Liste der Nützlinge

Liste der Nützlinge

Die Liste der Nützlinge führt bedeutende Nützlinge in der Biologischen Schädlingsbekämpfung auf. Zunächst wird der Nützling genannt und anschließend der Schädling oder die Schädlinge gegen die der Nützling einsetzbar ist. Für manche Nützlinge gibt es noch keine deutschen Namen. Die Überschriften benennen die Klassen, es folgt der Name der Ordnung oder Unterordnung, mit dem ersten Punkt die Familie und der zweite, eingerückte Punkt steht für herausragende Arten. Herausragende Arten sind jene, die in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine besondere Rolle spielen. Das kann auf die Fressleistung und Nahrungsspektrum der Tiere zurückzuführen sein, auf einfache, industrielle Produktion oder auf geringe Standortansprüche. In einigen Fällen kann dies auch für ganze Familien gelten.

Inhaltsverzeichnis

Wirbeltiere (Vertebrata)

  • Ordnung Insektenfresser (Eulipotyphla):
    • Familie Maulwürfe (Talpidae). Schädling: Insekten, Käfer und vor allem deren Larven, wie Tipula-Larven oder Engerlinge, aber im geringen Umfang auch Nagetiere
    • Familie Igel (Erinaceidae). Schädling: Insekten aller Art und deren Larven sowie Schnecken
  • Klasse Vögel (Avis):
    • Ordnung Greifvögel (Falconiformis). Schädling: vor allem Nagetiere wie Wühl-, Scher- und Feldmäuse, spezialisiert auf tagaktive Nager.
    • Ordnung Eulen (Strigiformis). Schädling: wie Greifvögel, spezialisiert jedoch auf dämmerungs- und nachtaktive Nager

Spinnentiere (Arachnida)

  • Ordnung Webspinnen (Gamasida):
    • Familie Echte Radnetzspinnen (Araneidae). Schädling: vor allem Fluginsekten, Fliegen, Mücken, Motten und auch Milben und Läuse
    • Familie Trichterspinnen (Ageledinae). Schädling: vor allem große Fluginsekten wie Motten und die Imago-Formen verschiedener Raupen (z.B. Kohlweißling etc.)
    • Familie Wolfspinnen (Lycosidae). Schädling: Insekten aller Arten, welche überwältigt werden können

Milben (Acari): Der Großteil der Milbenarten lebt phytophag, einige gelten als Vorratschädlinge, leben als Parasiten von Mensch und Tier oder als Destruenten.[1] Milben reagieren empfindlich auf Pestizide.[2] Folgend die zoophagen Raubmilben, die oft der Familie Phytoseiidae angehören:

  • Unterordnung Raubmilben (Gamasida):
    • Amblyseius barkeri, A. cucumeris. Schädling: Thripse, Weichhautmilben, Spinnmilben (bei geringem Befall)
    • Hypoaspis miles, H. aculeifer. Schädling: Trauermücken- und Sumpffliegenlarven, Thripspuppen, Springschwänze, Weichhautmilbe Rizoglyphus robini
    • Phytoseiulus persimilis. Schädling: Spinnmilben

Fadenwürmer (Nematodes)

    • Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi)
    • Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus)
    • Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Trauermücken
    • Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Kaliforn. Blütenthrips (Frankliniella occidentalis)
    • Nematode Heterorhabditis spp. Schädling: Larven des Gartenlaubkäfers Phyllopertha horticola

Insekten (Insecta)

Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia)

Ohrwürmer (Dermaptera): Ohrwürmer spielen im Obstbau eine große Rolle als Antagonisten der Blutlaus (Eriosoma lanigerum); 50 bis 120 Stück werden pro Nacht gefressen. Läuse werden bevorzugt, hat es aber von letzteren keine mehr, können Ohrwürmer zu Schädlingen werden. Sie fressen dann bevorzugt weiches Pflanzenmaterial wie Blüten oder überreifes Obst.[3]

  • Eigentliche Ohrwürmer (Forficulidae):

Wanzen (Heteroptera):

Netzflügler (Planipennia):

Grünes Perlenauge (Chrysopa perla) unter Pflanzenläusen
  • Florfliegen (Chrysopydae) ernähren sich als Imago meist nur von Nektar oder Honigtau, nur bei einigen Arten ernähren sie sich räuberisch. Die Larven leben alle räuberisch-polyphag und werden auch Blattlauslöwen genannt (so auch die Larven der Taghaften).[7]

Hautflügler (Hymenoptera):

