Linux (Kernel)

Linux (Kernel)
Linux (Kernel)
Tux, der Linux-Pinguin
Bildschirmfoto
Linux-x86-under-qemu.png
Startender Systemkern in Qemu
Basisdaten
Entwickler Linus Torvalds u. v. m.
Sprache(n) Englisch
Version 3.1.1
(11. November 2011)
Architekturen IA-32, AMD64, Alpha AXP, Sun SPARC, Motorola 68000, PowerPC, ARM, Hitachi SuperH, IBM S/390, MIPS, HP PA-RISC, IA-64, AXIS CRIS, Atmel AVR32, Renesas H8/300, Blackfin und weitere
Größe 73,2 MiB (3.0, Quelltext, bzip2-komprimiert)
Startmedium Festplatte, CD-ROM, DVD-ROM, Diskette, Netzwerk, USB-Stick
Lizenz proprietär wegen BLOBs; in BLOB-freier Version GPL v2[1]
Website www.kernel.org

Linux (dt. [ˈliːnʊks]) ist ein Betriebssystemkern (engl. kernel). Er wurde im Jahr 1991 von dem Finnen Linus Torvalds ursprünglich für die x86-Architektur entwickelt und unter der freien GNU General Public License (GPL) veröffentlicht. Der Kern (Kernel) findet in einer Vielzahl von Distributionen und Betriebssystemen seine Anwendung.

Der Begriff Linux setzt sich aus dem Namen Linus und dem X aus Unix zusammen und zeigt die Ähnlichkeit mit Unix an. Er bezeichnet im üblichen Sprachgebrauch nicht nur den Linux-Kern selbst, sondern auch Linux-Distributionen und Linux-basierte Systeme. Das führte zum GNU/Linux-Namensstreit.

Inhaltsverzeichnis

Grundlegende Technologie

Grob-Struktur des Linux-Kernels

Aufgaben des Kernels

Hauptartikel: Betriebssystemkern

Der Kernel eines Betriebssystems bildet die hardwareabstrahierende Schicht (Hardwareabstraktionsschicht), das heißt, er stellt der auf dieser Basis aufsetzenden Software eine einheitliche Schnittstelle (API) zur Verfügung, die unabhängig von der Rechnerarchitektur ist. Die Software kann so immer auf die Schnittstelle zugreifen und braucht die Hardware selbst, die sie nutzt, nicht genauer zu kennen. Linux ist dabei ein modularer monolithischer Betriebssystemkern und zuständig für Speicherverwaltung, Prozessverwaltung, Multitasking, Lastverteilung, Sicherheitserzwingung und Eingabe/Ausgabe-Operationen auf verschiedenen Geräten.

Programmiersprache

Linux ist fast komplett in der Programmiersprache C geschrieben, wobei einige GNU-C-Erweiterungen benutzt werden. Eine Ausnahme bilden die architekturabhängigen Teile des Codes (im Verzeichnis arch innerhalb der Linux-Sourcen), wie zum Beispiel der Beginn des Systemstarts (Bootvorgang), der in Assemblersprache geschrieben ist.

Funktionsweise

Bei einem strikt monolithischen Kernel wird der gesamte Quellcode inklusive aller Treiber in das Kernel-Image (den ausführbaren Kernel) kompiliert. Im Gegensatz dazu kann Linux Module benutzen, die während des Betriebs geladen und wieder entfernt werden können. Damit wird die Flexibilität erreicht, um unterschiedlichste Hardware ansprechen zu können, ohne sämtliche (auch nicht benötigte) Treiber und andere Systemteile im Speicher halten zu müssen.

Sind Teile der Hardwarespezifikationen nicht genügend offengelegt, so stützt sich Linux notfalls über spezielle VM86-Modi auch auf das BIOS des Systems, u. a. auf die Erweiterungen gemäß den Standards APM, ACPI und VESA. Um unter diesen Voraussetzungen x86-kompatible Hardware z. B. auf der DEC-Alpha-Plattform zu betreiben, werden teilweise sogar Emulatoren zur Ausführung entsprechenden ROM-Codes verwendet. Linux selbst übernimmt das System beim Bootprozess typischerweise in dem Moment, wo der BIOS-Bootloader erfolgreich war und alle Systeminitialisierungen des BIOS abgeschlossen sind.

Der Kernel ist ein Betriebssystemkern und darf nicht als das eigentliche Betriebssystem verstanden werden. Dieses setzt sich aus dem Kern und weiteren grundlegenden Bibliotheken und Programmen (die den Computer erst bedienbar machen) zusammen.

Siehe auch: Gerätenamen unter Linux, Network Block Device, Linux (Betriebssystem)

Architektur

Anwenderprogramme (vi, sh, openoffice) User Mode
Complex Libraries (glib, kde) Anwenderprogramme
Complex Libraries (glib, kde) Simple Libraries sin, opendbm Anwenderprogramme
C-Library open, exec, sbrk, socket, fopen, calloc
Systemaufrufe TRAP, CALL, BRK, INT (je nach Hardware) Kernel Mode
Kernel (Gerätetreiber, Prozesse, Netzwerk, Dateisystem)
Hardware (Prozessor(en), Speicher, Geräte)

Linux ist ein monolithischer Kernel. Die Treiber im Kernel und die Kernel-Module laufen im privilegierten Modus (x86: Ring 0), haben also unbeschränkten Zugriff auf die Hardware. Einige wenige Module des Kernels laufen im eingeschränkten Benutzermodus (x86: Ring 3). Die Level 1 und 2 der x86-Architektur werden von Linux nicht genutzt.

Nahezu jeder Treiber kann auch als Modul zur Verfügung stehen und vom System dann dynamisch nachgeladen werden. Ausgenommen davon sind Treiber, die für das Starten des Systems verantwortlich sind, bevor auf das Dateisystem zugegriffen werden kann. Man kann allerdings den Kernel so konfigurieren, dass ein Cramfs- oder Initramfs-Dateisystem vor dem tatsächlichen Root-Dateisystem geladen wird, welches die weiteren für den Startprozess notwendigen Module enthält. Dadurch kann die Kernelgröße verringert und die Flexibilität drastisch erhöht werden.

