amour noir (fertiggestellt 1960, verlegt erst 1985)
  • Salzburg für jedermann (1978)
  • Reiseführer ins Jenseits (1983)
  • Bauerngärten. Das nützliche Paradies (1984)
  • Schmetterlingsschule oder Die Veränderung der Welt im Kopf (1986)
  • Die Kapelle der Gefahren (1988)
  • Donnerstagebuch (1988) – ein esoterischer Briefwechsel mit dem verstorbenen Jörg Mauthe[1])
  • Auf den Flügeln des Gesanges. Musikalische Novellen und Erzählungen aus zwei Jahrhunderten (1988) – Coautor Gottfried von Einem
  • Die Pestsäule (1989)
  • Nächtebuch (1989)
  • Herr Jacopo reitet (1990)
  • Feenschrei – Ein Wegweiser in die Elbenwelt (1991)
  • Der Engel des Alters oder Methusalem im Wunderland (1993)
  • Die schöne Mörderin (1994)
  • Das Lotte Ingrisch-Lesebuch (1995)
  • Das Leben beginnt mit dem Tod (1996)
  • Ratte und Bärenfräulein. Die Jenseitsreise des Gottfried von Einem (1997)
  • Mich hetzen Klänge – Die Componierzettelchen des Gottfried von Einem (1999) – herausgegeben von Lotte Ingrisch
  • Unsterblichkeit. Protokolle aus dem Jenseits. Eine Dokumentation der Hoffnung (2000)
  • Rindlberg (2000)
  • Schmetterlingsschule oder Die Veränderung der Welt im Kopf (2000)
  • Die Kelten erwachen (CD)(2000)
  • Reiseführer ins Jenseits (Buch und CD)(2000, 2011)
  • Unsterblichkeit. Protokolle aus dem Jenseits (2000)
  • Die schöne Mörderin (2001)
  • Die ganze Welt ist Spaß. Ein Leben in Anekdoten (2002, 2012)
  • Das Fest der hungrigen Geister
  • Die ganze Welt ist Spaß! Ein Leben in Anekdoten von Lotte Ingrisch und Gottfried von Einem (2002)
  • Der Himmel ist lustig. Jenseitskunde oder Keine Angst vorm Sterben (2003)
  • Physik des Jenseits (2004)
  • Der Geister-Knigge (2006)
  • Die neue Schmetterlingsschule oder die Rückkehr der Seele in den Unterricht (2006)
  • Eine Reise in das Zwielichtland (2007)
  • Die schöne Kunst des Sterbens (2008)
  • Die Erde - unterirdisch, überirdisch, außerirdisch (2010)
  • Die doppelte Lotte (2011)

Hörspiele:

  • Alle Vöglein, alle
  • Clementis wilde Jagd oder Ich bin ein phallisches Mädchen, Musik von Gottfried von Einem
  • Nachtmeerfahrt, Musik Heinz Karl Gruber
  • Mord im Internat
  • Höchste Zeit, dass die Delphine kommen
  • Eine leidenschaftliche Verwechslung
  • Ein Abend zu dritt, Musik von Gottfried von Einem
  • Der Bräutigam
  • Der Unstern
  • Harlekins Himmelfahrt
  • Solo

Fernsehspiele:

  • Wiener Totentanz (1969)
  • Plejade (1970)
  • Der Schneemann brennt (1971)
  • Der Hutmacher (1972)
  • Teerosen, Musik von Gottfried von Einem (1977)
  • Schlange sucht passendes Paradies (1977)
  • Fairy (1977)
  • Abendlicht oder die Liebe im Alter (1977)

Theaterstücke:

