Lazika

Lazika

Lasika bzw. Lazika bezeichnet ein Reich im antiken Georgien. Der Name kam im Verlauf der römischen Kaiserzeit für das zuvor als Kolchis bekannte Gebiet auf, das seinen Namen von den Griechen erhalten hatte. Der Nachfolgestaat Lasikas auf seinem Gebiet ist Egrisi.

Inhaltsverzeichnis

Das Reich Lasika

Als das römische Vasallenreich Kolchis zerfiel, bildeten sich auf seinem Gebiet fünf Königreiche, darunter als größtes Lasika, welches vorrangig von den Lasen bewohnt wurde, einem Stamm, der aus dem Südosten Georgiens eingewandert war und sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt hatte. Die anderen Reiche waren die der Heniocher und Makronen (Volk) im Süden und die der Apasgen und Apschiler im Norden. Lasika lag im Zentrum der Kolchis. Unter diesen Nachbarn gewann Lasika mehr und mehr Macht.

Die Hafenstädte am Schwarzen Meer verloren zu dieser Zeit weitgehend ihre Bedeutung für den Handel, wurden für die Verteidigung aber benötigt und daher als Festungen ausgebaut. In mehreren Hafenstädten der Lasika waren römische Truppen stationiert, in Dioskurias sogar eine Reitertruppe. In der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts kam es zu Überfällen der Goten, die das Gebiet des alten Bosporanischen Reichs erobert hatten. Sie konnten kurzzeitig Trapezunt und Bitschwinta einnehmen und plündern. Dadurch brach die römische Herrschaft in Kolchis zunächst faktisch zusammen, das Königreich Lasika wurde unabhängig und eroberte in der frühen Spätantike weitere Gebiete, bis es Ende des 4. Jahrhunderts auch die Swanen unterwarf und so ganz Westgeorgien vereinte. Auch konnten die letzten Besitzungen des Nachbarreichs Iberien (Kaukasien) westlich des Lichi-Gebirges (die Festungen Schorapani und Skanda) erobert werden. Daraufhin wurde Lasika zu einem wichtigen Verbündeten Roms gegen die nomadischen Stämme nördlich des Kaukasus.

Georgische Staaten 150v. Chr. bis 600 n. Chr. mit Lasika (Lasicum)

Die Glanzzeit Lasikas währte vom Ende des 4. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 5. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit gehörten auch Teile der Südküste des Schwarzen Meeres zu Lasika, und einige Hafenstädte gelangten zu neuer Blüte. Die Hauptstadt Lasikas lag am linken Ufer des Techuri und war terrassenartig angelegt, sie besaß eine Akropolis und ein Truppenlager. Von den Burgtürmen war das gesamte Tiefland der Kolchis einzusehen.

Im 5. Jahrhundert herrschte zwischen den rivalisierenden Großmächten Ostrom und Persien zwar zumeist Frieden. Dennoch verschafften die Spannungen zwischen Römern und persischen Sassaniden den kleinen Völkern im Kaukasusraum mitunter Handlungsspielraum (siehe auch Römisch-Persische Kriege). Etwa 470 liefen die Lasen zu den Persern über, doch 521/22 wechselte das überwiegend christliche Volk erneut die Seiten. 526 kam es auch deshalb zu Kämpfen zwischen den beiden Großmächten. Da aber keine Seite einen entscheidenden Vorteil in Lasika erringen konnte, schlossen Römer und Perser 532 n. Chr. „ewigen Frieden“, in dem Lasika abermals der römischen Einflusssphäre zugeschlagen wurde. Daraufhin verstärkten die Römer ihre Truppen in Lasika um ein Vielfaches, errichteten die starke Festung Petra und provozierten insbesondere durch den Versuch, Abgaben einzuziehen, den lasischen König Gubas (Gubazes), da sie auch den Handel im Land behinderten. Daraufhin rief Gubas die Perser zu Hilfe, die bereits 540 erneut Ostrom angegriffen hatten und 541 mit einem gewaltigen Heer unter ihrem König Chosrau I. in Kolchis einfielen. Gemeinsam eroberten die aufständischen Lasen und die Perser Petra und den größeren Teil des Landes, die Römer und ihre verbliebenen lasischen Verbündeten mussten sich zurückziehen. Nachdem die Römer 542 ihrerseits in Persien eingefallen waren, zogen die Sassaniden den Großteil der Truppen wieder zurück, jedoch blieb Lasika vorerst persischer Verbündeter, und in Petra lag eine starke persische Garnison. Nachdem die Perser aber versucht hatten, den lasischen König ermorden zu lassen, rief Gubas die Römer zu Hilfe, und ein neuer Krieg entbrannte. 549 wurde den Persern am Rioni von den verbündeten römischen und lasischen Truppen eine empfindliche Niederlage beigebracht, die Festung Petra wurde aber zunächst nicht eingenommen. Auch 550 wurde ein großes persisches Heer von den Georgiern geschlagen. Als die Römer dann endlich nach langer Belagerung Petra einnahmen und zerstörten, antworteten die Perser mit der Besetzung von Kutaisi.

