Leopold III. (Österreich)

Leopold III. (Österreich)
Leopold III. der Heilige vor Klosterneuburg. (Babenberger Stammbaum, um 1490, Stift Klosterneuburg)
Leopold-Altar, Flügelbild: Ausritt des Hl. Leopold (Rueland Frueauf d.J., 1505)
Fenster im Stift Heiligenkreuz, ca.1290

Leopold III., genannt der Heilige, der Milde oder der Fromme (* 1073 in Gars am Kamp, in der Babenbergerburg; † 15. November 1136), aus dem Haus der Babenberger, war von 1095 bis 1136 Markgraf der bairischen Marcha orientalis (Ostmark/Ostarrîchi). Seit 1485 ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche, wurde er zum Landespatron von Österreich im Allgemeinen sowie von Wien, Niederösterreich und, gemeinsam mit dem Heiligen Florian, von Oberösterreich im Besonderen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leopold war der Sohn von Markgraf Leopold II. und Ida von Formbach-Ratelnberg; Leopold nannte sich Princeps Terrae, was bereits auf das Bewusstsein einer selbständigen Landesherrschaft hindeutet. Er war auch 1125 als Kandidat für die Königswahl im Gespräch, soll aber mit Hinweisen auf sein fortgeschrittenes Alter (50 Jahre) und die Zahl seiner Söhne – dies hätte zu Problemen bei der Nachfolge führen können – verzichtet haben.[1] Mögliche Gründe sind auch die mangelnde Hausmacht und vielleicht auch die Rücksicht auf den Gegenkandidaten Friedrich von Schwaben, seinen Stiefsohn. Leopold starb am 15. November 1136 an den Folgen eines Jagdunfalls. Begraben ist er im Stift Klosterneuburg in Klosterneuburg, das ihm seine Existenz verdankt.

Ehen und Nachkommenschaft

Leopolds Familienpolitik trug wesentlich zur Erweiterung des Besitzstandes und zur sozialen Aufwertung seines Hauses bei.

Er vermählte sich in erster Ehe vor 1103/1104 mit Adelheid von Perg/Machland, einer Angehörigen des hochfreien Geschlechtes der Herren von Perg und Machland im oberösterreichischen Machland, wodurch er seinen Einfluss im heutigen Nieder- und Oberösterreich nördlich der Donau durch Besitzerwerb und Vogteirechte wesentlich verstärken konnte. Adelheid war die Tochter von Walchun I. von Perg/Machland, (* c. 1050, + 1114) und der Adelheid († 1090; Witwe Graf Heinrichs II. von Formbach und möglicherweise Gräfin von Sulzbach).

Leopold heiratete 1106 in zweiter Ehe Agnes von Waiblingen (* 1074, † 24. September 1143), eine Tochter des römischen Kaisers Heinrich IV. (HRR) (1084–1105) und dessen Gemahlin Bertha von Turin (Haus Savoyen). Agnes war die Witwe von Friedrich I. von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben († 6. April 1105). Durch diese Versippung mit den Saliern gelang es Leopold, in die erste Reihe der Reichsaristokratie aufzusteigen, da er nunmehr nicht nur Schwager des Kaisers Heinrich V., sondern auch Stiefvater des Herzogs von Schwaben Friedrich II. und des Herzogs von Ostfranken und späteren deutschen Königs Konrad III. von Hohenstaufen war. Zudem wurden ihm wichtige Königsrechte in seiner Markgrafschaft übertragen. Diesen sozialen Aufstieg verdankt er einem – umstrittenen - taktischen Manöver, indem er vor der Entscheidungsschlacht zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem rebellierenden Sohn, dem späteren König Heinrich V., zu letzterem überging.

Kinder

Aus 1. Ehe:

  • Adalbert „der Andächtige“ von Österreich, (* c. 1098, + 1138)

Er war Vogt des Stiftes Klosterneuburg und aller Klöster, die der Vogtei seines Vaters unterstanden. Obwohl er als ältester Sohn und durch seine Ausbildung als Stellvertreter seines Vaters der logische Nachfolger war, wurde er nach dem Tod von Markgraf Leopold III. „dem Heiligen“ bei der Nachfolge zugunsten eines Sohnes der Kaisertochter Agnes von Waiblingen übergangen. Er erbte allerdings von seiner Mutter zahlreiche Besitzungen bei Mödling und Klosterneuburg sowie im Wienerwald. Adalbert wurde in Klosterneuburg begraben. Ein Glasfenster mit der Inschrift: „Hier ist begraben der erstgeborene Sohn des heiligen Leopold namens Adalbert, Herzog von Österreich, erster Vogt des Klosters“ erinnert an ihn.

