Lenzburg

Lenzburg
Lenzburg
Wappen von Lenzburg
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Lenzburgw
Gemeindenummer: 4201i1f3f4
Postleitzahl: 5600
UN/LOCODE: CH LBG
Koordinaten: (656020 / 248784)47.3875018.180555405Koordinaten: 47° 23′ 15″ N, 8° 10′ 50″ O; CH1903: (656020 / 248784)
Höhe: 405 m ü. M.
Fläche: 11.31 km²
Einwohner: 8341 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.lenzburg.ch
Ansicht von Lenzburg

Ansicht von Lenzburg

Karte
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Über dieses Bild
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Lenzburg (schweizerdeutsch: ˈlænts.bʊrɡ)[2] ist eine Kleinstadt und Einwohnergemeinde im Zentrum des Schweizer Kantons Aargau. Der Hauptort des gleichnamigen Bezirks liegt am Aabach, rund drei Kilometer südlich der Aare.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Gelände wird durch zwei Molassehügel geprägt, die sich rund hundert Meter über der ansonsten flachen Ebene erheben. Während der Schlossberg (504 m ü. M.) fast kreisrund ist und lediglich einen Durchmesser von etwa 250 Metern aufweist, ist der nebenan liegende Goffersberg (507 m ü. M.) ellipsenförmig und besitzt ein knapp fünfhundert Meter langes und fünfzig Meter breites Hochplateau. Zwischen dem Schlossberg mit dem Schloss Lenzburg und dem Aabach liegt die mittelalterliche Altstadt. Der nordöstliche Teil des Gemeindegebiets besteht aus einer flachen Endmoräne, die während der Würmeiszeit beim Rückzug des Reussgletschers entstanden ist. Dort liegen zwei markante Findlinge, der Kleine und der Grosse Römerstein. Im Südosten erheben sich der «Berg» (560 m ü. M.) und der Lütisbuech (538 m ü. M.), zwei Ausläufer des Rietenbergs. Diese Hügelkette bildet die Grenze zwischen dem Seetal und dem Bünztal. Lenzburg ist mit seinen Nachbargemeinden Niederlenz und Staufen zu einer zusammenhängenden Agglomeration mit rund 15'000 Einwohnern zusammengewachsen, die Grenzen zwischen den einst getrennten Orten sind kaum mehr erkennbar.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1131 Hektaren, davon sind 562 Hektaren bewaldet und 320 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 560 Metern auf dem Gipfel des «Bergs» an der südlichen Gemeindegrenze, der tiefste auf 390 Metern am Aabach.

Nachbargemeinden sind Rupperswil im Nordwesten, Niederlenz und Möriken-Wildegg im Norden, Othmarsingen im Nordosten, Hendschiken im Osten, Ammerswil im Südosten, Egliswil Süden, Seon im Südwesten sowie Staufen im Westen.

Geschichte

Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit, darunter ein über 5000 Jahre altes Gräberfeld. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts entstand auf dem Lindfeld, nordöstlich des Stadtzentrums auf dem Hochplateau zwischen Aabach und Bünz, eine römische Siedlung. Dieser vicus hatte die Form eines rund 400 Meter langen Strassendorfes und zählte zu seiner Blütezeit etwa 500 Einwohner. Wichtigstes Gebäude war ein Theater mit über 4000 Sitzplätzen. Die Siedlung, deren Name nicht bekannt ist, scheint ein religiöses Zentrum für die nähere Region gewesen zu sein (siehe Vicus Lindfeld).[4] Der Niedergang setzte zu Beginn des 3. Jahrhunderts ein und spätestens bei den Einfällen der Alamannen (259 bis 270 n. Chr.) wurde die Siedlung aufgegeben.

Nachdem das Gebiet mehr als 200 Jahre lang unbewohnt geblieben war, entwickelte sich im 5. und 6. Jahrhundert eine alamannische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung von Lencis erfolgte 893 in einem Zinsrodel des Fraumünsters in Zürich. Ob sich der Name des Ortes tatsächlich vom alteuropäischen Flussnamen Lentia ableitet, der «die Biegsame» oder «die Gekrümmte» bedeutet bleibt zu klären. Tatsächlich hiess der Aabach im Mittelalter Lenzbach. Der Namensbestandteil -burg ist ein klarer Hinweis auf das 1036 erstmals erwähnte Schloss Lenzburg.[2]

