Antikensammlung Dresden

Antikensammlung Dresden
Blick in die Skulpturensammlung

Die Skulpturensammlung in Dresden ist eine Sammlung von Bildhauerwerken aus fünf Jahrtausenden. Die Antikensammlung ist eine der größten und ältesten Antikensammlungen außerhalb Italiens. Neben den Skulpturen gehören auch Vasen, Terrakotten, Bronzen, assyrische Relieftafeln und ägyptische Mumien zur Sammlung. Darüber hinaus umfasst sie Skulpturen bis zur Gegenwart. Weitere Schwerpunkte nach der Antike sind die sächsische Skulptur des Mittelalters, Bronzen aus Renaissance und Barock, der bildhauerische Nachlass von Ernst Rietschel, Skulpturen von Auguste Rodin und Constantin Meunier sowie besonders figürliche Skulpturen des 20. Jahrhunderts, u.a. von Wilhelm Lehmbruck, Hermann Blumenthal und Wieland Förster.

Die Skulpturensammlung gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ist seit 1894 im Albertinum untergebracht. Derzeit ist dieses wegen einer Baumaßnahme geschlossen und eine Auswahl von Skulpturen von Rodin bis heute wird im Dresdner Zwinger ausgestellt. 2010 wird das Albertinum wieder öffnen.

Geschichte

Die Sammlung hat ihre Anfänge in der 1560 gegründeten Kunstkammer von Kurfürst August. Ihre eigentliche Begründung erfolgte durch Friedrich August I. (1670-1733), Kurfürst von Sachsen 1694-1733, als August II. seit 1697 König von Polen, genannt August der Starke.

Durch die Sammel-Leidenschaft August des Starken wurde Dresden zur ersten deutschen Stadt mit einer großen Antikensammlung nach italienischem Vorbild. Dazu sandte der Kurfürst Agenten nach Rom und Paris für den Aufkauf antiker Marmorskulpturen. 1728 konnten in Rom aus dem Nachlass von Fürst Agostino Chigi eine umfangreiche Antikensammlung, bestehend aus 160 Skulpturen, und aus der Sammlung von Kardinal Alessandro Albani 34 Werke erworben werden.

Zwischen 1729 und 1747 war die Sammlung im Palais im Großen Garten untergebracht. Im Jahr 1736 gelang in Wien der Erwerb von drei Frauenstatuen, der „Herkulanerinnen“, aus dem Nachlass von Prinz Eugen von Savoyen. Der bekannte Altertumsforscher Johann Joachim Winckelmann, erhielt im Antiken-Kabinett Anregungen für seine Schriften; vor allem für seine Geschichte der Kunst des Alterthums von 1764. Mit dem Ankauf von 833 Gipsabgüssen im Jahr 1783 aus dem Nachlass des Malers Anton Raphael Mengs wurde eine Abguss-Sammlung begründet. Diese wuchs schnell auf ca. 4.500 Abgüsse an, die in erster Linie Werke der griechischen und römischen Antike wiedergeben. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erneut eine größere Anzahl Skulpturen erworben, darunter viel antike Kleinkunst und zahlreiche Einzelstücke sowie einige komplette Sammlungen.

Als Nachfolger von Hermann Hettner wurde im Jahr 1882 Georg Treu zum Direktor der Skulpturensammlung ernannt. Dieser begründete mit dem Museum eine angesehene Stätte wissenschaftlicher Forschung. Außerdem eröffnete er mit dem Ankauf von antiker Kleinkunst und griechischen Originalskulpturen neue thematische Sammelgebiete. Auch konnte Treu mit viel Engagement die Sammlung wesentlich erweitern. So konnte er durch den Kontakt mit den bedeutenden zeitgenössischen Bildhauern wie Auguste Rodin und Constantin Meunier große Kollektionen erwerben. Nachdem das ehemalige Dresdner Zeughaus an der Brühlschen Terrasse zwischen 1884 und 1889 in ein Archivgebäude und Museum (Albertinum) umgebaut wurde, zog hier die Skulpturensammlung ein. Das Museum wurde seit dieser Zeit auch so bezeichnet, weil der Name „Antiken-Kabinett“ durch die zahlreichen zeitgenössischen Neuerwerbungen nicht mehr zutreffend war. Bisher befand sich die Sammlung im Japanischen Palais. Nach Georg Treu übten Paul Herrmann, Bruno Schröder und Walter Müller das Direktorenamt aus. Sie bauten unter anderem eine große Abteilung deutscher und französischer Gegenwartskunst auf. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden 24 Skulpturen der modernen Abteilung aufgrund der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und die meiste davon ins Ausland verkauft. Die Skulptur „Große Kniende“ von Wilhelm Lehmbruck, die die Witwe des Künstlers im Jahr 1920 an die Sammlung vermacht hatte, wurde 1937 von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ aus der Sammlung entfernt und in die USA verkauft. Im Jahr 1993 ist sie für 1,1 Mio. US-Dollar in New York für die Skulpturensammlung zurückersteigert worden.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Museum geschlossen. Die Skulpturen sind später gemeinsam mit anderen Kunstschätzen aus Dresden ausgelagert worden. Mit Ausnahme einiger Großgipse überstand die Sammlung den Krieg ohne nennenswerte Verluste. Nach Kriegsende gelangte sie durch die Sowjetische Besatzungsmacht zunächst nach Moskau. Im Jahr 1958 erhielt Dresden die Skulpturen zurück. Die erste größere Ausstellung der Skulpturensammlung eröffnete 1969 im Erdgeschoss des Albertinums in der wiederhergestellten Renaissance-Halle, die noch vom Vorgängerbau, dem Zeughaus stammt. In der Zeit der DDR erwarb das Museum zahlreiche bedeutende Werke der Gegenwartskunst, aber auch Skulpturen aus der Zeitspanne von der griechischen Antike bis zum 19. Jahrhundert.

Eine Auswahl der Skulpturen aus der Neuzeit ab dem 17. Jahrhundert ist, nach Kunstepochen geordnet, den Gemälden in der Galerie Neue Meister zugesellt. Die Gipsabguss-Sammlung war bis zum August 2002 als Schaudepot in den Kellergewölben des Albertinums öffentlich zugänglich, musste aber während des Hochwassers im August 2002 geräumt werden und war danach zum großen Teil in der Antikenhalle aufgestellt.

Weblinks

51.05194444444413.7444444444447Koordinaten: 51° 3′ 7″ N, 13° 44′ 40″ O


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