Leptospirose

Leptospirose
Klassifikation nach ICD-10
A27.0 Leptospirosis icterohaemorrhagica (Weil-Krankheit)
A27.8 Sonstige Formen der Leptospirose
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Eine Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die durch bestimmte Krankheitserreger der Gattung Leptospira (aus der Ordnung der Spirochäten) verursacht wird.

Es handelt sich dabei um eine meldepflichtige Zoonose, deren natürliche Wirte vor allem Ratten und Mäuse, im Falle der Schweinehüterkrankheit auch Schweine und Rinder sind. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Kontakt mit Urin, Blut oder Gewebe infizierter Tiere bzw. verunreinigtem Wasser.

Inhaltsverzeichnis

Leptospirosen des Menschen

Auf der Grundlage seiner Antigen-Eigenschaften wird der den Menschen befallende Erreger Leptospira interrogans in 24 Serogruppen mit über 200 Serovaren unterteilt. Zu erwähnen sind hierbei:

  • die Weil-Krankheit, ICD-10: A27.0; die häufiger als andere Leptospirosen einen schweren Verlauf nehmen kann; verursacht durch L. interrogans serovar icterohaemorrhagiae
  • Weil-ähnliche Krankheiten (oder „andere Leptospirosen“), ICD-10: A27.8; wie
    • das Batavia-Fieber, in Italien als „Reisfeldfieber“ bekannt, durch L. bataviae verursacht
    • die Schweinehüterkrankheit oder „Bouget-Gsell-Krankheit“, durch L. pomona
    • das Zuckerrohrfieber (die Zuckerplantagenleptospirose) durch L. interrogans Serovar australis oder pyrogenes.
    • das Canicola-Fieber durch L. canicola

Leptospira biflexa ist, im Gegensatz zu Leptospira interrogans, für den Menschen apathogen.

Die Leptospirose kann als Berufskrankheit (BK 3102) bei Personen die berufsbedingt engen Umgang mit Tieren und Tierabfällen haben (Schlachthofpersonal, Metzger, Veterinäre, Tierwärter, Fischer, Kanalarbeiter), entschädigt werden.

Übertragungsweg

Leptospiren gelangen über den Urin infizierter Säugetiere (Ratten, Hunde, Mäuse) in die Umwelt. Durch kleine Hautverletzungen oder über die Schleimhaut kann der Mensch sich mit dem Erreger anstecken.

Häufigkeit

2007 erkrankten in Deutschland 167 Menschen an Leptospirose, was einer Inzidenz von 0,2 auf 100.000 entspricht. Damit ist die Leptospirose eine sehr seltene Krankheit in Deutschland, die in der Regel nur in Einzelfällen aus anderen Ländern eingeschleppt wird. Gelegentlich tritt die Leptospirose aber auch hier epidemieartig auf.[1]

Der letzte Ausbruch fand im Juli 2007 unter Erntehelfern auf einem Erdbeerfeld bei Düren statt. Dabei erkrankten etwa 30 Arbeiter am Feldfieber. Dies war der erste dokumentierte derartige Vorfall seit über 40 Jahren.[2]

Verlauf

In etwa 90 % der Fälle verläuft die Leptospirose ähnlich wie eine Grippe. Den klassischen Verlauf findet man vor allem beim Morbus Weil, aber auch andere Leptospiren können einen schweren Verlauf hervorrufen. Im Blut des Wirtes vermehren sich die Leptospiren ein bis zwei Wochen, gelegentlich auch bis zu 26 Tage, bevor sich Symptome entwickeln. Diese bestehen aus Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Eine Bindehautentzündung sowie Waden- und Schienbeinschmerzen werden häufig beobachtet. Dieses Stadium dauert etwa 3–7 Tage. Daraufhin folgt eine kurze Phase von 2–3 Tagen, in der es dem Patienten etwas besser geht.

Es schließt sich eine zweite, fieberhafte Krankheitsphase an, die bis zu 30 Tage dauert. Dieser Zeitraum ist am ehesten Ausdruck einer Immunreaktion mit zirkulierenden Immunkomplexen, ausgelöst durch die Endothelschädigung. Bei der schweren Verlaufsform, dem Morbus Weil, kann es in dieser Zeit zu Schädigungen der Leber kommen. Beim Canicolafieber, welches mittelschwer verläuft, steht eine Meningitis im Vordergrund, ebenso beim eher gutartig verlaufenden Feldfieber.

