Lanolin

Lanolin

Wollwachs (auch häufig als Lanolin bezeichnet, Wollfett, lat. Lanolinum, Adeps lanae, frz. Lanoline) ist das Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen, das bei der Wäsche von Schafswolle zurückgewonnen wird.

Inhaltsverzeichnis

Lanolin

Lanolin ist die INCI-Bezeichnung von Wollwachs und auch die international gebräuchlichere. Da im Deutschen Arzneibuch (DAB) eine (traditionelle) Mischung von Wollwachs (65 Teile) mit Paraffinöl (15 Teile) und Wasser (20 Teile) auch mit Lanolin bezeichnet wird, ist eine Verwechslung möglich. Deshalb ist im pharmazeutischen Bereich mehr der Begriff Wollwachs (Adeps lanae) und in allen anderen Bereichen mehr der Begriff Lanolin (Lanolinum) gebräuchlich.

Gewinnung

Das schon im Altertum als Oesypus medizinisch benutzte Wollwachs geriet später in Vergessenheit und wurde erst 1885 wieder von Oskar Liebreich als gereinigtes Wollfett in den Arzneischatz eingeführt. Wollfett ist eine falsche Bezeichnung und wird nicht mehr benutzt, da Fette aus Glycerinester bestehen. Glycerin kommt aber in Wollwachs nicht vor. Das rohe Wollwachs findet sich im Wollschweiß der Schafe und geht beim Waschen der Wolle zunächst in das Waschwasser über, wird durch Zusatz von Säuren daraus abgeschieden und dann mit Hilfe von Separatoren abgetrennt.

Bei der Aufreinigung von Rohwollwachs sind mehrere Behandlungsschritte notwendig, da die Verunreinigungen, die entfernt werden müssen, ganz unterschiedlicher Natur sind. Das Rohwollwachs wird zunächst mit verdünnter Salz-/Phosphorsäure behandelt, um alle wasserlöslichen und fettlöslichen Seifen zu spalten und so die freien Fettsäuren zu erhalten, sowie auch um verschiedene säurelösliche Verunreinigungen zu entfernen. Die wässrige Phase wird dann abgezogen und das verbliebene Wollwachs solange mit heißem Wasser gewaschen, bis es ganz neutral reagiert.

Die freien Fettsäuren werden zunächst durch Neutralisation mit Natriumcarbonat bzw. vorzugsweise Natronlauge in Seifen überführt. Da die resultierenden Natriumseifen schlecht in Wasser löslich sind, wird entweder Ethanol oder 2-Propanol als zusätzliches Lösungsmittel in einer Konzentration von 20 bis 30 % zugesetzt. Um ein stöchiometrisches Umsetzen der Fettsäuren sicherzustellen, wird Natronlauge im Überfluss zugesetzt. Auf Grund der hohen Ionenkonzentration wird dadurch auch eine störende Emulsionsbildung vermindert. Ein zu großer Überschuss an Natronlauge muss vermieden werden, da es dadurch zu einer alkalischen Hydrolyse der Ester kommt. Nachdem sich die Seifen gebildet haben, wird die wässrige Schicht entfernt und das Wollwachs dann mit heißem Wasser oder verdünntem Alkohol gewaschen, bis es vollständig von der verbliebenen Seife befreit ist. Schließlich wird das Produkt getrocknet. Die zuvor entfernte Seifenlösung wird nicht verworfen, sondern normalerweise mit Schwefelsäure angesäuert, um aus den Seifen wieder die freien Fettsäuren zu erhalten.

Die zur Vermeidung eines Zeckenbefalls bei den Schafen nach der Schur durchgeführte Pestizidbehandlung führt dazu, dass diese sich (als gut fettlösliche Substanzen) im Wollwachs anreichern. Zur Entfernung der Pestizide und auch der PAK-Rückstände erfolgt nun eine Kurzwegdestillation unter Hochvakuum, die auch gleichzeitig eine Desodorierung bewirkt. Bei diesem Prozess werden auch die natürlich vorkommenden freien Fettalkohole im Wollwachs, die mit Ursache der guten Wasser/Öl-Emulsionseigenschaft von Wollwachs sind, deutlich reduziert, was zu einer entsprechend verminderten Wasseraufnahme führen kann.

Detergenzien- bzw. Waschmittelrückstände im Rohwollwachs wurden durch die vorhergehenden Behandlungen schon weitgehend entfernt. Wenn eine weitere Verminderung notwendig ist, kann diese durch eine zusätzliche Extraktion mit einem polaren Lösungsmittel wie z. B. 45%igem Ethanol oder 2-Propanol erreicht werden, oder auch durch die Behandlung mit einem Absorbens wie z. B. Aktiverde oder Aktivkohle, der dann eine Filtration folgen muss.

