Liste der Kulturdenkmäler im Kosovo

Liste der Kulturdenkmäler im Kosovo

Die UNESCO hat im März 2003 einen Bericht zum Kulturerbe im Kosovo herausgegeben.[1] Dabei listete sie eine Reihe von erhaltungswürdigen Bauten sowohl allgemeiner als auch regionaler Bedeutung auf. Die UNESCO sieht das architektonische Erbe des Kosovos in Gefahr. Sehr viele Bauwerke – vor allem serbisch-orthodoxe und muslimische Sakralbauten – wurden durch Sprengung, Brandstiftung und Plünderung zerstört. Nach Angaben des Kosovo Cultural Heritage Survey der Universität Harvard wurden 1998/1999 über 200 Moscheen oder andere islamische Bauwerke von serbischen Einheiten zerstört. Die serbisch-orthodoxe Kirche gibt die Zahl der von Albanern schwer beschädigten oder zerstörten Kirchen zwischen Mai und Oktober 1999 mit 76 an. Die nachfolgende Liste gibt einen Überblick über das noch vorhandene Kulturerbe beziehungsweise dessen Überreste. Steht das Kulturdenkmal in einem kleineren Ort, wird in Klammern die jeweilige Großgemeinde angegeben, zu der dieser Ort gehört.

Inhaltsverzeichnis

Serbisch-Orthodoxe Sakralbauten

Die serbischen Sakralbauten sind die ältesten Baudenkmäler im Kosovo. Sie stammen aus der Zeit des mittelalterlichen serbischen Reiches und reichen zurück bis ins frühe 14. Jahrhundert.

Bauwerke von allgemeiner Bedeutung

Bauwerke von regionaler Bedeutung

  • Jungfrauenkirche in Mušutište/Mushitishtë (Suharekë/Suva Reka): Erbaut 1315 war es die älteste erhaltene, von einem privaten Gründer gestiftete Kirche, ausgeschmückt mit Wandmalereien. 1999 wurde die Kirche gesprengt, dadurch ging der größte Teil der künstlerisch sehr wertvollen Wandgemälde für immer verloren.
  • Kloster der heiligen Heiler Zoçishtë/Zočište (Rahovec/Oharovac): Das Kloster wurde im 14. Jahrhundert gegründet, die Klosterkirche stammt etwa aus der gleichen Zeit, wurde später aber mehrfach umgebaut. Das Kloster war berühmt für seine Sammlung von Büchern und Ikonen. Im Juni 1999 wurde es in Brand gesetzt und zerstört. In den Jahren 2006/2007 wurde das kleine Kloster wieder aufgebaut.
  • Kloster St. Uroš in Nerodimja e Epërme/Gornje Nerodimlje (Ferizaj/Uroševac): Im 14. Jahrhundert wurde das Kloster über dem Grab des serbischen Königs Stefan Uroš errichtet. Mehrfach verlassen, wurde es im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut. Im Juni 1999 völlig in die Luft gesprengt steht heute nur noch ein Rest der Nordwand.
  • Kirche und Friedhof St. Georg in Reqan/Rečane (Suharekë/Suva Reka): Gebaut wurde die Kirche als Privatstiftung eines unbekannten serbischen Adligen im 14. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde sie vollständig renoviert. Im Juni 1999 wurde sie zusammen mit dem umliegenden Friedhof vollständig zerstört.
  • Kirche St. Nikolaus in Kijevë/Kijevo (Klinë/Klina): Erbaut im 16. Jahrhundert mit Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert. 1999 wurde die Kirche gesprengt.
  • Kloster und Kirche der Erscheinung in Dolac (Klinë/Klina): Gegründet im 14. Jahrhundert und erneuert im 16. Jahrhundert. Die Klosterkirche war geschmückt mit Fresken vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Das Kloster wurde im August 1999 zerstört, die Kirche gesprengt.
  • Kloster Budisavci in Budisavc/Budisavci (Klinë/Klina): Die am besten erhaltene private Stiftung eines Klosters im Kosovo stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Nach Beschädigung im 15. Jahrhundert wurde die Kirche 1568 wiederhergestellt und im 19. Jahrhundert umgebaut. Die Fresken stammen aus dem 16. Jahrhundert.
  • St.Georgs-Kathedrale in Prizren: In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts erbaut, war sie Sitz des orthodoxen Bischofs von Raszien und Prizren. Die Ikonostase stammte aus dem Jahr 1720. Bei den Märzunruhen 2004 wurde die Kirche völlig niedergebrannt, es stehen nur noch die Außenwände und die Säulen. Wandmalereien, Möbel, Ikonen und andere Schätze gingen verloren. Die Kirche wurde in den Jahren 2006/2007 wieder hergestellt.
  • Friedhofskirche St. Nikolaus in Gjurakovc/Đurakovac (Istog/Istok): Erbaut im späten 16. Jahrhundert, war die Kirche reich mit Fresken geschmückt. Sie hatte eine wertvolle Ikonostase und beachtliche Ikonen aus dem 16. Jahrhundert. Im Juli 1999 wurde sie zusammen mit dem Haus des Priesters vollständig zerstört, der Friedhof ist verwüstet.
  • Basilika St. Peter in Stari Trg (Mitrovicë/Mitrovica): Für sächsische Bergleute, die in den nahe gelegenen Bergwerken arbeiteten, wurde diese Kirche im 13. und 14. Jahrhundert errichtet und im Inneren mit byzantinischen Fresken geschmückt. Ab dem 16. Jahrhundert verlassen, zerfiel die Kirche im Laufe der Zeit. Heute stehen noch Teile der östlichen Apsis, Fragmente der Fresken sind erkennbar.
  • Blockhüttenkirche St. Jeremias in Gorazhdevc/Goraždevac (Pejë/Peć): Erbaut um 1737/38 auf dem Gelände des zur Stadt gehörenden Friedhofes. Es ist die einzige Kirche dieser Art im Kosovo, sie wurde 1968 detailliert renoviert.

