Annette Schavan

Annette Schavan
Annette Schavan, 2010

Annette Schavan (* 10. Juni 1955 in Jüchen) ist eine deutsche Politikerin (CDU).

Sie ist seit 2005 Bundesministerin für Bildung und Forschung und war von 1995 bis 2005 Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1974 am Nelly-Sachs-Gymnasium in Neuss absolvierte Annette Schavan ein Studium der Erziehungswissenschaft, der Philosophie und der Katholischen Theologie an den Universitäten Bonn und Düsseldorf, das sie 1980 mit der Promotion in Philosophie an der Universität Düsseldorf über Person und Gewissen – Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung abschloss. Danach war sie als Referentin bei der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk tätig und wechselte 1984 als Abteilungsleiterin für außerschulische Bildung zum Generalvikariat in Aachen. Nachdem Annette Schavan von 1987 bis 1988 Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union war, kehrte sie als Geschäftsführerin zum Cusanuswerk zurück und war von 1991 bis 1995 auch dessen Leiterin.

Seit dem Wintersemester 2009/2010 lehrt sie als Honorarprofessorin für Katholische Theologie an der Freien Universität Berlin.[1] Annette Schavan ist ledig und kinderlos.

Partei

Von 1975 bis 1984 war Annette Schavan kommunalpolitisch in Neuss aktiv. So war sie hier u. a. Vorsitzende der Jungen Union.

Seit 1996 gehört sie dem CDU-Landesvorstand von Baden-Württemberg und seit November 1998 als stellvertretende Bundesvorsitzende auch dem CDU-Bundesvorstand an. Seit Dezember 2002 leitet sie die Kommission zur Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms für die CDU in Baden-Württemberg.

Annette Schavan gehörte bis zur Nominierung von IWF-Generaldirektor Horst Köhler am 4. März 2004 zu den möglichen Kandidaten von Union und FDP für die Kandidatur zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2004.

Nach der Ankündigung von Ministerpräsident Erwin Teufel im Oktober 2004, mit Wirkung zum April 2005 sowohl das Amt des Ministerpräsidenten als auch das Amt des CDU-Parteivorsitzenden in Baden-Württemberg aufgeben zu wollen, meldete Annette Schavan ihre Ansprüche auf beide Ämter an. Bei einer Mitgliederbefragung der baden-württembergischen CDU erreichte sie jedoch nur 39,4 % der Stimmen und zog ihre Kandidatur zurück. Stattdessen übernahm der damalige Landtagsfraktionschef Günther Oettinger beide Ämter von Teufel.

Abgeordnete

Von 1982 bis 1984 gehörte Annette Schavan dem Stadtrat von Neuss an.

Von 2001 bis zu ihrer Mandatsniederlegung am 30. September 2005 war sie Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. Sie wurde im Wahlkreis 14 (Bietigheim-Bissingen) direkt in den Landtag gewählt.

Seit 2005 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie zog mit 48,7 % (2005) bzw. 42,0 % (2009) der Erststimmen jeweils als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Ulm in den Bundestag ein.

Öffentliche Ämter

Von 1995 bis zu ihrem Einzug in den Bundestag am 5. Oktober 2005 war Annette Schavan baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport. In dieser Zeit führte sie eine Bildungsplanreform durch und den Fremdsprachenunterricht an Grundschulen ein. Sie setzte auch das umstrittene Abitur nach zwölf Jahren in Baden-Württemberg durch. Unter ihrer Verantwortung erfolgte 2004 die Nichteinstellung des im linken Spektrum engagierten Lehrers Michael Csaszkóczy, die als Wiederaufleben des Radikalenerlasses Kritik erntete.[2] Das Land Baden-Württemberg war dann aufgrund von Gerichtsurteilen gezwungen, Csaszkóczy letztlich doch einzustellen[3][4] und ihm zudem 33.000 Euro Schadensersatz zu zahlen.[5] Im sogenannten Kopftuchstreit hingegen hatte die unter Schavan eingeschlagene Linie vor den Gerichten letztlich Bestand: Muslimische Lehrerinnen dürfen in Baden-Württemberg im Unterricht kein Kopftuch tragen, katholische Nonnen aber weiter im vollen Habit Unterricht erteilen.

