Libina

Libina
Libina
Wappen von Libina
Libina (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Šumperk
Fläche: 2726 ha
Geographische Lage: 49° 53′ N, 17° 5′ O49.88361111111117.080555555556269Koordinaten: 49° 53′ 1″ N, 17° 4′ 50″ O
Höhe: 269 m n.m.
Einwohner: 3.545 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 788 05
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Straße: Uničov - Šumperk
Bahnanschluss: Šternberk - Šumperk
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Tomáš Kobza (Stand: 2010)
Adresse: Libina 523
788 05 Libina
Gemeindenummer: 539961
Website: www.ou-libina.cz

Libina (deutsch Liebau) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zwölf Kilometer südöstlich von Šumperk und gehört zum Okres Šumperk. Die Gemeinde entstand 1961 durch Zusammenschluss der Gemeinden Dolní Libina, Horní Libina und Obědné.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Libina erstreckt sich über acht Kilometer entlang der Bäche Libinský potok und Mladoňovský potok bis zur Oskava von der Úsovská vrchovina (Ausseer Hügelland) bis zum Hornomoravský úval (Obermährische Senke). Südwestlich erheben sich der Bradlo (Bradlstein, 600 m) und der Tří kameny (Dreistein, 558 m), im Osten der Brdo (497 m).

Nachbarorte sind Mladoňov und Václavov im Norden, Oskava und Mostkov im Nordosten, Břevenec im Osten, Šumvald im Südosten, Nová Hradečná und Lipinka im Süden, Kamenná im Südwesten, Nedvězí und Obědné im Westen sowie Benkov, Dlouhomilov, Dolní Olešná, Horní Olešná und Hrabišín im Nordwesten.

Das Gemeindewappen

Seit 2001 besitzt Libina ein neues Gemeindewappen, das aus dem alten Siegel mit der Pfarrkirche St. Georg auf flachem Grund zwischen zwei Laubbäumen entwickelt wurde. [2] Das Emblem ruft mit dem Banner des roten Georgskreuzes auf weißem Grund in den Pranken des goldenen Löwen die Weihe an den Heiligen in Erinnerung. Der nach links aufgegerichtete Löwe bezieht sich auf das Wappen der Herrschaft Šumvald (Schönwald) [3] Die in Rot und Gold geviertelte untere Hälfte des Schildes von Libina repräsentiert das traditionelle rot-goldene Stammwappen der Liechtensteiner. Das blaue Farbfeld des Hintergrunds in der oberen Hälfte soll den Ortsbach Libinský potok symbolisieren, der den gesamten Ort durchfließt. Das Wappen stellt eine heraldisch vereinfachte Fassung des von einer kommunalen Arbeitsgruppe entworfenen Vorschlags dar.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes erfolgte 1348, als es mit weiteren Orten an die Schönberger Landgüter angeschlossen wurde. 1535 erwarben die Herren von Boskowitz auf Aussee das Dorf und schlugen es ihrer Herrschaft zu. Später gelangte der Ort auf dem Erbwege an Friedrich von Zierotin auf Blauda, der Liebau 1568 der Königsstadt Unczow verkaufte. Zu dieser Zeit wurde zwischen Liebau Dorf, Lhota und Seite unterschieden. Seit dem 17. Jahrhundert wurden die Teile des an der deutsch-tschechischen Sprachgrenze gelegenen Dorfes durch die Attribute Deutsch und Böhmisch (bzw. im Tschechischen mit Moravská) unterschieden. Das Oberdorf wurde wegen seiner deutschen Besiedlung als Deutsch Liebau / Německá Libina bezeichnet, während der untere Teil an der Oskava Böhmisch Liebau / Moravská Libina genannt wurde. 1821 gründete Norbert Langer in Deutsch Liebau eine Textilmanufaktur.