∞ 1.) Adelheid (?Prinzessin von Polen, T. v. König Boleslaw II. von Polen), + jung

∞ 2.) Hedwig / Sophie Prinzessin von Ungarn aus dem Haus der Árpáden

T. v. Álmos Prinz von Ungarn König von Kroatien († 1093/1095) und der Predsslava Prinzessin von Kiew

Aus der 2. Ehe stammten 17 Kinder, u. a.:

∞ 1139 Maria von Böhmen, († c. 1160) T. v. Sobeslav I. Herzog von Böhmen und der Adleyta Prinzessin von Ungarn a. d. H. der Árpáden)

∞ Liutold Graf von Plain, († 1164)
  • Agnes von Österreich, (* 1111, † 25. Jänner 1157)
∞ 1125 Wladislaw II. Prinz von Polen, Herzog von Schlesien (1138–1146), († 1159)
∞ 1.) 1142 die kaiserliche Prinzessin Gertrud, einzige Tochter Kaiser Lothars III. (von Supplinburg)
∞ 2.) 1149 Theodora Komnena, Prinzessin von Byzanz, (+ 1184), einer Nichte des Kaisers Manuel I. von Byzanz
  • Judith von Österreich, (* c. 1115, † nach 1178)
∞ 1133 Wilhelm V. der Ältere Markgraf von Montferrat (Monferrato), + 1191 aus dem Haus der Aleramiden
∞ 1140 Wladislaw II. König von Böhmen (1158–1172), 1140 Herzog von Böhmen † 1175 (aus dem Geschlecht der Přemysliden)
  • Elisabeth von Österreich, (* c. 1123, † 20. Mai 1143)
∞ 1142 Graf Hermann II. von Winzenburg, 1123 Markgraf von Meißen, Landgraf von Thüringen († 29. Jänner 1152)
  • Bertha von Österreich, (* c. 1124, † 1160)
∞ Heinrich III. Burggraf von Regensburg, Vogt von St. Emmeram und Prüfening, Graf im Donauknie und an der unteren Altmühl († 1174)

Wirken und Erinnerung

Gedenktafel auf dem Leopoldsberg

Erinnert wird seiner vor allem für die Erschließung des Landes, die mit seiner Tätigkeit als Klostergründer einher geht. Seine wichtigste Gründung ist Klosterneuburg, das 1108 gegründet wurde. Der Legende nach war es die Stelle, an der ihm eine Marienerscheinung den Schleier seiner Frau Agnes zeigte, den diese Jahre zuvor auf der Jagd verloren hatte. Klosterneuburg wurde in den folgenden Jahren zur Residenz ausgebaut. Andere Klöstergründungen waren Stift Heiligenkreuz und Klein-Mariazell. Diese Gründungen dienten der Evangelisierung, der Bildung, und der Erschließung des noch stark bewaldeten Gebiets.

Auch die Städte wurden unter ihm gefördert, neben Klosterneuburg und Wien etwa Krems, das eine Münzprägestätte bekam. Der in Krems geprägte Kremser Pfennig erlangte am Geldmarkt durchaus Bedeutung.

Aus seiner Zeit stammen auch die ersten deutschsprachigen literarischen Zeugnisse aus dem österreichischen Raum, namentlich von Heinrich von Melk und Ava.

Leopoldi-Tag

Am 6. Jänner 1485 wurde Leopold heiliggesprochen; sein Gedenktag ist der 15. November (dies Leopoldi). Anlässlich der Heiligsprechung und der danach durchgeführten Translationsfeier gab es im Stift Klosterneuburg weltliche Festlichkeiten wie Turniere, Bankette und Tänze.[2] Diese Lustbarkeiten werden noch heute, am Hochfest Leopoldi, jeden 15. November gefeiert. Im Volksmund ist die Feier inzwischen als das Fasselrutschen bekannt. Dabei wird über das Tausendeimerfass im Binderstadel des Stiftes hinuntergerutscht. Mittlerweile ist dieser Brauch zu einem Jahrmarkt herangewachsen, der mit allerlei Attraktionen Besucher auch aus Wien und weiten Teilen Niederösterreichs anlockt. Auch in anderen Orten Niederösterreichs und in Wien werden Leopoldifeste veranstaltet. In Wien und Niederösterreich (früher auch in Oberösterreich) ist an diesem Tag schulfrei.

1663 unter der Regierung seines Namensvetters Leopold I. wurde er zum Landespatron Österreichs an Stelle des Heiligen Koloman erhoben.

weitere Würdigungen

Vom Stift Klosterneuburg, dessen Gründer er war, wurde anlässlich des 500. Jahrestages seiner Heiligsprechung das Leopoldskreuz als Auszeichnung für jene ins Leben gerufen, die sich um Klosterneuburg große Verdienste erwarben.

Seit dem Jahr 2008 zeichnet das Stift Klosterneuburg Künstler, die sich mit einem humanitären Thema beschäftigen mit dem St. Leopold Friedenspreis aus.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Karl Brunner: Leopold, der Heilige. Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters. Wien-Köln-Weimar 2009, S. 166
  2. Floridus Röhrig: Leopold III. der Heilige, Markgraf von Österreich. Wien 1985, S. 155.

Weblinks

 Commons: Leopold III. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Leopold II. Markgraf von Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

1095–1136
Leopold IV.

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