Lichter der Großstadt

Lichter der Großstadt
Filmdaten
Deutscher Titel Lichter der Großstadt
Originaltitel City Lights
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1931
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Charles Chaplin
Drehbuch Charles Chaplin
Produktion Charles Chaplin
Musik Charles Chaplin, José Padilla
Kamera Roland Totheroh, Gordon Pollock
Schnitt Charles Chaplin
Besetzung

Lichter der Großstadt ist eine US-amerikanische Tragikomödie aus dem Jahr 1931 von und mit Charles Chaplin, der ein weiteres Mal seine bekannteste Figur, den Tramp, aufgriff und ihn diesmal nach New York versetzte. Für diesen Film produzierte Chaplin erstmals eine eigene Tonspur.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Tramp verliebt sich in ein blindes, aus ärmlichen Verhältnissen stammendes Blumenmädchen, dem er (anfangs ungewollt) vorspiegelt, Millionär zu sein. Ein glücklicher Zufall will es, dass er einen echten Millionär von einem Selbstmord abhält. Dieser ernennt den Tramp daraufhin zu seinem besten Freund, lässt ihn bei sich leben, feiert Feste für ihn und drückt ihm bündelweise Geldscheine in die Hand. Diese Zuneigung währt jedoch nur so lange, wie der Millionär betrunken ist. Wird er wieder nüchtern, kann er sich an nichts erinnern und er lässt den Tramp regelmäßig vor die Tür seiner Villa setzen.

Um dem Mädchen Geschenke machen zu können, nimmt der Tramp eine Stelle als Straßenkehrer an. Als er erfährt, dass ihr Vermieter die ausstehende Miete einfordert und dass sie durch eine Augenoperation in Wien wieder sehen könnte, verspricht er, alles zu bezahlen: Doch ausgerechnet an diesem Tag verliert er seine Arbeitsstelle. Er versucht sich als Boxkämpfer, doch er unterliegt. Als er in der selben Nacht wieder einmal den betrunkenen Millionär trifft, dieser ihn zu sich nach Hause einlädt und ihm das benötigte Geld schenkt, scheinen alle Probleme gelöst, aber zwei Einbrecher überfallen die beiden und schlagen den Millionär nieder. Der Tramp wird der Komplizenschaft bezichtigt, weil sich sein reicher Freund in nüchternem Zustand erneut nicht an ihn erinnern kann. Ihm gelingt jedoch die Flucht, und er kann dem Blumenmädchen das Geld übergeben. Während sie nach Europa reist, wird der Tramp verhaftet.

Sechs Monate später führt das Blumenmädchen einen eigenen Blumenladen und wartet sehnlichst auf das Erscheinen des großzügigen Millionärs, den sie liebt. Der Tramp wird aus dem Gefängnis entlassen und läuft zufällig an ihrem Geschäft vorbei. Das Mädchen erkennt den Tramp zunächst nicht, behandelt ihn aber trotz seines schäbigen Aussehens freundlich und schenkt ihm eine Blume. Erst als sie seine Hand berührt, erkennt sie den Geliebten.

Hintergrund

Der Tonfilm

Chaplin arbeitete von 1928 bis 1931 an dem Film. Zu dieser Zeit war der Tonfilm bereits etabliert (der erste Tonfilm war 1927 The Jazz Singer). Dennoch sträubte er sich lange gegen die neue Form des „Sprechfilms“. Er war überzeugt, dass speziell die Sprache den Untergang seiner pantomimischen Komik bringen würde. Mit der Produktion von City Lights im Stile eines Stummfilms beging er einen Anachronismus, der erhebliches Risiko in sich barg, da die Masse des Tonfilmpublikums Stummfilme bereits als altmodisch und unattraktiv empfand. Doch das Risiko machte sich bezahlt: Der Film wurde Chaplins größter Triumph seiner bisherigen Karriere. Dabei mutet die erste Szene wie eine freche Parodie auf Tonfilme an, als die feierlichen Reden anlässlich einer Denkmalenthüllung gehalten werden, und nur groteskes, quakendes Genuschel zu hören ist. Auch später im Film spielt Chaplin mit den Möglichkeiten des Tonfilms, indem er den Tramp eine Trillerpfeife verschlucken lässt, die bei jedem Schluckauf schrill pfeift. Auch komponierte er die Filmmusik erstmals selbst. Bis dahin wurden seine Filme von einem Klavierspieler oder einem kleinen Orchester im jeweiligen Kino live begleitet, wobei Arrangements von bereits bekannten Musikstücken zum Einsatz kamen. Chaplin selbst konnte keine Noten lesen, er diktierte seine musikalischen Einfälle einem erfahrenen Musiker, der auch die Feinarbeit daran vornahm.

Die weibliche Hauptrolle

Chaplin, der berüchtigt dafür war mit seinen Hauptdarstellerinnen Affären zu beginnen, und Virginia Cherrill konnten sich nicht ausstehen. Er meinte, dass sie bei ihrer ersten Filmrolle nicht professionell genug sei. Als sie schließlich einmal vor Drehschluss den Set verlassen wollte, feuerte Chaplin sie. Er engagierte stattdessen Georgia Hale für Probeaufnahmen. Mit Hale, mit der er bereits bei Goldrausch zusammen drehte, hatte er auch eine Beziehung gehabt. Er verzichtete aber schließlich darauf, den gesamten Film, der mit Cherrill kurz vor dem Abschluss stand, noch einmal zu drehen. Er stellte sie deshalb wieder an.

Der Boxkampf

Chaplin griff bei dem Boxkampf seinen eigenen Kurzfilm The Champion aus dem Jahre 1915 wieder auf und variierte die Grundidee so, dass neue Witze entstanden.

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: Eine ironische und sozialkritische Tragikomödie voller Menschlichkeit, Güte und Optimismus. Obwohl sich inzwischen der Tonfilm etabliert hatte, blieb Chaplin beim stumm gedrehten und mit musikalischen Effekten untermalten Film und feierte damit einen seiner größten Publikumserfolge.

Auszeichnungen

Lichter der Großstadt gilt als einer der „großen Filme“ Chaplins[1]. Obwohl zur Zeit seiner Veröffentlichung unprämiert fand der Film 1991 Aufnahme in das National Film Registry, ein Verzeichnis US-amerikanischer Filme, die als besonders erhaltenswert angesehen werden. Zudem findet sich der Film in zahlreichen Bestenlisten wieder, darunter in fünf des American Film Institutes:

  • Die 100 besten amerikanischen Filmkomödien aller Zeiten (1998: Platz 76; 2000: Platz 38)
  • Die 100 besten amerikanischen Liebesfilme aller Zeiten (2002: Platz 10)
  • 100 Cheers: America's Most Inspiring Movies (2006: Platz 33)
  • Die 100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten (2007: Platz 11)
  • Die 10 bedeutendsten Filme in 10 klassischen Genres (2008: Platz 1 im Genre der Romantische Komödien)

Einzelnachweise

  1. vgl. Errigo, Angela: Lichter der Großstadt. In: Schneider, Steven Jay (Hrsg.); 1001 Filme: die besten Filme aller Zeiten. Hombrechtikon/Zürch: Ed. Olms. – ISBN 3-283-00525-7 (S. 95)

Weblinks


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