  • Salzpuppen (1963)
  • Vanillikipferln (1964)
  • Mörderballett, später Schwarze Damen Zeit (1964)
  • Letzte Rose (1964)
  • Donau so blau (1965)
  • Ein Abend zu dritt (1965)
  • Die Witwe (1965)
  • Wastopol (1967)
  • Die Wirklichkeit und was man dagegen tut (1968)
  • Glückliches Leben (1968)
  • Affe des Engels (1969)
  • Wiener Totentanz
  • Firmung des Einhorns (1971)
  • Kybernetische Hochzeit
  • Damenbekanntschaften (1973) – unter diesem Titel wurden im S. Fischer Verlag die vier auch aus dem österreichischen Fernsehen schon bekannten Einakter
    • Ein Abend zu dritt
    • Die Heiratsschwindlerin, Posse mit Musik (1973)
    • Vanillikipferln

als Taschenbuch verlegt

  • Die Heiratsschwindlerin (1973)
  • Das träumende Licht – Einakter
  • Der rote Bräutigam (1974)
  • Der Schacht zum Hades (1975) – Teil der Tetralogie zusammen mit „Wiener Totentanz“, „Die Witwe“ und „Letzte Rose“
  • Geisterstunde (1976)
  • Kabale und Liebe (1976) – Textbearbeitung als Libretto für Gottfried von Einem
  • Die Fünfte Jahreszeit (1978)
  • Herr Floridus (1978)Auch: Herzreise oder Die Zeit der Zeit ist vorbei (1981)
  • Jesu Hochzeit (1980) – Libretto für Gottfried von Einem
  • Prinz Chocolat – Libretto für Gottfried von Einem
  • Lambert Veigerl macht sein Testament (1980)
  • Mysterienkomodie ( 1978)
  • Tulifant (1990) – Libretto für Gottfried von Einem
  • Wiener Totentanz, früher: Südamerika (1990)
  • Überlaßt den Elementen Euch mit Ihren Geistern (1991)
  • Paracelsusspiel, Musik von Gottfried von Einem (1991)
  • Anubis weint (1992)
  • Der Zimmerherr (1995)
  • Das träumende Licht, Melodram (1995)
  • Der Liebestod, auch: Der Zimmerherr (1995)
  • Luzifers Lächeln (1998) – letztes Libretto für Gottfried von Einem, erst nach dessen Tod uraufgeführt am 4. Februar 1998

Liedtexte:

  • Liderliche Lieder zur Gitarre (1982) – Liedertexte für Gottfried von Einem
  • Waldviertler Lieder (1984)
  • Prinzessin Traurigkeit oder Ein Känguruh im Schnee (1992) – Liedertexte für Gottfried von Einem
  • Alchemistenspiegel (1990) – Liedertexte für Gottfried von Einem
  • Vier Tierlieder (1996) – Liedertexte für Gottfried von Einem

Ungespielt, unproduziert:

  • Das Schloß der Eurydike (1965)
  • Der Alchimist (1965)
  • Die Sieger sind impotent (1965)
  • Kater Murr, Musik von Gottfried von Einem, vom NDR als pornographisches Hörspiel bestellt und eben deshalb nie produziert (1968, der Auftrag erfolgte in Weinlaune)
  • Ballett Rheumatic (1969)
  • Till Euelenspiegel (1970)
  • Die Mondhexe, von der BBC beauftragtes sechsteiliges SF-Serial (1971)
  • Blue Box, auch: Spielzeit (1972)
  • Comeback (1976)
  • Mirjam und der lord (1976)
  • Tanz am Strand (1982)
  • Darwins Engel, Evolutionskomödie (2009)

Auszeichnungen

Literatur

  • Alfred Honkisz: Die Aufarbeitung des Vorlasses von Lotte Ingrisch am Österreichischen Literaturarchiv (17. Jänner 2002). In: Sichtungen online (19. Juli 2006).

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Jörg Mauthes Sohn versuchte die Weiterführung dieses Werkes gerichtlich zu untersagen, siehe Das doppelte Lottchen. Kniffliger Gerichtsfall in Wien: Hat ein Briefschreiber aus dem Jenseits Urheberrechte?. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1991 (online). Ob diese Untersagung gelang ist nicht überliefert, 1996 gab es mit ISBN 978-3-7046-0112-4 jedenfalls noch eine Auflage.

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