Antoine de Saint-Just

Antoine de Saint-Just
Antoine de Saint-Just
von Pierre Paul Prud’hon, 1793

Louis-Antoine-Léon de Saint-Just (* 25. August 1767 in Decize bei Nevers; † (hingerichtet) 28. Juli 1794 in Paris) war ein französischer Revolutionär.

Saint-Just gehörte seit 1792 dem Nationalkonvent an. Er war entscheidend am Sturz der Girondisten und Dantons beteiligt und galt als eifriger Anhänger Robespierres und war Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Am 27. Juli 1794 (9. Thermidor des Jahres II nach dem Revolutionskalender) wurde er zusammen mit Robespierre gestürzt und am nächsten Tag guillotiniert.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Louis Antoine de Saint-Just wurde als Sohn eines Kavalleriehauptmanns geboren. Seine Jugend verbrachte er in Blérancourt (Département Aisne) und besuchte die höhere Schule der Oratorier in Soissons, bevor er ein Jurastudium an der Universität Reims aufnahm.

Durch das Studium alter Klassiker und der Schriften Jean-Jacques Rousseaus begeisterte er sich für die republikanische Staatsform und schrieb Anfang 1789 unter dem Titel Organt au Vatican satirische, antiaristokratische Verse. Sein politisches Engagement mündete in der Mitgliedschaft in der Wahlversammlung seines Bezirks, wofür er ein höheres Alter angab als es der Wahrheit entsprach. 1790 trat Saint-Just mit Robespierre brieflich in Verbindung und wurde auf dessen Empfehlung 1792 vom Departement Aisne in den Nationalkonvent gewählt.

Seine Ideen hatte er zuvor in der Schrift Esprit de la revolution et de la constitution de France (1791) niedergelegt. Danach wollte er einen sozialistischen Staat gründen, in dem jedes persönliche Sonderleben unterdrückt wäre und der organisierte Gesamtwille der Gesellschaft unumschränkt herrsche. Sein Republikanertum drückte er wie folgt aus: „Was die Republik ausmacht, ist die vollständige Vernichtung dessen, was gegen sie ist.“ Ihm war die Einheit der Republik das wichtigste Gut, und darum verfolgte er jede Art von Nepotismus auf das Schärfste. Er sah keinen Unterschied zwischen moralischem Handeln und dem Befolgen der Gesetze, da die Gesetze vom Volk ausgingen und seinen Gesamtwillen ausdrückten.

Im Hochverratsprozess gegen Ludwig XVI. stimmte er für den Tod ohne Aufschub und Appellation. Die Gründe bezog er aus Rousseaus Contrat social, einem Werk über die Legitimität der Macht. Bezeichnend war seine Ansicht, dass der König nicht durch das Urteil eines Gerichts, sondern durch das Urteil der gesetzgebenden Versammlung gefasst werden müsse, da der König außerhalb des „Contrat social“ stehe.

Auch am Sturz der Girondisten Ende Juli 1793 sowie der Hébertisten im März 1794 war er maßgeblich beteiligt.

Als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses wurde er 1793 mit Philippe-François-Joseph Le Bas in das Elsass zur Überwachung der Truppen gesendet, erklärte hier die Guillotine in Permanenz und verfügte an der Spitze einer so genannten Volkskommission Hinrichtungen in Massen, beförderte aber die Reorganisation der Armee.[1]

Er war es auch, der Robespierre zur Vernichtung der Partei Dantons anfeuerte. Dabei trug er einen fast religiösen Fanatismus zur Schau, was den Dantonisten Camille Desmoulins zu der Bemerkung veranlasste: „Er trägt seinen Kopf wie ein Heiliges Sakrament“, worauf Saint-Just erwiderte: „Und ich werde dafür sorgen, dass er seinen wie der heilige Dionysius trägt“ – der Märtyrer war enthauptet worden. Seine Radikalität zeigte sich auch in seinem Ausspruch: „Nicht die Gefängnisse haben überfüllt zu sein, sondern die Friedhöfe!“.

Im April 1794 trieb Saint-Just die Nordarmee zu den Siegen bei Charleroi und Fleurus. Generäle stellte er vor die Alternative, entweder zu siegen oder vor das gefürchtete Gericht des Wohlfahrtsausschusses geladen zu werden. Kurze Zeit später bildete er mit Robespierre und Georges Couthon im Konvent das allmächtige Triumvirat.

Als Robespierre sich über den bevorstehenden Sturz seiner Herrschaft nicht mehr täuschen konnte, rief er Saint-Just zur Hilfe herbei. Dieser versuchte den Freund in der Sitzung des 9. Thermidor zu rechtfertigen, wurde aber unterbrochen, als er seine - im Vergleich zu Robespierres Ausführungen eher kompromissbereite - Rede halten wollte, die er gleichwohl mit den Worten begann:„Ich gehöre keiner Partei an. Ich werde sie alle bekämpfen“.[2] Gemeinsam mit Robespierre und anderen Unterstützern wurde auch Saint-Just verhaftet und zum Tod verurteilt. Er bestieg mit Robespierre und Couthon am 28. Juli 1794 das Schafott.

Werke

Außer einigen Poesien im Genre von Voltaires Pucelle hinterließ er Œuvres politiques (Par. 1833 u. 1850).

Literatur

Ältere Biographien

  • Édouard Fleury: Etudes révolutionnaires: Saint-Just et la terreur, 2 Bände; Paris 1852
  • Ernest Hamel: Histoire de Saint-Just, député à la Convention Nationale; Paris 1859

Neuere Arbeiten

  • Hans von Hentig: Terror. Zur Psychologie der Machtergreifung. Robespierre, Saint-Just, Fouché. Wien 1970.
  • Norman Hampson: Saint-Just. Erzengel des Todes. Göttingen (Verlag Steidl) 1992, ISBN 3-88243-232-2.
  • Jörg Monar: Saint-Just: Sohn, Denker und Protagonist der Revolution; Bonn 1993; ISBN 3-416-02466-4.
  • Bernard Vinot: Saint-Just. Stuttgart 1989; ISBN 3-608-93106-6.

Sonstiges

  • Saint-Just ist die Hauptfigur in der Erzählung Der Kommissar am Rhein des kommunistischen Schriftstellers Willi Bredel.

Weblinks

 Commons: Antoine de Saint-Just – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Saint-Just, Antoine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 193.
  2. Hampson (1992), S. 240.


Vorgänger Amt Nachfolger
Joseph-Nicolas Barbeau du Barran Präsidenten des französischen Nationalkonvents
19. Februar 1794 – 6. März 1794
Philippe Rühl

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