Lichtruf

Lichtruf
Ein Licht über den Türen der Patientenzimmer signalisiert, wer den Alarm ausgelöst hat.

Ein Lichtruf, auch unter Lichtrufanlage geläufig, ist ein optisches Signalgerät, das insbesondere durch seine weite Verbreitung in der Krankenpflege bekannt ist. Daher sind dort auch die Synonyme Schwesternruf oder Patientenruf gebräuchlich. Erste Lichtrufanlagen wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt.

Die aus Krankenhäusern, Hospitälern und anderen Pflegeeinrichtungen bekannte Version des Lichtrufs dient gewissermaßen dem optischen Herbeirufen des Pflegepersonals durch den Patienten. Prinzipiell wird beim Lichtruf mittels eines auf Elektrizität beruhenden Vorgangs durch die Initiative eines Senders ein Lichtsignal bei einem Empfänger hervorgerufen. Dabei wird der das optische Signal auslösende Impuls üblicherweise durch eine verlegte Leitung oder inzwischen auch oft durch ein Funksignal übermittelt. Beispielsweise von einem Krankenzimmer zu einem Schwestern-/Pflegerzimmer oder zu einer dafür eingerichteten Zentrale.

Neben den traditionellen Lichtrufanlagen, die lediglich ein Lichtsignal auslösen, wurden mit der Zeit viele Varianten entwickelt, die über Gegensprechanlagen auch eine akustische Kommunikation ermöglichen. Außer in der Krankenpflege sind Lichtrufanlagen in vielen Gebieten mittlerweile unentbehrlich geworden, zum Beispiel in der Industrie, in Bereichen der Telekommunikation und der Fernmeldetechnik, im Lufttransport und beim Militär.

Für die Normierung im Bereich Rufanlagen ist in der Deutschen Kommission Elektrotechnik das Unterkomitee „Allgemeine Signalanlagen und Signalgeräte“ zuständig. Es ist damit verantwortlich für die DIN VDE 0834 [1] „Rufanlagen in Krankenhäusern, Pflegehäusern und ähnlichen Einrichtungen“ sowie für die DIN V VDE V 0825-1 [2] und die DIN VDE 0830-1 [3] als deutsche Fassung der EN 50131-1:2006 + A1:2009 „Personen-Hilferufanlagen“.

Inhaltsverzeichnis

Technische Realisierungsmöglichkeiten

Ungeachtet der nationalen Standardisierung nach VDE 0834[1] bemühen sich alle Hersteller nicht um die Austauschbarkeit der Komponenten und nicht um die Möglichkeit, Installationen verschiedener Produktlinien zu mischen. So sind alle Komponenten elektrisch verträglich, aber funktional nicht zu mischen.

LON-Bus

Auf dem kabelgebundenen Weg ist das LON-Bus-System nach ISO ISO/IEC DIS 14908-1 bis -4 (bisher seit 2008 nur Entwürfe) weit verbreitet, die internationale Norm ist jedoch noch in keinem der vier Teile endgültig verabschiedet. Nach ISO 14908-2 [4] werden über 4 Adern in 2 Paaren die zu verbindenden Module angebunden. Zwei Adern sind hier für die Spannungsversorgung, die restlichen zwei Adern für die Rufübermittlung zuständig. Nach ISO 14908-4 [5] wird eine IP-Verkabelung berücksichtigt. Eine Lösung nach ISO/IEC 14908-3 [6] mit Signalisierung über die Energieversorgung bleibt voraussichtlich zumindest für den Signalisierungspfad vom Rufgeber unverträglich mit VDE 0834 und ist daher auch für den Signalisierungspfad zum einzelnen Lichtsignal eher unwirtschaftlich.

ISO/IEC 14908-1 [7] legt die Norm für ein Übertragungsprotokoll fest. Jedes Modul hat eine eigene LON-Nummer welche das Modul im System identifiziert. Für die Konfiguration werden der Typ des Moduls und die LON-Nummer in die CPU geschrieben um den Ruf richtig zu deklarieren.

Local-Bus

Eine weitere Möglichkeit sind proprietäre Bus-Systeme verschiedener Anbieter. Hierbei werden meist 4 oder 8 Adern verlegt, je nach Hersteller und Produkt. Die Adernverteilung ist prinzipiell ähnlich unter den Anbietern, lediglich die Konfiguration der Komponenten ist verschieden, da hier das System komplett über eine Weboberfläche konfiguriert werden kann.

IP-Verkabelung

Neuere Systeme verlassen die Verkabelungskonzepte der herkömmlichen Telefontechnik und benutzen eine mit internationalen Standards konforme Infrastruktur für lokale Vernetzung. Allerdings fordert die Norm VDE 0834 für die Lichtruf-Signalisierung eine separate Verkabelung, so dass aus Gründen der betrieblichen Zuverlässigkeit nach dem anerkannten Stand der Technik eine eigenständige, wenngleich den industriellen Standards IEEE 802.3 gleiche Verkabelung erforderlich wird. Diese Verkabelung kann tatsächlich auch für andere Zwecke mit genutzt werden, so dass lediglich die führende Rolle bei der Planung der Lichtrufanlage Ausschlag gebend ist.

drahtlose Lösungen

Die Übertragung der Funktionen der Ruftaster auf eine nicht mehr an Kabel gebundene Ausführung ist in der Norm VDE 0834 nicht ausdrücklich ausgeschlossen und entspricht damit formal ebenfalls dem anerkannten Stand der Technik. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Übertragungseigenschaften des Ruftasters von der Art, wie der Benutzer den Rufgeber trägt oder hält, abhängig ist. Eine taugliche Lösung muss die Eigenarten der Ausbreitung bei der gewählten Sendefrequenz berücksichtigen.

