Leopold II. (Belgien)

Leopold II. (Belgien)
Leopold II. als Kind, Herzog von Brabant, anonyme Lithographie um 1840
Leopold II.

Leopold II. (* 9. April 1835 in Brüssel; † 17. Dezember 1909 auf Schloss Laeken, Brüssel; eigentlich Leopold Ludwig Philipp Maria Viktor, franz. Léopold Louis Philippe Marie Victor, ndl. Leopold Lodewijk Filips Maria Victor) aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha war bis 1865 Herzog von Brabant[1] und Prinz von Belgien und folgte seinem Vater Leopold I. auf den Thron des Königreichs Belgien. Von 1865 bis 1909 war er König der Belgier.

Leopold war von kolonialistischen Ideen durchdrungen und gründete in Zentralafrika den Kongo-Freistaat, dessen persönlicher Eigentümer er von 1885 bis 1908 war. Zu dieser Zeit wurde aus dem Kongo vor allem Elfenbein und Kautschuk exportiert. Die einheimische Bevölkerung wurde dabei schwer misshandelt und ausgebeutet. Wie viele Menschen bei diesen sogenannten Kongogräueln ums Leben kamen, ist umstritten. Adam Hochschild, ein amerikanischer Journalist, der sich mit der Kolonialzeit in Belgisch-Kongo intensiv auseinandergesetzt hat, schätzt die Zahl auf zehn Millionen Einwohner. 1908 wurde das riesige Territorium Eigentum des belgischen Staates und im Zuge dessen in Belgisch-Kongo umbenannt.

Goldmünze Leopolds II.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familienhintergrund

Leopolds Vater war Leopold von Sachsen-Coburg, Sohn eines wenig einflussreichen deutschen Fürsten. Er hatte in erster Ehe Charlotte Augusta, die Tochter des britischen Prinzen von Wales, des späteren Georgs IV. und Caroline von Braunschweig geheiratet. Mit dieser Heirat bestand für ihn die Aussicht, dass er eines Tages Prinzgemahl der britischen Königin sein würde. Charlotte Augusta verstarb jedoch an den Folgen einer Totgeburt. 1831 wurde dem jungen Prinzen der verwaiste Thron Belgiens angeboten. Das kleine Belgien zählte nicht zu den einflussreichen Monarchien Europas. Es war außerdem durch die starken Konflikte zwischen Flamen und Wallonen großen innenpolitischen Spannungen ausgesetzt. Leopold I. heiratete in zweiter Ehe 1832 Prinzessin Louise von Orléans, eine Tochter König Ludwig Philipps von Frankreich. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Louise verstarb 1850, als der spätere Leopold II. 15 Jahre alt war.

Kronprinz

Am 22. August 1853 heiratete der Kronprinz Leopold Marie Henriette Anne von Habsburg-Lothringen (* 1836 † 1902), Erzherzogin von Österreich, die Tochter von Erzherzog Joseph von Österreich (1776–1847), einem Sohn des Kaisers Leopold II. (1747–1792).

Leopold und Marie Henriette

Der Gesundheitszustand des Kronprinzen galt als prekär – angeblich war seine Lunge schwach, und ein Bein war lahm. Dieser Gesundheitszustand war Anlass, dass er sich zwischen 1853 und seiner Thronbesteigung mehrfach auf weite Seereisen begab. 1854 bis 1855 besuchte er Ägypten und den Nahen Osten. Nach Ägypten kehrte er 1860 und 1862 zurück. In den Jahren 1864 bis 1865 bereiste er Indien und China. [2]

Bereits als Kronprinz verfolgte Leopold die Idee, das im europäischen Machtgefüge unbedeutende Belgien durch den Erwerb von Kolonien zu Reichtum und Macht gelangen zu lassen. Die Niederlande, deren Kolonie auf Java dem Land zu Einfluss und Wohlstand verholfen hatte, waren ihm ein Beleg dafür. [3] Sein Vater, Leopold I., hatte zeitweise ähnliche Ideen verfolgt. Nach dem Fehlschlag einer Koloniegründung in Südamerika hatte dieser sich jedoch von solchen Ideen weitgehend distanziert.