Ansicht von Stadt und Burg Lenzburg von Matthäus Merian, um 1642

Das Schloss war der Stammsitz der Grafen von Lenzburg, die im 11. und 12. Jahrhundert bedeutende Lehnsherren im schweizerischen Mittelland waren. Graf Ulrich IV. starb 1173 ohne Nachkommen; das Schloss vererbte er Kaiser Barbarossa. Der Kaiser vergab es als Lehen an die Grafen von Kyburg, die das Schloss später käuflich erwarben. Um 1230 entstand zwischen dem (wenig später aufgegebenen) Dorf Oberlenz am Aabach und dem Schlossberg eine befestigte Marktsiedlung. Nachdem die Kyburger ebenfalls ausgestorben waren, übernahmen die Habsburger im Jahr 1264 das Schloss und die Herrschaft über die Siedlung. Am 20. August 1306 erhielt Lenzburg von Herzog Friedrich dem Schönen das Stadtrecht. Beim Einfall der Gugler Ende des Jahres 1375 liessen die Habsburger die Stadt schleifen und danach wieder aufbauen.

Im April 1415 eroberten die Berner den westlichen Teil des Aargaus. Lenzburg wurde zwar eine Untertanenstadt im so genannten Berner Aargau, durfte aber seine bisherigen Freiheiten weitgehend behalten. Die Stadtbehörden bestanden aus zwei sich abwechselnden Schultheissen, dem Kleinen und dem Grossen Rat. Bern kaufte 1433 das Schloss, von 1444 bis 1798 residierte hier der Landvogt des Oberamts Lenzburg. Bei einem Stadtbrand blieben 1491 nur gerade 15 Häuser unversehrt, woraufhin die Stadt mit Hilfe der Berner wieder aufgebaut wurde. 1528 führten die Berner in Lenzburg die Reformation ein. Bis 1565 war die Stadt Teil der Pfarrei Staufberg auf dem gleichnamigen Hügel. Im 16. Jahrhundert wandelte sich Lenzburg allmählich von einer Bauern- zu einer Handwerkssiedlung. 1744 wurden die Zollrechte der Stadt an Bern abgetreten, als Gegenleistung durften die Stadtbewohner nun auch ausserhalb der Befestigungsanlagen Häuser errichten. Dies begünstigte das Wachstum der Baumwollindustrie. 1732 entstand die erste Fabrik.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, riefen die Helvetische Republik aus und entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern. Lenzburg gehört seither zum Kanton Aargau und wurde 1803 Bezirkshauptort. Ein Jahr später erwarb der Kanton das Schloss, war aber unschlüssig, wie es genutzt werden sollte. Wie manche andere Kantone wollte man dieses Symbol der alten Herrschaft nicht zu Regierungszwecken nutzen und vermietete es daher unter anderem als Erziehungsanstalt.

Metzgplatz mit Chlausbrunnen, dahinter das Schloss

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Lenzburg zu einem überregionalen Baumwollverlags- und Speditionszentrum. Viele Heimarbeiter im ganzen Kantonsgebiet arbeiteten für die Lenzburger «Baumwollherren». Am 23. Juni 1874 erhielt die Stadt mit der Aargauischen Südbahn Anschluss ans Eisenbahnnetz. Am 6. September 1877 folgte die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen der Nationalbahn. Der Konkurs dieser Gesellschaft im darauf folgenden Jahr brachte Lenzburg an den Rand des wirtschaftlichen Ruins, da die Stadt sich finanziell stark engagiert hatte. Der Abbau der Schulden belastete über ein halbes Jahrhundert lang die städtischen Finanzen.

Dennoch erholte sich Lenzburg rasch von diesem Rückschlag und entwickelte sich zu einem industriellen Zentrum. Am 15. Oktober 1883 eröffnete die englische Gesellschaft Lake Valley Railway eine Bahnlinie durch das Seetal bis nach Luzern (die heutige Seetalbahn), die Teilstrecke von Lenzburg nach Wildegg folgte am 1. Oktober 1895. Zwischen 1900 und 1970 verdreifachte sich die Bevölkerungszahl. Seither ist sie jedoch stabil, weil sich das Wachstum zunehmend auf die Nachbargemeinden verlagert hat. Die Bahnstrecke nach Wildegg wurde seit dem 2. Juni 1984 nicht mehr durchgehend befahren und bis 2005 nur noch als Anschlussgleis für Güterverkehr bis Lenzburg Industrie genutzt. Dann musste sie dem Altstadtumfahrungstunnel weichen.