Modultypen

Die angegebene Vielfalt stellt die mindeste Auswahl dar. Weitere Module betreffen die Verkabelung, die Funktionen der Meldezentrale und weitere für besondere Anpassung an Patienten verschiedener Gefährdungsgruppen.

Die Zuordnung der Module zur Kategorie der medizintechnischen Geräte ist nach dem Medizinproduktegesetz (kurz MPG) in Deutschland und Österreich nicht eindeutig bestimmt. Die nationale Umsetzung der europäischen Richtlinie 90/385/EWG für aktive implantierbare medizinische Geräte, 93/42/EWG für Medizinprodukte lässt die funktionale Unterscheidung offen. Als Medizinprodukte gelten Geräte zur

  • Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten;
  • Erkennung, Überwachung, Behandlung, Linderung oder Kompensation von Verletzungen oder Behinderungen;
  • Untersuchung, Ersatz oder Veränderung des anatomischen Aufbaus oder eines physiologischen Vorgangs;

Sämtliche explizit genannten Merkmale treffen für Geräte der Willensäußerung von Patienten, mithin für die Rufmodule formal nicht zu.

Lampenmodul

Das auffällige Lampenmodul als Namensgeber des Systemkonzepts der Lichtrufanlagen ist das im Flur oder Verbindungsgang über der Tür des einzelnen Patientenzimmers angebrachte Lichtsignal-, Lampen- oder Leuchtenmodul, das den eigentlichen Ruf mit verschiedenfarbigen Lampen oder LED signalisiert.

Rufmodul

Das Rufmodul oder Bettenmodul' ist die Auslöseeinrichtung für den Lichtruf. Sie ist in der Regel in Bettnähe per Kabel angeschlossen. Sie ist mindestens als so genannter Birntaster, also eine Kombination von Ruftaste und Rückmeldeleuchte ausgeführt, deren Status mit weiterem Tastendruck mindestens lokal zurückgesetzt werden kann.

Ruf- und Anwesenheitstaster bzw. Türkombination

Dieses Modul ist meist in der Nähe der Tür im Patientenzimmer montiert und dient vorwiegend der Rufquittierung durch die Schwester/ den Pfleger oder dem Ruf nach weiterer Unterstützung. Die Betätigung setzt das Lichtsignal im Flur zurück oder meldet eine zusätzliche Anforderung mit einem Farbwechsel des Lichtsignals. Bei neueren Rufanlagen gibt es zudem die Möglichkeit einen medizinischen Notfall zu melden, welcher dann in allen Räumen in denen Anwesenheit eingestellt ist und im Stationsarztzimmer aufläuft. Teilweise wird hierbei gleich das Reanimationsteam mit angefordert. Bei einigen Anlagen kann zudem der Sicherheitsdienst alarmiert werden.

Bettenmodul mit Nebensteckkontakt

Das Bettenmodul ist ein einfaches Rufmodul ohne Anwesenheitstaste. Der Nebensteckkontakt dient dem Anschluss eines passiven Geräts zur Rufauslösung, dies kann ein Abrisskontakt, ein Bettbediengerät, oder ein Diagnosegerät sein.

Nassraummodul

Im Sanitärbereich eingesetzt ist dieser Modultyp mit Zugtaster bzw. Pneumatiktaster mit einem Kontakt ausgestattet, der keine elektrische Leitung zum Patienten führt und der nicht auf Tastendruck, sondern mit einer Feder oder einem aufgesetzten Schlauch auf Zug bzw. pneumatische Betätigung reagiert.

Signalsummer

Zur Verbesserung der Wahrnehmung der stillen Lichtsignale wird bei Auslösung eines Lichtrufs ein Summer aktiviert, der keine weitere Lokalisierung unterstützt.

Meldetableau

In modernen Lösungen ist im Schwestern- oder Pflegerzimmer eine Anzeigevorrichtung vorgesehen, die es dem Personal erspart, bei akustischem Signal zwecks Lokalisierung nach dem aktivierten Lampenmodul im Flur zu schauen. Auf der Anzeige steht dann z.B. Normalruf Z. 3 B. 1 oder Alarmruf Z. 1 WC.

Literatur

  • Edgar Voges, Klaus Petermann (Hrsg.): Optische Kommunikationstechnik. Handbuch für Wissenschaft und Industrie. Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-67213-3.

Einzelnachweise

  1. a b DIN VDE 0834-1:2000-04 Rufanlagen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen - Teil 1: Geräteanforderungen, Errichten und Betrieb
  2. Überwachungsanlagen - Drahtlose Personen-Notsignal-Anlagen für gefährliche Alleinarbeiten - Teil 1: Geräte- und Prüfanforderungen (Vornorm)
  3. Alarmanlagen - Einbruch- und Überfallmeldeanlagen - Teil 1: Systemanforderungen
  4. Open Data Communication in Building Automation, Controls and Building Management -- Control Network Protocol -- Part 2: Twisted Pair Communication
  5. Open Data Communication in Building Automation, Controls and Building Management -- Control Network Protocol -- Part 4: IP Communication
  6. Open Data Communication in Building Automation, Controls and Building Management -- Control Network Protocol -- Part 3: Power Line Channel Specification
  7. Open Data Communication in Building Automation, Controls and Building Management -- Control Network Protocol -- Part 1: Protocol Stack

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