Osmanische Bauten

Bei den Baudenkmälern muslimisch-osmanischer Architektur im Kosovo handelt es sich um Moscheen, Badehäuser (Hammam) oder Mausoleen (Türbe).

  • Rote Moschee in Pejë/Peć: Seinen Namen hat das Gebäude von den roten Ziegelsteinen, mit denen es 1759/60 erbaut wurde. Die Moschee wurde 1999 weitgehend zerstört.
  • Kurshumli-Moschee (deutsch: Bleimoschee) in Pejë/Peć: Das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde in der Ära Tito zunächst als Munitionsdepot benutzt und durch eine Explosion zerstört. Seit 1965 war es – wiederaufgebaut – eine Moschee. 1999 wurde es niedergebrannt.
  • Bayrakli Moschee (Al-Fāti Moschee/deutsch: Bannerträger-Moschee) in Pejë/Peć: Die Moschee wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert von Sultan Mehmet al-Fātih erbaut; 1999 niedergebrannt und nach dem Krieg mit italienischen Hilfsgeldern wiederhergestellt.
  • Llapit (Lap) Moschee in Prishtinë/Priština: Die 1470 gebaute Moschee ist eines der ältesten Baudenkmäler in Prishtinë/Priština. Sie wurde im Jahr 1999 durch einen Brand zerstört.
  • Sultan-Mehmet-II.-al-Fātih-Moschee in Prishtinë/Priština: Erbaut 1460 von Sultan Mehmet II al-Fātih in der historischen Altstadt von Prishtinë/Priština, gehört sie zu den ältesten architektonischen Denkmälern der Stadt. Sie enthält dekorative Malereien aus dem 18. Jahrhundert.
  • Großer Hammam (Großes Badehaus) in Prishtinë/Priština: Erbaut am Ende des 15. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft der Sultan Mehmet-II.-al-Fātih-Moschee. Das Gebäude ist eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele für osmanische Badehäuser im Kosovo.
  • Jasār-(Yašār)-Pascha-Moschee in Prishtinë/Priština: Als Baudatum wird 1834 genannt, andere Quellen geben das 16. Jahrhundert als Baubeginn an. Die Moschee wird täglich von der muslimischen Gemeinde genutzt.
  • Sinan-Pascha-Moschee in Prizren: Die Moschee wurde vom Wesir von Prizren, Sinan Pascha, zu Anfang des 17. Jahrhunderts im Zentrum der Stadt errichtet. Die Dekorationen im inneren stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Gebäude wird von der muslimischen Gemeinde als Moschee genutzt.
  • Hammām Mehmet Pasha (Badehaus Mehmet Pascha) in Prizren: Das Badehaus aus dem 16. Jahrhundert gilt als eines der herausragendsten Beispiele dieses Gebäudetyps auf dem Balkan. In seiner Architektur verbinden sich regionale mit orientalischen Elementen.
  • Hadum-(Khadim)-Moschee in Gjakovë/Đakovica: Die Moschee wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet. Ursprünglich bildete sie mit Schulen und islamischer Bibliothek ein einzigartiges Ensemble in der Altstadt, dieses wurde 1999 zerstört.
  • Moschee in Deçan/Dečani: Die Moschee wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und 1998 teilweise zerstört. Mittlerweile wurde sie mit Hilfsgeldern aus Brunei wieder aufgebaut.
  • Hammām des Ali Bey in Vushtrri/Vučitrn: Das Gebäude ist eines der ältesten osmanischen Badehäuser.
  • Hammām (Badehaus) in Mitrovicë/Kosovska Mitrovica: Erbaut im 18. Jahrhundert ist das Badehaus ein Beispiel orientalischer osmanischer Architektur.
  • Türbe von Sultan Murat I. in Mazgit/Mazgit bei Obiliq/Obilić (Fushë Kosovë/Kosovo Polje): Das Mausoleum im osmanischen Stil wurde Ende des 14. Jahrhunderts errichtet. Es enthält ein Ehrenmal des Sultans und die Ehrenmäler zweier Paschas aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Weltliche Bauwerke und Ensembles