Nachdem das Schloss vom Kanton jahrzehntelang vermietet worden war, wurde es 1860 verkauft. Es hatte mehrere Besitzer, darunter den Vater des Dichters Frank Wedekind und den Polarforscher Lincoln Ellsworth. Im Jahr 1956 ging das Schloss endgültig in den Besitz des Kantons über, der hier das Historische Museum einrichtete.

Sehenswürdigkeiten

Teil der alten Stadtmauer

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss Lenzburg, das im 11. Jahrhundert entstanden und seither mehrmals erweitert worden ist. Die Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz und befindet sich auf dem Schlossberg, einem Molassehügel, der die Ebene um etwa hundert Meter überragt. Auf dem Goffersberg, direkt gegenüber dem Schloss, befindet sich das Gofischlössli, ein dreigeschossiges Jagdschloss mit angebautem Treppenturm, errichtet im Jahr 1644.

Altstadt

Die hufeisenförmige Altstadt am Fusse des Hügels ist sehr gut erhalten. Sie besteht aus einer Hauptgasse, zwei parallel verlaufenden Nebengassen und einer quer verlaufenden Gasse. Die Stadtmauer ist nur zum Teil erhalten geblieben, die Reste stehen aber unter Denkmalschutz. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Altstadt im 17. und frühen 18. Jahrhundert, als die Holzhäuser allmählich durch Steinbauten im Barockstil ersetzt wurden.

Die aus dem 15. Jahrhundert stammende Stadtkirche wurde 1667 zu einer Saalkirche ausgebaut und besitzt eine Rokoko-Stuckdecke aus dem Jahre 1760. Das Rathaus entstand in zwei Etappen anstelle des mittelalterlichen Vorgängers (1677 bzw. 1692) und erhielt in der Gebäudemitte einen Uhrenturm. Die Stadtbibliothek (das ehemalige Armen- und Altenspital) entstand 1638 durch die Vereinigung mehrerer Häuser und wurde 1792 in einem Übergangsstil zwischen Barock und Klassizismus umgebaut. Das ehemalige Amtshaus ist ein 1845 erbauter spätklassizistischer Bau mit zwei dorischen Säulen. Der älteste erhaltene Brunnen ist der Chlausbrunnen aus dem Jahr 1572, der auf dem Metzgplatz steht.

Ausserhalb der Altstadt

Häusergruppe an der Burghalde

Am Rand der Altstadt entstanden im 18. und frühen 19. Jahrhundert einige historisch bedeutende Gebäude im Rokoko-, spätklassizistischen und Biedermeier-Stil. Besonders erwähnenswert ist das Hünerwadelhaus aus dem Jahr 1759, das grösste erhaltene Handelshaus des Aargaus aus dem frühen Industriezeitalter. Eher monumental wirkt das Müller-Haus von 1784, ein herrschaftliches Fabrikantenanwesen; es beherbergt heute eine kulturelle Institution.

An der Südwestflanke des Schlossbergs stehen die so genannten Burghaldenhäuser. Die Alte Burghalde ist ein 1628 im spätgotischen Stil erbautes, dreigeschossiges Wohnhaus mit einem Fachwerkanbau sowie der ehemaligen Trotte. Heute beherbergt es das Museum Burghalde. Daneben steht die Neue Burghalde (1794), ein streng symmetrischer frühklassizistischer Bau mit grosszügiger Freitreppe und reich geschmiedetem Flügeltor.

Als 1964 der Autobahnzubringer gebaut wurde, entdeckten Archäologen ein gut erhaltenes römisches Theater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Zwar war schon seit längerer Zeit die Existenz einer Siedlung bekannt gewesen, doch dieser Fund erwies sich als kleinere Sensation. Das Theater hatte über 4000 Sitzplätze und war der kulturelle Mittelpunkt der weiteren Umgebung.

Auf dem höchsten Punkt des Stadtgebiets steht der 48 Meter hohe Esterliturm. Der hölzerne Vorgängerbau aus dem Jahr 1905 wurde 1974 durch eine Betonkonstruktion ersetzt. Eine Treppe mit 253 Stufen führt hinauf zur Aussichtsplattform; die Aussicht reicht bis zum Schwarzwald und den Zentralschweizer Alpen.