Thronbesteigung 1865

1865 starb Leopold I. Den Beginn der Regierungszeit Leopold II. prägten parlamentarische Auseinandersetzungen über Wahlrechts- und Bildungsfragen. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871 legte Leopold großen Wert auf die militärische Verteidigung als Voraussetzung für die Neutralität Belgiens. Die allgemeine Wehrpflicht, die er als notwendig dafür sah, konnte er allerdings erst auf seinem Totenbett am 14. Dezember 1909 durchsetzen.

Als konstitutioneller Monarch hatte Leopold II. grundsätzlich wenig Macht, seine Politik durchzusetzen. Dazu zählte auch seine Idee, Belgien zu einer Kolonialmacht zu entwickeln. Weder die belgische Regierung noch seine Untertanen waren am Aufbau von Kolonien interessiert, deren Entwicklung kostenintensiv und nicht notwendigerweise erfolgreich zu werden drohte. Die Weltregionen, in denen dies erfolgversprechend möglich war, waren schon weitgehend unter den bestehenden Kolonialmächten aufgeteilt. Leopold II. gehörte jedoch zu den wohlhabendsten Männern Europas. Er hatte beträchtliches Privatvermögen von seinen Eltern ererbt und dieses erfolgreich durch Spekulationen in Anteilen des Suezkanals vermehrt. [4] Dies gab ihm den Spielraum, als Privatmann umzusetzen, was ihm als Monarch unmöglich war.

1876–1885: Landnahme entlang des Kongos

Siehe dazu auch Geschichte der Demokratischen Republik Kongo

Heutige Karte der Demokratischen Republik Kongo

Die Erforschung des Landesinneren von Afrika südlich der Sahara begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Leopold II. verfolgte alle Entdeckungsreisen im afrikanischen Kontinent aufmerksam. Die Nachrichten der ersten Entdecker bewiesen, dass das Landesinnere südlich der Sahara nicht wüst und leer war, was man lange Zeit nicht ausgeschlossen hatte. Verney Cameron, einer der ersten Entdeckungsreisenden in dieser Region, berichtete von den unermesslichen Schätzen des Kongobeckens. [5] Aus heutiger Sicht erkannte Leopold II. vermutlich früher als andere, dass mit der Entwicklung der Dampfschifffahrt und mit Chinin als Medikament, um den tödlichen Krankheiten Afrikas zu begegnen, eine Kolonialisierung Afrikas in den Bereich des Möglichen rückte. Nachdem seine Überlegungen, im asiatischen Raum eine belgische Kolonie zu begründen, sich bereits im Planansatz als nicht realisierbar erwiesen hatten, begann er, sich auf eine Koloniegründung in Afrika zu konzentrieren. Als eine der ersten Maßnahmen finanzierte er eine internationale geographische Konferenz, die im September 1876 in Brüssel stattfand. In seiner Eröffnungsrede bezeichnete er die Entwicklung Afrikas als einen Kreuzzug, der des 19. Jahrhunderts als Zeitalter des Fortschritts würdig sei, und betonte, dass sein und Belgiens Interesse daran rein philanthropischer Natur seien. Auf der Konferenz diskutierten Forschungsreisende und Geographen, auf welche Weise man Zentralafrika die Zivilisation zugänglich machen könne. Dazu schlug man vor, von Loanda bis Sansibar eine Kette von Stützpunkten zu errichten. Die Versammelten einigten sich auch auf die Gründung der „Association internationale africaine“, die als internationale, vorgeblich wissenschaftlich-philanthrophische Organisation [6] die Entwicklung Afrikas koordinieren sollte. [7]

Reiterstandbild von Leopold II. in Brüssel

Leopolds Initiative stieß in Europa und Nordamerika auf ein positives Echo. Die Motive, die Leopold II. jedoch eigentlich verfolgte, zeigen sich in einem Brief, den er am 17. November 1877 an den belgischen Botschafter in London richtete. Darin bezeichnet er Henry Morton Stanley als den Mann, durch den Belgien zu einer afrikanischen Kolonie entlang des Kongo gelangen könnte: [8]