Im System laufende Programme bekommen wiederum vom Kernel Prozessorzeit zugewiesen. Jeder dieser Prozesse erhält einen eigenen, geschützten Speicherbereich und kann nur über Systemaufrufe auf die Gerätetreiber und das Betriebssystem zugreifen. Die Prozesse laufen dabei im Benutzermodus (user mode), während der Kernel im Kernel-Modus (kernel mode) arbeitet. Die Privilegien im Benutzermodus sind sehr eingeschränkt. Abstraktion und Speicherschutz sind nahezu vollkommen, ein direkter Zugriff wird nur sehr selten und unter genau kontrollierten Bedingungen gestattet. Dies hat den Vorteil, dass kein Programm z. B. durch einen Fehler das System zum Absturz bringen kann.

Linux stellt wie sein Vorbild Unix eine vollständige Abstraktion und Virtualisierung für nahezu alle Betriebsmittel bereit (z. B. virtueller Speicher, Illusion eines eigenen Prozessors etc.).

Die Tatsache, dass Linux nicht auf einem Mikrokernel basiert, war Thema eines berühmten Flame Wars zwischen Linus Torvalds und Andrew S. Tanenbaum. Anfang der 1990er Jahre, als Linux entwickelt wurde, galten monolithische Kernels als obsolet (Linux war zu diesem Zeitpunkt noch rein monolithisch). Die Diskussion und Zusammenfassungen sind im Artikel Geschichte von Linux näher beschrieben.

Durch Erweiterungen wie FUSE und durch die zunehmende Verwendung von Kernel-Prozessen fließen mittlerweile auch Mikrokernel-Konzepte ein.

Portierbarkeit

Obwohl Linus Torvalds eigentlich nicht beabsichtigt hatte, einen portierbaren Kernel zu schreiben, hat sich Linux dank des GNU Compilers GCC weitreichend in diese Richtung entwickelt. Es ist inzwischen mit eines der am häufigsten portierten Systeme (nur noch NetBSD läuft auf etwa gleich vielen Architekturen). Das Repertoire reicht dabei von eher selten anzutreffenden Betriebsumgebungen wie dem iPAQ-Handheld-Computer, Digitalkameras oder Großrechnern wie IBMs System z bis hin zu normalen persönlichen Rechnern (PCs).

Obwohl die Portierung auf die S/390 ursprünglich ein vom IBM-Management nicht genehmigtes Unterfangen war (siehe auch: Skunk Works), plant IBM auch die nächste IBM-Supercomputergeneration Blue Gene mit einem eigenen Linux-Port auszustatten.

Ursprünglich hatte Torvalds eine ganz andere Art von Portierbarkeit für sein System angestrebt, nämlich die Möglichkeit, freie GPL- und andere quelloffene Software leicht unter Linux kompilieren zu können. Dieses Ziel wurde bereits sehr früh erreicht und macht sicherlich einen guten Teil des Erfolges von Linux aus, da es jedem eine einfache Möglichkeit bietet, auf einem freien System freie Software laufen zu lassen.

Linux läuft gegenwärtig auf den folgenden Architekturen:

User Mode Linux

Ein besonderer Port ist das User Mode Linux (UML). Prinzipiell handelt es sich dabei um einen Port von Linux auf sein eigenes Systemcall-Interface. Dies ermöglicht es, einen Linux-Kernel als normalen Prozess auf einem laufenden Linux-System zu starten. Der User-Mode-Kernel greift dann nicht selbst auf die Hardware zu, sondern reicht entsprechende Anforderungen an den echten Kernel durch. Durch diese Konstellation werden „Sandkästen“ ähnlich den Virtual Machines von Java oder den Jails von FreeBSD möglich, in denen ein normaler Benutzer Root-Rechte haben kann, ohne dem tatsächlichen System schaden zu können.

µClinux

µClinux ist eine Linux-Variante für Computer ohne Memory Management Unit (MMU) und kommt vorwiegend auf Mikrocontrollern und eingebetteten Systemen zum Einsatz. Seit Linux-Version 2.6 ist µClinux Teil des Linux-Projektes.

Kernel-Versionen

Anzahl der Zeilen des Source-Codes

Auf der Website kernel.org werden alle alten und neuen Kernel-Versionen archiviert. Die dort befindlichen Referenzkernel werden auch als Vanilla-Kernel bezeichnet (von umgangssprachlich engl. vanilla für Standard bzw. ohne Extras im Vergleich zu Distributionskernels). Auf diesem bauen die sogenannten Distributionskernel auf, die von den einzelnen Linux-Distributionen um weitere Funktionen ergänzt werden. Die Kernel-Version des geladenen Betriebssystems kann mit dem Befehl uname -r abgefragt werden.

Versionsnummern-Schema

Die frühen Kernelversionen (0.01 bis 0.99) hatten noch kein klares Nummerierungsschema. Version 1.0 sollte die erste „stabile“ Linux-Version werden. Beginnend mit Version 1.0 folgen die Versionsnummern von Linux einem bestimmten Schema:

Die erste Ziffer wird nur bei grundlegenden Änderungen in der Systemarchitektur angehoben. Während der Entwicklung des 2.5er Kernels kam wegen der relativ grundlegenden Änderungen, verglichen mit dem 2.4er Kernel, die Diskussion unter den Kernel-Programmierern auf, den nächsten Produktionskernel als 3.0 zu deklarieren. Torvalds war aber aus verschiedenen Gründen dagegen, sodass der resultierende Kernel als 2.6 bezeichnet wurde.

Die zweite Ziffer gibt das jeweilige „Majorrelease“ an. Bisher wurden stabile Versionen (sogenannte Produktionskernel) von den Entwicklern stets durch gerade Ziffern wie 2.2, 2.4 und 2.6 gekennzeichnet, während die Testversionen (sogenannte Entwicklerkernel) immer ungerade Ziffern trugen, wie zum Beispiel 2.3 und 2.5; diese Trennung ist aber seit Juli 2004 ausgesetzt, es gibt zurzeit (2010) keinen Entwicklerkernel mit der Nummer 2.7, stattdessen werden die Änderungen laufend in die 2.6er-Serie eingearbeitet.

Zusätzlich bezeichnet eine dritte Zahl das „Minorrelease“, das die eigentliche Version kennzeichnet. Werden neue Funktionen hinzugefügt, steigt die dritte Zahl an. Der Kernel wird damit zum Beispiel mit einer Versionsnummer wie 2.6.7 bestimmt.