Wappen

Die Blasonierung des Stadtwappens lautet: «In Weiss blaue Kugel.» Dieses sehr schlicht gehaltene Wappen erschien erstmals 1333 auf dem städtischen Siegel und ist seither unverändert geblieben.[5]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[6]

Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 1957 2588 4131 4949 6378 7594 7585 7530 7568

Am 31. Dezember 2010 lebten 8341 Menschen in Lenzburg, der Ausländeranteil betrug 27,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 42,1 % reformiert, 34,5 % römisch-katholisch, 8,5 % moslemisch und 1,5 % christlich-orthodox; 1,1 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 78,0 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 8,7 % Italienisch, je 2,1 % Albanisch und Türkisch, 1,8 % Serbokroatisch, 1,7 % Portugiesisch, 1,0 % Spanisch, 0,8 % Französisch, 0.6 % Englisch.[7]

Politik und Recht

Die heute gültige Gemeindeordnung datiert von 1983.

Legislative

Anstelle einer Gemeindeversammlung vertritt der von den Lenzburger Stimmberechtigten gewählte Einwohnerrat die Anliegen der Bevölkerung. Er besteht aus 40 Mitgliedern und übt die Legislativgewalt aus. Ihm obliegt das Genehmigen des Steuerfusses, des Voranschlages, der Jahresrechnung, des Geschäftsberichts und der Kredite sowie der Erlass von Reglementen. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre, die Wahl erfolgt im Proporzwahlverfahren.

Bei den drei letzten Wahlen erreichten die Parteien folgende Sitzzahlen:

Partei 2001 2005 2009
FDP 11 10 10
SVP 11 10 10
SP 10 9 8
CVP 4 4 4
EVP 4 4 3
Grüne - 3 3
GLP - - 2

Auch auf Gemeindeebene finden sich verschiedene Elemente der direkten Demokratie. So stehen der Bevölkerung fakultative und obligatorische Referenden sowie das Initiativrecht zu.

Exekutive

Ausführende Behörde ist der Stadtrat. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre und die Wahl erfolgt im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) durch das Volk. Der Stadtrat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse des Einwohnerrates und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Stadträte der Amtsperiode 2010-2013 sind:

  • Hans Huber (FDP), Stadtammann
  • Daniel Mosimann (SP), Vizeammann
  • Heidi Berner (EVP)
  • Franziska Möhl (CVP)
  • Martin Stücheli (SVP)

Judikative

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Lenzburg zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Hendschiken und Niederlenz verantwortlich ist.

Wirtschaft

Strafanstalt Lenzburg

Lenzburg ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Gemäss Betriebszählung 2005 gibt es über 800 Unternehmen, von denen die meisten im Dienstleistungssektor tätig sind. Hauptsächlich handelt es sich um KMU-Betriebe. Doch auch international tätige Grossunternehmen haben sich in Lenzburg niedergelassen. Dazu gehören der Technologiekonzern ABB (ehemals CMC), der Fleischverarbeiter Traitafina, der Kunststoffproduzent Quadrant, das Sauerstoffwerk und der Konfitürenhersteller Hero. Weitere wichtiger Arbeitgeber sind die Hypothekarbank Lenzburg und die Justizvollzugsanstalt Lenzburg, das grösste Gefängnis des Kantons Aargau. Insgesamt gibt es in Lenzburg etwa 6300 Arbeitsplätze (1 % in der Landwirtschaft, 36 % in der Industrie und 63 % im Dienstleistungssektor).[8]

Verkehr

Bahnhof Lenzburg mit Seetalbahn

Lenzburg ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt liegt an der Autobahn A1, der wichtigsten Ost-West-Strassenverbindung der Schweiz. Ausserdem kreuzen sich hier drei bedeutende Hauptstrassen, die Hauptstrasse 1 von Zürich nach Bern, die Hauptstrasse 25 von Lenzburg nach Zug und die Hauptstrasse 26 von Brugg nach Luzern. 2006 wurde die Kerntangente fertiggestellt, eine teilweise unterirdische Strasse, welche die Altstadt vom Durchgangsverkehr befreit.

Der Bahnhof Lenzburg ist ein Schnellzugshalt an der Haupteisenbahnlinie Bern–Zürich. Weitere Bahnlinien führen nach Brugg, Luzern (Seetalbahn), Zofingen und Zug. Die Verbindung nach Wettingen wurde am 12. Dezember 2004 eingestellt, als Kompensation fährt die Linie S3 der S-Bahn Zürich durch den Heitersbergtunnel über Lenzburg bis nach Aarau.

