Liebfrauenkirche (Oberwesel)

Liebfrauenkirche (Oberwesel)
Liebfrauenkirche von Süden
Ansicht von Osten
Innenansicht mit Lettner

Die Liebfrauenkirche in Oberwesel ist ein gotischer Sakralbau am Mittelrhein.

Ursprünglich außerhalb der Stadtmauern am Fuße der Schönburg gelegen, wurde die 1213 erstmals erwähnte Kirche wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert gegründet. 1258 wurde sie zu einer Stiftskirche erhoben. Der heutige Bau ist in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden. Der Baubeginn ist über eine Inschrift eines verlorengegangenen Glasfensters auf 1308 datiert, die Chorweihe 1331 ist urkundlich belegt, die Vollendung ist nach dendrochronologischer Datierung des Westturms nach 1351 anzusetzen. In der Folgezeit gab es kaum mehr nennenswerte bauliche Veränderungen. Um 1400 wurde die Kirche bei der Erweiterung der Stadtmauer in die Stadtbefestigung mit einbezogen. Der gravierendste Einschnitt war der Abriss der Stiftsgebäude und des Kreuzgangs nach der Säkularisation 1803.

Seit 2002 ist die Liebfrauenkirche Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Die dreischiffige querhauslose Basilika mit Westturm und 5/8 Chor in der für die spätgotische Zeit typischen durch die Bettelorden-Architektur beeinflussten reduktiven Gotik ist in der Länge verhältnismäßig kurz, außergewöhnlich dagegen in ihrer Schlankheit und Steilheit. Der Außenbau kommt bis auf den Westturm ganz ohne Strebepfeiler aus, die tragenden Stützen sind als Wandpfeiler ins Innere verlegt. Die verhältnismäßige Kürze des Baues zugunsten seiner Steilheit wird im Inneren noch eklatanter. Das eigentliche Langhaus ist abzüglich des durch einen Lettner abgegrenzten tief eingezogenen Stiftschores und der niedrigeren Turmjoche mit drei Jochen gerade mal so lang wie hoch (diese Proportion des Innenraums erinnert im übrigen auch an die romanische Pfarrkirche im benachbarten Bacharach).

Ausstattung

Der Stiftschor, der vom Chorhaupt aus gemessen länger als das eigentliche Langhaus ist, wird durch einen filigranen Lettner aus der Erbauungszeit abgeschlossen, mit offenem Maßwerk und zwei (von ursprünglich sechs) Statuetten in den Zwickeln. Der Hochaltar, der wahrscheinlich bereits bei der Chorweihe 1331 fertig war, ist eine Miniaturwiedergabe gotischer Portalskulptur (nach dem Diebstahl der Altarfiguren 1975 sind inzwischen die meisten wieder zurückgekehrt). Die "Architektur" des Altarschreins erinnert mit ihrem Maßwerk und Rosetten an die Südfassade der Katharinenkirche zu Oppenheim.

Des Weiteren gibt es etliche Grabdenkmäler vom 14. bis 17. Jahrhundert, hervorzuheben das Epitaph für Ludwig von Ottenstein (16. Jh.), gotische Wandmalereien an den Pfeilern, die Barock-Orgel von Franz Joseph Eberhard (1740/45) sowie barocke Ziborien, Kelche und Monstranzen des 18. Jahrhunderts in der Sakristei.

Orgel

Die Orgel der Liebfrauenkirche von Franz Joseph Eberhard wurde mehrfach umgebaut, erweitert und renoviert. Zuletzt wurde 2001 eine elektronische Setzeranlage eingebaut. Das Instrument hat insgesamt 54 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[1]

I Hauptwerk C–g3
Principal 16'
Octav 8'
Hohlpfeife 8'
Viola da Gamba 8'
Octav 4'
Rohrflöte 4'
Gemshorn 4'
Quint 22/3'
Nasard 22/3'
Octave 2'
Cornett III
Mixtur IV
Scharff III
Trompete 8'
Vox humana 8'
II Oberwerk C–g3
Fugara 8'
Quintadena 8'
Rohrflöte 8'
Principal 4'
Spitzflöte 8'
Salicional 4'
Flöte 8'
Octav 2'
Quint 11/3'
Sesquialter II 22/3'
Mixtur III
Vox humana 8'
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Bourdon 16'
Geigenprinzipal 8'
Holzflöt 8'
Salicional 8'
Vox coelestis 8'
Octav 4'
Querflöte 4'
Rohrnasard 12/3'
Waldflöte 2'
Terz 13/5'
Sifflet 1'
Mixtur V
Basson-Hautbois 16'
Trompete harm. 8'
Clairon 4'
Tremulant
Pedal C–f1
Principal (aus HW) 16'
Subbaß 16'
Quintbaß 102/3'
Octav 8'
Violon 8'
Quint 51/3'
Octav 4'
Octav 2'
Mixtur VI
Posaune 16'
Trompete 8'
Trompete 4'
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur historischen Orgel der Liebfrauenkirche
50.1041297.730452

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liebfrauenkirche — Frauenkirche oder Liebfrauenkirche ist ein Kurzwort für „Kirche Unserer Lieben Frau“. Dies war seit dem Mittelalter einer der Ehrentitel Mariens, der Mutter Jesu (s. Marienverehrung). Für weitere Marienkirchen siehe Liste der Marienkirchen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Oberwesel — Oberwesel …   Wikipedia

  • Oberwesel — Oberwesel …   Wikipédia en Français

  • Oberwesel — Oberwesel,   Stadt im Rhein Hunsrück Kreis, Rheinland Pfalz, im Engtal des Rheins am Fuß des Hunsrücks, 4 400 Einwohner; Fremdenverkehr, Weinbau und handel.   Stadtbild:   Eines der schönsten historischen Ortsbilder am Mittelrhein. Die… …   Universal-Lexikon

  • Oberwesel — Oberwesel, Stadt im preuß. Regbez. Koblenz, Kreis St. Goar, am linken Rheinufer und an der Staatsbahnlinie Mainz Koblenz, 67 m ü. M., von teilweise zerfallenen Befestigungen umgeben, in denen der sogen. Ochsenturm, der Wächterturm und der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Oberwesel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmäler in Oberwesel — In der Liste der Kulturdenkmäler in Oberwesel sind alle Kulturdenkmäler der rheinland pfälzischen Stadt Oberwesel einschließlich der Stadtteile Dellhofen, Engehöll und Langscheid aufgeführt. Grundlage ist die Denkmalliste des Landes Rheinland… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Martin (Oberwesel) — Martinskirche Turmansicht mit Friedhof …   Deutsch Wikipedia

  • Vesavia — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Frauenkirche — oder Liebfrauenkirche ist ein Kurzwort für „Kirche Unserer Lieben Frau“. Dies war seit dem Mittelalter einer der Ehrentitel Mariens, der Mutter Jesu (s. Marienverehrung). Für weitere Marienkirchen siehe Liste der Marienkirchen. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”