Leipzig Bayerischer Bahnhof

Leipzig Bayerischer Bahnhof
Bayrischer Bahnhof um 1890.

Der Bayerische Bahnhof in Leipzig befindet sich südöstlich der Leipziger Altstadt am Bayrischen Platz. Der vormalige und jetzt nicht mehr existierende Fernbahnhof wurde 1842 in Betrieb genommen und galt bis zu seiner Schließung als der älteste erhaltene Kopfbahnhof Deutschlands. Die Bahnanlagen wurden im Rahmen der Bauarbeiten für den City-Tunnel vollständig abgebrochen. Erhalten sind die Hochbauten hauptsächlich der Reiseverkehrsanlagen, von der Bahnsteighalle jedoch nur noch der Portikus als Denkmal. An der Stelle des bisherigen Fernbahnhofs wird ein unterirdischer Durchgangs-Haltepunkt des dann neu gestalteten S-Bahn-Netzes eingerichtet, der ab 2012 in Betrieb genommen wird.

Inhaltsverzeichnis

Portikus und Beschreibung

Noch heute erhalten ist der zu den Gleisen quergestellte Portikus, der zugleich den nördlichen Giebel der Bahnhofshalle bildete und durch dessen vier torartige Bögen je ein Gleis führte. Eine Glocke auf dem Portikus kündigte die Abfahrt der Züge an. Sie befindet sich heute im Verkehrsmuseum Dresden. Die vier Gleise vereinigten sich nördlich des Bahnhofes in einer Drehscheibe, auf der die Lokomotiven gewendet wurden. Über den vier Portalen verweist eine gebäudebreite Inschrift auf den (ehemaligen) Eigentümer des Bahnhofs. Ursprünglich war es die Sächsisch-Baiersche Eisenbahn-Compagnie:

Portikus des Bayerischen Bahnhofs
Sächs. baier. Uhr Eisenbahn

Später wurde die Inschrift geändert, zunächst in

Sæchs.-bayersche Uhr Staats-Eisenbahn

später in

Bayrischer Uhr Bahnhof

und bei der Sanierung nach der Wiedervereinigung wieder in

Sæchs.-bayersche Uhr Staats-Eisenbahn

In der Mitte des Schriftzugs befindet sich eine große Uhr. Der Portikus wird zu beiden Seiten von je einem Turm mit quadratischem Grundriss flankiert.

Nach Süden schloss sich direkt an den Portikus die nicht mehr erhaltene 95 m lange Bahnhofshalle an, deren hölzerne Dachkonstruktion von zwanzig zwölf Meter hohen Eichensäulen getragen wurde. Auf beiden Seiten der Halle befanden sich zweigeschossige Längsgebäude: im Osten die Ankunft, im Westen die Abfahrt. An diese Längsgebäude waren je ein Verwaltungsgebäude im Norden und im Süden angebaut. Die nördlichen, zweigeschossigen Verwaltungsgebäude waren mit dem Portikus durch je eine dreibogige, zur Nordfassade aber zurückgesetzte Galerie verbunden.

Geschichte

Historische Ansicht des Bayerischen Bahnhofs

Der Bayerische Bahnhof wurde in den Jahren 1841 bis 1844 nach Entwürfen des Leipziger Architekten C. A. E. Pötzsch errichtet und diente als nördlicher Endpunkt der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn. Bereits am 18. September 1842 wurde er, noch unvollendet, als Endpunkt der Strecke nach Altenburg eröffnet.

Am 7. September 1883 wurde der Bayerische Bahnhof mit einer Straßenbahntrasse, auf der bis 1897 Pferdebahnen, danach elektrische Straßenbahnen verkehrten, an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen.

Seit dem 1. Oktober 1912 verkehrten Schnell- und Eilzüge über die LC-Strecke zum Hauptbahnhof, seitdem diente der Bayerische Bahnhof nur noch dem Nah- und Güterverkehr und für Messesonderzüge. Insbesondere für diese bestanden auf dem Leipziger Güterring für Reisezüge zugelassene Fahrstraßen.

Bei den Luftangriffen auf Leipzig am 4. Dezember 1943 und 20. Februar 1944 wurde der Bahnhof teilweise zerstört. Während der Portikus und die Gebäude der Westseite weitgehend erhalten blieben, brannte die hölzerne Bahnhofshalle aus; auch die Gebäude der Ostseite mussten später größtenteils abgerissen werden.

1952 wurde das Bahnbetriebswerk geschlossen.

ehemalige Bahnsteighalle von Süden

Seit dem 2. Oktober 1961 war der Bahnhof elektrifiziert. Um 1970 sollte er vollständig und ersatzlos stillgelegt werden. 1972 wurde die Stückgutabfertigung zum Magdeburg-Thüringer Bahnhof verlegt. Mitte der 1980er Jahre wurden die Stellwerke unter Nutzung der vorhandenen Hochbauten erneuert, aus Denkmalschutzgründen behielt man die Formsignale an den Bahnsteiggleisen bei. Der Portikus wurde im Jahr 1991 saniert, die Gebäude der Westseite werden seit 1999 von einer Brauerei genutzt, die hier auch Gastronomie anbietet.

Am 10. Juni 2001 wurde der Bahnbetrieb auf dem Bayerischen Bahnhof (zuletzt noch mit Regionalzügen nach Altenburg und Zwickau) vollständig eingestellt. Bis zum Baubeginn vergingen allerdings noch zwei Jahre. Die bestehenden Anlagen sollten noch für die Baustellenversorgung genutzt werden, deshalb blieb das Stellwerk 3 an der Richard-Lehmann-Straße vorerst erhalten. Dazu kam es jedoch nicht, die Tunnelbaustelle wird ausschließlich mit Lkw bedient.

City-Tunnel-Baustelle in Leipzig am Bayerischen Bahnhof mit Portikus
Der Bayerische Bahnhof während des Baus des City-Tunnels

Mit der Inbetriebnahme des in Bau befindlichen unterirdischen City-Tunnels zum Hauptbahnhof soll der Bayerische Bahnhof ab 2012 an das dann neu gestaltete S-Bahn-Netz angeschlossen werden. Betrieblich wird es sich allerdings nur noch um einen Haltepunkt handeln. Ein weiterer an der Semmelweisstraße auf Höhe des ehemaligen Bahnbetriebswerkes liegt ebenfalls noch auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände.

Um für den Bau des City-Tunnels Platz zu machen, wurde der 20 Meter hohe, 30 Meter breite und 6 Meter tiefe sowie 2800 Tonnen schwere Portikus am 10. April 2006 mit Hilfe spezieller Gleitlager um 30 Meter nach links verschoben. Das Fundament wurde dazu mit Beton ummantelt. Nach dessen Erhärtung wurden HEB-Stahlträger durch das Fundament eingebracht, auf denen das Bauwerk angehoben und verschoben wurde. Nach der Fertigstellung der City-Tunnel-Station am Bayerischen Bahnhof im Rohbau ist der Portikus am 30. Oktober 2009 wieder an seine alte Stelle zurück verschoben worden.[1]

Einzelnachweise

  1. CitytunnelLeipzig.info (Frank Eritt): Portikusverschiebung am Bayerischen Bahnhof 2009 (abgerufen am 9. September 2009)

Literatur

  • Manfred Berger: Der Bayerische Bahnhof in Leipzig. Report über die Versuche zu seiner Rettung. in: Modelleisenbahner 39(1990)7, S. 8-11

Weblinks



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