Leon Diakonos

Leon Diakonos

Leon Diakonos (latinisiert Leo Diaconus; * um 950; † um 1000) war ein byzantinischer Geschichtsschreiber. Sein Geschichtswerk stellt mit die wichtigste historische Quelle für die byzantinische Geschichte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts dar.

Informationen über Leon ergeben sich aus Angaben in seinem Geschichtswerk. Er wurde um 950 in Kaloe in Ionien geboren und studierte in Konstantinopel, wo er auch zum Diakon geweiht wurde. Unter Basileios II. nahm er 986 an einem Feldzug gegen die Bulgaren teil und floh zusammen mit den Resten des kaiserlichen Heeres nach der gescheiterten Belagerung von Sofia.

Wohl um 992 begann er eine Geschichte des Byzantinischen Reiches zu schreiben. Sein Geschichtswerk ist in zehn knappe Bücher unterteilt und schildert die Zeit der Kaiser Romanos II., Nikephoros II. Phokas und Johannes I. Tzimiskes (959 bis 976); einige wenige Einschübe berichten auch über die folgenden Jahre. Das Werk ist an den antiken Vorbildern angelehnt (siehe auch Makedonische Renaissance). Leon schrieb, das erste Mal in Byzanz seit dem 7. Jahrhundert, in Nachahmung des Thukydides Zeitgeschichte und bediente sich einer klassizistischen Sprache. Er orientierte sich auch an den spätantiken klassizistischen Historikern, vor allem Agathias. Die Schilderung beruht wohl weitgehend auf Augenzeugenberichten, wenngleich Leon offenbar auch schriftliche Quellen heranzog. Die Schrift wird in der Forschung zu den bedeutendsten zeitgeschichtlichen Werken in Byzanz gezählt, wenngleich Leon bei seiner Darstellung nicht besonders kritisch verfuhr; gegenüber den Phokai und speziell Kaiser Nikephoros II. etwa war er sehr positiv eingestellt. Vermutlich starb Leon, bevor er sein Werk fortführen konnte.

Michael Psellos knüpfte im 11. Jahrhundert an das Werk Leons an und griff dabei ebenfalls auf eine antike Tradition zurück (historia perpetua, eine fortlaufende Zeitgeschichte).

Ausgaben und Übersetzungen

  • Leonis Diaconi Caloënsis historiae libri decem. Hrsg. von Charles Benoît Hase (Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae 3). Bonn 1828.
  • Leon Diakonos: Nikephoros Phokas „Der bleiche Tod der Sarazenen“ und Johannes Tzimiskes: Die Zeit von 959 bis 976. Übers. von Franz Loretto. Styria, Graz-Wien-Köln 1961 (Byzantinische Geschichtsschreiber 10).
  • The History of Leo the Deacon: Byzantine military expansion in the tenth century. Introd., transl., and annotations by Alice-Mary Talbot and Denis F. Sullivan. Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Washington/DC 2005 (engl. Übersetzung mit ausführlicher Einleitung und einem guten Kommentar).

Literatur

  • Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. Bd. 1, München 1978, S. 367ff.
  • Johannes Karayannopulos, Günter Weiß: Quellenkunde zur Geschichte von Byzanz (324-1453). Wiesbaden 1982. S. 368f. (Nr. 263), ISBN 3-447-02244-2.

Weblinks


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