Lothar Müthel

Lothar Müthel

Lothar Müthel (* 18. Februar 1896 in Berlin; † 4. September 1964 in Frankfurt am Main; eigentlich Lothar Max Lütcke) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seiner Ausbildung an der Max Reinhardt Schauspielschule in Berlin war Müthel zunächst am Theater tätig. Er erhielt ein Engagement am Deutschen Theater, wo er bis 1917 wirkte.

Zugleich spielte er kleinere Rollen in Filmen wie in Paul von Woringens Kurzfilm Paragraph 14 B.G.B. aus dem Jahr 1915. In Der Golem, wie er in die Welt kam, einem deutschen Horrorfilm von Carl Boese und Paul Wegener aus dem Jahr 1920 spielte er die Rolle des Junker Florian. Weitere Rollen übernahm Müthel in Fritz Langs Der müde Tod 1921 und als Mönch in Faust – eine deutsche Volkssage 1926. Müthel trat nur einmal in einem Tonfilm auf, 1931 in Gustav Ucickys Film Yorck, in dem er Carl von Clausewitz verkörperte.

1933 spielte Müthel den Schlageter im gleichnamigen Stück von Hanns Johst, das anlässlich von Hitlers Geburtstag uraufgeführt wurde.[1] Seit Mai 1933 war Müthel Mitglied der NSDAP.[1] Den Schwerpunkt von Müthels Schaffen bildete in der NS-Zeit zunehmend das Theater. Am Staatstheater Berlin war er in den dreißiger Jahren als Regisseur tätig. Daneben gehörte Müthel dem Präsidialrat der Reichstheaterkammer an.[2] Von 1939 bis 1945 war Müthel Direktor des Wiener Burgtheaters. Hier gab er dem achtzehnjährigen Oskar Werner eine Chance als Theaterschauspieler. 1943 inszenierte Müthel am Burgtheater auf Wunsch des Reichsstatthalters und Gauleiters von Wien, Baldur von Schirach, das Stück Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare mit Werner Krauß in der Rolle des Juden Shylock, wobei nach Rathkolbdie ideologische (d. h. antisemitische) Vergewaltigung des Originaltextes kaum mehr zu „übertreffen“ war“.[3]

Nach dem Krieg wurde Müthel 1951 Schauspieldirektor bei den Städtischen Bühnen der Stadt Frankfurt. Hier inszenierte Müthel unter anderen Don Carlos, Faust und Wallenstein. Von 1955 bis 1958 war er Regisseur am Theater in der Josefstadt in Wien und brachte hier beispielsweise Henrik Ibsens Gespenster, Federico Garcia Lorcas Bernarda Albas Haus, Shakespeares Hamlet mit Oskar Werner und Ibsens Wildente zur Aufführung.

Lothar Müthel war mit der Sängerin Marga Reuter verheiratet. Müthels Tochter Lola Müthel wurde ebenfalls Schauspielerin.

Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof (33E-3-22) in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beigesetzt.

Filmografie

  • 1915: Paragraph 14 B.G.B.
  • 1919: Der Galeerensträfling
  • 1920: Die Frau im Himmel
  • 1920: Der Richter von Zalamea
  • 1920: Die Tarantel
  • 1920: Die Nacht der Königin Isabeau
  • 1920: Der Golem, wie er in die Welt kam
  • 1920: Das Haupt des Juarez
  • 1921: Der müde Tod
  • 1921: Die Schuld des Grafen Weronski
  • 1922: Lucrezia Borgia
  • 1922: Der falsche Dimitri
  • 1925: Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand
  • 1926: Faust – eine deutsche Volkssage
  • 1931: Yorck

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 425.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 424.
  3. Zitat aus: Oliver Rathkolb: Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich, Österreichische Bundesverlag, Wien 1991, S. 162, mit Bezug auf die Dissertation von Christl Carmann, siehe Fußnote 449, S. 282. Müthels Sympathie für den Nationalsozialismus wurde jedoch von Heinz Moog in Zweifel gezogen, der in einem Radio-Interview Müthel als durchaus systemkritisch beschrieb.

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