Blick auf Libina

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Deutsch Liebau ab 1850 eine Gemeinde im Bezirk Mährisch Schönberg. Böhmisch Liebau bildete ebenfalls eine eigene politische Gemeinde, sie gehörte zum Bezirk Littau und ab 1907 zum Bezirk Sternberg. Im Jahre 1875 wurde die Sieb- und Drahtgeflechtwarenfabrik Zimmermann gegründet. Zwischen 1886 und 1890 entstand die Langersche Mechanische Spinnerei, die zwischen den Weltkriegen 900 Beschäftigte hatte. Daneben bestand seit 1866 die Textilfabrik Kauer. 1890 kamen mit den Fabriken von Pabel und Federmann zwei weitere hinzu und 1906 entstand die Spinnerei Blaschek. Im Ort wurden des Weiteren drei Steinbrüche, zwei Ziegeleien und drei Mühlen betrieben. Außerdem befand sich in Deutsch Liebau das städtische Forstrevier von Mährisch Neustadt. 1930 lebten in der Marktgemeinde Deutsch Liebau 4224 Menschen, in Liebesdorf waren es 443 und in Böhmisch Liebau 808. Nach dem Münchner Abkommen wurde alle drei 1938 dem Deutschen Reich angeschlossen. Deutsch Liebau und Liebesdorf gehörten bis 1945 zum Landkreis Mährisch Schönberg; Böhmisch Liebau zum Landkreis Sternberg. 1939 hatte Böhmisch Liebau 751 Einwohner, Deutsch Liebau 3909 und Liebesdorf 420. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten die Vertreibung der deutschen Bewohner und eine Neubesiedlung mit Tschechen. 1947 wurde Německá Libina in Horní Libina und Moravská Libina in Dolní Libina umbenannt. Der Status von Horní Libina als Městys wurde 1948 nicht erneuert und der Ort sank zum Dorf ab. Zum 1. Jänner 1960 wurde die Gemeinde Libina gebildet, da kam Dolní Libina aus dem aufgelösten Okres Šternberk zum Okres Šumperk.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Libina besteht aus den Ortsteilen Dolní Libina (Böhmisch Liebau), Horní Libina (Deutsch Liebau) und Obědné (Liebesdorf).

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Georg
Marienstatue
Neorenaissance-Villa um 1900

Das Dorf ist in das kulturelle Erbe aufgenommen.

  • Pfarrkirche St. Georg, erbaut 1721; davor:
    • Statue von St. Johannes von Nepomuk - Barock-Skulptur aus den Jahren 1715-1720
    • Statue der Jungfrau Maria - Barock-Skulptur von 1715
  • Kapelle in Dolní Libina
  • Abschiedskapelle im Pfarrgarten, 1716 als Pestkapelle errichtet
  • Kreuzigungsgruppe an der Kirche, geschaffen um 1800
  • Die ehemalige Villa der Unternehmerfamilie Langer ist ein Neorenaissancebau aus der Zeit um 1900. Der repräsentative frei stehende Backsteinbau mit rechteckigem Grundriss folgt mit seinen symmetrisch geordneten Bauteilen den strengen Architekturprinzipien des Historismus. An der Ostseite befindet sich eine Terrasse, deren Steinsäulen und Arkaden einen Balkon im ersten Stock tragen. In die südlichen und nördlichen Fassaden sind halbrunde Nischen eingelassen, in denen allegorische weibliche Figuren stehen, die Architektur, Skulptur, Malerei und Musik darstellen. Der Eintritt geschieht über einen Treppenaufgang mit überdachter Balustrade an der Westseite. Die Fassade wurde im Jahr 2004 renoviert. Der Bau beherbergt jetzt die Gemeindebibliothek. [4]
  • Mausoleum der Unternehmerfamilie Adolf und Hermine Langer, erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Neobarockstil
  • Statuengruppe Kalvarie mit Balustrade, geschaffen 1767
  • Dreifaltigkeitssäule, aufgestellt 1796
  • Kočičí skály, Felsformation am Bradlo

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Tilman Zülch (* 1939 in Deutsch Liebau), deutscher Menschenrechtler
  • Grete Kunz, bekannt als Margarete Friebelung (* 28.März 1909 in Deutsch Liebau, † 5. Juni 1991 in Wiesbaden), Malerin, Grafikerin, Textildesignerin, Autorin
  • Albert Rotter (* 19. September 1904 in Deutsch Liebau, † 13. Dezember 1990 in Wabern), Lyriker, Prosaist und Pädagoge
  • Rudolf Schön (* 5. April 1908 in Deutsch Liebau, † 22. Januar 1979 in Wien), österreichischer Pädagoge und Landesschulinspektor in Wien, Verfasser zahlreicher Mathematikbücher, gilt als "Vater der Mengenlehre in Österreich" [5]

Fußnoten

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Informationen auf der Website der Gemeinde / [1]
  3. Der heraldische Löwe der Herren von Šumvald umfasst mit der rechten Tatze einen Zweig mit vier Blättern und drei Eicheln
  4. http://www.ou-libina.cz/langerova-vila-ve-ktere-knihovna-sidli/d-1115/p1=1319
  5. Handbuch der allgemein bildenden Höheren Schulen, Bd. 1970, S. 42, 46f

Weblinks

 Commons: Libina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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