Ich bin ganz sicher, dass mich die Briten stoppen werden, wenn ich Stanley offen damit beauftragen würde, in meinem Namen Besitz von einem Teil Afrikas zu nehmen. Wenn ich sie um Rat fragen würde, würden sie mich nicht weniger davon abhalten. Würde ich dagegen Stanley mit weiteren Expeditionen beauftragen, würde das keinen verletzen. Und uns würde dies Stützpunkte geben, die wir später in Besitz nehmen könnten …

Die Briten waren jedoch an einer weiteren Kolonialisierung Afrikas weitaus weniger interessiert als Leopold II. vermutete. Um die britische Kolonie an der Südspitze Afrikas zu schützen, drangen britische Truppen während der nächsten Monate nach Norden vor. Dies führte zum Zulukrieg, den die Briten zwar langfristig gewannen, in dem so verheerende Niederlagen wie die in der Schlacht von Isandlwana ihnen aber auch die Kosten einer solchen Kolonialisierungspolitik demonstrierten.

1878 gründete Leopold II. das „Comité d'Études du Haut Congo (CEHC)“ – das Komitee zur Untersuchung des Oberlaufs des Kongo. Er beauftragte Stanley, die Untersuchungen durchzuführen. Während die offizielle Mission wissenschaftlicher oder philanthropischer Natur war, beauftragte er Stanley insgeheim, Land zu erwerben und Elfenbein mitzubringen. 1879 wurde das Komitee umbenannt in die „Association Internationale du Congo – Internationale Vereinigung des Kongos“.

Stanley gründete einige Siedlungen, darunter Leopoldville (heute Kinshasa), und begann mit dem Bau einer Piste von der Mündung des Kongo entlang der Livingstonefälle, 200 km lang, bis Stanley Pool (heute Pool Malebo). Ab dort ist der Kongo schiffbar. Bei diesem Projekt kamen viele der zwangsweise rekrutierten Einheimischen um. Er schloss außerdem mit etwa 450 Stammesfürsten Verträge ab, in denen diese ihr Land Leopold II. überschrieben. Dabei wurde vielen Häuptlingen weisgemacht, Leopold II. beherrsche sogar die Sonne. Mit einem Trick mit einem Brennglas wurde dies demonstriert. Stanleys rücksichtsloses Vorgehen wurde in England stark kritisiert und brachte ihm den afrikanischen Spitznamen Bula Matari („der die Steine bricht“) ein.

1884/85 fand in Berlin die Kongokonferenz statt, organisiert von Otto von Bismarck. Leopold II. nahm nicht persönlich teil. Dennoch war die einzige direkte Entscheidung, die auch von allen Beteiligten dauerhaft respektiert wurde, dass der „Etat indépendant du Congo“ ins Privateigentum von Leopold überging. Das Gebiet war mit rund 2,34 Mio. Quadratkilometern über siebzig Mal so groß wie das Königreich Belgien.

1885–1908: Der Kongo-Freistaat

König Leopold II.

Der Kongo gehörte nun Leopold II. Er heuerte Söldner an und beutete das Land aus.

1888 erließ er drei Dekrete. Das erste verbot Waffenhandel, das zweite legte die Bedingungen für die Beschäftigung einheimischer Arbeiter fest und das dritte bildete die Basis für die Schaffung der Force Publique, einer Art Armee. Er überzeugte das belgische Parlament, ihm 10 Millionen Franken für seine Projekte im Kongo vorzuschießen. Es wurde mit dem Bau einer Eisenbahn von der Flussmündung bis Stanley Pool begonnen, die 1898 fertiggestellt wurde.

