Lauchröden

Lauchröden
Lauchröden
Gemeinde Gerstungen
Koordinaten: 51° 0′ N, 10° 9′ O50.99333333333310.1575205Koordinaten: 50° 59′ 36″ N, 10° 9′ 27″ O
Höhe: 205 m ü. NN
Einwohner: 976 (30. Juni 2011)
Eingemeindung: 16. März 2004
Postleitzahl: 99834
Vorwahl: 036927
Karte

Gemarkung des Ortsteiles Lauchröden innerhalb der Gemeinde

Lauchröden ist ein Dorf im Westen des Wartburgkreises in Thüringen und zählt knapp unter 1000 Einwohner. Seit dem 16. März 2004 gehört der Ort zur Einheitsgemeinde Gerstungen.[1] Der Name Lauchröden setzt sich zusammen aus den Worten "Luch" und "Ried" und beschreibt damit die Lage des Ortes an den sumpfigen, auenländischen Gebieten des Mündungsgebietes der Elte in die Werra.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Lauchröden liegt im Talgebiet der mittleren Werra, direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Es grenzt im Norden an die hessische Partnergemeinde Herleshausen (Werra-Meißner-Kreis), im Osten an den Ortsteil Göringen der kreisfreien Stadt Eisenach und im Süden und Westen an die Gerstunger Ortsteile Unterellen und Sallmannshausen. In unmittelbarer Nähe des Ortes befindet sich die Ruine Brandenburg.

Lauchröden von der Ruine Brandenburg aus betrachtet

Berge

Im Osten des Ortes erheben sich hinter der Brandenburg der Stechberg (342,7m ü. NN), als westlichster Berg des Thüringer Waldes, und der Göringer Stein (317,0 m ü. NN). Im Norden hat man Blick auf den Kielforst. Im Südwesten befindet sich das Waldgebiet Böller mit den Erhebungen Hardt (354,4 m ü. NN) und Böller (321,9 m ü. NN).

Gewässer

Die Werra fließt am Ortsrand entlang und bildet im Osten des Ortes die im Volksmund auch "Kuchenschieber", "Stiefel" und "Glocke" (bzw. "Helm") genannten Mäander. Des Weiteren fließt das Thüringer Gewässer Elte durch den Ort und mündet bei Lauchröden in die Werra. Als Nebenlauf der Elte wird an der ehemaligen Sägemühle Rimbachsmühle der Mühlgraben abgespalten. Dieser mündet nördlich der Dorfmitte wieder in die Elte.

Geschichte

Kirche in Lauchröden
Kirche in Lauchröden

Zur Weihung der Martinskapelle 1144 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Seine Entwicklung ist eng mit der Geschichte der Brandenburg und ihren Herren verbunden. Mit der Aufgabe der Brandenburg im 16. Jahrhundert nutzten die Einwohner Lauchrödens die Steine der Burg als Baumaterialien für Schlösser und Güter im Ort. Das heutige Ortsbild ist daher immer noch von den massiven Steinen der Brandenburg geprägt.

Im Jahr 1898 wird die Einweihung der ersten Werrabrücke zwischen Lauchröden und Herleshausen gefeiert. Diese beendet den davor üblichen Fährbetrieb über die Werra und ermöglichte einen leichten Zugang zur Bahnlinie Frankfurt a.M. – Eisenach. Fortan änderte sich die Beschäftigungsstruktur. Zahlreiche Bürger suchten Arbeit in den Eisenacher Fabriken und betrieben die Landwirtschaft nur noch nebenbei. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde die ursprüngliche Werrabrücke am 1. April 1945 von US-Soldaten gesprengt. Eine anschließend errichtete Hilfsbrücke fiel 1947 einem Hochwasser zum Opfer. Von weiteren Kriegsschäden wurde der Ort größtenteils verschont. In den Jahren 1952 bis 1990 lag Lauchröden im 500 m breiten Schutzstreifen des Sperrgebietes der innerdeutschen Grenze und war damit für die DDR-Bevölkerung außerhalb des Grenzgebietes nicht zu erreichen. Erst 1989 wurde wieder eine Brücke über die Werra errichtet.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 14 Frauen und Männer als sogenannte "Ostarbeiter" in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten. Der 1944 in das KZ Buchenwald verschleppte Sozialdemokrat Louis Rennert starb kurz nach seiner Freilassung an den Folgen der Haft.[3]

