Litze (Elektrotechnik)

Litze (Elektrotechnik)

Die Litze (engl. stranded wire oder litz wire) ist in der Elektrotechnik ein aus dünnen Einzeldrähten bestehender und daher leicht zu biegender elektrischer Leiter.

abisoliertes Kabelende einer Litzenleitung. Oben verdrillt, unten aufgefächert
Kupferlitze in der Nahansicht
Defekt durch Verzinnen

Die Einzeldrähte der Litze (bis mehrere hundert) sind meistens von einer gemeinsamen Isolierhülle umschlossen. Solche Leiter heißen Litzenleitung. Sind mehrere solcher Leitungen in einem Kabel vereint, werden sie Adern genannt.

Da die Gefahr eines Leiterbruches durch Biegung bei Litzenleitungen wesentlich geringer ist als bei Massivdrahtleitern mit gleichem Querschnitt, werden diese vorrangig dort angewendet, wo eine häufige Bewegung oder Rüttelbeanspruchung stattfindet (Maschinen, Fahr- und Flugzeuge, Roboter) oder wenn ein mobiles Gerät versorgt werden muss (elektrische Handgeräte, steckbare Netzzuleitungen, Mikrofon- und Lautsprecherkabel).
Je nach erforderlicher Flexibilität und Beanspruchungsgrad verwendet man fein- oder feinstdrähtige Litzenleitungen.

Bei Hochfrequenz-Litzen (HF-Litze) sind die Einzeldrähte voneinander durch eine Lackschicht isoliert, obwohl sie gleiches Potential führen. Dadurch kann in der Hochfrequenztechnik der Einfluss des Skin-Effekts verringert oder vermieden werden – ansonsten würde nur ein kleiner Teil des Gesamtquerschnittes am Stromtransport teilnehmen.

Unisolierte Litzen sind auch als Antennenlitze bekannt.

Mit Kabelschuhen konfektionierte feinstdrähtige Litzen dienen als sog. Erdseile der Schutzerdung u. a. von Schaltschranktüren. Als Erdseil werden jedoch auch die bei Hochspannungs-Freileitungen zuoberst geführten, auf Erdpotential befindlichen Leitungen bezeichnet, die dem Blitzschutz dienen. Freileitungen sind meistens ebenfalls aus mehreren Einzeldrähten aufgebaut, werden jedoch nicht als Litze, sondern als Leiterseil bezeichnet.

Zum Anschluss in Klemmen müssen Litzenleitungen meistens mit Aderendhülsen versehen werden, um alle Einzeldrähte sicher anschließen zu können und diese vor mechanischer Beschädigung durch die Klemmschraube zu schützen. Bei den Bauweisen Fahrstuhlklemme und Federzugklemme kann auf eine Aderendhülse verzichtet werden. Um Litze auch an Schaltschranktüren (PE zum Erden) zu befestigen wird diese Ader mit einem Kabelschuh versehen. Natürlich werden Kabelschuhe auch für diverse andere Verbindungen verwendet.

Das früher übliche Verzinnen geklemmter Litzenenden hat sich als unzuverlässig erwiesen, da Kriecheffekte des weichen Zinns und dessen schlechte Kontakteigenschaften (Oxidation) zur Lockerung und Unterbrechung bzw. zu Übergangswiderständen und damit letztlich zu Brandschäden führen kann. Im Bereich der Elektroinstallation ist daher das Klemmen verzinnter Aderenden verboten. Findet man bei Reparaturen solche geklemmte verzinnte Aderenden vor, sollte man diese daher neu absetzen und mit einer Aderendhülse versehen, oder (wenn keine Aderendhülsen verfügbar sind) nur sauber verdrillen. Verzinnte Litzenenden unter Schraubklemmen führen bei höherer Strombelastung beinahe zwingend zu Brandschäden.

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