Zunächst wurde Elfenbein nach Europa geliefert. Bald kam Kautschuk hinzu, denn 1844 hatte Charles Goodyear ein Patent für die Vulkanisierung von Gummi erhalten, und so konnten Reifen hergestellt werden – der Bedarf an diesem Rohstoff war seitdem stetig gewachsen. 44 Jahre, nachdem sich Goodyear die Vulkanisierung des Kautschuks hatte patentieren lassen, erfand John Boyd Dunlop den Luftreifen. Er war angesichts der damaligen gepflasterten Straßen und der Schlaglöcher auf den Landstraßen ein Erfolg, der die Nachfrage nach Kautschuk nochmals deutlich steigerte. Die Truppen des Königs überfielen Dörfer, und die Bewohner erhielten den Auftrag, eine bestimmte Menge Kautschuk zu sammeln, sonst würde das ganze Dorf niedergebrannt. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen. Um zu kontrollieren, ob die Soldaten nicht nur gejagt hatten, mussten sie für verbrauchte Munition die Hände der erschossenen Menschen vorlegen. Wenn Soldaten doch gejagt hatten, wurden deshalb auch lebenden Menschen die Hände abgehackt. Eine andere Deutung der Praxis, die Hände abzuhacken, ist, laut der Fachzeitschrift Message, dass Druck auf die Zulieferer ausgeübt wurde: Wer nicht genug Kautschuk liefert, dem wird eine Hand abgehackt.

Die Methoden, mit denen belgische Handelsgesellschaften und das Militär im Kongo vorgingen, sind unter anderem in Joseph Conrads Buch Herz der Finsternis (veröffentlicht 1899) geschildert. Conrad (1857–1924) hatte 1890 als Kapitän eines Flussschiffes angeheuert. Er wurde jedoch schon bald nach seiner Ankunft krank – und was er mit ansehen musste, ließ ihn so bald wie möglich nach England zurückkehren. Unter anderem sah er, wie die Soldaten Körbe voller verwesender Hände zum Zählen zu ihren Stützpunkten schafften. Er sah auch, wie an einem Stützpunkt die Köpfe von Hingerichteten auf Pfählen ausgestellt waren.

1891 führte der kanadische Entdecker und britische Militärkommandant William Grant Stairs im Auftrag Leopold II. eine Expedition an, die Belgien die Kontrolle über die Kupfergebiete von Katanga sicherte.

Verbrechen und Verlust des Kongo

König Leopold II., letzte Aufnahme

Es gibt unterschiedliche Berechnungen, wie viele Bewohner des Kongo-Freistaates unter Leopolds Herrschaft ermordet wurden bzw. durch die Folgen seiner Politik starben.

Zwischen 1880 und 1920 wurde die Bevölkerung des Kongo um mindestens die Hälfte reduziert.

Adam Hochschild [9] spricht von 10 Millionen Toten, was auf einer Schätzung von Jan Vansina [10] [11] beruht. Eine große Zahl von Menschen wurde grausam misshandelt, gequält und brutal verstümmelt. Viele konnten in der Folge sich selbst und ihre Familien nicht mehr ernähren und starben an Unterernährung.

1890 wurde auf der 33. Sitzung der Brüsseler Konferenz beschlossen, dass dem Sklavenhandel in Afrika ein Ende gemacht werden solle. Ab 1904 zeigten die Kampagnen einiger Missionare und Zeitungsmacher, die die Verbrechen an der Bevölkerung öffentlich anprangerten, Erfolge. Große Zeitungen berichteten regelmäßig, die Kirchen verurteilten die Behandlung der Bevölkerung. Initiiert wurde die Kampagne von Edmund Dene Morel, er hatte für eine Reederei gearbeitet, die im Auftrag Leopolds Waren von und nach dem Kongo brachte. Er wurde aufmerksam, weil die Schiffe aus dem Kongo vollbeladen waren mit Elfenbein und Kautschuk, auf dem Rückweg aber nur Waffen und Munition transportierten. Das schien ihm ein seltsamer Warenaustausch. Er gab einen regelmäßigen Rundbrief heraus mit Berichten aus dem Kongo, die er von Missionaren und Reisenden erhielt.