Um die Korrektur eines schwerwiegenden NFS-Fehlers schneller verbreiten zu können, wurde mit der Version 2.6.8.1 erstmals eine vierte Ziffer eingeführt. Seit März 2005 (Kernel 2.6.11) wird diese Nummerierung offiziell verwendet.[2] So ist es möglich, die Stabilität des Kernels trotz teilweise sehr schneller Veröffentlichungszyklen zu gewährleisten und Korrekturen von kritischen Fehlern innerhalb weniger Stunden in den offiziellen Kernel zu übernehmen – wobei sich die vierte Ziffer erhöht (z. B. von 2.6.11.1 auf 2.6.11.2). Die Minorreleasenummer, also die dritte Ziffer, wird hingegen nur bei Einführung neuer Funktionen hochgezählt.

Im Mai 2011 erklärte Linus Torvalds die nach der Version 2.6.39 kommende Version nicht 2.6.40 sondern 3.0 zu benennen.[3] Als Grund dafür führte er an, dass die Versionsnummern seiner Meinung nach zu hoch wurden. Die Versionsnummer '3' würde gleichzeitig für das dritte Jahrzehnt stehen, welches für den Linux-Kernel mit seinem 20. Geburtstag anfangen wird. Zukünftig wird bei neuen Versionen die zweite Ziffer erhöht und die dritte steht – anstelle wie bisher die 4. – für Bugfixreleases.

Entwicklerversion

Neue Funktionen finden sich im sogenannten -mm Kernel des Kernelentwicklers Andrew Morton und werden anschließend in den Hauptzweig von Torvalds übernommen. Somit werden große Unterschiede zwischen Entwicklungs- und Produktionskernel und damit verbundene Portierungsprobleme zwischen den beiden Serien vermieden. Durch dieses Verfahren gibt es auch weniger Differenzen zwischen dem offiziellen Kernel und den Distributionskernel (früher wurden Features des Entwicklungszweiges von den Distributoren häufig in ihre eigenen Kernels rückintegriert). Allerdings litt 2004/2005 die Stabilität des 2.6er Kernels unter den häufig zu schnell übernommenen Änderungen. Ende Juli 2005 wurde deshalb ein neues Entwicklungsmodell beschlossen, das nach dem Erscheinen der Version 2.6.13 erstmals zur Anwendung kommt: Neuerungen werden nur noch in den ersten zwei Wochen der Kernelentwicklung angenommen, wobei anschließend eine Qualitätssicherung bis zum endgültigen Erscheinen der neuen Version erfolgt.

Pflege der Kernel-Versionen

Während Torvalds die neuesten Entwicklungsversionen veröffentlicht, wurde die Pflege der älteren „stabilen“ Versionen an andere Programmierer abgegeben. Gegenwärtig ist David Weinehall für die 2.0er Serie verantwortlich, Marc-Christian Petersen (zuvor Alan Cox) für den Kernel 2.2, Willy Tarreau (zuvor Marcelo Tosatti) für den Kernel 2.4, Greg Kroah-Hartman und Chris Wright für die aktuellen stabilen Kernel 2.6.x.y(-stable), Linus Torvalds für die aktuellen „normalen“ Kernel 2.6.x, und Andrew Morton für seinen experimentellen -mm-Zweig, basierend auf dem neuesten 2.6.x. Zusätzlich zu diesen offiziellen und über Kernel.org oder einen seiner Mirrors zu beziehenden Kernel-Quellcodes kann man auch alternative „Kernel-Trees“ aus anderen Quellen benutzen. Distributoren von Linux-basierten Betriebssystemen pflegen meistens ihre eigenen Versionen des Kernels und beschäftigen zu diesem Zwecke fest angestellte Kernel-Hacker, die ihre Änderungen meist auch in die offiziellen Kernels einfließen lassen.

Distributions-Kernel sind häufig intensiv gepatcht, um auch Treiber zu enthalten, die noch nicht im offiziellen Kernel enthalten sind, von denen der Distributor aber glaubt, dass seine Kundschaft sie benötigen könnte und die notwendige Stabilität respektive Fehlerfreiheit dennoch gewährleistet ist.

Versionen und Versionsgeschichte

Zeittafel

Das Schaubild stellt einzelne Versionen des Linux Kernels anhand der Erscheinungsdaten auf einer Zeittafel angeordnet dar und soll dem Überblick dienen.

Versionsgeschichte bis Version 2.6

Legende:
Ältere Version; nicht mehr unterstützt
Ältere Version; noch unterstützt
Aktuelle Version
Aktuelle Vorabversion
Zukünftige Version
Zweig Version Veröffentlichung[4] Dateien(a) Quellcode-
zeilen
(b)
Größe
in kB(c)
Bemerkungen
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 0.01 17. September 1991 000000000000088.000000000088 000000000008413.00000000008.413 000000000000230.0000000000230 erste Veröffentlichung; startete auf Systemen mit Floppy-Diskettenlaufwerk und 386er-Prozessor, lud dabei die Treiber für das Minix-Dateisystem und eine finnische Tastatur, sowie als einziges Anwendungsprogramm den Kommandozeileninterpreter bash[5]
1.0 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.0.0 13. März 1994 000000000000563.0000000000563 000000000170581.0000000000170.581 000000000001259.00000000001.259
1.1 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.1.0 6. April 1994 000000000000561.0000000000561 000000000170320.0000000000170.320 000000000001256.00000000001.256 Entwicklungsversion
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.1.95 2. März 1995 000000000002301.00000000002.301
1.2 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.2.0 7. März 1995 000000000000909.0000000000909 000000000294623.0000000000294.623 000000000002301.00000000002.301 erste Portierungen auf weitere Prozessorarchitekturen, mit Alpha, MIPS und SPARC[6]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.2.13 2. August 1995 000000000002355.00000000002.355
1.3 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.3.0 12. Juni 1995 000000000000992.0000000000992 000000000323581.0000000000323.581 000000000002558.00000000002.558 Entwicklungsversion mit erster Unterstützung für Mehrprozessorsysteme[6]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.3.100 10. Mai 1996 000000000005615.00000000005.615
2.0 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.0.0 9. Juni 1996 000000000002015.00000000002.015 000000000716119.0000000000716.119 000000000005844.00000000005.844 erste Unterstützung für symmetrische Mehrprozessorsysteme[6]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.0.40 8. Februar 2004 000000000007551.00000000007.551
2.1 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.1.0 30. September 1996 000000000001727.00000000001.727 000000000735736.0000000000735.736 000000000006030.00000000006.030 Entwicklungsversion
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.2.0-pre9 21. Januar 1999 000000000013077.000000000013.077
2.2 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.2.0 26. Januar 1999 000000000004599.00000000004.599 000000001676182.00000000001.676.182 000000000013080.000000000013.080 erste Unterstützung für das Netzwerkprotokoll IPv6 sowie Portierung auf die Plattformen UltraSPARC und PA-RISC[6]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.2.26 24. Februar 2004 000000000019530.000000000019.530
2.3 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.3.0 11. Mai 1999 000000000004721.00000000004.721 000000001763358.00000000001.763.358 000000000013804.000000000013.804 Entwicklungsversion
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.3.99-pre9 23. Mai 2000 000000000020882.000000000020.882
2.4 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.4.0 4. Januar 2001 000000000008187.00000000008.187 000000003158560.00000000003.158.560 000000000024379.000000000024.379 erste Unterstützung für den Energieverwaltungsstandard ACPI und für den Datenbus USB;[6] letzter noch gepflegter Zweig vor 2.6; die Unterstützung soll beendet werden wenn ein Jahr lang keine Aktualisierung des Zweiges mehr erforderlich war, momentan wäre dies im Dezember 2011 der Fall[7]
Ältere Version; noch unterstützt: 2.4.37 2. Dezember 2008 000000000038735.000000000038.735 Aktuelle Version: 2.4.37.11 vom 18. Dezember 2010
2.5 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.5.0 23. November 2001 000000000009893.00000000009.893 000000003833603.00000000003.833.603 000000000029405.000000000029.405 Entwicklungsversion
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.5.75 10. Juli 2003 000000000040969.000000000040.969
2.6 Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.0 18. Dezember 2003 000000000041614.000000000041.614 neues Versionsschema, dabei wurden die bisherigen Entwicklerzweige durch einen stetigen Entwicklungsprozess ersetzt[6]
→ für alle nachfolgenden Versionen siehe Abschnitt „Versionsgeschichte ab Version 2.6“

