Leo Slezak

Leo Slezak
Leo Slezak, ca. 1927, Fotografie von Ferdinand Schmutzer

Leo Slezak (* 18. August 1873 in Mährisch-Schönberg, Österreich-Ungarn; † 1. Juni 1946 in Rottach-Egern, Bayern) war ein populärer Sänger (Tenor) und Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leo Slezak wurde als Sohn eines Müllers in Mährisch-Schönberg geboren. Seine Kindheit war von materieller Not geprägt; als eher schlechter und disziplinär „schwieriger“ Schüler musste er die Realschule vorzeitig beenden. Er versuchte darauf kurzzeitig eine Gärtnerlehre in Gmunden am Traunsee und schließlich lernte er drei Jahre lang Maschinenschlosser in Brünn. In dieser Zeit wuchs seine Begeisterung für das Theater, vor allem für komische Rollen. Über einen Chorsänger des Stadttheaters wurde er Statist. Eines Abends „brüllte er die Chorstellen, welche ihm im Ohr geblieben waren“ während einer Aufführung des „Bajazzo“ mit, dabei wurde der Bariton Adolf Robinson auf ihn aufmerksam, der ihn in selbstloser Weise als Schüler aufnahm und ausbildete. Da sich das Singen wenig mit dem Beruf eines Maschinenschlossers vertrug, ging er zum Militär und schlug sich danach mit Gelegenheitsarbeiten als Schreiber in einer Anwaltskanzlei und Vertreter „für Powidl“ durch.[1]

Er debütierte 1896 in Brünn als Lohengrin, 1898 ging er an die Königliche Hofoper nach Berlin, wurde jedoch nicht beschäftigt, weshalb er schon nach einem Jahr an das Theater in Breslau wechselte. Hier lernte er seine spätere Frau, die Schauspielerin Elisabeth Wertheim (* 25. April 1874; † 27. Mai 1944) kennen. Es folgten Gastspiele in London und Wien, wo er jeweils enthusiastisch gefeiert wurde. Ab September 1901 war er ständiges Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper (1926 Ehrenmitglied) und seine erfolgreiche Karriere begann. 1907 studierte er in Paris bei dem weltberühmten Tenor Jean de Reszke um sich den letzten Schliff für eine Weltkarriere zu geben. 1909 bekam er einen Drei-Jahres-Vertrag an der Metropolitan Opera in New York City und wurde als Wagner- und Verdi-Sänger gefeiert. Als während eines Gastspiels in Russland der Erste Weltkrieg ausbrach, musste er fliehen und wurde von den Wienern mit offenen Armen wieder empfangen. Nicht nur auf der Opernbühne, auch als Liedsänger war er weltweit erfolgreich. Im April 1934 betrat er das letzte Mal als Otello die Bühne der Wiener Staatsoper.

Slezaks Stimme war ein Heldentenor, sein pianissimo war legendär, selbst auf den technisch noch unzulänglichen Schallplattenaufnahmen seiner Zeit fasziniert seine Stimme unter anderem mit erstaunlicher Textverständlichkeit. Mit einer Körpergröße von 195 cm und einem Gewicht von etwa 150 kg war er auch optisch eine markante Erscheinung.

Unzählige Anekdoten, deren Wahrheitsgehalt allerdings nicht immer zweifelsfrei ist, berichten von Slezaks großem Humor, der ihn auch auf der Bühne nicht verließ: Als in „Lohengrin“ ein Bühnentechniker den Schwan zu früh in Bewegung setzte, bevor der Tenor aufgestiegen war, soll er das verdutzte Publikum gefragt haben: „Entschuldigen Sie, wann geht der nächste Schwan?“ Dieses Bonmot fand sogar Eingang in die Umgangssprache.[2]

1932 begann seine zweite Karriere als Star in deutschen Filmen, in denen er meistens komische Rollen verkörperte und fast immer auch sang. Die bekannteren Titel sind La Paloma (1934), Gasparone (1937) und Es war eine rauschende Ballnacht (1939).

