Leppersdorf

Leppersdorf
Leppersdorf
Gemeinde Wachau
Koordinaten: 51° 9′ N, 13° 58′ O51.1513.966666666667260.5Koordinaten: 51° 9′ 0″ N, 13° 58′ 0″ O
Höhe: 260,5 m
Fläche: 9 km²
Einwohner: 1.054 (30. Juni 2005)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994

Leppersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Wachau im Landkreis Bautzen, Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ehemaliges Gemeindewappen von Leppersdorf

Leppersdorf ist ein Ort in Ostsachsen zwischen Pulsnitz und Radeberg an der Poststraße (S 95). Das etwa 1.000 Einwohner zählende Dorf an der Kleinen Röder liegt unmittelbar an der Anschlussstelle Pulsnitz zur Autobahn A4. Die Landeshauptstadt Dresden ist etwa 15 Kilometer entfernt.

Die höchste Erhebung ist der nördlich des Dorfes gelegene 282,3 m ü. NN hohe Steinberg. Angrenzende Ortschaften sind Lichtenberg, Pulsnitz, Großröhrsdorf, Kleinröhrsdorf, Radeberg, Wachau und Feldschlößchen.

Leppersdorf ist ein so genanntes Waldhufendorf. Die hier noch häufig bestehenden Dreiseithöfe mit angrenzendem Feldstück (früher: Hufe) sind längs zu der durch den Ort verlaufenden Hauptstraße angelegt. Leppersdorf liegt am Rande des Landschaftsschutzgebietes Westlausitz und ist weitgehend von ausgedehnten landwirtschaftlichen Anbauflächen und zudem von vereinzelten zusammenhängenden Waldflächen umgeben, darunter die Landwehr im Südwesten und der Niederforst im Südosten und Osten des Dorfes.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1834: 694
  • 1890: 858
  • 1910: 1093
  • 1946: 1233
  • 1990: 858
  • 2005: 1054

Quelle der Daten seit 1990: http://www.gemeinde-wachau.de

Geschichte

Dreiseithof am Dorfteich, Skulptur „Die Nixe“ (2003) von Cvetanka Kirilova-Schnorrbusch (* 1956)

1337 wird der Ort deutschen Ursprungs erstmals urkundlich als Luprandisdorf[1][2] (nach dem Lokatornamen Liutbrand) erwähnt. Die Namensgebung erfolgte offenbar nach der im Mittelalter üblichen Benennung der neuen Siedlungen nach den Kolonistenführern, mutmaßlich Luprand von Sürßen, einem von 1309-12 in drei Urkunden nachgewiesenen Ministerialen der Burggrafen von Dohna. Weitere Dokumente aus den Jahren 1375 und 1393 berichten von Hans, Burggraf von Wittin, der Leppersdorf seiner Gemahlin Elisabeth zum Leibgedinge verschrieb. Leppersdorf entstand aufgrund der sehr feuchten und sumpfigen Umgebung als Fischerort, denn landwirtschaftlich konnten nur die umliegenden Hänge genutzt werden. Die zahlreich vorhandenen, durch so genannte Fischmeister verwalteten, kurfürstlichen Teiche waren somit die Haupterwerbsquelle der Bewohner.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt der Ort schwere Zerstörungen, doch neben den Verwüstungen kaiserlicher Truppen dürfte bereits eine 1631 wütende Pestepidemie die meisten Einwohner vertrieben haben. Am Rande eines Waldstücks südöstlich des Ortes verweist ein Metallkreuz auf die Stelle eines ehemaligen Pestfriedhofes aus dem Jahre 1584/85.[3]

Mitte des 19. Jahrhunderts war Leppersdorf ein vorwiegend von Handwerk und Landwirtschaft geprägter Ort mit etwa 740 Einwohnern, bestehend unter anderem aus 32 Bauerngütern, zwei Mühlen und einem Erbgericht. Viele der ansässigen Bewohner verdingten sich zudem als Leinenweber. Mit der Industrialisierung Sachsens waren viele Bewohner des Dorfes als Bau- und Industriearbeiter in der näheren Umgebung beschäftigt. Zudem begünstigte die seit etwa 1825 bestehende Lage an der Alten Poststraße zwischen Dresden und Kamenz eine rasche Entwicklung des Ortes.