Versionsgeschichte ab Version 2.6

Bei Betrachtung der zuletzt erschienenen Versionen (siehe Tabelle) erfolgt die Entwicklung einer neuen Kernel-Version in durchschnittlich 82 Tagen. Der Kernel wird hierbei im Durchschnitt um 768 Dateien und 325.892 Quellcodezeilen erweitert. Das mit gzip komprimierte tar-Archiv (.tar.gz) wächst im Mittel um 2.084 Kilobyte.

Version Veröffentlichung[4] Dateien(a) Quellcode-
zeilen
(b)
Größe
in kB(c)
Entwicklungs-
zeitraum(d)
Bemerkungen
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.20 4. Februar 2007 000000000021280.000000000021.280 000000008102486.00000000008.102.486 000000000054548.000000000054.548 000000000000066.000000000066 Tage erste Unterstützung für den Virtualisierer KVM[8]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.21 26. April 2007 000000000021614.000000000021.614 000000008246470.00000000008.246.470 000000000055329.000000000055.329 000000000000080.000000000080 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.22 8. Juli 2007 000000000022411.000000000022.411 000000008499363.00000000008.499.363 000000000056914.000000000056.914 000000000000074.000000000074 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.23 9. Oktober 2007 000000000022530.000000000022.530 000000008566554.00000000008.566.554 000000000057404.000000000057.404 000000000000093.000000000093 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.24 24. Januar 2008 000000000023062.000000000023.062 000000008859629.00000000008.859.629 000000000059079.000000000059.079 000000000000107.0000000000107 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.25 17. April 2008 000000000023810.000000000023.810 000000009232484.00000000009.232.484 000000000061518.000000000061.518 000000000000083.000000000083 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.26 13. Juli 2008 000000000024270.000000000024.270 000000009411724.00000000009.411.724 000000000062550.000000000062.550 000000000000088.000000000088 Tage
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.27 9. Oktober 2008 000000000024354.000000000024.354 000000009709868.00000000009.709.868 000000000063721.000000000063.721 000000000000088.000000000088 Tage wurde nachträglich mit Unterstützung für neue Hardware (wie SAS) erweitert;[9]
Aktuelle Version: 2.6.27.59 vom 30. April 2011
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.28 24. Dezember 2008 000000000025255.000000000025.255 000000010195507.000000000010.195.507 000000000066766.000000000066.766 000000000000076.000000000076 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.29 23. März 2009 000000000026668.000000000026.668 000000011010647.000000000011.010.647 000000000071977.000000000071.977 000000000000089.000000000089 Tage
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.30 10. Juni 2009 000000000027879.000000000027.879 000000011637173.000000000011.637.173 000000000075768.000000000075.768 000000000000078.000000000078 Tage USB-3.0-Unterstützung
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.31 9. September 2009 000000000029111.000000000029.111 000000012046317.000000000012.046.317 000000000078279.000000000078.279 000000000000092.000000000092 Tage
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.32 3. Dezember 2009 000000000030485.000000000030.485 000000012610030.000000000012.610.030 000000000081901.000000000081.901 000000000000084.000000000084 Tage Aktuelle Version: 2.6.32.48 vom 9. November 2011
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.33 24. Februar 2010 000000000031565.000000000031.565 000000012990041.000000000012.990.041 000000000084533.000000000084.533 000000000000083.000000000083 Tage bildet die Basis für einen Echtzeit-Zweig;[10]
letzte Version: 2.6.33.20 vom 7. November 2011[11]
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.34 16. Mai 2010 000000000032297.000000000032.297 000000013320934.000000000013.320.934 000000000086520.000000000086.520 000000000000082.000000000082 Tage Grafiktreiber für neuere AMD Radeon-GPUs und die Grafikkerne von einigen erst Anfang nächsten Jahres erwartete Intel-Prozessoren, neue Dateisysteme: LogFS und Ceph;[12] viele Änderungen an den Dateisystemen Btrfs, ext4, NILFS2, SquashFS und XFS,[13] dem SCSI-Subsystem und dem Architektur-Code für ARM-, Blackfin- und MicroBlaze-CPUs;[14] bessere Unterstützung für neue und ältere AMD- und Intel-Chips; größere Umbaumaßnahmen am Nouveau-Treiber für Nvidia-Grafik;[15]
Aktuelle Version: 2.6.34.10 vom 26. Juni 2011
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.35 1. August 2010 000000000033316.000000000033.316 000000013545604.000000000013.545.604 000000000088301.000000000088.301 000000000000077.000000000077 Tage neu sind unter anderem ein verbesserter Netzwerkdurchsatz, defragmentierbarer Arbeitsspeicher und die Unterstützung für die Turbo-Core-Funktion moderner AMD-Prozessoren;[16] die Unterstützung für die Stromsparfunktionen von Radeon-Grafikchips wurde verbessert, sowie die neuen H264-Dekodierfunktionen für den Grafikkern in Intels Ironlake-Prozessoren (Ironlake ist der Codename für die „Core i5“-Plattform[17]);[18]
