Antanas Mockus Sivickas

Antanas Mockus Sivickas
Antanas Mockus.

Antanas Mockus Šivickas (* 25. März 1952 in Bogotá, Kolumbien) ist ein kolumbianischer Philosoph, Mathematiker, Politiker und ehemaliger Bürgermeister von Bogotá.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Ausbildung

Antanas Mockus ist Sohn litauischer Einwanderer, Nijole und Alfonsas[1], die vor den Folgen des zweiten Weltkrieges flohen. Mit zwei Jahren las er schon und schloss 1969 seine Schulzeit an der französischen Schule Liceo Francés Louis Pasteur de Bogotá mit Auszeichnung ab. Er studierte von September 1969 bis 1979 mit einem Stipendium Mathematik in Dijon, Frankreich und an der Universidad Nacional de Colombia, Kolumbien. 1974 reiste er nach Vilnius in Litauen, wo er von seinen Bekannten gebeten wurde, zu bleiben. Daraufhin antwortete er, "Mein Leben hat in Kolumbien einen Sinn".[1]

Karriere an der Universität

1988 erwarb er den Magister in Philosophie an der Universidad Nacional de Colombia, nachdem er bereits vorher als Professor der Topologie dort gelehrt hatte. Im selben Jahr wurde er Vizerektor der Universität; ab 1991 war er Rektor. In diesem Amt wurde er durch seinen unüblichen Führungsstil und seine neuartige Pädagogik populär. Mit polemischen und aufsehenerregenden Aktionen wurde er über Bogotá hinaus bekannt: so fuhr er - was in Bogotá höchst unüblich ist - mit dem Fahrrad zur Arbeit, fasste sich bei einer Massenveranstaltung in Manizales an seinen Genitalbereich, und zog vor einem lauten Auditorium, das ihn nicht zu Worte kommen ließ, seine Hose herunter und präsentierte seinen Hintern. Auf Grund des darauf folgenden Skandals wurde er 1993 seines Amtes enthoben; dennoch entschied sich Mockus, für den Posten der Bürgermeisters von Bogotá zu kandidieren.

Die Konsequenzen aus seiner Art zu Protestieren waren ihm laut eigener Meinung damals nicht bewusst. So wurden zwei Schüler von ihrer Schule suspendiert, als diese sich auch die Hosen runter zogen. Dass aber Taxifahrer im Streik, anstatt Steine zu werfen, diese Art von Protest nutzten empfindet er als origineller.[2]

Politische Karriere

Nach einem Wahlkampf ohne Werbung, ohne Versprechen und mit geringen finanziellen Mitteln (weniger als 1.000 US-Dollar), besiegte er bei der Wahl seinen Hauptwidersacher Enrique Peñalosa, der ihn 1998 im Amt ablöste. Am 1. Januar 1995 begann Mockus erste Amtszeit als Bürgermeister, die im April 1997 endete. Seine Regierung bestand aus Akademikern und nicht aus Politikern in den wichtigsten Posten.

Er schaffte es, die Finanzen der Hauptstadt zu sanieren, indem er Mittel erst dann freigab, wenn sie bereitgestellt waren. Obwohl viele seiner Methoden unpopulär waren, wie zum Beispiel die Kraftstoffbesteuerung, gewann er die Bürger für sich. Er reduzierte die Todesfallstatistik durch das Verbot von pyrotechnischen Mitteln, vor allem aber der Einführung seiner populärsten Regelung, La hora zanahoria. Im Ausland wurde er durch die Maßnahme, Autofahrer mittels Pantomimen zur Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zu erziehen, berühmt. Durch seine erfolgreiche, freiwillige Kampagne zur Einsparung von Wasser bewies er die Effizienz seiner pädagogischen Methoden angewandt auf die Massen. In seiner Amtszeit änderte sich die Einstellung der Bürger zu ihrer Stadt. 1998 empfanden 67 % das die Stadt lebenswert sein, im krassen Gegenteil zu den 75 % die sie davor als nicht lebenswert empfanden.[3] Als die Stadt unter Wassermangel litt, trat Mockus in einer Fernsehwerbung auf in der er unter der Dusche beim einseifen das Wasser abstellte. Dies führte zu einer damaligen Einsparung von 14 % des Verbrauches, die heutzutage auf noch weiter auf 40 % gesunken ist.[3]