Da sich nach dem Zögern der Römer der lasische König beim Kaiser Justinian I. beschwerte, wurde er aufgrund einer Verschwörung der oströmischen Generäle im Kaukasusraum ermordet. Daraufhin verweigerten die lasischen Truppen den Römern die Gefolgschaft, so dass diese die Schlacht von Onoguri gegen die Perser verloren. Danach wurde von einer „Volksversammlung“ der Lasen beschlossen, sich den Römern unter der Bedingung weiterhin anzuschließen, dass die Verschwörer in Konstantinopel bestraft und der Bruder des alten Königs, Zate, zum König gekrönt werden solle. Der oströmische Kaiser kam diesen Bitten nach, und gemeinsam konnten die Lasen und Römer die Perser endgültig aus Lasika vertreiben. Im römisch-persischen Frieden von 561/62 wurde das Land erneut Ostrom zugesprochen.

Ab dem 6. Jahrhundert wurde der Herrscher Lasikas von Ostrom nicht mehr als König, sondern als Patricius bezeichnet. Das zeigt wohl, dass die Byzantiner nach und nach versuchten, Lasika zu vereinnahmen und zu einer Provinz zu machen. Die Oberschicht hatte schon seit längerem enge Kontakte zur oströmischen Senatsaristokratie unterhalten.

Im 7. Jahrhundert ging das Sassanidenreich unter und auch Ostrom zog sich aus Georgien zurück. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts brachen die muslimischen Araber das erste Mal in Lasika ein. Sie waren damals auf dem Rückzug von einem Feldzug gegen die Chasaren und Iberien. Ihr Heerführer war Merwan, den die Georgier "den Tauben" nannten. Aufgrund des Drucks der Araber zerfiel Lasika im 8. Jahrhundert und es entstanden neue, feudale Staatswesen wie Abchasien und Egrisi. Die Araber konnten von diesen neuen Staaten zurückgeschlagen werden. In den 80er Jahren des 8. Jahrhunderts war Lasika unbedeutend zwischen den anderen Staaten geworden. Es ging daraufhin in den georgischen Feudalstaaten auf und verschwand spätestens im 9. Jahrhundert.

Der Staat Egrisi

Mitte des 8. Jahrhunderts gelang es Egrisi sich von Lasika abzuspalten. Als in den 80er Jahren des 8. Jahrhunderts Lasika unbedeutend geworden war, konnte der König von Abchasien, Leon II. sein Königreich mit Egrisi vereinen und so das Königreich Egrisi-Abchasien schaffen. Dieses entwickelte sich daraufhin zu einem der mächtigsten der georgischen Reiche und wurde durch die Krönung Bagrats III. 975/978 (Jahreszahl nach Quelle verschieden) zum König Georgiens ein Teil des vereinten Georgien.

Siehe auch

Literatur

  • David Braund: Georgia in Antiquity: A History of Colchis and Transcaucasian Iberia, 550 BC–AD 562. Oxford 1994.
  • Heinz Fähnrich: Geschichte Georgiens von den Anfängen bis zur Mongolenherrschaft. Verlag Shaker, Aachen 1993.

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