Aktuelle Version: 2.6.35.14 vom 1. August 2011
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.6.36 20. Oktober 2010 000000000034301.000000000034.301 000000013499457.000000000013.499.457 000000000088707.000000000088.707 000000000000080.000000000080 Tage neu sind – im auch „Flesh-Eating Bats with Fangs“ (englisch für „Fleischfressende Fledermäuse mit Reißzähnen“) genannten 36er Zweig[19][20] – unter anderem das Sicherheits-Framework AppArmor, die Schnittstelle „Lirc“ (für das in Version 2.6.35 eingeführte System zur Nutzung von Infrarot-Fernbedienungen) und eine verbesserte Energieverwaltung für Grafikprozessoren;[21] Unterstützung für Echtzeit-Virenscanner;[22]
letzte Version: 2.6.36.4 vom 17. Februar 2011
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.37 5. Januar 2011 000000000035191.000000000035.191 000000013996612.000000000013.996.612 000000000092474.000000000092.474 000000000000076.000000000076 Tage neu sind, neben den üblichen zusätzlichen Treibern (u. a. für USB 3.0), eine verbesserte Skalierung und Virtualisierung für Mehrkern-Prozessoren[23]
Aktuelle Version: 2.6.37.6 vom 27. März 2011
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.38 15. März 2011 000000000035877.000000000035.877 000000014294439.000000000014.294.439 000000000094144.000000000094.144 000000000000069.000000000069 Tage Unterstützung für die AMD-Radeon-HD-6000-Serie und für AMDs APUs,[24] sowie Verbesserungen für Audio- und Video-Verarbeitung als auch für berührungsempfindliche Bildschirme;[25]
Aktuelle Version: 2.6.38.8 vom 3. Juni 2011
Ältere Version; noch unterstützt: 2.6.39 19. Mai 2011 000000000036719.000000000036.719 000000014619185.000000000014.619.185 000000000095994.000000000095.994 000000000000065.000000000065 Tage Unterstützung für das Optimierungs-Werkzeug IP set;[26][27]
Aktuelle Version: 2.6.39.4 vom 3. August 2011
Ältere Version; noch unterstützt: 3.0 22. Juli 2011 000000000036795.000000000036.795 000000014732555.000000000014.732.555 000000000096676.000000000096.676 000000000000064.000000000064 Tage neues Versionsnummernschema,[28] zudem neue Treiber u. a. für (virtuelle) Netzwerkgeräte und den Fernseh-Standard DVB-T2, sowie allgemein verbesserte Virtualisierung (u. a. durch abschließende Arbeiten an dem Hypervisor Xen) und viele kleine Verbesserungen (wie z. B. Schreib- und Lösch-Optimierungen für Dateisysteme);[29][30]
Aktuelle Version: 3.0.9 vom 11. November 2011
Aktuelle Version: 3.1 24. Oktober 2011 000000000037098.000000000037.098 000000014856072.000000000014.856.072 000000000097334.000000000097.334 000000000000094.000000000094 Tage neu ist u.a. die Unterstützung der Prozessor-Plattform OpenRISC[31]
Aktuelle Version: 3.1.1 vom 11. November 2011
Zukünftige Version: 3.2 Dezember 2011 neu ist u.a. die Unterstützung für die Qualcom-Hexagon-Prozessor-Architektur;[11]
Aktuelle Version: 3.2, RC2 vom 15. November 2011
Legende:
Ältere Version; nicht mehr unterstützt
Ältere Version; noch unterstützt
Aktuelle Version
Aktuelle Vorabversion
Zukünftige Version

Anmerkungen[32][33][34][35]

(a) Dateien gezählt mit: find . -type f -not -regex '\./\.git/.*'|wc -l
(b) Quellcodezeilen gezählt mit: find . -type f -not -regex '\./\.git.*'|xargs cat|wc -l
(c) Größe in kB bezogen auf ein mit gzip komprimiertes tar-Archiv (.tar.gz)[4]
(d) Der genannte Entwicklungszeitraum bezieht sich lediglich auf die Zusammenführung bereits entwickelter Programmteile, welche selbst teilweise mehrere Jahre zuvor bis zur Zusammenführung entwickelt wurden.

Neuerungen im Kernel 2.6

Die Kernel-Reihe 2.6 wurde ab Dezember 2001 auf Basis des damaligen 2.4er Kernels entwickelt und wies umfangreiche Neuerungen auf. Für die Entwicklung war der neue Kernel-Code übersichtlicher und leichter zu pflegen, während Anwender durch die Überarbeitung der Scheduler und des I/O-Bereichs und von geringeren Latenzzeiten profitierten.[36] Dies wurde durch eine Reihe von Maßnahmen erreicht, die im Folgenden aufgezeigt werden:

Neue Scheduler

In einem Multitasking-fähigen Betriebssystem muss es eine Instanz geben, die den Prozessen, die laufen wollen, Rechenzeit zuteilt und sie nach Ablauf der zugeteilten Zeitspanne (Timeslice) wieder „schlafen legt“. Diese Instanz bildet der sog. Scheduler. Seit dem Erscheinen von Linux 2.6 wurde mehrfach grundlegend am Scheduler gearbeitet.

Für die ersten Kernel 2.6 war von Ingo Molnár ein gegenüber Linux 2.4 komplett neuer Scheduler konzipiert und implementiert worden, der so genannte O(1)-Scheduler. Dieser erhielt seinen Namen, weil die relevanten Algorithmen, auf denen der Scheduler basierte, die Zeitkomplexität O(1) haben. Dies bedeutet, dass die vom Scheduler für eigene Aufgaben benötigte Prozessorzeit unabhängig von der Anzahl der verwalteten Prozesse bzw. Threads ist. Insbesondere wurde etwa auf Durchsuchen aller Prozesse nach dem „besten“ etc. verzichtet.

