Lodeinoje Pole

Lodeinoje Pole
Stadt
Lodeinoje Pole
Лодейное Поле
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Leningrad
Rajon Lodeinoje Pole
Gegründet 1702
Stadt seit 1785
Fläche 10 km²
Bevölkerung 21.053 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 2.105 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 15 m
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl +7 (81364)
Postleitzahl 187700
Kfz-Kennzeichen 47
OKATO 41 432
Geographische Lage
Koordinaten 60° 44′ N, 33° 33′ O60.73333333333333.5515Koordinaten: 60° 44′ 0″ N, 33° 33′ 0″ O
Lodeinoje Pole (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Lodeinoje Pole (Oblast Leningrad)
Red pog.svg
Oblast Leningrad
Liste der Städte in Russland

Lodeinoje Pole (russisch Лодейное Поле) ist eine Stadt in der nordwestrussischen Oblast Leningrad. Sie hat 21.053 Einwohner (Stand: 2010)[1].

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Stadt liegt etwa 240 km nordöstlich der Oblasthauptstadt Sankt Petersburg am linken Ufer des Swir, welcher Onegasee und Ladogasee verbindet.

Lodeinoje Pole ist der Oblast administrativ direkt unterstellt und zugleich Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.

Geschichte

Der Ort entstand 1702 an der Straße von Sankt Petersburg nach Archangelsk (dem Archangelsker Trakt) im Zusammenhang mit der von Zar Peter I. befohlenen Errichtung der Olonezer Schiffswerft am Swir, benannt nach ihrer Lage im Kreis (Ujesd) Olonez. 1703 und 1704 entstanden hier die ersten Schiffe für die Baltische Flotte des Russischen Reiches. Bis zur Schließung der Werft 1830 wurden über 400 Schiffe gebaut, darunter die Fregatte Mirny, eines der beiden Schiffe der ersten russischen Antarktisexpedition unter Lasarew und Bellingshausen, in deren Verlauf erstmals der Boden des antarktischen Kontinents betreten wurde.

1785 erhielt die Siedlung das Stadtrecht als Verwaltungszentrum eines Kreises unter dem heutigen Namen, der im Russischen wörtlich Schiffsfeld bedeutet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert entwickelte sich die Holzwirtschaft; die Stadt wurde zum Holzhandelszentrum und zugleich politischer Verbannungsort.

In sowjetischer Zeit befand sich in Lodeinoje Pole ein großes Besserungsarbeitslager (Gulag). Das Swir-ITL bestand von September 1931 bis Juli 1937. Die Insassenzahl betrug zeitweise über 47.000 Personen, die in der Holzgewinnung und - verarbeitung eingesetzt wurden.[2] In direkter Nachbarschaft dazu lag später das Kriegsgefangenenlager 213, Swirstroj für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3]

Im Zweiten Weltkrieg („Fortsetzungskrieg“) kam die Frontlinie von Dezember 1941 bis zum Waffenstillstand im September 1944 über 1000 Tage in unmittelbarer Nähe der Stadt zum Stehen, als die finnischen Truppen vergeblich versuchten, den Swir zu forcieren.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahlen
1897 1.400 *
1926 7.200 *
1959 17.500 *
1979 23.300 *
1989 26.718 **
2002 22.830 **
2010 21.053 **

Anmerkung: * Volkszählung (gerundet) ** Volkszählung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Peter-und-Pauls-Kirche in Lodeinoje Pole. Frühes Farbfoto von Prokudin-Gorski (um 1910)

Die Stadt besitzt ein Historisches und Heimatmuseum. An Stelle des früheren Häuschens Peters des Großen wurde bereits 1832 eine Gedenksäule errichtet. Zurzeit wird das Häuschen des Zaren originalgetreu wiedererrichtet, um nach Fertigstellung einen Teil des Heimatmuseums aufzunehmen.

An die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erinnert ein Swirskaja pobeda (Sieg am Swir) genannter Gedenkpark.

25 Kilometer von der Stadt entfernt liegt an der alten Straße nach Olonez das 1484 gegründete Alexander-Swirski-Dreifaltigkeitskloster (Троицкий Александро-Свирский монастырь/Troizki Alexandro-Swirski monastyr), welches eigentlich aus zwei Klöstern besteht: dem Dreifaltigkeitskloster (Троицкий монастырь/Troizki monastyr) und dem Christi-Verklärungs-Kloster (Преображенский монастырь/Preobraschenski monastyr).

Im Dreifaltigkeitskloster stehen die Dreifaltigkeitskathedrale (Троицкий собор/Troizki sobor) mit Fresken aus dem 17. und 18. Jahrhundert und Ikonostase aus dem 17. Jahrhundert, die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche (Покровская церковь/Pokrowskaja zerkow) aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (auf Grundmauern von 1533 bis 1536; restauriert 1969 bis 1976), das Refektorium sowie ein dreistöckige Zeltdachglockenturm von 1647 bis 1674.

Im Christi-Verklärungs-Kloster sind die 1644 fertiggestellte Christi-Verklärungs-Kathedrale (Преображенский собор/Preobraschenski sobor) und der Mönchszellentrakt von 1677 bis 1689 erhalten.

Von 1918 bis in die 1950er Jahre befand sich auf dem Territorium des nach der Oktoberrevolution geschlossenen Klosters ein Lager für politische Gefangene. 1998 wurde das Kloster der Russisch-Orthodoxen Kirche zurückgegeben.

Wirtschaft und Infrastruktur

Lodeinoje Pole ist Zentrum der Holzwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie. Daneben gibt es Betriebe der Baumatrialienwirtschaft sowie der Leicht- und lebensmittelindustrie.

Bei der Siedlung Swirstroi des Rajons Lodeinoje Pole befindet sich das zwischen 1927 und 1936 nach dem GOELRO-Plan errichtete Untere Swir-Wasserkraftwerk (Nischneswirskaja GES) mit einer Leistung von 90 Megawatt (Inbetriebnahme der ersten Turbine 1933). Seine Rekonstruktion und Erhöhung der Leistung auf 110 Megawatt steht bevor.

Die Stadt liegt an der von 1914 bis 1917 eröffneten Murmanbahn Sankt Petersburg–Murmansk (Streckenkilometer 242). Seit 1971 besteht eine Verbindung nach Olonez, von wo bereits seit 1944 eine Strecke entlang des Ostufers des Ladogasees nach Janisjarwi an der Strecke SortawalaPetrosawodsk führt.

Durch Lodeinoje Pole führt die Fernstraße M18 Sankt Petersburg–Petrosawodsk–Murmansk, von welcher hier die Regionalstraße R37 nach Wytegra abzweigt.

Der Fluss Swir ist Teil der Schiffahrtsroute von der Ostsee zum Weißen Meer (Weißmeer-Ostsee-Kanal) bzw. zur Wolga (Wolga-Ostsee-Kanal).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).
  2. Swir-ITL im Internetportal GULAG des MEMORIAL Deutschland e. V.
  3. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.

Weblinks

 Commons: Lodeinoje Pole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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