Leiningerland

Leiningerland
Lage des Leiningerlandes (Deutschland)
Lage des Leiningerlandes
Lage des Leiningerlandes in Deutschland

Das Leiningerland ist eine historische Landschaft in der Pfalz (Bundesland Rheinland-Pfalz). Es ist nach dem früher bedeutendsten Adelsgeschlecht der Gegend, den Leiningern, benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lösswand als Naturdenkmal und Biotop

Das Leiningerland liegt im Nordosten der Pfalz überwiegend im Landkreis Bad Dürkheim. Es umfasst große Teile der Verbandsgemeinden Hettenleidelheim und Grünstadt-Land sowie die Stadt Grünstadt. Zum historischen Leiningerland zu zählen ist auch die Gegend um die Stadt Eisenberg, die heute dem Donnersbergkreis angehört. Die Gesamtfläche beträgt knapp 200 km².

Die Landschaft ist nicht einheitlich gestaltet, sondern hat Anteil an drei geologischen Formationen, nämlich Mittelgebirge, Grabenbruch und Tiefebene. Das Leiningerland erstreckt sich vom nordöstlichen Pfälzerwald im Westen über den Nordteil der Deutschen Weinstraße bei Grünstadt bis nach Dirmstein im Osten, wo die Rebenhänge in die Rheinebene übergehen. Der Ort Dirmstein selbst, der heute zum Leiningerland gerechnet wird, war allerdings zu keiner Zeit den Leiningern zu Eigen. In Abhängigkeit von der Höhenlage der Gebietsteile – von etwa 400 Meter im Westen bis gut 100 Meter im Osten – gestaltet sich auch das Klima unterschiedlich. Die Böden im Bereich des Bruchstufe profitieren von fruchtbaren Lössablagerungen, in denen durch Erosion teilweise Steilwände entstanden sind, die als Naturdenkmäler und Biotope eingestuft sind.

Entwässert wird das Leiningerland durch zwei westliche, orographisch linke Nebenflüsse des Rheins, den Eckbach und den Eisbach.

Geschichte

Stammwappen der Leininger laut GHdA
Stundensäule aus der Zeit der bayerischen Verwaltung

Im Mittelalter trug der Eckbach den Namen Leinbach, womit auf den sogenannten Leinbaum Bezug genommen wurde. So wurde damals in der Gegend sowohl der Spitzahorn als auch die Sommerlinde bezeichnet, die an den Ufern des Eckbachs häufig vorkamen. Nach der alten Bachbezeichnung dürfte das aus dem Gebiet am oberen Eckbach stammende, vermutlich fränkische Adelsgeschlecht der Leininger, dessen Wappen eine Linde zeigt, seine Stammburg benannt haben: Leiningen, heute Altleiningen; von ihr wiederum wurde anschließend der Name des Geschlechtes abgeleitet. Belegbar reicht es mindestens bis ins frühe 12. Jahrhundert – auf Graf Emich II. († vor 1138) – zurück. Nicht sicher, aber wahrscheinlich ist, dass dessen Vorgänger Emich I. auch sein Vater war. Zahlreiche Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung tragen in ihrem Wappen den silbernen Leininger Adler.

Wichtigste Herrschaften in der Gegend außer den Leiningern waren bis in die Neuzeit die Kurfürsten von der Pfalz und die Fürstbischöfe von Worms. Große Zerstörungen verursachten Truppen Frankreichs unter General Mélac während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1689–1697). Stark geprägt wurde auch das Leiningerland durch die bayerische Verwaltung der Pfalz, die ab 1816 bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs währte.

Sehenswürdigkeiten

An die Leininger erinnern die Burgen Altleiningen oberhalb des gleichnamigen Ortes sowie – 5 Kilometer nordöstlich gelegen – Neuleiningen inmitten des ebenfalls gleichnamigen Ortes. Beide Burgen sind teilweise restauriert. In die Burg Altleiningen sind heute eine Jugendherberge, ein Freibad im ehemaligen Burggraben und das „professionelle Amateurtheater“ der Burgspiele Altleiningen integriert. Reste von weiteren Leiningerburgen sind in Battenberg, wo es eine gleichnamige Burg gibt, und in Bockenheim mit der Emichsburg erhalten.