Der O(1)-Scheduler arbeitete auch bei sehr vielen Prozessen überaus effizient und benötigte selbst sehr wenig Rechenzeit. Er verwendete prinzipiell zwei verkettete Listen, in denen die Prozesse eingetragen waren, die noch laufen wollten, und diejenigen, die bereits gelaufen sind. Wenn alle Prozesse in der zweiten Liste standen, wurden die Arrays getauscht, und das Spiel begann von neuem. Der Scheduler war darüber hinaus so ausgelegt, dass Prozesse, die große Mengen Rechenzeit in Anspruch nehmen wollen, gegenüber interaktiven Prozessen benachteiligt werden, wenn beide zur gleichen Zeit laufen wollen.

Interaktive Prozesse benötigen in der Regel nur sehr wenig Rechenzeit, sind dafür aber sehr zeitkritisch (so will der Benutzer beispielsweise nicht lange auf eine Reaktion der grafischen Oberfläche warten). Der O(1)-Scheduler besaß Heuristiken, um festzustellen, ob ein Prozess interaktiv ist oder die CPU eher lange belegt.

Der interne „Takt“ des Kernels wurde ab dem Kernel 2.6 von 100 Hz auf 1000 Hz erhöht, das heißt, die kürzestmögliche Länge einer Zeitscheibe beträgt nun eine Millisekunde. Auch hiervon profitieren besonders die interaktiven Prozesse, da sie früher „wieder an der Reihe sind“. Da dies aber zu einer erhöhten CPU-Last und somit zu einem größeren Stromverbrauch führt, entschied man sich, den Takt ab dem Kernel 2.6.13 auf 250 Hz voreinzustellen. Bei der Konfiguration des Kernels sind jedoch auch noch die Werte 100 Hz, 300 Hz und 1000 Hz wählbar.

Mit der Kernelversion 2.6.23 wurde im Oktober 2007 der O(1)-Scheduler durch einen sog. Completely Fair Scheduler (CFS) ersetzt, der ebenfalls von Ingo Molnár entwickelt wurde. Der CFS als gegenwärtig einziger im Hauptentwicklungszweig verfügbarer Scheduler ist unter den Kernel-Entwicklern teilweise umstritten, da er seinen Schwerpunkt auf Skalierbarkeit auch bei Servern mit vielen Prozessorkernen legt. Entwickler wie Con Kolivas sind der Meinung, dass unter dieser Schwerpunktsetzung sowie einigen Designentscheidungen im CFS die Leistung auf typischen Desktop-Systemen leidet.[37]

Präemptibler Kernel

Der Kernel ist ab Version 2.6 in den meisten Funktionen präemptibel, d. h., selbst wenn das System gerade im Kernel-Modus Aufgaben ausführt, kann dieser Vorgang durch einen Prozess aus dem User-Modus unterbrochen werden. Der Kernel macht dann weiter, wenn der Usermodus-Prozess seine Timeslice aufgebraucht hat oder selbst einen Re-Schedule anfordert, also dem Scheduler mitteilt, dass er einen anderen Task ausführen kann. Dies funktioniert, bis auf einige Kernel-Funktionen, die atomar (nicht unterbrechbar) ablaufen müssen, sehr gut und kommt ebenfalls der Interaktivität zugute.

Zugriffskontrolllisten

Mit dem Kernel 2.6 werden für Linux erstmals Zugriffskontrolllisten (access control lists) nativ eingeführt. Diese sehr feinkörnige Rechteverwaltung ermöglicht es vor allem Systemadministratoren, die Rechte auf einem Dateisystem unabhängig vom Gruppen- und Nutzermodell zu gestalten und dabei faktisch beliebig viele spezielle Rechte pro Datei zu setzen. Die mangelnde Unterstützung von Zugriffskontrolllisten von Linux wurde vorher als massive Schwäche des Systems im Rahmen der Rechteverwaltung und der Möglichkeiten zur sicheren Konfiguration gesehen.

Die Unterstützung von Zugriffskontrolllisten funktioniert dabei mit den Dateisystemen ext2, ext3, jfs und XFS nativ.

Inotify

Mit dem Kernel 2.6.13 hielt erstmals ein Inotify genannter Mechanismus Einzug in den Kernel. Dieser ermöglicht das permanente Überwachen von Dateien und Verzeichnissen: Wird eines der überwachten Objekte geändert oder ein neues Objekt im Überwachungsraum erschaffen, gibt Inotify eine Meldung aus, die wiederum andere Programme zu definierten Tätigkeiten veranlassen kann. Dies ist insbesondere für Such- und Indexierungsmechanismen der Datenbestände von entscheidender Bedeutung, und ermöglicht erst den sinnvollen Einsatz von Desktop-Suchmaschinen wie Strigi oder Beagle. Ohne eine solche Benachrichtigungsfunktion des Kernels müsste ein Prozess die zu überwachende Datei bzw. den zu überwachenden Verzeichnis in bestimmten Zeitintervallen auf Änderungen überprüfen, was im Gegensatz zu Inotify zusätzliche Performance-Einbußen mit sich brächte.

Weitere wichtige Änderungen

Soweit es möglich ist, wurde in Linux 2.6 die Maximalzahl für bestimmte Ressourcen angehoben. Die Anzahl von möglichen Benutzern und Gruppen erhöhte sich von 65.000 auf über 4 Milliarden, ebenso wie die Anzahl der Prozess-IDs (von 32.000 auf 1 Milliarde) und die Anzahl der Geräte (Major/Minor-Nummern). Weitere leistungssteigernde Maßnahmen betrafen die I/O-Scheduler, das Threading mit der neuen Native POSIX Thread Library und den Netzwerk-Stack, der nun ebenfalls in den meisten Tests O(1) skaliert ist. Außerdem wurde für die Verwaltung der I/O-Gerätedateien das früher genutzte devfs durch das neuere udev ersetzt, was viele Unzulänglichkeiten, wie zum Beispiel ein zu großes /dev/-Verzeichnis, beseitigt. Außerdem kann so eine einheitliche und konsistente Gerätebenennung erfolgen, die beständig bleibt, was vorher nicht der Fall war.

