Lidzbark Warminski

Lidzbark Warminski
Lidzbark Warmiński
Wappen von Lidzbark Warmiński
Lidzbark Warmiński (Polen)
DEC
Lidzbark Warmiński
Lidzbark Warmiński
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Lidzbark Warmiński
Fläche: 14,34 km²
Geographische Lage: 54° 7′ N, 20° 35′ O54.11666666666720.5833333333337Koordinaten: 54° 7′ 0″ N, 20° 35′ 0″ O
Höhe: 65 m n.p.m
Einwohner: 16.251 (31. Dez. 2007[1])
Postleitzahl: 11-100 bis 11-102
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NLI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 51
OlsztynBartoszyce
Nächster int. Flughafen: Flughafen Szczytno
Gemeinde
Gemeindeart: Stadtgemeinde
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Artur Wajs
Adresse: ul. Ratuszowa 5
11-100 Lidzbark Warmiński
Webpräsenz: www.lidzbarkwarminski.pl

Lidzbark Warmiński ['lʲidzbark var'miɲskʲi], (deutsch Heilsberg), ist eine Kreisstadt mit 18.000 Einwohnern in der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Sie liegt 48 km nördlich von Olsztyn (Allenstein) an der Mündung der Symsarna in die Łyna.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lidzbark Warmiński wurde 1240 vom Deutschen Orden an der Stelle der prußischen Burg Leckbard gegründet, die sich am Zusammenfluss von Simser und Alle befand („lekes“: „Haferspreu“ und „bart“: „aufwallen“, „fließen“, „strömen“). Leckbard wurde 1241 von den Ordensrittern eingenommen, im 2. Prußenaufstand von 1260/74 allerdings von den Prußen zurückerobert. Heilsberg wurde 1306 Sitz des Fürstbistums Ermland, eines der vier 1243 im preußischen Ordensstaat eingerichteten Bistümer. Es erhielt 1308 von Bischof Eberhard von Meißen die Stadtrechte und blieb 500 Jahre lang im Territorialbesitz des Fürstbistums Ermland. Nach dem Zweiten Thorner Frieden kam 1466 mit dem Fürstbistum auch Heilsberg unter polnische Oberhoheit. Im Winter 1703–1704 residierte der schwedische König Karl XII. während seines Feldzugs gegen Polen im Großen Nordischen Krieg im Heilsberger Schloss.

Mit der ersten Teilung Polens fiel Heilsberg 1772 an das Königreich Preußen. Vom 10. bis 11. Juni 1807 fand hier die Schlacht bei Heilsberg zwischen französischen Truppen unter Murat und Soult und den verbündeten russischen und preußischen Heeren unter Bennigsen statt.

Heilsberg war von 1930 bis 1945 Standort einer Mittelwellen-Großsendeanlage. Am 27. Mai 1937 brachen in Heilsberg Unruhen aus, nachdem während der Fronleichnamsprozession einige Mitglieder der katholischen Jugend verhaftet worden waren.

Im Frühjahr 1945 eroberte die Rote Armee Heilsberg, nachdem die Stadt bei den vorausgegangenen Kämpfen stark zerstört worden war. Der Kreis Heilsberg fiel anschließend mit der Südhälfte Ostpreußens an Polen. Die Stadt erhielt den in polnischen Texten schon vorher benutzten Namen Lidzbark Warminski. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde großenteils vertrieben.

Religionen

Kirche St. Peter und Paul

Lidzbark Warmiński ist eine traditionell katholisch geprägte Stadt. Hier hatten die Fürstbischöfe des Ermlands ihren Sitz und Heilsberg war als Teil des Preußen Königlichen Anteils mit der polnischen Krone verbunden. 1890 zählte man 665 Evangelische, 4.723 Katholiken und 112 Juden in der Stadt.[2] Als die deutsche Bevölkerung im Zuge des Zweiten Weltkriegs aus der Stadt geflüchtet und vertrieben worden war, kamen an ihre Stelle Ansiedler und Vertriebene aus anderen Teilen Polens, die ebenfalls größtenteils katholisch waren. Jedoch wurde durch die Bevölkerungsverschiebung der ohnehin geringe Einfluss des Protestantismus geschwächt: Die bisherige evangelische Kirche wurde von der neuen orthodoxe Gemeinde übernommen.

Die katholische Kirchengemeinde von Lidzbark Warmiński ist Partnergemeinde der Katholischen Kirchengemeinde der Stadt Werlte. Dies rührt vermutlich daher, dass der Pastor der Gemeinde Heilsberg 1945 als Vertriebener nach Werlte kam und dort Pastor wurde.

