Lanthanide

Lanthanide

Lanthanoide [lantanoˈiːdə] („Lanthanähnliche“; griech.: Endung -oeides „ähnlich“) ist eine Gruppenbezeichnung ähnlicher Elemente. Zugerechnet werden ihr das Lanthan und die 14 im Periodensystem auf das Lanthan folgenden Elemente Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium und Lutetium. Im Sinne des Begriffs gehört Lanthan nicht zu den Lanthanähnlichen. Hier folgt die Nomenklatur der IUPAC aber dem praktischen Gebrauch. Die Verwendung der alten Bezeichnung Lanthanide ist weiterhin erlaubt.[1][2] Alle Lanthanoide sind Metalle und werden auch als Elemente der Lanthanreihe bezeichnet. Sie sind ein Teil der Gruppe der Metalle der Seltenen Erden.

57
La
58
Ce
59
Pr
60
Nd
61
Pm
62
Sm
63
Eu
64
Gd
65
Tb
66
Dy
67
Ho
68
Er
69
Tm
70
Yb
71
Lu
Alle stabilen Lanthanoide auf einen Blick

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Die Lanthanoide sind silbrig-glänzende, relativ weiche und reaktionsfreudige Metalle. An der Luft oxidieren sie schnell und werden matt. Im Wasser zersetzen sie sich mehr oder weniger schnell unter Freisetzung von Wasserstoff.

Sie werden auch als Metalle der seltenen Erden bezeichnet. Dieser Name ist aber insofern verwirrend, weil die Elemente dieser Gruppe mit Ausnahme des instabilen Promethiums keineswegs so selten sind, wie es suggeriert wird. So ist beispielsweise Cer in der Natur häufiger als die Elemente Arsen oder Blei. Am Aufbau der Erdkruste sind sie zu 0,02 Massenprozent beteiligt. Es handelt sich um insgesamt 14 Elemente der 6. Periode, die als Untergruppe der 3. Nebengruppe aufgefasst werden können.

Aufgrund der ähnlichen Struktur der Valenzschale verhalten sich die Lanthanoide chemisch wie die Elemente der 3. Gruppe des Periodensystems Scandium und Yttrium und bilden mit diesen zusammen die Gruppe der Seltenen Erden.

Die Lanthanoide gehören wie die Actinoide zu den inneren Übergangselementen oder f-Block-Elementen, da in diesen Reihen die f-Orbitale nicht vollständig mit Elektronen gefüllt sind.

Beginnend bei Cer wird das 4f-Orbital nach und nach aufgefüllt. Es ist bei Lutetium schließlich mit 14 Elektronen vollständig besetzt. Da die 4f-Orbitale tief im Innern der Atome liegen, nehmen sie im Gegensatz zu den d-Orbitalen der übrigen Nebengruppenelemente wenig Einfluss auf das chemische Verhalten. Die Lanthanoiden-Elemente sind sich somit in ihren chemischen Eigenschaften relativ ähnlich. Sie gleichen sich so sehr, dass man sie bei der Entdeckung der Yttererde 1794 sogar für das Oxid ein und desselben Elements hielt. Das gleiche gilt für die zahlreichen Bestandteile der Ceriterde. Gemeinsam ist ihnen die Oxidationszahl +3. Daneben treten bei einigen Elementen noch die Oxidationszahlen +2 und +4 auf. Alle weisen die für Metalle typische dichteste Kugelpackung auf. Die Härte nimmt mit steigender Ordnungszahl zu.

Farben der Lanthanoid-Ionen in wässriger Lösung

Oxidationszahl[3][4] 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71
+2 Sm2+
blutrot
Eu2+
farblos
Tm2+
violettrot
Yb2+
gelbgrün
+3 La3+
farblos
Ce3+
farblos
Pr3+
gelbgrün
Nd3+
violett
Pm3+
violettrosa
Sm3+
tiefgelb
Eu3+
farblos
Gd3+
farblos
Tb3+
farblos
Dy3+
gelbgrün
Ho3+
gelb
Er3+
tiefrosa
Tm3+
blassgrün
Yb3+
farblos
Lu3+
farblos
+4 Ce4+
orangegelb
Pr4+
gelb
Nd4+
blauviolett
Tb4+
rotbraun
Dy4+
orangegelb

Lanthanoiden-Kontraktion

Aufgrund der Lanthanoiden-Kontraktion nimmt der Atomradius innerhalb der Reihe von Cer (183 pm) bis Lutetium (172 pm) nahezu stetig ab (Ausnahmen sind Europium und Ytterbium). Dies liegt daran, dass die Elemente, die – von der Ordnungszahl ausgehend – vor den Lanthanoiden liegen, bereits die 6s und 5p-Schale mit Elektronen aufgefüllt haben, jedoch die 4f-Schale nicht. Die Lanthanoide füllen nun die 4f-Schale mit Elektronen auf. Bei einer vereinfachten Vorstellung des Atom als aus räumlich abgetrennten Elektronenschalen bestehend, füllt sich nun eine, räumlich gesehen, näher zum Kern befindliche Elektronenschale mit Ladungsträgern. Nebenbei füllt sich der Kern selbstverständlich mit der gleichen Anzahl Protonen wie Elektronen auf die 4f-Schale hinzukommen. Durch die dadurch bedingte stärkere Anziehung zwischen Elektronen und Protonen schrumpft der Atomradius, während die Ordnungszahl steigt.