Entwicklungsprozess

Linus Torvalds 2002

Die Entwicklung von Linux liegt durch die GNU General Public License und durch ein sehr offenes Entwicklungsmodell nicht in der Hand von Einzelpersonen, Konzernen oder Ländern, sondern in der Hand einer weltweiten Gemeinschaft vieler Programmierer, die sich hauptsächlich über das Internet austauschen. In vielen Mailinglisten, aber auch in Foren und im Usenet besteht für jedermann die Möglichkeit, die Diskussionen über den Kernel zu verfolgen, sich daran zu beteiligen und auch aktive Beiträge zur Entwicklung zu leisten. Durch diese unkomplizierte Vorgehensweise ist eine schnelle und stetige Entwicklung gewährleistet, die auch die Möglichkeit mit sich bringt, dass jeder dem Kernel Fähigkeiten zukommen lassen kann, die er benötigt.

Eingegrenzt wird dies nur durch die Kontrolle von Linus Torvalds und einigen besonders verdienten Programmierern, die das letzte Wort über die Aufnahme von Verbesserungen und Patches in die offizielle Version haben. Manche Linux-Distributoren bauen auch eigene Funktionen in den Kernel ein, die im offiziellen Kernel (noch) nicht vorhanden sind.

Änderungen der Herkunftskontrolle

Der Entwicklungsprozess des Kernels ist wie der Kernel selbst ebenfalls immer weiterentwickelt worden. So führte der Rechtsprozess der SCO Group um angeblich illegal übertragenen Code in Linux zur Einführung eines „Linux Developer's Certificate of Origin“, das von Linus Torvalds und Andrew Morton bekanntgegeben wurde.[38] Diese Änderung griff das Problem auf, dass nach dem bis dahin gültigen Modell des Linux-Entwicklungsprozesses die Herkunft einer Erweiterung oder Verbesserung des Kernels nicht nachvollzogen werden konnte.

“These days, most of the patches in the kernel don't actually get sent directly to me. That not just wouldn't scale, but the fact is, there's a lot of subsystems I have no clue about, and thus no way of judging how good the patch is. So I end up seeing mostly the maintainers of the subsystem, and when a bug happens, what I want to see is the maintainer name, not a random developer who I don't even know if he is active any more. So at least for me, the _chain_ is actually mostly more important than the actual originator. There is also another issue, namely the fact than when I (or anybody else, for that matter) get an emailed patch, the only thing I can see directly is the sender information, and that's the part I trust. When Andrew sends me a patch, I trust it because it comes from him - even if the original author may be somebody I don't know. So the _path_ the patch came in through actually documents that chain of trust - we all tend to know the "next hop", but we do _not_ necessarily have direct knowledge of the full chain. So what I'm suggesting is that we start "signing off" on patches, to show the path it has come through, and to document that chain of trust. It also allows middle parties to edit the patch without somehow "losing" their names - quite often the patch that reaches the final kernel is not exactly the same as the original one, as it has gone through a few layers of people.”

„Zurzeit werden die meisten Patches für den Kernel nicht direkt an mich gesandt. Das wäre einfach nicht machbar. Tatsache ist, dass es eine Menge Untersysteme gibt, mit denen ich überhaupt nicht vertraut bin und ich somit keine Möglichkeit habe zu entscheiden, wie gut der Patch ist. Deshalb läuft es meist darauf hinaus, die Pfleger (Maintainer) des Untersystemes zu treffen. Falls ein Fehler auftritt, will ich den Namen eines Pflegers und nicht irgendeines Entwicklers sehen, von dem ich nicht einmal weiß, ob er noch aktiv ist. Daher ist für mich auf jeden Fall die _Kette_ wichtiger als der tatsächliche Urheber. Auch gibt es ein anderes Problem, nämlich dass ich, falls man mir (oder irgendjemand anderem) einen Patch über E-Mail schickt, einzig die Senderinformation direkt sehen kann, und das ist der Teil, dem ich traue. Wenn Andrew mir einen Patch schickt, vertraue ich dem Patch, weil er von Andrew kommt – auch wenn der eigentliche Urheber jemand ist, den ich nicht kenne. Also belegt tatsächlich der _Weg_, den der Patch zu mir nahm, diese Kette des Vertrauens – wir alle neigen dazu, das jeweils nächste „Glied“ zu kennen, aber _nicht_ unbedingt unmittelbares Wissen über die gesamte Kette zu haben. Was ich also vorschlage ist, dass wir anfangen, Patches „abzuzeichnen“, um den Weg, den sie genommen haben, aufzuzeigen und diese Kette des Vertrauens zu dokumentieren. Das erlaubt es darüber hinaus vermittelnden Gruppen, den Patch zu verändern, ohne dass dabei der Name von jemanden „auf der Strecke bleibt“ – ziemlich oft ist die Patchversion, die letztendlich in den Kernel aufgenommen wird, nicht genau die ursprüngliche, ist sie doch durch einige Entwicklerschichten gegangen.“

Linus Torvalds: Linux-Kernel Archive,[39] 23. Mai 2004

Das Versionskontrollsystem Git

Die Versionskontrolle des Kernels unterliegt dem Programm Git. Dies wurde speziell für den Kernel entwickelt und auf dessen Bedürfnisse hin optimiert. Es wurde im April 2005 eingeführt, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass das alte Versionskontrollsystem BitKeeper nicht mehr lange für die Kernelentwicklung genutzt werden konnte.

Lizenzbesonderheiten

Proprietärer Code und Freiheitsbegriff

Die heute von Linus Torvalds herausgegebene Fassung des Kernels enthält proprietäre Objekte in Maschinensprache (BLOBs) und ist daher nicht mehr komplett frei. Richard Stallman bezweifelt sogar, dass sie legal kopiert werden darf, da diese BLOBs im Widerspruch zur GPL stünden und die Rechte aus der GPL daher erlöschen würden.[40] Resultierend daraus rät die Free Software Foundation deshalb dazu, nur BLOB-freie Versionen von Linux einzusetzen, bei denen diese Bestandteile entfernt wurden.

Der Kernel unter der GPL 2

Die bei GPL-Software übliche Klausel, dass statt der Version 2 der GPL auch eine neuere Version verwendet werden kann, fehlt beim Linux-Kernel.[41] Die Entscheidung, ob die im Juni 2007 erschienene Version 3 der Lizenz für Linux verwendet wird, ist damit prinzipiell nur mit Zustimmung aller Entwickler möglich. In einer Umfrage haben sich Torvalds und die meisten anderen Entwickler für die Beibehaltung der Version 2 der Lizenz ausgesprochen.