Die Kirchenglocke St. Theodor (Meister Michael Wittwerck, Danzig 1716) der katholischen Kirche St. Peter und Paul wurde 1941/1942 zur Einschmelzung für Kriegszwecke eingezogen, lagerte auf dem Hamburger Glockenfriedhof und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg an das Erzbistum in Freiburg im Breisgau zur Aufbewahrung übergeben. Sie befindet sich heute (2008) als Leihgabe im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen von Lidzbark Warmiński nach dem jeweiligen Gebietsstand:[3]

Schlossanlage
Jahr Einwohner
1875 5.762
1880 5.874
1885 5.705
1890 5.501
1910 6.082
1933 8.781
Jahr Einwohner
1939 10.630
1971 13.000
1995 16.681
2000 16.505
2005 16.251

Stadtbild

Partie an der Alle
Hochschloss
Hohes Tor
Ehemals evangelische, heute russisch-orthodoxe Kirche

In einer Schleife der Alle gelegen, galt die Stadt bis 1945 als eine der schönsten in Ostpreußen. Trotz der Kriegszerstörungen sind einige wertvolle Bauten erhalten geblieben bzw. rekonstruiert worden. Die Burg der ermländischen Bischöfe (Hochschloss) gilt als die neben der Marienburg am besten erhaltene Wehranlage der Ordenszeit, sie ist heute Museum. Der größte Verdienst in der Erhaltung der Burganlage kommt Ferdinand von Quast und Karl Hauke zu.

Weitere markante Bauwerke sind die imposante spätgotische Pfarrkirche und das Hohe Tor. Einige historische Straßenzüge, darunter eine Zeile der charakteristischen Laubenhäuser am Marktplatz, haben die Zeiten ebenfalls überdauert. Die erste evangelische Kirche im ehemaligen ermländischen Dominium wurde 1823 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut (heute russisch-orthodox).

Politik

Städtepartnerschaften

Lidzbark Warmiński ist Mitglied der internationalen Vereinigung Cittàslow.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

weitere Persönlichkeiten

  • Ferdinand Schulz, der „Ikarus von Ostpreußen“, hat auf dem Waldfriedhof von Heilsberg sein Grab.

Gmina Lidzbark Warmiński

Die Stadt Lidzbark Warmiński ist Verwaltungssitz der Landgemeinde Lidzbark Warmiński, gehört ihr aber als eigenständige Stadtgemeinde nicht an. Die Landgemeinde zählt 6.683 Einwohner (31. Dez. 2007)[1] und umfasst auf einer Fläche von 371,01 km² – die zu 28% von Wald und zu 56% von landwirtschaftlicher Fläche eingenommen wird – folgende 37 Ortsteile (sołectwo):

  • Babiak (Frauendorf)
  • Blanki (Blankensee)
  • Bugi (Bogen)
  • Drwęca (Drewenz)
  • Ignalin (Reimerswalde)
  • Jagoty (Jegothen)
  • Jarandowo (Süßenberg)
  • Kaszuny (Kaschaunen)
  • Kierz (Kerschen)
  • Kłębowo (Wernegitten)
  • Knipy (Knipstein)
  • Kochanówka (Stolzhagen)
  • Koniewo (Konnegen)
  • Kotowo (Katzen)
  • Kraszewo (Reichenberg)
  • Lauda (Lawden)
  • Łabno (Schwansberg)
  • Markajmy (Markeim)
  • Medyny (Medien)
  • Miejska Wola (Bürgerswalde)
  • Miłogórze (Liewenberg)
  • Morawa (Maraunen)
  • Nowa Wieś Wielka (Neuendorf)
  • Nowosady (Wosseden)
  • Pilnik (Neuhof)
  • Pomorowo (Pomehren)
  • Redy (Retsch)
  • Rogóż (Roggenhausen)
  • Runowo (Raunau)
  • Sarnowo (Rehagen)
  • Stryjkowo (Sternberg)
  • Suryty (Soritten)
  • Świętnik (Heiligenfelde)
  • Wielochowo (Großendorf)
  • Workiejmy (Workeim)
  • Zaręby (Sperwatten)
  • Żytowo (Settau)

Heilsberg in der Weltliteratur

Die napoleonisch-russische Schlacht von Eylau 1807 ist der Ausgangspunkt der berühmten Erzählung von Honoré de Balzac (1789-1850): Le Colonel Chabert. (1832). Der Titelheld wird als Oberst unter Feldmarschall Joachim Murat (1806–1808 Großherzog von Berg-Düsseldorf/Nordrhein-Westfalen) bei Eylau schwer verwundet, aber für tot gehalten, bei Heilsberg in einem Massengrab lebendig beerdigt und für tot erklärt, jedoch durch eine Heilsberger Bauersfrau gerettet.

Verweise

Literatur

  • Biolik, Maria: Hydronymia Europaea, Zuflüsse zur Ostsee zwischen unterer Weichsel und Pregel, Stuttgart 1989
  • Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
  • Peteraitis, Vilius: Mažoji Lietuva ir Tvanksta (Lithuania Minor and Tvanksta) Vilnius 1992
  • Salemke, Gerhard: Lagepläne der Wallburganlagen von der ehemaligen Provinz Ostpreußen, Gütersloh, 2005
  • Schlüter, Otto: Wald, Sumpf und Siedlungsland in Altpreußen vor der Ordenszeit, Halle 1921

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 31. Dezember 2007
  2. Vgl. geschichte-on-demand.de; abger. am 30. Juli 2008
  3. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1875, 1880, 1890, 1933, 1939: [1] – 1885: [2] – 1910: [3] – 1971: Georg Hermanowski: Ostpreußen–Lexikon. Augsburg 1996 – 1995, 2000, 2005: [4]

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