1908 verurteilten die Regierungen Großbritanniens und der USA das Herrschaftssystem Leopolds. Auf Druck des Parlaments stimmte er einem Gesetz zu, das aus dem Kongo eine Kolonie machte, „Belgisch-Kongo“, und diesen Unabhängigen Kongostaat an Belgien überschrieb. Leopold II. wurde in der Folge dieser Ereignisse zu einer der meistgehassten Personen Europas. Seine sterblichen Überreste wurden beim Trauerzug von der belgischen Bevölkerung ausgebuht.

Die Internetseite des belgischen Königshauses schreibt: „Aufgrund der durch die Europäer in Afrika begangenen Exzesse wird der Ruf von Leopold sowie der seines überseeischen Werkes in Frage gestellt“.[12]

Das 1967 auf Befehl des damaligen Präsidenten Mobutu Sese Seko demontierte sechs Meter hohe Reiterstandbild Leopolds in Kinshasa wurde im Februar 2005 von der Regierung des Kongo wieder aufgestellt, wurde aber bereits wenige Stunden später wieder demontiert.

Weitere Außenpolitik

Während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 sprach er sich für die Neutralität seines Landes aus, und es gelang ihm, Belgien aus den kriegerischen Handlungen herauszuhalten.

Aktivitäten in Belgien

Leopold setzte das Geld aus dem Kongo für Bauten ein. Er baute seine Residenz, das Laekener Schloss, um und legte im Schlosspark große Gewächshäuser an.

Grabstätte König Leopolds II.

Er ließ die Avenue Louise in Brüssel bauen, den Jubelpark mit Triumphbogen (zum 50. Geburtstag Belgiens 1881), die Avenue de Tervuren, die zum ebenfalls von ihm gebauten Afrikamuseum im etwa zehn Kilometer entfernt gelegenen Tervuren führt, sowie Bauten in der Kurstadt Spa, die Gileppe-Talsperre und anderes mehr. Bis heute sind in Belgien, trotz seiner Verbrechen im Kongo, Statuen von Leopold II. zu finden. Diese wurden allerdings erst nach seinem Tode errichtet.

1900 wandelte er diesen Besitz in eine königliche Schenkung um und übergab ihn dem Staat, der nun für den Erhalt aufkommen musste. In den Schenkungsbedingungen ist unter anderem festgelegt, dass das Volk nur während zweier Wochen im Jahr Zugang zu den königlichen Gewächshäusern hat, die es finanziert. Im Jahr 1908 vermachte Leopold sein verbliebenes Vermögen der Niederfüllbacher Stiftung, über die er aber selbst verfügen konnte. Allerdings schon gut ein Jahr nach seinem Tod, Anfang 1911, überließen die Stiftungsverwalter die Wertpapiere gegen eine Abfindung dem belgischen Staat.

Leopold starb am 17. Dezember 1909 als ein von den übrigen europäischen weitgehend isolierter Monarch. Auf den Thron folgte ihm sein Neffe Albert I. nach. Leopold II. wurde in der Krypta der Liebfrauenkirche zu Laeken, Brüssel, beigesetzt.

Leopold II. in der Wahrnehmung seiner Zeitgenossen

„Majestät Schachtelteufel“, Zeitgenössische Karikatur auf Leopold II.

Viele prominente Schriftsteller beteiligten sich an der internationalen Verurteilung der Ausbeutung des Unabhängigen Kongostaates durch Leopold II. Die bekanntesten sind Sir Arthur Conan Doyle, Booker T. Washington sowie

  • Joseph Conrad: In Heart of Darkness wird König Leopolds Belgisch Kongo als Kolonialherrschaft beschrieben, in der Sklavenarbeit, Vergewaltigungen und Verstümmelungen an der Tagesordnung sind.
  • Mark Twains King Leopold’s Soliloquy ist eine mit beißendem Sarkasmus geschriebene Politsatire.

In neuerer Zeit hinzugekommen:

  • Adam Hochschilds King Leopold’s Ghost beschreibt die Geschichte und Brutalität der Regentschaft Leopold II. in Belgisch-Kongo.