  • Turmhäuser (Kullas) in Deçan/Dečani: Die Kullas sind festungsartige Häuser für Großfamilien. Sie gelten als typische Beispiele albanischer Architektur. Von den ursprünglich 2000 Kullas im Kosovo wurden viele in den Jahren 1998/99 zerstört. Die Kullas in Deçan/Dečani stammen aus dem 18. bis frühen 20. Jahrhundert.
  • Hysni Koshi Turmhaus in Gjakovë/Đakovica: Das im 19. Jahrhundert erbaute Gebäude liegt im historischen Teil der Stadt am Großen Markt. Es wurde 1999 zerstört.
  • Velika Hoča/Hoca i Madhe (Rahovec/Orahovac): Velika Hoča ist ein historischer Weinbauort, dessen Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückgehen. Kirchen, Winzereigebäude und Weinberge bilden ein im Kosovo einzigartiges Ensemble, sie gelten als herausragendes Beispiel für eine regionale kosovo-serbische Siedlung. Viele Häuser sind – als Resultat der bewaffneten Auseinandersetzungen – verlassen und verfallen.
  • Historisches Ensemble Novo Brdo in Novobërdë/Novo Brdo: Bereits im vierten Jahrhundert v. Chr. gab es hier eine antike Siedlung. 1326 wird die Stadt zum ersten Mal erwähnt, sie ist zu dieser Zeit ein Zentrum von Handel und Bergbau im serbischen Reich. Nach 1689 wandert die Bevölkerung aus, die Stadt verliert an Bedeutung.
  • Festung Kalaja in Prizren: Der befestigte Platz wurde zum ersten Mal im 6. Jahrhundert v. Chr. erwähnt, ein weiteres Mal im 11. Jahrhundert n. Chr. Im mittelalterlichen serbischen Reich stand dort eine Festung. 1912 wurden Zitadelle und die Gebäude gesprengt und aufgegeben. Im Festungsbereich Funde aus neolitischer und illyrischer Epoche.
  • Serbenviertel Podkaljaja/Mahalla in Prizren: Das ehemalige Serbenviertel liegt malerisch auf einem Hügel über Prizren zwischen Festung und Fluss. Die ersten Zerstörungen begannen unmittelbar nach dem Einmarsch der KFOR. Bei den Märzunruhen 2004 wurde es in Brand gesteckt und weitgehend zerstört.
  • Alte Brücke in Vushtrri/Vučitrn: Die ersten fünf Bögen der ältesten steinernen Brücke des Kosovos wurden noch in byzantinischer Zeit gebaut. Weil der Fluss seinen Lauf änderte, hat die Brücke heute keine Funktion mehr.
  • Archäologische Ausgrabungsstätte Ulpiana in Graçanicë/Gračanica (Prishtinë/Priština): Römisch-byzantinische Funde, einige Funde aus der Eisenzeit. Seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. besiedelt, wird Ulpiana zum ersten Mal im 2. Jahrhundert n. Chr. als Stadt erwähnt. Nach einem Erdbeben im Jahr 518 baute der byzantinische Kaiser Justinian I. die Stadt unter dem Namen Justiniana Secunda wieder auf.
  • Erinnerungsstätte der Amselfeldschlacht bei Obilić/Obiliq
  • Ethnologischer Park Emin Gjiku in Priština/Prishtinë: Das Ensemble aus drei Hauptgebäuden gilt als eines der besten Beispiele für regionale Stadtarchitektur im Kosovo. Die Ausstellung im Inneren dokumentiert das traditionelle Leben der Kosovo-Albaner.

Quellen

  1. Bericht zum Kulturerbe

Wikimedia Foundation.

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