Linton Kwesi Johnson

Linton Kwesi Johnson
Linton Kwesi Johnson auf dem Coachella Valley Music and Arts Festival 2008

Linton Kwesi Johnson (* 24. August 1952 in Chapelton/Jamaika) ist ein britischer Dichter, Reggae-Musiker und Soziologe.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

1963 wurde er von seiner bereits vorher nach London gezogenen Mutter dorthin nachgeholt. Schon als Schüler schloss er sich 1970 dem englischen Black Panthers Movement an. Dort organisierte er u. a. eine Dichter-Werkstatt und beteiligte sich an der Reggae-Band „Rasta Love“.

Nach Abschluss der Schule war er kurzzeitig als Verwaltungskraft bei der Kirche sowie der Verwaltung des Greater London Councils beschäftigt. 1973 begann er ein Soziologiestudium am Londoner Goldsmiths College. Im selben Jahr veröffentlichte er seine ersten Texte in einer Zeitung der Gruppe „Race Today Collective“ (damals noch aktiv als „Towards Racial Justice“), die auch 1974 seinen ersten eigenen Gedichtband, Voices of the Living and the Dead, veröffentlichte.

Schon 1975 folgte seine zweite Textsammlung Dread, Beat and Blood. Seine Dub-Poetry erfuhr erste Anerkennung, 1977 erhielt er das Cecil-Day-Lewis-Stipendium. Das Plattenlabel Virgin veröffentlichte 1978 seine erste Schallplatte, ebenfalls Dread, Beat and Blood betitelt. 1979 und 1980 folgten weitere Alben, Forces of Victory und Bass Culture, die, zusammen mit der gleichzeitig veröffentlichten Textsammlung Inglan is a Bitch seinen Ruf als lyrisch bedeutendste Stimme des englischen Reggaes festigten.

Zugleich aber nahm die musikalische Arbeit seines Erachtens unverhältnismäßig viel Raum auf Kosten seiner sozialen und politischen Arbeit ein und trotz seines großen Erfolges und des Angebots eines großen Plattenvertrages pausierte er eine Weile. Erst 1984 erschien Making History, von vielen Stimmen als sein bestes Album gelobt. Seitdem veröffentlichte er nur zwei weitere Musikalben: 1991 Tings an0146 Times und 1999 More Time. 1996 erschien allerdings ein Album von Texten, die er unbegleitet vortrug. Seit 1985 geht er nicht mehr auf größere Tournee.

1981 gründete Johnson sein eigenes Label, LKJ Records, und produzierte dort den bedeutenden jamaikanischen Dub-Poeten Michael Smith, der unmittelbar nach den Plattenaufnahmen bei seiner Rückkehr nach Jamaika gesteinigt wurde. Auch seine eigenen Platten erschienen seither meist auf seinem eigenen Label.

Texte, Rhythmus und Politik

Anders als die Mehrzahl der Reggae-Musiker ist „LKJ“, wie er nach seinen Initialen auch genannt wird, nicht religiös. In seinen Texten formuliert er eine explizit linksradikale Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft Englands. Im Zentrum stehen dabei seine Erfahrungen mit Rassismus, Arbeitslosigkeit und Gewalt.

Typisch für seine Texte sind eine stark ausgeprägte Rhythmik und Metrik sowie der Gebrauch einer eigenen Sprache, die die Texte vordergründig oft unzugänglich scheinen lässt. Johnson sagte dazu: „Meine Art zu schreiben und vorzutragen ist wie ein Resultat aus der Spannung zwischen Jamaican Creole und Jamaican English und zwischen diesen und English English.“ Formal wie inhaltlich bilde sich in ihnen die Erfahrung ab, „in einer kolonialen Gesellschaft aufgewachsen zu sein und dann hier herüber zu kommen, um zu leben.“ Johnson hat einen dezidiert politischen Anspruch, er wird zitiert mit den Worten:

„Was heißt es, schwarz zu sein in Großbritannien? Es heißt, dass du eigentlich einen unglaublich aufwendigen Kampf um Dinge führen mußt, die für den größten Teil der Gesellschaft selbstverständlich sind: Wohnungssuche, Bildung, gewerkschaftliche Rechte usw. Es bedeutet, daß du, obwohl du in England geboren bist, für immer als Immigrant giltst. Es bedeutet, daß du in dieser Gesellschaft ganz unten bist und immerzu versuchst, mit den kolonialen Regeln zu brechen.“ (Zitiert nach George Lipsitz, Dangerous Crossroads, hanibal 1999, S. 166 f.)

Werke

Originalausgaben

  • Tings An’ Times, Newcastle upon Tyne and London (1991)
  • Inglan Is A Bitch, London (1980)
  • Dread Beat An’ Blood, London (1975)
  • Voices of the Living and the Dead, London (1974)

Deutsche Übersetzungen

Diskographie

  • 2004 Live in Paris with the Dennis Bovell Dub Band (DVD)
  • 2004 Live in Paris
  • 2003 Straight to Inglan’s Head
  • 2002 LKJ in Dub: Volume 3
  • 1999 More Time
  • 1998 Independant Intavenshan (Compilation)
  • 1996 LKJ A Cappella Live
  • 1996 LKJ Presents
  • 1992 LKJ in Dub Volume 2
  • 1991 Tings An’ Times
  • 1985 Dub Poetry (Compilation)
  • 1985 LKJ Live in Concert with the Dub Band
  • 1984 Reggae Greats
  • 1984 Making History
  • 1980 The Best of Linton Kwesi Johnson (Compilation)
  • 1980 LKJ in Dub
  • 1980 Bass Culture
  • 1979 Forces of Victory
  • 1978 Dread Beat An’ Blood

Weblinks

 Commons: Linton Kwesi Johnson – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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