Lea Grundig

Lea Grundig
Lea Grundig (1951)

Lea Grundig (* 23. März 1906 in Dresden als Lea Langer; † 10. Oktober 1977 während einer Mittelmeerreise) war eine deutsche Malerin und Grafikerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lea Grundig wuchs in einer jüdischen Familie in der Dresdner Altstadt heran. Schon als junges Mädchen lehnte sie sich gegen die jüdisch-orthodoxe Religion auf, wie sie sie in ihrer Familie erlebte. In den Jahren 1922 bis 1924 besuchte sie die Dresdner Kunstgewerbeakademie.[1] Von 1924 bis 1926[2] studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste Dresden und wurde in die Meisterklasse von Otto Gussmann aufgenommen, der auch Otto Griebel, Wilhelm Lachnit und Hans Grundig angehörten.[1] Dort lernte sie auch Otto Dix kennen, den sie als einen ihrer entscheidenden künstlerischen Mentoren ansah.[3] 1926 wurde sie Mitglied der KPD und Mitbegründerin der Dresdner Sektion der Künstlergruppe Asso.[2] 1928 heiratete sie gegen den Willen ihres Vaters[1] Hans Grundig.[2] In der Folgezeit schuf sie die Zyklen „Harzburger Front“, „Unterm Hakenkreuz“ (1936), „Der Jude ist schuld!“, „Krieg droht!“, „Im Tal des Todes“ und „Ghetto“.

Im Jahr 1935[2] erhielt sie Ausstellungsverbot, im Mai 1936 wurde sie schließlich verhaftet. Wegen ihrer Mitgliedschaft in kommunistischen Organisationen war sie von Mai 1938 bis Dezember 1939 in Haft und emigrierte anschließend nach Preßburg. 1940 kam sie in ein Flüchtlingslager in der Slowakei und ging im Jahr darauf nach Palästina ins Exil. Bis 1942 lebte sie im Flüchtlingslager Atlit, danach in Haifa und Tel Aviv.

Grab von Lea und Hans Grundig auf dem Dresdner Heidefriedhof

Von November 1948 bis Februar 1949 lebte sie in Prag und kehrte anschließend nach Dresden zurück, wo sie 1949 eine Professur erhielt. Während dieser Zeit unternahm sie Reisen in die Volksrepublik China, nach Kuba und Kambodscha. Im Jahr 1961 wurde sie Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR, sagte im Prozess gegen Hans Globke aus und war von 1964 bis 1970 Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler. Ab 1964 war sie Mitglied des Zentralkomitee der SED.

In den Jahren 1975 und 1976 waren ihr große Personalausstellungen in Berlin und Dresden gewidmet. Sie starb während einer Mittelmeerreise. Ihr Grab befindet sich auf dem Heidefriedhof in Dresden.

Auszeichnungen

Zitat

„Ich wollte die Menschen so darstellen, daß man ihr Elend, ihre Leiden erkannte und zugleich Zorn darüber empfand.[4]

Stiftung

Im Jahr 1972 zahlte Lea Grundig ein Stiftungsguthaben für die Hans- und Lea-Grundig-Stiftung der Universität Greifswald ein. Aus den Mitteln der Stiftung soll jährlich ein Preis verliehen werden, der herausragende künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstpädagogische Leistungen von Studierenden und Absolventen des Caspar-David-Friedrich-Instituts für Kunstwissenschaften würdigt.[5] Seit 1996 wurde der Preis nicht mehr verliehen, da der Name Lea Grundig von einigen Mitgliedern des Lehrkörpers am Caspar-David-Friedrich-Institut als nicht vertretbar betrachtet wird.[6] [7] Anfang 2011 übergab die Universität Greifswald die Hans- und Lea-Grundig-Stiftung an die Rosa-Luxemburg-Stiftung.[8]

Werke

Porträt Lea
Tuschezeichnung ihres Mannes Hans Grundig, 1928
  • Das Gesicht der Arbeiterklasse, 50 Drucke von Arbeiten aus den Jahren 1929–1977, Verlag Volk und Wissen
  • Blätter wider den Imperialismus, VEB E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1975
  • Junge Ärztin aus einer Dresdner Poliklinik
  • Straße in Schwedt
  • Dresden – Neumarkt

Literatur

  • Martin Beier u.a: Lea Grundig. Jüdin, Kommunistin, Graphikerin. Katalog, Ladengalerie, Berlin. Galerie St. Etienne, New York City. Berlin 1996, ISBN 3926460563.
  • Brigitte Birnbaum: Die Maler aus der Ostbahnstrasse. Aus dem Leben von Hans und Lea Grundig. Kinderbuchverlag, Berlin 1990, ISBN 3358015564.
  • Erhard Frommhold (Hrsg.) / Hans und Lea Grundig: Hans und Lea Grundig. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1958.
  • Lea Grundig: Gesichte und Geschichte. Autobiografie, 10. Aufl., Dietz Verlag, Berlin 1984.
  • Wolfgang Hütt: Lea Grundig. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1969.
  • Georg Reinhardt: Lea Grundig. 1906-1977. Zeichnungen u. Radierungen. Katalog, Schriftenreihe der Hans-Thoma-Gesellschaft. Reutlingen 1981.

Weblinks

 Commons: Lea Grundig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Georg Reinhardt: Lea Grundig. 1906–1977. Zeichnungen u. Radierungen. Katalog, Schriftenreihe der Hans-Thoma-Gesellschaft. Reutlingen 1981, S. 9f.
  2. a b c d Andreas Schätzke: Rückkehr aus dem Exil. Bildende Künstler und Architekten in der SBZ und frühen DDR. Reimer Verlag, Berlin 1999, ISBN 3496026758, S. 88.
  3. Georg Reinhardt: Lea Grundig. 1906-1977. Zeichnungen u. Radierungen. Katalog, Schriftenreihe der Hans-Thoma-Gesellschaft. Reutlingen 1981, S. 15.
  4. Lea Grundig: Gesichte und Geschichte. Autobiografie, Dietz Verlag, Berlin 1958, S. 93.
  5. Stiftungen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2009.
  6. Kurt Neuenburg: Akademische Bêtise. In: Junge Welt vom 20. August 2009, zuletzt abgerufen am 14.Oktober 2009.
  7. Eckhard Oberdörfer: Preise werden seit Jahren nicht vergeben. In: Ostsee-Zeitung vom 21. Januar 2009 (Regionalausgabe Greifswald), S. 14.
  8. Pressemitteilung der Universität Greifswald. In: idw-online

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