Lauchröden ist der Geburtsort des Züricher Fabrikanten und Komponisten Simon Krannig, der am 19.11.1866 hier auf die Welt kam. Schon in früher Jugend erlernte er beim Lauchröder Lehrer das Orgelspiel. 1891 fand er, nach Jahren der Wanderschaft als Schreinergeselle, in Zürich eine dauerhafte Heimat. Dort komponierte er 1908 nach dem Text des Gedichtes Mine Heimat von Martha Müller-Grählert auch sein heute bekanntestes Lied: das Ostseewellenlied, das, in einer Variation gemeinhin als "Nordseewellen-" oder "Friesenlied" bekannt, seit den Zwanziger Jahren seinen Weg um die Welt fand. Krannig starb am 11.12.1936 hoch geehrt in Zürich.[4] Am Vorabend des 145. Geburtstages des Komponisten veranstalteten der Lauchröder Ortsteilrat und die evangelische Kirchgemeinde gemeinsam mit dem Brandenburgverein und dem Dorfclub im Dorfgemeinschaftshaus Löwensaal einen Programmabend unter dem Titel Ein Lied geht um die Welt, der als Auftakt der Wiederentdeckung des Lauchröder Sohnes gelten darf, zu der Claus Stephan Rehfeld als Radiojournalist für Deutschlandradio Kultur die entscheidenden Impulse gegeben hat.

Verkehr

Durch den Ort führt die Kreisstraße 505 von Hörschel nach Neustädt. Von dieser zweigt die Landesstraße L 2115 ab, die in südlicher Richtung nach Unterellen und Oberellen führt. Bis 1945 bestand eine Straßenverbindung nach Herleshausen, die mit der Zerstörung der Werrabrücke am Ende des Zweiten Weltkrieges und der anschließenden Teilung Deutschlands unterbrochen wurde. Erhalten blieb eine schöne Lindenallee. Das 1997 errichtete Ersatzbauwerk ist nur für Fußgänger, Radfahrer und Einsatzfahrzeuge freigegeben.

Die nächstgelegene Anschlussstelle der A 4 befindet sich im einen Kilometer entfernten Herleshausen, ebenso die nächstgelegene Bahnstation.

Grenzübergang 23. Dezember 1989

Kultur

  • Jedes Jahr am zweiten Oktoberwochenende findet in Lauchröden die örtliche Kirmes statt. Dazu wird seit 2003 ein Festzelt aufgestellt. Am Montagnachmittag findet dann der traditionelle Umzug durch das Dorf statt, bei dem der Strohmann die Hauptattraktion darstellt. Er wird im Anschluss an die Prozession symbolisch in Form einer Strohpuppe verbrannt.
  • Am 23. Dezember findet seit 1989 jährlich ein Brückenfest statt. Die frühere Brücke wurde 1945 gesprengt und erst nach dem Untergang der DDR wurde eine neue Brücke über die Werra gebaut. Die traditionelle Brücke ist noch teilweise als Wandgemälde an einigen Häusern des Ortes zu finden.
  • In zweijährigem Abstand findet auf der Ruine Brandenburg das Brandenburgfest statt. An diesem Wochenende kommen zahlreiche Schausteller und Zuschauer, um sich an dem mittelalterlichen Spektakel zu beteiligen.[5]
  • Im Sommer 1999 hatte der Vorsitzende des Burgvereins die fixe Idee, auf der Burgruine einmal zu klassischer Musik einzuladen. Diese ungewöhnliche Spielstätte begeisterte sowohl Besucher als auch Interpreten, sodass man inzwischen die Brandenburger Konzert- und Begegnungstage als Kulturbeitrag im Wartburgkreis kennt.[6]

Söhne und Töchter des Ortes

  • Louis Rennert (1880-1944) Sozialdemokrat, Landtagsabgeordneter und Kommunalpolitiker
  • Simon Krannig (1866-1936) Komponist, Dirigent des Arbeiter-Gesangsvereins in Zürich

Quellen

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
  2. Dr. Hans Heuse, Chronik des Ortes Lauchröden. Abgerufen am 17. November 2010.
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser - Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 325, ISBN 3-88864-343-0
  4. Rehfeld, Claus Stephan: Die Ferne und die Heimat - Der Komponist Simon Krannig, Thüringen und der Begriff Heimat; gesendet im Länderreport von Deutschlandradio Kultur am 18.11.2011 um 13:07 Uhr
  5. Schneider, Reinhard: Es ist nicht das Vereinsziel, Feste zu veranstalten .... In: MFB Verlagsgesellschaft mbH Eisenach (Hrsg.): StadtZeit. Stadtjournal mit Informationen aus dem Wartburgkreis. Juniheft, Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach 1996, S. 6-9.
  6. N.N.: Brandenburger Konzert- und Begegnungstage. In: StadtZeit. Maiheft, 2000, S. 52-53.

Weblinks


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