Komplikationen

Schwerste Verlaufsformen findet man beim Morbus Weil, der mit Leber- und Nierenversagen einhergehen und bis zum Tod führen kann.

Die Bindehautentzündung kann bis zu 4 Wochen andauern.

Diagnose

In der ersten Krankheitsphase kann ein Erregernachweis aus der Blutkultur gelingen. Häufig sind allerdings die Kulturen zu langsam, so dass keine erfolgreiche antibiotische Behandlung mehr erfolgen kann. Daher wird vermehrt Antikörperdiagnostik eingesetzt, die einen schnelleren Nachweis der Leptospiren-Infektion ermöglicht.

In der zweiten Krankheitsphase ist diagnostisch ausschließlich die Serologie erfolgversprechend. IgM- und später auch IgG-Antikörper sind über längere Zeit nachweisbar.

Therapie

Therapie der Wahl ist Penicillin i.v., welches allerdings nur in den ersten 5 Tagen der Erkrankung wirksam ist. Wie auch bei anderen Spirochäten kann beim Einsatz von Penicillin eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion auftreten. Auch Doxycyclin wirkt gut gegen Leptospiren.

In der zweiten Phase der Erkrankung ist der Einsatz von Antibiotika nicht mehr sinnvoll, da es sich um eine Immunreaktion handelt. In dieser Phase können nur der Flüssigkeitsverlust, das Fieber und eventuelle Organschädigungen symptomatisch behandelt werden.

Prognose

Insgesamt ist die Prognose bei leichten Verlaufsformen gut.

Schwere Verlaufsformen, insbesondere der Morbus Weil, können allerdings unbehandelt mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30 % einhergehen.

Leptospirosen der Tiere

Referenzen

  1. Epidemiologische Daten des Robert-Koch-Institutes, http://www.rki.de/cln_091/nn_196882/DE/Content/Infekt/Jahrbuch/Jahresstatistik__2007,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Jahresstatistik_2007.pdf
  2. Leptospira-Grippotyphosa-Ausbruch unter Erdbeerpflückern, http://www.rki.de/cln_091/nn_468490/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/11__08,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/11_08.pdf

Literatur

  • Ludwig Popp, Staatlichen Medizinaluntersuchungsamt Braunschweig, Deutschland: Eine Feldfieberepidemie bei Erbsenpflückern,Neue Erkenntnisse über die Feldfieberepidemiologie,Zeitschrift:Medical Microbiology and Immunology, Verlag Springer Berlin/Heidelberg, ISSN 0300-8584 (Print) 1432-1831 (Online), Heft: Volume 131, Number 6/Oktober 1950, DOI 10.1007/BF02149259, Seiten 575-601, Fachgebiete Biomedizin & Life Sciences, SpringerLink Date Montag, 19. September 2005, http://www.springerlink.com/content/u5jq56r68780u358/
  • Hanns-Wolf Baenkler, U. Clement: "Duale Reihe Innere Medizin Thieme, 2001, ISBN 3-13-128751-9, S.1225-1226.
  • Ulrike Wagner, Christina Hohmann: "Reise- und Infektionskrankheiten", Govi-Verlag Eschborn, 2004, ISBN 3-7741-0987-7, 154-157
  • Peter Georgi, Elvira Bierbach: "Infektionskrankheiten und Infektionsschutzgesetz: Allgemeine und spezielle Infektiologie, kommentierte Gesetzestexte, Prüfungsfragen", Elsevier,Urban&FischerVerlag, 2006,ISBN 3-437-56771-3, S.127-129
  • Cachay ER, Vinetz JM. A global research agenda for leptospirosis. J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3):174-8. Review. PMID 16333188
  • Ahmad SN, Shah S, Ahmad FM. Laboratory diagnosis of leptospirosis. J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3):195-200. Review. PMID 16333192
  • Kobayashi Y. Human leptospirosis: management and prognosis. J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3):201-4. Review. PMID 16333193

Weblinks


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