Für Wirksamkeit und Reinheit des Wollwachses ist die Farbe kein Kennzeichen. Andererseits ist eine helle Farbe ästhetischer. Dies kann durch chemische oder physikalische Bleichung erreicht werden. Die traditionelle Methode ist die oxidative Bleichung mit Wasserstoffperoxid. Diese Methode hat aber auch einen unerwünschten Nebeneffekt, da es einen signifikanten Peroxidwert ergibt, der als Ranzigkeit interpretiert werden kann. Es bedarf deshalb einer sorgfältigen Kontrolle mit anschließender Behandlung, um die organischen Peroxidreste zu entfernen. Nach der Bleichung erfolgt eine Trocknung mit trockener Luft bzw. durch Anlegen eines Vakuums. Dem fertigbehandelten Wollwachs werden zum Abschluss max. 200 ppm BHT (Butylhydroxytoluol) als Antioxidans zugesetzt (wenn gefordert). Nach der abschließenden Analyse wird die Charge filtriert und dann abgefüllt.

Eigenschaften

Das so erhaltene wasserfreie Wollwachs (lat. Adeps lanae anhydricus) des Europäischen Arzneibuches, eine hellgelbe, salbenartige Masse von schwachem, eigentümlichem Geruch, ist in Wasser unlöslich und schmilzt bei 40 °C.

Wollwachs ist ein Gemisch aus flüssigen und festen wachsartigen Massen. Es hat die Fähigkeit, ein Mehrfaches seines Gewichtes an Wasser aufzunehmen, und bildet dabei eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Emulsion).

In kosmetischen Präparaten wird gereinigtes Wollwachs als Coemulgator, stark haftendes Lipid und Überfettungsmittel eingesetzt. Von der Haut wird es resorbiert und zeigt wenig Neigung zum Ranzigwerden.

Reines Wollwachs darf nur einen sehr geringen Aschenrückstand hinterlassen und nur eine Spur freier Säure. Hingegen darf es keine Alkalien, Chloride und Glyzerin enthalten. In chemischer Hinsicht ist es als ein Gemisch von Cholesterin- und Isocholesterin-Fettsäureestern aufzufassen. Es besteht zum größten Teil aus Estern und enthält daneben freie Alkohole und Kohlenwasserstoffe. Die Ester bestehen aus langkettigen Fett- und Wachssäuren, gebunden an Fettalkohole, Wachsalkohole, Cholesterin, Lanosterol sowie weiteren Sterolen.

Als Identitätsreaktion dient daher der Cholesterinnachweis. Löst man 1 g Wollwachs in 50 g Chloroform und schichtet die Lösung über Schwefelsäure, so entsteht an der Berührungsstelle eine Zone von feurig-braunroter Färbung.

Das wasserhaltige Wollwachs wird im Deutschen Arzneibuch (DAB) als Lanolin bezeichnet (lat. Adeps lanae cum aqua) und ist eine Mischung von 65 Teilen Wollwachs, 20 Teilen Wasser und 15 Teilen dickflüssiges Paraffin. Es stellt eine gelblichweiße, salbenartige Masse dar, die sich beim Erwärmen im Wasserbad in eine wässrige und eine auf dieser schwimmende ölige Schicht trennt, und soll nach dem Trocknen bei 100 °C nicht mehr als 26 % an Gewicht verlieren.

Synonyme:

  • Lanolinum => 15 T dickflüssiges Paraffin, 20 T Wasser, 65 T Wollwachs. (DAB 10 = Deutschland)
  • Lanolin => 10 T Olivenöl, 20 T Wasser, 70 T Wollwachs (Ph. Helv. 7 = Schweiz)
  • Cera lanae cum Aqua composita (Wasserhaltiges Wollwachs) / Lanolinum => 10 T flüssiges Paraffin, 20 T Wasser, 70 T Wollwachs (ÖAB90 = Österreich)

Um das wasserhaltige Wollwachs geschmeidig zu machen, setzt man ihm manchmal Olivenöl zu. Für kosmetische Zwecke werden dem Wollwachs vielfach ätherische Öle, Vanillin u. dgl. zugesetzt.

Wollwachs besitzt sehr gute hautpflegende Eigenschaften, da es den transepidermalen Wasserhaushalt regulieren kann. So beschleunigt es die Wundheilung und ist deshalb in Wundsalben, Babycremes und Pflegecremes für die strapazierte Haut sowie in Hautschutzsalben enthalten. Seine pflegende Eigenschaft wird auch in Lederpflege-Produkten genutzt. Ein traditionelles Heilmittel, das sich die hautpflegenden Eigenschaften des Lanolins zunutze macht, ist die naturbelassene Heilwolle.

Die im Wollwachs bis ca. 10% enthaltenen freien Wollwachsalkohole sind verantwortlich für die emulgierenden Eigenschaften von Wollwachs und können in sehr seltenen Fällen allergische Reaktionen, z. B. Rötungen und Schwellungen, verursachen.

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