Lorenz Humburg

Lorenz Humburg

Lorenz Humburg (* 19. November 1906 in Herne; † 27. August 1994 in Warburg) war ein deutscher Maler und Kunstpädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Humburg wurde am 19. November 1906 als Sohn eines Lehrers in Herne geboren. Er wuchs in Lippstadt auf und studierte nach dem Abitur 1928 zunächst in Münster Kunstgeschichte, später Kunst in Kassel und ab 1932 in Berlin. Dort studierte er bei Rudolf Großmann und Erich Heckel. 1934 zeigte die renommierte Galerie Nierendorf in Berlin in der Ausstellung Deutsche Landschaftsmalerei drei Aquarelle des Studenten neben Arbeiten der Brücke-Künstler Erich Heckel, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff; der Kunstkritiker Paul Fechter lobte in einer Rezension Humburgs „ganz eigene, feine, träumerische Landschaftsstimmung.“

Während die Brücke-Maler bald von den Nationalsozialisten als entartet diffamiert und vom Kunstbetrieb weitgehend ausgeschlossen wurden, konnte Humburg 1935 unbehelligt das Erste Staatsexamen für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen ablegen. Als aktives Mitglied der katholischen Jugendbewegung Quickborn hielt er jedoch Distanz zu seinen nationalsozialistischen Mitstudenten. Humburg wurde Kunsterzieher an Gymnasien in Gelsenkirchen und Dortmund. Von 1939 bis 1945 war er Soldat und geriet gegen Ende des Krieges in Rheinberg am Niederrhein in britische Kriegsgefangenschaft. Während der monatelangen Lagerhaft entstanden Hunderte von Bleistiftskizzen auf kleinen Zetteln, die einzigen Arbeiten Humburgs, die Krieg und Gefangenschaft zum Thema haben.

Ende 1945 war er wieder in Gelsenkirchen und nahm dort 1946 und 1947 in Essen an ersten Gruppenausstellungen teil. 1948 übersiedelte er nach Warburg bei Paderborn, wo er bis 1979 als Kunstlehrer an Gymnasien tätig war. Gleichzeitig entstanden in seinem Atelier zahlreiche Ölbilder und Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken, die auf Ausstellungen u. a. in Kassel, Paderborn, Bonn, Marburg und Göttingen gezeigt wurden. Auf den in Warburg entstandenen Bildern ist der Mensch als Motiv nahezu verschwunden. Stille, in sich ruhende Landschaftsbilder und Stillleben dominieren das Werk. Im harmonischen Wechselspiel von klar gesetzten Farben und fest strukturierten Formen wollte der Maler dem inneren Wesen von Natur und Dingen jenseits real erlebter oder erlittener Wirklichkeit auf den Grund gehen. Am 27. August 1994 starb der bei seinen Schülern äußerst beliebte Kunstpädagoge nach langer Krankheit in Warburg. Im gleichen Jahr widmete ihm das Warburger Museum im Stern eine Retrospektive.

Zitat

„Was Sie aus einem Stück Holz oder einem Stück Stein herauszuarbeiten beabsichtigen, stellen Sie sich als perfekt, noch verborgen, aber letztlich schon enthalten vor. Ihre Aufgabe ist lediglich, es herauszuschälen, Schicht für Schicht, rundum, solange, bis sich die wirkliche Gestalt offenbart.“

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1934: Deutsche Landschaftsmalerei, neben Heckel, Nolde und Schmidt-Rottluff, Galerie Nierendorf, Berlin
  • 1946: Malergruppe HÜTTE, Gelsenkirchen
  • 1947: Große Kunstausstellung, Essen
  • 1981: Kunstverein, Paderborn
  • 1994: Museum im Stern, Warburg (Retrospektive)
  • 2002: Hans-Sachs-Haus, Gelsenkirchen (Retrospektive)

Literatur

  • Paul Fechter, Ausstellungsbesprechung 'Deutsche Landschaftsmalerei' in der Galerie Nierendorf, in: Deutsche Allgemeine Zeitung vom 1. August 1934
  • Lorenz Humburg, Retrospektive, Malerei und Graphik. 4. September bis 16. Oktober 1994, Museum im „Stern“ Warburg (Katalog zur Ausstellung)

Weblinks


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