Dieser Effekt ist eigentlich nicht außergewöhnlich, da beim Auffüllen einer Schale innerhalb einer Periode immer der Radius sinkt. Allerdings ergeben sich aus dieser Eigenschaft einige Konsequenzen:[5]

  • Aufgrund der abnehmenden Größe ist eine Trennung möglich
  • Beim Holmium ist der Radius der Ln3+ so klein, dass er fast dem des Y3+ entspricht; deshalb findet man Yttrium meist mit den "Schwererden" zusammen
  • Innerhalb einer Gruppe haben die Übergangselemente an 2. und 3. Stelle sehr ähnliche Eigenschaften.

Vorkommen

Aufgrund ihrer chemischen Ähnlichkeit kommen die Lanthanoide in der Natur meist vergesellschaftet vor. Viele von ihnen können aus Monazit (auch als sekundäre Ablagerungen - Monazitsande) gewonnen werden. Die häufigsten und ökonomisch wichtigsten lanthanoidführenden Minerale sind (verändert nach[6]):

  • Monazit CePO4
  • Xenotim YPO4
  • Bastnäsit LnCO3F
  • Parisit CaLn2(CO3)3F2
  • Allanit CaLn(Al,Fe2+)3Si3O11OH
  • Synchysit CaLn(CO3)2F
  • Ancylit SrLn(CO3)2OH·2H2O
  • Cerianit CeO2

Ln bezeichnet in den Formeln alle Elemente von Lanthan bis Lutetium sowie das sehr ähnliche Yttrium (Y). In fast allen Mineralen findet man eine Häufung entweder der leichten (Ce) oder der schweren Lanthanoide (Y verhält sich mineralchemisch wie ein schweres Lanthanoid). So enthält beispielsweise Monazit überwiegend Ce und Ln, während der Gehalt der nachfolgenden Lanthanoide mit der Ordnungszahl abnimmt (daher wird die Formel von Monazit auch immer als CePO4 angegeben). In Xenotim findet man genau den umgekehrten Fall (daher auch YPO4). Diese meist sehr effektive Fraktionierung hat ihre Ursache in der Lanthanoiden-Kontraktion (s.o.) und den von Mineral zu Mineral unterschiedlich großen zur Verfügung stehenden Kristallgitterplätzen. Auch andere Mineralgruppen können bisweilen hohe Anteile an Lanthanoiden in ihre Struktur einbauen (z.B. Zirkon, Granat).

Verwendung

Es gibt zahlreiche Beispiele für die Verwendung der Lanthanoide:[5]

  • Cer: ist im "Feuerstein" von Feuerzeugen enthalten, ebenso als Oxid in selbstreinigenden Öfen und als Katalysator beim Cracken.
  • Praseodym: finden wir in gelb gefärbtem Glas, z. B. in Schweißerschutzbrillen
  • Neodym: ist ebenfalls Bestandteil der Schweißerschutzbrillengläser und wird in Feststofflasern an Stelle von Rubinen eingesetzt.
  • Promethium: dient als Wärmequelle in (unbemannten) Satelliten und Raumsonden.
  • Samarium: findet als Permanentmagnet Anwendung, z.B. in Kopfhörern.
  • Europium: dient als Neutronenabsorber in Kernkraftreaktoren, aber auch als Aktivator der roten Leuchtstoffe in der Fernsehröhre.
  • Gadolinium: findet man auch in der Fernsehröhre als Aktivator der grünen Leuchtstoffe.
  • Terbium: wird als Lasermaterial eingesetzt.
  • Dysprosium: ist als Neutronenabsorber in Kernkraftreaktoren zu finden.
  • Holmium: ist nur in Legierungen anzutreffen. Allgemein sind die Lanthanoiden häufig in Legierungen anzutreffen, sie machen Stahl leichter verarbeitbar.
  • Erbium: ist in fotographischen Filtern enthalten.
  • Thulium: dient auch in Kernkraftwerken als Neutronenabsorber.
  • Ytterbium: erzeugt Röntgenstrahlen ohne Elektrizität, z.B. in tragbaren Röntgenapparaten.
  • Lutetium: ist ein Katalysator beim Cracken und Polymerisieren.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Liebscher, Ekkehard Fluck: Die systematische Nomenklatur der anorganischen Chemie, Berlin 1999, ISBN 3-540-63097-X.
  2. Nomenclature of Inorganic Chemistry, IUPAC Recommendations 2005.
  3. Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, de Gruyter, Berlin, 2007, S. 1937. ISBN 978-3-11-017770-1.
  4. dtv-Atlas zur Chemie 1981, Teil 1, S. 220.
  5. a b Lanthanoiden-Vortragsskript der Uni Bayreuth.
  6. Mariano A. M.: Economic geology of rare earth minerals. In Lipin B. R. & McKay G. A. (Hrsg.): Reviews in Mineralogy, Vol. 21 - Geochemistry and mineralogy of rare earth elements (1989); Herausgegeben von der "Mineralogical Society of America"; ISBN 0-939950-25-1; S. 309–337.

Literatur

  • Arnold F. Holleman, Nils Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, S. 1928–1947. ISBN 978-3-11-017770-1.
  • James E. Huheey: Anorganische Chemie, de Gruyter, Berlin 1988, S. 873–900. ISBN 3-11-008163-6.
  • Norman N. Greenwood, Alan Earnshaw: Chemie der Elemente, 1. Auflage, VCH, Weinheim 1988, S. 1571–1600. ISBN 3-527-26169-9.
  • dtv-Atlas zur Chemie 1981, Teil 1, S. 216–221.

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