Literatur

  • Wolfgang Mauerer: Linux Kernelarchitektur. Hanser Fachbuchverlag, November 2003, ISBN 3-446-22566-8
  • Robert Love: Linux-Kernel-Handbuch. Addison-Wesley, Juli 2005, ISBN 3-8273-2204-9

Weblinks

  • KernelTrap (englisch) – Informationen über aktuelle Entwicklungen im Kernel
  • Linux Kernel Newbies (englisch) – Infos für angehende Kernel-Programmierer
  • Oldlinux.org (englisch) – eine Sammlung historischer Kernel
  • Linux 0.01 News (englisch) – Seite zur Weiterentwicklungen des 0.01-Kernels für neuere GCC-Versionen

Einzelnachweise

  1. http://directory.fsf.org/project/linux/
  2. Thorsten Leemhuis: Neue Kernel-Serie mit Linux 2.6.11.1 gestartet auf heise.de, 7. März 2005
  3. Ankündigungsmail von Version 3.0-rc1
  4. a b c The Linux Kernel Archives. kernel.org, abgerufen am 6. September 2010 (englisch, Versionsübersicht bei kernel.org).
  5. Happy Birthday, Tux – Artikel bei Heise open, vom 25. August 2006
  6. a b c d e f Die Woche: Linux wird 3.0 – Artikel bei Heise open, vom 1. Juni 2011
  7. LKML: Willy Tarreau: Linux 2.4.37.10 + 2.4 EOL plans (englisch) – Mitteilung bei der Linux-Kernel Mailing List, vom 6. September 2010
  8. Die Woche: Xen hat KVM vorbeiziehen lassen – Artikel bei Heise open, vom 16. Juni 2011
  9. Linux-Kernel: Updates für Long-Term-Zweige – Artikel bei Golem.de, vom 4. Mai 2011
  10. Kernel-Log: 2.6.39er-Entwicklung läuft, 33er-Serie wiederbelebt – Artikel bei Heise open, vom 22. März 2011
  11. a b Hauptentwicklungsphase von Linux 3.2 abgeschlossen – Artikel bei Heise online, vom 8. November 2011
  12. Linux 2.6.34: Dateisysteme, Netzwerk – Seite 3 im Artikel bei Heise open, vom 17. Mai 2010
  13. Kernel-Log – Was 2.6.34 bringt (2): Dateisysteme – Artikel bei Heise open, vom 23. April 2010
  14. Kernel-Log: Ceph-Dateisystem in 2.6.34, Kernel- und KVM-Vorträge von den CLT2010 – Artikel bei Heise open, vom 22. März 2010
  15. Kernel-Log – Was 2.6.34 bringt (3): Grafik – Artikel bei Heise open, vom 5. Mai 2010
  16. Entwicklung von Linux 2.6.35 läuft an – Artikel bei Heise online, vom 31. Mai 2010
  17. Spotlight: Platform Technology (englisch) - Archivseite beim Intel Software Network, vom 2. August 2010
  18. Eine Flut neuer Stable-Kernel und ein Ausblick auf Linux 2.6.35 – Artikel bei Heise online, vom 6. Juli 2010
  19. Der Oktober im Kernelrückblick – Blog-Artikel bei HKN, von Oktober 2010
  20. Die Neuerungen von Linux 2.6.36 – Artikel bei Heise open, vom 21. Oktober 2010
  21. Kernel-Log: 2.6.36, neue Stable-Kernel, frische Treiber – Artikel bei Heise open, vom 11. August 2010
  22. Hauptentwicklungsphase des Linux-Kernels 2.6.36 abgeschlossen – Artikel bei Heise online, vom 16. August 2010
  23. Hauptentwicklungsphase des Linux-Kernel 2.6.37 abgeschlossen – Artikel bei Heise online, vom 1. November 2010
  24. Kernel-Log: Wunderpatch integriert, verbesserte Grafiktreiber am Start – Artikel bei Heise open, vom 7. Januar 2011
  25. Kernel-Log – Was 2.6.38 bringt (6): Treiber – Artikel bei Heise open, vom 9. März 2011
  26. Kernel-Log: Erster Release Candidate von Linux 2.6.39 – Artikel bei Heise open, vom 30. März 2011
  27. Die Neuerungen von Linux 2.6.39 – Artikel bei Heise open, vom 19. Mai 2011
  28. Erste Vorabversion von Linux 3.0 erschienen – Artikel bei Heise online, vom 30. Mai 2011
  29. Kernel: Linux 3.0 ist fertig – Artikel bei Golem.de, vom 22. Juli 2011
  30. Linux-Kernel 3.0 freigegeben – Artikel bei Heise online, vom 22. Juli 2011
  31. Kernel-Log – Was 3.1 bringt (3): Architektur, Infrastruktur, Virtualisierung – Artikel bei Heise open, vom 17. September 2011
  32. Thorsten Leemhuis: Die Neuerungen von Linux 2.6.25. Daten und Zahlen zu den jüngsten Versionen des Linux-Kernels. Heise online, 17. April 2008, S. 6, abgerufen am 28. September 2010.
  33. Thorsten Leemhuis: Die Neuerungen von Linux 2.6.31. Daten und Zahlen zu den jüngsten Versionen des Linux-Kernels. Heise online, 10. September 2009, S. 6, abgerufen am 28. September 2010.
  34. Thorsten Leemhuis: Die Neuerungen von Linux 2.6.38. Daten und Zahlen zu den jüngsten Versionen des Linux-Kernels. Heise online, 15. März 2011, S. 8, abgerufen am 15. März 2011.
  35. Thorsten Leemhuis: Die Neuerungen von Linux 3.0. Daten und Zahlen zu den jüngsten Versionen des Linux-Kernels. Heise online, 22. Juli 2011, S. 4, abgerufen am 25. Juli 2011.
  36. Dr. Oliver Diedrich: The Next Generation - Linux 2.6: Fit für die Zukunft in der c't 24/2003, Seite 194
  37. Artikel im Linux-Magazin zu Problemen des Completely Fair Schedulers
  38. Pressemitteilung OSDL: Developer's Certificate of Origin, 2004
  39. Linux-Kernel Archive: [RFD] Explicitly documenting patch submission, 23. Mai 2004
  40. Linux, GNU, and freedom (englisch) – Seite beim GNU-Projekt; Stand: 12. April 2009
  41. Linus Torvalds: GPL V3 and Linux - Dead Copyright Holders. 25. Januar 2006, abgerufen am 24. März 2009 (Nachricht auf der Linux-Kernel-Mailingliste).
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