Während seiner Amtszeit überraschte Mockus immer wieder durch seine exzentrische Ader. Er heiratete eine Sozialarbeiterin in einem Zirkus bekleidet mit Trachten aus Fíque. Manchmal trug er Anzüge von Superhelden und improvisierte Raplieder. Mal trug er ein rosa Schwert aus Plastik mit in das Regierungsgebäude um damit symbolisch für höhere Zuschüsse zu kämpfen.[3]

Er legte sein Amt nieder, um für die Präsidentschaftswahlen 1998 zu kandidieren. Als größter Fehler seiner Karriere stellte sich dann sein Zugeständnis heraus, nun doch nur als Vizepräsident zu kandidieren, und zwar als Partner der Politikerin Noemí Sanín, die als klare Repräsentantin der altbekannten politischen Kaste galt. Die Bürger, die Mockus zum Bürgermeister wählten, taten dies, da er ein Repräsentant einer neuen sozialen Ordnung war. Als Konsequenz wurde er von Andrés Pastrana Arango besiegt.

Am 1. Januar 2001 wurde er von den Bürgern Bogotás wieder zum Bürgermeister gewählt und verlor dieses Amt 2003 an Luis Eduardo Garzón.

Ziel: Präsident

2004 gab Mockus seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien 2006 bekannt. Den ungewöhnlich frühen Zeitpunkt dieser Bekanntgabe begründete er damit, dass man den Weg genauso genießen solle wie das Ziel. Seine Kandidatur wird vom Movimiento Alianza Social Indígena, einer Partei der Eingeborenenvertreter, unterstützt. Zur Vorbereitung zu seiner Kandidatur begab Mockus sich einige Monate an die Universität Oxford (Nuffield College), um dort über politische Philosophie nachzudenken. Außerdem war er zwei Wochen lang "visiting fellow" bei der Kennedy School of Government im Jahr 2004. Er kehrte im Herbstsemester 2004/2005 nach Harvard zurück, um dort zwei Spanischlektüren zu halten. Im November reiste er zur Universität von Virginia um dort über positive sozialen Mechanismen in Verbindung mit seiner Amtszeit als Bürgermeister von Bogotá zu referieren.

Bei den Parlamentswahlen im März 2006 erhielt seine Wählervereinigung Team „Visionarios con Antanas“ keinen einzigen Sitz. Im selben Monat erklärte Mockus, die homosexuelle Ehe und die Adoption von Kindern in einer solchen als ein Ziel seiner Kandidatur. Dies steht im Kontrast zum amtierenden Präsidenten Uribe, der nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft ermöglichen möchte.

Mockus erreichte im Mai 2006 in der Wahl zu Präsidenten etwas mehr als 134.000 Stimmen und wurde damit deutlich von Uribe geschlagen. Nach der Wahl gab er bekannt, dass er sich auch 2010 wieder zur Wahl stellen würde, das Amt des Bürgermeisters von Bogotá wolle er aber nicht wieder bestreiten. Im Oktober 2006 gabt Uribe bekannt, dass eine Kommission die Bildungvorgaben für das Jahr 2015 vorbereiten soll, zu dessen Mitglieder Antanas Mockus seit dem gehört.

Obwohl mehrere Parteien versucht haben Mockus als Kandidaten für die erneute Bürgermeisterwahl 2007 zu gewinnen, hat dieser kein solches Interesse bekundet. Ende Juni 2007 bekräftigte er, dass es sein Ziel sei die Wähler über pädagogische Mittel davon zu überzeugen ihr Wahlrecht intelligenter einzusetzen. Dieses Projekt läuft unter dem Namen Voto Vital,was so viel heißt wie wichtigste Stimme.[4]

Einzelnachweise

  1. a b Perfil: Antanas Mockus, el candidato que se destacó siempre por ser el primero de la clase [1]
  2. Gobernar no es solo expedir normas, gobernar es educarnos - Interview 18. Januar 2007 [2]
  3. a b c El peculiar estilo que recuperó a Bogotá[3]
  4. Antanas Mockus no se lanzará a la Alcaldía de Bogotá[4]

Weblinks


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