Annette Schavan war von 1994 bis 2005 Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK). Wegen ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag schied sie aus dem Amt. Sie ist weiterhin Mitglied im Zentralkomitee.

Am 22. November 2005 wurde sie als Bundesministerin für Bildung und Forschung in die von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführte Bundesregierung berufen. 2011 vertrat sie Kristina Schröder im Bundesfamilienministerium, da diese als erste Ministerin während der Amtszeit ein Kind zur Welt brachte.

Seit dem 14. Oktober 2010 ist Annette Schavan als Vertreterin des Bundes Mitglied im ZDF-Fernsehrat.

Ehrungen

Veröffentlichungen

  • (Hrsg. mit Bernhard Welte): Person und Verantwortung. Zur Bedeutung und Begründung von Personalität, Düsseldorf 1980, ISBN 3-491-77381-4.
  • Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-88323-220-3. (Dissertation)
  • Gott ist Licht, Aachen 1986, ISBN 3-920284-17-8.
  • (Hrsg.) Dialog statt Dialogverweigerung. Impulse für eine zukunftsfähige Kirche, Kevelaer 1994, ISBN 3-7666-9887-7.
  • Schule der Zukunft. Bildungsperspektiven für das 21. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau [u. a.] 1998, ISBN 3-451-04611-3.
  • (Hrsg. mit Stefanie Aurelia Spendel): Der du die Zeit in Händen hältst. Reden über eine Zukunft mit Gott, München 2000, ISBN 3-7698-1217-4.
  • Bildung. Wege zu Wissen, Urteilskraft und Selbständigkeit, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 3-7930-9293-3.
  • (Hrsg.) Schulen in Baden-Württemberg. Moderne und historische Bauten zwischen Rhein, Neckar und Bodensee, Stuttgart [u. a.] 2001, ISBN 3-89850-050-0.
  • Bildung. Aktuelle Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. IHK, Münster 2002, ISBN 3-936876-01-0.
  • Der Geist weht, wo er will., Ostfildern 2002, ISBN 3-7966-1086-2.
  • Welche Schule wollen wir?, Freiburg im Breisgau [u. a.] 2002, ISBN 3-451-05308-X.
  • (Hrsg.): Bildung und Erziehung. Perspektiven auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-12329-7.
  • (Hrsg.): Leben aus Gottes Kraft. Denkanstösse, Ostfildern 2004, ISBN 3-7966-1149-4.
  • (Hrsg.): Keine Wissenschaft für sich: Essays zur gesellschaftlichen Relevanz von Forschung. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2008, ISBN 978-3-89684-124-7.
  • Gott ist größer, als wir glauben. Visionen für Kirche und Welt, Leipzig 2010, ISBN 978-3-7462-2909-6.

Kabinette

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Bestellung und Lehrtätigkeit nach campus.leben, Online-Magazin der Freien Universität Berlin, 16. Februar 2009, online unter http://www.fu-berlin.de/campusleben/lernen-und-lehren/2009/090216_schavan/index.html, abgerufen 4. Mai 2009. Gründe für ihre Bestellung werden in einer Pressemitteilung der FU, Nr. 321/2008 vom 22. Oktober 2008 genannt, online unter http://www.fu-berlin.de/presse/fup/2008/fup_08_321/index.html
  2. DIE ZEIT 2. September 2004 Nr.37 http://www.zeit.de/2004/37/Berufsverbot → Frank Drieschner: Zu links für das Lehramt – Deutschland hat wieder ein Berufsverbot (Link nicht abrufbar)
  3. Pressemitteilung VGH, 14. März 2007
  4. Jochen Schönmann: Antifa darf nun doch unterrichten Die Tageszeitung, 6. September 2007
  5. Spiegel Online: Berufsverbot: Land muss linkem Lehrer 33.000 Euro zahlen

Weblinks

 Commons: Annette Schavan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Annette Schavan – in den Nachrichten

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