Anton Dostler

Anton Dostler
Dostler während seines Prozesses

Anton Dostler (* 10. Mai 1891 in München; † 1. Dezember 1945 in Aversa, Provinz Caserta, Italien) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie im Zweiten Weltkrieg. Dostler ließ während des Zweiten Weltkrieges 15 gefangene US-amerikanische Soldaten exekutieren. Er wurde dafür nach dem Krieg von einem US-Gericht zum Tode verurteilt und kurz darauf hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Laufbahn bis 1939

Dostler trat am 23. Juni 1910 als Fahnenjunker in das bayerische 6. Infanterieregiment ein, in dem er am 28. Oktober 1912 zum Leutnant befördert wurde. Er erhielt am 4. Dezember 1915 sein erstes Truppenkommando im bayerischen III. Armee-Korps, wo er am 14. Januar 1916 zum Oberleutnant befördert wurde. Seine Beförderung zum Hauptmann erfolgte am 18. Oktober 1918 und nach Kriegsende wurde Dostler in die Reichswehr übernommen.

Am 1. Oktober 1924 wurde Dostler in die Abteilung des militärischen Nachrichtendienstes im Reichswehrministerium in Berlin versetzt. Gleichzeitig begann er ein Studium an der dortigen Universität. Er wurde am 1. April 1932 zum Major befördert.

Zweiter Weltkrieg

Vom 24. August 1939 bis zum 5. Februar 1940 war Dostler Operationschef im Generalstab der deutschen 7. Armee und danach Stabschef des XXV. Armeekorps, wo er am 1. September 1941 die Beförderung zum Generalmajor erhielt. Dostler wurde am 22. Juni 1943 Kommandierender General des XXXXII. Armeekorps und zeitweilig des VII. Armeekorps. Am 1. Januar 1943 folgte die Beförderung zum Generalleutnant. Anton Dostler übernahm am 5. Januar 1944 das Kommando über das LXXV. Armeekorps in Italien.

Am 22. März 1944 landete ein Kommando von 15 Soldaten der US Army, einschließlich zweier Offiziere, an der italienischen Küste, 100 Kilometer nördlich der Hafenstadt La Spezia. Ihre Aufgabe war es, einen Eisenbahntunnel zwischen La Spezia und Genua zu zerstören. Zwei Tage später wurden sie von italienischen und deutschen Soldaten gefangen genommen. Sie wurden nach La Spezia gebracht und neben dem Hauptquartier der 135. Festungsbrigade, die unter dem Befehl des deutschen Obersten Almers stand, eingesperrt. Das nächsthöhere Hauptquartier, das des LXXV. Armeekorps, wurde von Anton Dostler kommandiert.

Die gefangenen amerikanischen Soldaten wurden verhört, und einer der Offiziere verriet den Plan der Mission. Diese Information wurde Dostler und dem LXXV. Armeekorps überbracht. Er meldete den Fall an den deutschen Oberbefehlshaber in Italien, Generalfeldmarschall Kesselring. Dieser ordnete die Erschießung der Amerikaner an. Ein Offizier von Dostlers Stab, Alexander zu Dohna-Schlobitten, hätte den Erschießungsbefehl weiterleiten sollen, weigerte sich jedoch. Wie er später in seinen Memorien schrieb, hatten sich die uniformierten Soldaten freiwillig in deutsche Gefangenschaft begeben, nachdem die Durchführung ihres Auftrags gescheitert war und die deutschen Truppen alarmiert waren[1][2]. Dohna war sich dieser Tatsachen sicher, da er sie selbst ins Kriegstagebuch eingetragen hatte. Damit waren die Amerikaner nach Dohnas Ansicht als Kriegsgefangene zu behandeln - als rangniederer Offizier hatte er allerdings im Gegensatz zu Dostler keine Kenntnis von Hitlers geheimem Kommandobefehl. Dohna wurde wegen seiner Weigerung im Mai 1944 wegen Ungehorsams und wegen politischer Unzuverlässigkeit aus der Armee ausgeschlossen. Dostler gab den Erschießungsbefehl an die Festungsbrigade weiter, die ihn ausführte.

Nach anderen Angaben wurden die Amerikaner zunächst für italienische Partisanen gehalten, da sie sich entsprechend (zivil) gekleidet hätten. Erst nach der Bekanntgabe des Erschießungsbefehls hätten sie ihre wahre Staatsangehörigkeit offenbart.

Dostler wurde am 1. Dezember 1944 Kommandeur des LXXIII. Armeekorps.

Nach Kriegsende

Dostler kurz vor seiner Hinrichtung

Am 8. Mai 1945 wurde er von Amerikanern gefangengenommen und vor einem US-Militärgericht in Caserta wegen der Erschießung des 15-köpfigen amerikanischen Sabotagetrupps angeklagt. Gegen den Vorwurf, er habe einen illegalen Befehl erteilt, berief sich Dostler auf den so genannten Kommandobefehl vom 18. Oktober 1942. Dieser persönliche Befehl Hitlers schrieb die sofortige Exekution gefangener alliierter Kommandosoldaten vor, ganz gleich ob uniformiert oder nicht. Dostler sah sich selbst lediglich als Befehlsüberbringer an Oberst Almers. Das Gericht folgte seiner Argumentation nicht und verurteilte ihn am 12. Oktober 1945 zum Tode. Das Urteil bildete für die Nürnberger Prozesse einen Präzedenzfall, da die Alliierten die Berufung auf höhere Befehlsgewalt nicht gelten ließen.

Anton Dostler wurde am 1. Dezember 1945 von einem Erschießungskommando hingerichtet.

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Anton Dostler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexander Fürst Dohna-Schlobitten, Erinnerungen eines alten Ostpreussen, S. 257, ISBN 3-8003-3115-2
  2. Richard Raiber: Anatomy of perjury: Field Marshal Albert Kesselring, Via Rasella, and the Ginny Mission (S. 158)
  3. a b Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S.134

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