Lebende Sprache

Lebende Sprache

Der Ausdruck Lebende Sprache bezeichnet diejenigen Sprachen, die derzeit von einer Sprachgemeinschaft verwendet werden. Zu den lebenden Sprachen gehören neben Deutsch, Französisch und Englisch auch viele Sprachen relativ kleiner Sprachgemeinschaften wie etwa in Europa das Färöische oder das Gälische. Vielfach haben sich Sprachen durch nationale Expansionen (Handel, Kolonisation) oder auch Migration zu modernen Weltsprachen (lingua franca) entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die verbreitetsten lebenden Sprachen sind (je nach Quelle), Sprecher in Mio: [1]

Sprache Quelle: English Company Quelle: ethnologue
Chinesisch 1.113 1.123
Englisch 372 322
Hindi 316 236
Spanisch 304 266
Russisch 155 288
Arabisch 201 202
Portugiesisch 165 170
Bengalisch 125 189
Japanisch 123 125
Deutsch 102 98
Kantonesisch 71
Französisch 70 72
Italienisch 57 63
Malaiisch 47 47

Zu den im Gegensatz zur lebenden Sprache stehenden toten Sprachen (auch: ausgestorbene Sprachen) zählen unter anderem das Etruskische, die meisten keltischen Sprachen, das Ägyptische und zahlreiche indigene Sprachen Amerikas.

Sonderfälle

Ein Sonderfall kann sich daraus ergeben, wenn eine ausgestorbene Sprache wiederbelebt wird. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das moderne Hebräisch (Ivrit), das heute als Staatssprache Israels wieder zu den lebenden Sprachen gehört. Allerdings war Hebräisch nie wirklich ausgestorben, sondern überlebte als Sakralsprache die vergangenen Jahrtausende und wurde jeweils von Hunderttausenden gelesen und gesprochen - wenn auch nicht im Alltag.

Ein anderer Sonderfall sind diejenigen Sprachen, die von keiner Sprachgemeinschaft mehr getragen werden, also auch nicht mehr von Kindern als Muttersprache erlernt werden, aber doch in einem gewissen Rahmen weiter benutzt werden. Beispiel hierfür ist das Sanskrit, das noch im religiösen Rahmen verwendet wird und zu dem es auch eine tägliche Nachrichtensendung in dieser Sprache geben soll.[2] Ferner das moderne Latein als Amtssprache des Vatikanstaates oder das Ge'ez, das nur noch die Kirchensprache der äthiopischen und eritreischen orthodoxen Kirchen ist.

Ein dritter Sonderfall sind die sogenannten Plansprachen (Welthilfssprachen) [3] wie Esperanto oder Volapük, für die sich nur ausnahmsweise eine eigene Sprachgemeinschaft entwickelte, wie dies beim Esperanto der Fall ist[4]. Einige dieser Sprachen werden praktisch nicht oder nicht mehr gesprochen (wie Volapük), andere werden im geringen Umfang gesprochen (wie Ido). Esperanto hat nach verschiedenen Schätzungen eine Sprecherzahl von einigen hunderttausend oder einigen Millionen Menschen[5]; es gibt einige tausend Muttersprachler, auch einige in der zweiten und dritten Generation[6].

Einzelnachweise

  1. http://www.tc-star.org/pubblicazioni/D17_HLT_DE.pdf
  2. Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen. Beck, München 2001, S. 330. ISBN 3-406-47558-2.
  3. Hans Joachim Störig: Abenteuer Sprache. Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde. 2., überarbeitete Auflage. Humboldt, München 1997, S. 368ff. ISBN 3-581-66936-6
  4. Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen, Beck, München 2001, S. 115. ISBN 3-406-47558-2
  5. Vgl. Harald Haarmann, a. a. O. "Die Schätzungen zur Sprecherzahl schwanken zwischen 0.5 Mio. und 1 Mio."
  6. Haarmann, a. a. O.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: lebende Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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