Im Altleininger Ortsteil Höningen sind verschiedene Bauteile des Augustiner-Chorherrenstifts St. Peter und der ehemaligen Höninger Lateinschule sowie die romanische Kirche St. Jacob erhalten. Nahe der Burg Neuleiningen liegt die Alte Pfarrey, in der eines der führenden Pfälzer Restaurants betrieben wird.

Ein besonderes Kleinod der Barockbaukunst stellt die Laurentiuskirche in Dirmstein dar, die von 1742 bis 1746 durch Franz Rothermel nach modifizierten Plänen des berühmten Kirchenbaumeisters Balthasar Neumann als Zweikirche errichtet wurde. Nahe dabei liegen im historischen Ortskern drei restaurierte schlossartige Herrenhäuser, das Sturmfedersche, das Koeth-Wanscheidsche und das Quadtsche Schloss, sowie zwei Englische Gärten, der Schlosspark und der Kellergarten. Die Stadt Grünstadt sowie die Gemeinden Großkarlbach und Neuleiningen beeindrucken ebenfalls durch malerische Ortskerne mit zahlreichen Fachwerkbauten.

Der 1997 auf Initiative des Kleinkarlbacher Mühlenforschers Wolfgang Niederhöfer geschaffene Eckbach-Mühlenwanderweg führt über 23 Kilometer entlang des Eckbachs und vorbei an 23 ehemaligen Mühlen von Südwest nach Nordost durch das Leiningerland. 2007 wurde in der Großkarlbacher Dorfmühle das Mühlenmuseum Leiningerland eröffnet. Gewässertechnisch bedeutsam ist der 20-Röhren-Brunnen von Altleiningen, der aus einem Stollen gespeist wird, welcher um das Jahr 1600 zur Versorgung der Burg tief in den Fels getrieben wurde. Der Brunnen liefert heute das meiste Wasser für den Eckbach.

Im Leiningerland liegt auch der Oberlauf des Eisbachs mit dem teilweise naturbelassenen Eistal. Die Hauptattraktionen sind der 6 Hektar große Stausee des Eiswoogs, die Brückenbauwerke der regionalen Eistalbahn, die Stumpfwaldbahn, die als museale Schmalspurbahn Touristen durch den Wald befördert, sowie bei Eisenberg die Ausgrabungsstätte des römischen Vicus und das Landschaftsschutzgebiet Erdekaut. Besonders am Mittellauf des Eisbachs gibt es mehrere alte Kirchenbauten aus der Zeit der Romanik und Gotik.

Neben dem Mühlenmuseum in Großkarlbach sind auch das Heimatmuseum Hettenleidelheim (Tonerde-Bergbau), das Technikmuseum Quirnheim (Zweiräder), das Museum im Burgturm Neuleiningen (Burghistorie, Steingutproduktion, Bildergalerie des örtlichen Malers Simon Conradi) und das Museum im Alten Rathaus Grünstadt (Leininger Grafen, Steingutproduktion, Braukunst, Bilder von Johann Adam Schlesinger) einen Besuch wert.

Veranstaltungen

Das Leiningerland ist stark vom Weinbau geprägt, die Weinbergflächen gehören zum Weinbaugebiet Pfalz. Während der warmen Monate findet so gut wie an jedem Wochenende irgendwo ein Fest statt – mag es Jahrmarkt, Kerwe oder Weinfest heißen. Überregional am bekanntesten dürfte das Kändelgassenfest in Großkarlbach sein. Alljährlich wird die Weingräfin des Leiningerlandes gewählt, die in den folgenden zwölf Monaten bei Veranstaltungen und Festen die Region repräsentiert. Eine der Weingräfinnen, Sylvia Benzinger, wurde später auch Pfälzische und Deutsche Weinkönigin.

Jedes Jahr Anfang Oktober – in der Regel zum Tag der Deutschen Einheit – lockt der Aktionstag „Autofreies Eistal“ zahlreiche Besucher in die Region. Dabei wird die Landesstraße 395, die von Grünstadt-Asselheim durchs Eistal nach Enkenbach führt, einen Sonntag lang für jeglichen Kraftverkehr gesperrt und steht ausschließlich für Fußgänger, in der Regel Wanderer, und Radfahrer zur Verfügung.

Besondere Erwähnung verdient der Pfälzische Mundartdichterwettstreit, der schon seit 1953 in jedem Oktober in Bockenheim ausgetragen wird.

Weblinks


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