Der US-amerikanische Dichter Nicholas Vachel Lindsay schrieb 1914 (in The Congo I, 37–40 – worin er aber nicht seine Meinung wiedergibt, sondern die Position der Betroffenen einnimmt):

„Listen to the yell of Leopold’s ghost
Burning in Hell for his hand-maimed host
Hear how the demons chuckle and yell
Cutting his hands off, down in Hell.“

„Leopolds Seel’ in der Höll’ hört ihr schrei’n,
zollt für verstümmelte Hände den Opfern sie Pein.
Horcht, wie die Teufel laut schrei’n vor Behagen,
wenn s’ in der Höll’ die Händ’ ihm nun abschlagen.“

Nicholas Vachel Lindsay: The Congo, and other poems, I, 37–40

Nachkommen

Der Ehe Leopolds mit Marie Henriette von Österreich entstammen vier Kinder:

  1. Erzherzog Rudolf von Österreich (aus der Ehe stammt die Tochter Elisabeth)
  2. Elemér Edmund Graf Lónyay von Nagy-Lónya und Vásáros-Namény, diese Ehe blieb kinderlos.

Leopold zeugte außerdem zwei nichteheliche Söhne – Lucien Philippe Marie Antoine (1906–1984) und Philippe Henri Marie François (1907–1914) – deren Mutter, seine Mätresse Blanche Zélia Joséphine Delacroix (1883–1948), auch bekannt unter dem Namen Caroline Lacroix), er fünf Tage vor seinem Tod am 12. Dezember 1909 heiratete. Die Hochzeitszeremonie, die nach belgischem Recht nicht legitim war, fand im Palmenpavillon von Schloss Laeken statt.

Ehrungen

Auf dem Seedeich von Ostende wurde 1931 ein Reiterstandbild von Leopold II. errichtet. Es trägt die Inschrift: „De dank van de Congolezen aan Leopold II". Im Jahr 2004 sägten Unbekannte eine Hand des dort dargestellten Königs ab. Zu dieser Tat bekannte sich eine Aktionsgruppe namens De Stoete Ostendenoare. Am 23. Dezember 2009 meldete der belgische Rundfunksender VRT, die Aktionsgruppe habe sich bereit erklärt, die abgesägte Hand von Leopold II. zurückzugeben, wenn die Stadt Ostende sich zur Wahrheit rund um die Missetaten des Ex-Königs bekenne.[13]

Literatur

Zeitgenössische Berichte und Romane, die Exzesse im Kongo thematisieren
Aktuelle Literatur

Dokumentarfilm

Die Verbrechen, die während der Herrschaft Leopolds II. im Kongo begangen wurden, werden im 2004 veröffentlichten Dokumentarfilm Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod von Peter Bate dargestellt.[14]

Weblinks

 Commons: Leopold II. (Belgien) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. http://www.monarchie.be/de/geschichte/herzog-von-brabant
  2. Thomas Pakenham: The scramble for africa, Georg Weidenfeld & Nicolson, 1991, S. 13
  3. Pakenham, S. 13
  4. Pakenham, S. 14
  5. Pakenham, S. 20
  6. Le Monde Diplomatique: Wie Gold, nur besser (vom 15. Januar 2010)
  7. Pakenham, S. 20–23
  8. Pakenham, S. 38
  9. Adam Hochschild: Schatten über dem Kongo. 6. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, Seite 331
  10. Vangroenweghe, Daniel: Du sang sur les lianes. Brüssel 1986
  11. en:Jan Vansina
  12. Vgl. http://www.monarchie.be/de/geschichte/leopold-ii
  13. Krijgt Leopold II straks zijn hand terug?. www.deredactie.be (niederländisch), abgerufen am 23. Dezember 2009.
  14. Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod. arte.tv, 10. Mai 2006; Video auf Youtube: Teil 1, Teil 2; abgerufen am 7. Mai 2011


Vorgänger Amt Nachfolger
Leopold I. König der Belgier
1865–1909
Albert I.

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