Buslinien der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg führen nach Bettwil, Brunegg, Dintikon, Möriken-Wildegg, Schafisheim und Teufenthal. Innerhalb Lenzburgs verkehrt eine Stadtbuslinie.

Bildung

Lenzburg bietet ein umfangreiches Bildungsangebot mit Kindergarten, Primarschule, Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule. Hier befinden sich ausserdem zwei Berufsschulen für den kaufmännischen und den technischen Bereich, eine heilpädagogische Sonderschule sowie zwei Privatschulen. Die kaufmännische Berufsschule bietet ein umfangreiches Programm in der Erwachsenenbildung an. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

Kultur

Obwohl Lenzburg eher klein ist, besitzt die Stadt ein reiches kulturelles Angebot. Eine überregionale Bedeutung hat das Historische Museum des Kantons Aargau im Schloss Lenzburg; es umfasst mehrere Wechselausstellungen mit kultur- und kunstgeschichtlichem Inhalt sowie eine Dauerausstellung über die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte. Ebenfalls im Schloss domiziliert ist die Institution Stapferhaus Lenzburg, die interdisziplinäre Kulturveranstaltungen, Ausstellungen und Begegnungsprojekte organisiert. Von 1972 bis 1980 fand jährlich ein internationales Folk-Festival auf Schloss Lenzburg statt.

Das Museum Burghalde im Gebäude «Alte Burghalde» zeigt die städtische Geschichte mit Ausgrabungsgegenständen aus der Jungsteinzeit, der Römerzeit und dem frühen Mittelalter sowie weiteren Zeugnissen der Stadtgeschichte; eine Besonderheit ist die Sammlung von 65 russischen Ikonen.[9]

Weitere kulturelle Institutionen sind das «Netzwerk Müllerhaus», das Art Atelier Aquatinta (Galerie), die Galerie Randolph und das Bildhaueratelier.[10][11] Einmal pro Monat findet im Restaurant Hirschen jeweils das «café literaire» statt, ein Anlass mit renommierten Lesenden wie z.B. Peter Bieri. Im Kulturhaus Tommasini finden diverse kulturelle Anlässe statt.[12] Ein interessantes Angebot an Veranstaltungen bietet ebenfalls die Kulturbar baronessa an.[13]

Brauchtum

In Lenzburg finden jedes Jahr bedeutende traditionelle Anlässe mit überregionaler Ausstrahlung statt. Seit mehr als 400 Jahren ist das Jugendfest das grösste Ereignis in Lenzburg. Es findet jedes Jahr am zweiten Freitag im Juli statt und umfasst einen Umzug sowie alle zwei Jahre ein nachgestelltes Freischaren-Manöver. Am darauf folgenden Samstag findet auf dem Metzgplatz in der Altstadt das Openair-Festival «Metschgplatsch» mit Nachwuchsmusikern aus der Region statt. Beim «Joggeliumzug» Ende Oktober ziehen in weissen Umhängen gehüllte Schützen mit Laternen durch die Altstadt. Dieser Brauch entstand um 1450 und geht auf eine vorreformatorische Bruderschaft zurück. Im November und Dezember folgt das Chlauschlöpfen, das den Zweck hat, den Samichlaus zu wecken. Ein Brauch neueren Datums ist das Gauklerfestival im August. In den Gassen der Altstadt vollführen Kleinkünstler aus der ganzen Welt alle möglichen Kunststücke; dieser Anlass zieht jeweils Tausende von Besuchern an.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Fritz Stuber, Jürg Lang et al.: Stadtbilduntersuchung Altstadt Lenzburg. Urbanistics, Zürich 1976, ISBN 3-85957-001-3.
  • Michael Stettler, Emil Maurer; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Birkhäuser Verlag, Basel 1953.
  • Heidi Neuenschwander: Geschichte der Stadt Lenzburg von der Mitte des 16. zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auf dem Weg vom Mittelalter zur Neuzeit, Aarau 1984, S. 7-396. online


Panorama von Lenzburg (rechts), Staufen (Mitte) und Schafisheim (links); vom Esterliturm aus gesehen
Panorama von Lenzburg (rechts), Staufen (Mitte) und Schafisheim (links); vom Esterliturm aus gesehen

Weblinks

 Commons: Lenzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 247–250.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1089 und 1090, Swisstopo
  4. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 179–181.
  5. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 201.
  6. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Lenzburg, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Museum Burghalde
  10. Netzwerk Müllerhaus
  11. Aquatinta
  12. Tommasini
  13. baronessa

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