  • Ameisen: Aufgrund ihrer Symbiose mit Blattläusen können sie als deren Förderer betrachtet werden; auch ernähren sich Ameisen pflanzlich und räuberisch-polyphag. Nichtsdestotrotz haben sie große Bedeutung in der Forstwirtschaft. Der Anteil von Schädlingen, meist Insekten, an ihrer Nahrung beträgt zwischen 40 bis 90 %.[9] Bis zu 100.000 Forstschädlinge sollen von einem Volk pro Tag vernichtet werden. Kolonien haben vor allem eine stabilisierende Wirkung und sollen Schwankungen in Schädlingspopulationen verhindern. Empfehlungen für die Menge der Nester reichen von 4 bis 15 Nester pro Hektar Wald.[10] Die Neste müssen im Idealfall angemessen betreut werden.[11]
Holzschlupfwespe (Rhyssa persuasoria) legt mittels Legebohrer Eier in einen Fichtenstamm.
  • Schlupfwespen (Ichneumonidae): Ichneumoniden haben große Bedeutung im Obstbau und Forst, da sie Raupen, Fliegen-, Blattwespen- als auch Käferlarven parasitieren, wobei auch jene, die in Holz leben, nicht geschützt sind.[13]
    • Holzschlupfwespe (Rhyssa persuasoria): Die Imagines legen ihre Eier in von Larven befallenes Holz, die Larve des Nützlings lebt ektoparasitisch von Holzwespen (Siricidae) und Bockkäfer (Cerambycidae).[14][15]
    • Leptomastix dactylopii: Dieser monophage Endoparasit parasitiert Woll- und Schmierläuse, insbesondere die Zitrusschmierlaus (Planococcus citri). Leptomastix dactylopii muss bei geringem Schädlingsbefall eingesetzt werden, ansonsten ist eine Wirkung erst nach 2 bis 3 Monaten zu sehen. Die Schädlinge werden allerdings auch bei geringer Dichte gut gefunden.[16] Leptomastix dactylopii soll im biologischen Pflanzenschutz nur zusammen mit Leptomastidea abnormis verwendet werden.[17]
    • Leptomastidea abnormis: Dieser monophage Endoparasit parasitiert Woll- und Schmierläuse, insbesondere die Zitrusschmierlaus (Planococcus citri).[18] Die Anwendung sollte nur gemeinsam mit Leptomastix dactylopii erfolgen.[19]
  • Aphelinidae; aus der Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea):
    • Encarsia formosa: Die Art hat sich in Gewächshäusern zur Bekämpfung von Weißen Fliegen (Trialeurodes vaporariorum) bewährt.[20][21]
  • Eulophidae; aus der Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea):
    • Diglyphus isaea: Die Art wird erfolgreich gegen Minierfliegen in Gewächshäusern eingesetzt.[23]

Käfer (Coleoptera):

  • Marienkäfer (Coccinellidae):
    • Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata); (Insekt des Jahres 2006): Bevorzugt Blattläuse
    • Australischer Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri: Ein australischer Marienkäfer vertilgt täglich ca. 250 Woll- oder Schmierläuse.
  • Laufkäfer (Carabidae]:
    • Mehrere hundert Arten sind in Europa bekannt. Die Käfer leben räuberisch, die Weibchen legen ihre Eier unterirdisch in kleine Höhlen ab. Die ebenfalls räuberischen Larven vertilgen große Mengen an Raupen, Puppen und auch Schnecken.

Zweiflügler (Diptera):

  • Schwebfliegen (Syrphidae):
    • Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus); (Insekt des Jahres 2004): Wichtiger Blattlausantagonist in Gärten und Feldern,[24] frisst auch Spinnmilben, Blutlaus, kleine Raupen und andere Kleininsekten.
  • Gallmücken (Cecidomyiidae):
    • Feltiella acarisuga. Schädling: Spinnmilben
    • Blattlausgallmücke (Aphidoletes aphidimyza): Die Art hat über 60 Arten an Blattläusen als Beutetiere und wird als effektiver Nützling gerne in Gewächshäusern eingesetzt.[25] Die Imagines leben ausschließlich von Honigtau. Ein Weibchen kann, bevorzugt in Blattlauskolonien, bis zu 200 Eier ablegen. Die Larven können während 5 bis 8 Tagen 20 bis 80 Blattläuse fressen.[26]

Bakterien (Bacteria)

Siehe auch

Literatur

  • Moritz Bürki, Philipp Gut, Wolfgang Scholz: Bildatlas: Pflanzenschutz an Zier- und Nutzpflanzen; 6., überarbeitete Auflage, Eugen Ulmer KG Stuttgart 2007 ISBN 978-3-8001-5497-5

Einzelnachweise

  1. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 45.
  2. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 46.
  3. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 52.
  4. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 52.
  5. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 56.
  6. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 226.
  7. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 64.
  8. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 64.
  9. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 106.
  10. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 107.
  11. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 155.
  12. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 107.
  13. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 91.
  14. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 92.
  15. Matthias Zimmermann: Artikel: Holzschlupfwespe im Natur-Lexikon.com. Abgerufen am 8. Juli 2010.
  16. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 234.
  17. Artikel: Leptomastix dactylopii auf oekolandbau.de. Abgerufen am 8. Juli 2010.
  18. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 196.
  19. Artikel: Leptomastidea abnormis auf oekolandbau.de. Abgerufen am 8. Juli 2010.
  20. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 107.
  21. Artikel: Aphelinidae. In der Universal Chalcidoidea Database des Natural History Museums
  22. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 93, 229.
  23. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 102.
  24. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 115.
  25. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 184.
  26. Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 206.

Weblinks


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