Leopold Graf von Thun und Hohenstein

Leopold Graf von Thun und Hohenstein
Leopold Leo
Graf von Thun und Hohenstein, Lithographie: Josef Kriehuber, 1850
Leopold Leo
Graf von Thun und Hohenstein, Lithographie: Josef Kriehuber, 1850

Leopold (genannt „Leo“) Graf von Thun und Hohenstein (* 7. April 1811 in Tetschen; † 17. Dezember 1888 in Wien) war ein österreichischer Politiker und Autor. Er war einer der Väter des politischen Katholizismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Karls-Universität Prag ging von Thun 1836 in den österreichischen Staatsdienst, wo er an der Wiener Hofkanzlei wurde. 1848 erfolgte die Berufung zum Gubernialpräsidenten in Böhmen und 1849 die Ernennung zum Minister für Cultus und Unterricht.

Während seiner bis 1860 dauernden Amtszeit reformierte von Thun das österreichische Bildungswesen. Grundlage dafür bildeten die Vorschläge von Franz Serafin Exner. Er führte die Hochschulautonomie in Österreich ein und strukturierte die Wiener Akademie der Wissenschaften neu. Seine Bildungspolitik war von Toleranz geprägt. Wissenschaftler evangelischer oder jüdischer Konfession erhielten Lehrbefugnis an den Universitäten und namhafte ausländische Gelehrte wurden ins Land berufen. Die Evangelisch-theologische Lehranstalt erhielt den Status einer Fakultät, das Institut für Österreichische Geschichtsforschung wurde zu einer modernen Ausbildungsstätte nach dem Vorbild der École nationale des chartes umgewandelt.

Thun gehörte zu den Vätern des Konkordats von 1855, das der katholischen Kirche umfangreiche Kompetenzen des Staates übertrug. 1857 wurde er Ehrenbürger von Innsbruck. Als Vorsitzender der Katholisch Konservativen engagierte er sich ab 1860 erfolglos für eine Schaffung eines föderalistischen österreichischen Staates mit weitgehender Autonomie der Teilstaaten. Zwischen 1865 und 1888 war er verantwortlich für die Herausgabe des Organs „Das Vaterland“.

Von 1861 bis zu seinem Tode gehörte Leo von Thun-Hohenstein als erbliches Mitglied dem österreichischen Herrenhaus an und war Wortführer der Katholiken. Zwischen 1861 und 1867, 1870 und 1871 sowie von 1883 bis 1888 gehörte er dem böhmischen Landtag an, wo er ab 1883 der tschechischen Autonomiefraktion angehörte.

Werke

  • „Über den gegenwärtigen Stand der böhmischen Literatur“, 1842
  • „Die Stellung der Slowaken in Ungarn“, 1843

Literatur

Weblinks


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