Die weitere Besiedelung des Dorfes erfolgte in den letzten Jahren durch die Entstehung des Neubaugebietes „Waldblick“ mit Ein- oder Mehrfamilienhäusern am südwestlichen Ortsausgang. Landwirtschaft wird heute nur noch vereinzelt betrieben. Mit der Ansiedelung von Kleinbetrieben und dem Bau eines hochmodernen Milchverarbeitungswerkes kam es zu grundlegenden Veränderungen innerhalb der wirtschaftlichen Strukturen des Dorfes. Das Milchwerk der Sachsenmilch AG beschäftigt etwa 1.700 Mitarbeiter und erreicht eine Jahresproduktionskapazität von ca. 1,6 Milliarden Litern Milch.[4] Im Jahr 2006 wurde die Errichtung eines Ersatzbrennstoffheizkraftwerkes in unmittelbarer Nähe des Milchwerkes zur Optimierung von dessen Stromversorgung geplant. Allerdings lehnte ein Bürgerentscheid in der Gemeinde Wachau vom 10. Dezember 2006 mit einer Mehrheit von 65,47% bei 2.578 gültigen Stimmen die für den gewählten Standort nötige Änderung des Bebauungsplanes ab. Im Jahr 2007 wurde das Projekt „Ersatzbrennstoffkraftwerk“ von Müllermilch erneut in Angriff genommen. Für die Ersatzbrennstoffanlage wurde ein neuer Standort (350 m vom Alten entfernt) gewählt, um das Kraftwerk trotz des Entscheids bauen zu können.[5]

Sehenswertes

Dorfkirche

Dorfkirche
Fassade eines Dreiseithofes in der Alten Hauptstraße

Die Leppersdorfer Dorfkirche, ursprünglich Begräbniskapelle, entstand nachweislich erst nach den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert. Der einfach gehaltene, von einem Satteldach mit spitzem achtseitigem Dachreiter gedeckte Saalbau und die östlich anliegende Sakristei stammen von etwa 1680, der aus gebranntem Ton gefertigte und mit einem Zinnbecken versehene Taufstein von 1794.

Der Innenraum wird nach oben hin von einer flachen, bemalten Felderdecke begrenzt. Die an drei Seiten angeordneten Emporen zeigen wie das frühbarocke Gestühl auf den Brüstungsfeldern ländliche Malereien. Die Gestaltung von Altar und Kanzel orientiert sich an gängigen Motiven, in der Mitte unter einem Rundbogen des Altars eine Kreuzigungsgruppe und in der Predella eine Abendmahlsszene, sowie auf der Kanzel eine Darstellung der vier Evangelisten. Das Geläut der Kirche setzt sich aus drei Glocken aus dem 16. und 17. Jahrhundert zusammen. Die kleine Glocke von 1538, die mittlere von um 1500 und die mit Marken versehene (die Weinranken und Wappen zeigen), am Halse verzierte große Glocke von 1670, sind bis heute in Gebrauch. Die Orgel von 1990 verfügt über zehn Register und ist ein Werk des Bautzener Orgelherstellers Hermann Eule, das einen Vorgängerbau von 1904 ersetzte. Die Leppersdorfer Kirche ist eine Filialkirche der evangelisch-lutherischen St.-Nicolai-Kirchgemeinde in Pulsnitz.

Das granitene Steinkreuz[6] an der nördlichen Friedhofsmauer soll angeblich an die Hussitenkriege oder aber an eine Pestepidemie erinnern. Auf dem Friedhof befindet sich zudem ein Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Die sandsteinerne Distanzsäule an der Staatsstraße am Abzweig nach Lichtenberg stammt von 1836.

Grundschule

Bereits um 1540 verfügte Leppersdorf über einen eigenen Dorflehrer. Der später zum Wohnhaus umfunktionierte alte Schulbau wurde durch das heute noch genutzte Gebäude im Jahre 1908 ersetzt. An der Grundschule werden nur noch Schüler von der 1. bis zur 4. Klassenstufe unterrichtet, höherklassige Schulen befinden sich in Radeberg.

Weitere öffentliche Einrichtungen

  • Kindertagesstätte
  • Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Leppersdorf
  • Sporthalle

Persönlichkeiten

  • Johannes Hörnig (1921-2001), Leiter der Abteilung Wissenschaft im Zentralkomitee der SED

Literatur

  • Gebauer, Hans-Werner; Mühlner, Manfred: Leppersdorf. Eine Chronik von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wachau 2007, ISBN 3-9808371-3-0
  • Kaiser, Vincenz: Von Potschappel nach Grafenstein. Die Burggrafen von Dohna und ihre Ministerialität zwischen Elbtal und Oberlausitz im Hochmittelalter, in: Neues Lausitzisches Magazin Neue Folge 13 (2010), S. 111-136, bes. S. 130
  • Dresdner Heide, Pillnitz, Radeberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1976 (Werte unserer Heimat. Band 27).

Weblinks

 Commons: Leppersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst Eichler (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band I: A–L. Berlin 2001, S. 582
  2. http://hov.isgv.de/Leppersdorf
  3. Der Pestkirchhof bei Leppersdorf. In: Störzner, Friedrich Bernhard: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 194/195
  4. Sächsische Zeitung. 20./21. Oktober 2007, 62. Jahrgang, Nr. 245, S. 3
  5. http://leppersdorf-gegen-muellverbrennung.de/dokumente/061215_DieRadeberger_Abstimmungsergebnis.jpg
  6. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Steinkreuz_Leppersdorf.jpg

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