Grab von Leo Slezak

Leo Slezak lebte hauptsächlich in Wien, ab Mai 1938 in Berlin, in Ferienzeiten ab 1911 in einem alten Bauernhaus in Rottach-Egern, wo er auch mit Georg Hirth und den Schriftstellern Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer befreundet war. In Wien war er Mitglied einer Freimaurerloge. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Rottach-Egern, wo er auch auf dem dortigen Friedhof neben seiner Frau Elisabeth begraben liegt.

Seine Kinder Walter und Margarete Slezak (* 9. Januar 1901 in Breslau † 30. August 1953 in Rottach Egern) entschieden sich auch für die Bühnenlaufbahn, Walter wurde in den Vereinigten Staaten ein bekannter Filmstar.

Im Jahr 1960 wurde in Wien Währing (18. Bezirk) die Leo-Slezak-Gasse nach ihm benannt.

Schriften

Als Schriftsteller verfasste Leo Slezak mehrere Bücher, in denen er sein bewegtes Leben auf humorvolle Weise schildert:

  • 1922: Meine sämtlichen Werke. Rowohlt, Berlin.
  • 1927: Der Wortbruch. Rowohlt, Berlin.
  • 1940: Rückfall. Rowohlt, Berlin.
  • 1948: Mein Lebensmärchen. Piper, München.

Filme

  • 1932: Der Frauendiplomat
  • 1932: Skandal in der Parkstraße
  • 1932: Ein toller Einfall
  • 1932: Moderne Mitgift
  • 1932: Die Galavorstellung der Fratinellis / Spione im Savoy-Hotel
  • 1932: Die Herren vom Maxim
  • 1933: Ich und die Kaiserin
  • 1933: Unser Kaiser / Mein Liebster ist ein Jägersmann
  • 1933: Großfürstin Alexandra
  • 1934: Freut Euch des Lebens
  • 1934: Musik im Blut
  • 1934: La Paloma
  • 1934: G'schichten aus dem Wienerwald
  • 1934: Ihr größter Erfolg
  • 1934: Der Herr ohne Wohnung
  • 1934: Die Fahrt in die Jugend
  • 1935: Die blonde Carmen
  • 1935: Tanzmusik
  • 1935: Die ganze Welt dreht sich um Liebe
  • 1935: Die Pompadour
  • 1935: Zirkus Saran / Knox und die lustigen Vagabunden
  • 1935: Sylvia und ihr Chauffeur / Ein Walzer um den Stephansturm
  • 1935: Eine Nacht an der Donau
  • 1935: Herbstmanöver
  • 1935: Unsterbliche Melodien
  • 1935: Die lustigen Weiber
  • 1935: Der König lächelt – Paris lacht
  • 1936: Rendezvous in Wien
  • 1936: Konfetti (Confetti)
  • 1936: Das Frauenparadies
  • 1936: Liebe im Dreivierteltakt / Der letzte Wiener Fiaker
  • 1937: Die glücklichste Ehe der Welt / Die glücklichste Ehe von Wien
  • 1937: Husaren, heraus!
  • 1937: Gasparone
  • 1938: Der Mann, der nicht nein sagen kann
  • 1938: Heimat
  • 1938: Die 4 Gesellen
  • 1939: Frau am Steuer
  • 1939: Es war eine rauschende Ballnacht
  • 1940: Golowin geht durch die Stadt
  • 1940: Der Herr im Haus
  • 1940: Rosen in Tirol
  • 1940: Operette
  • 1941: Alles für Gloria
  • 1943: Münchhausen
  • 1943: Geliebter Schatz

Hörbeispiele

  • [1]„Magische Töne“ (Assad in Die Königin von Saba / Goldmark / mit Klavier1905)
  • [2]„Magische Töne“ (Assad in Die Königin von Saba / Goldmark / mit Orchester 1909)

Einzelnachweise

  1. Dietmar Grieser: Wien. Wahlheimat der Genies. Amalthea, Wien 1994, ISBN 3-85002-357-5, S. 113
  2. Walter Slezak: Wann geht der nächste Schwan? dtv, München 1970; und Oswald Georg Bauer: Richard Wagner, die Bühnenwerke von der Uraufführung bis heute. Propyläen, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-549-06658-9, S. 221.

Weblinks


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