Langevin-Gleichung

Langevin-Gleichung

Die Langevin-Gleichung (nach Paul Langevin) ist eine stochastische Differentialgleichung, die bei der Beschreibung (makroskopischer) relativ zu den Fluktuationen des Systems langsamer Variablen Verwendung findet. Die Langevin-Gleichung liefert eine mikroskopisch exakte Lösung, sie ist aber auf Grund des stochastischen Rauschterms f(t) nicht mehr deterministisch.

Inhaltsverzeichnis

konventionelle Langevin-Gleichung

Die folgende Gleichung geht auf einen heuristischen Ansatz von Paul Langevin zurück:

\dot v(t) = -\gamma v(t) + f(t) + \frac{1}{m} F(x,t)

wobei γ ein Reibungskoeffizent und F(x) = − Uext(x,t) eine konservative Kraft durch ein externes Potential Uext(x,t), sofern diese im System vorhanden ist. Des Weiteren bezeichnet f(t) die sogenannte stochastische Kraft, die häufig auch Langevin-Kraft genannt wird.

Allgemeine Langevin-Gleichung

Die folgende Gleichung ist eine Verallgemeinerung der konventionellen Langevin-Gleichung:

\dot x_i(t) = h_i \left(\{x_i(t)\},t\right) + \sum_{j=1}^M D_{ij} \left(\{x_i(t)\},t\right) \cdot f_j(t)

wobei i = 1,...,M, also M Variablen, und {xi(t)} mit {xi(t)} = {x1(t),x2(t),...,xM(t)} der Satz der Variablen

Ferner wird hi als eine deterministische Funktion angenommen, sie enthält die Reibung.

Die Größe Dij ist eine Kopplungsmatrix und beschreibt die Korrelationen der verschiedenen Komponenten des stochastischen Rauschens.

Man unterscheidet dabei zwei Fälle:

  1. Falls Dij = const., dann spricht man von „additivem Rauschen“ (kein rauschinduzierter Drift)
  2. falls Dij tatsächlich von den xi abhängt, dann spricht von „multiplikativem Rauschen“, dies führt auf das sogenannte Ito-Stratonovich-Dilemma

Allgemeiner Ansatz

Grundlegender Ansatz ist hierbei die Addition eines Fluktuationsterms zu einer im Mittelwert gültigen Beziehung:

\dot y=A(y) wird so zu \dot y=A(y)+L(t).

Für das Rauschen L(t) wird angenommen:

  1. L(t) ist als stochastischer Prozess modellierbar.
  2. < L(t) > = 0, d.h. die Fluktuationen zeigen keine Tendenz und geben im Mittel 0.
  3. < L(t)L(t') > = Γδ(tt') mit δ als der Delta-Funktion, sodass überhaupt keine Korrelation über die Zeit stattfindet.

Zusammen mit einer üblicherweise unterstellten Normalverteilung ist L(t) dann ein weißes gaußsches Rauschen.

Zusammenhang zur Fokker-Planck-Gleichung

Anders als die Langevin-Gleichung gibt die Fokker-Planck-Gleichung nur einen statistischen Überblick über viele Realisierungen. Tatsächlich ist aber die FPG \frac{\partial}{\partial t}p(y,t)=-\frac{\partial}{\partial y}\Big[ A(y,t)p(y,t)\Big] +\frac{\Gamma}{2}\frac{\partial^2}{\partial y^2}\Big[ p(x,t)\Big] äquivalent zu obiger Langevin-Gleichung.

Itō-Stratonovich-Dilemma

Bei nichtlinearem Rauschen \dot y=A(y)+C(y)L(t) kann die Langevin-Gleichung erst interpretiert werden, wenn eine Entscheidung für einen Typ stochastischer Integrale getroffen wird, was die resultierende FPG bestimmt.

Beispiele

Brownsche Bewegung

Der klassische Fall für die Brownsche Bewegung eines Teilchens in einem Fluid hat nach Stokes-Gesetz und Einstein-Smoluchowski-Beziehung die Gleichung m\frac{d^{2}\mathbf{x}}{dt^{2}}=-\lambda \frac{d\mathbf{x}}{dt}+L(t) mit Dämpfungskoeffizient λ und Γ = 2λkBT.

Thermisches Rauschen

Thermisches Rauschen über einem Kondensator folgt \frac{dU}{dt} =-\frac{U}{RC}+L(t) mit Γ = 2kBT / RC2.

Siehe auch: Langevin-Funktion

Literatur

  • N.G. Van Kampen: „Stochastic Processes in Physics and Chemistry.“. 3. Auflage. North Holland, 2007.
  • Schwabl, Franz: Statistische Mechanik. Springer, ISBN 3-540-31095-9
  • Huang, Kerson: Statistical Mechanics. Wiley, ISBN 978-81-265-1849-4
  • Huang, Kerson: Introduction to Statistical Physics. CRC Press, ISBN 0-7484-0942-4

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Langevin Funktion — Die Langevin Funktion lautet: . Sie ist nach dem Physiker Paul Langevin benannt und wird zur Berechnung von Polarisation, Magnetisierung und Widerstand verwendet. Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschreibung eines Paramagneten in …   Deutsch Wikipedia

  • Langevin-Funktion — Die Langevin Funktion lautet: . Sie ist nach dem Physiker Paul Langevin benannt und wird zur Berechnung von Polarisation, Magnetisierung und Widerstand verwendet. Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschre …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Langevin — (* 23. Januar 1872 in Paris; † 19. Dezember 1946 in Paris) war ein französischer Physiker. Er studierte an der Ecole Supérieure de Physique et de Chimie Industrielles de la Ville de Paris und setzte dort auch seinen Berufsweg fort, zuletzt als… …   Deutsch Wikipedia

  • Fokker-Planck Gleichung — Die stets lineare Fokker Planck Gleichung (FPG, nach Adriaan Daniël Fokker (1887–1972) und Max Planck (1858–1947)) beschreibt die zeitliche Entwicklung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung unter der Wirkung von Drift D1(x,t) und Diffusion D2(x,t) …   Deutsch Wikipedia

  • Fokker-Planck-Gleichung — Lösung der 1D Fokker Planck Gleichung mit Drift und Diffusionsterm. Die Anfangsbedingung ist eine Deltafunktion bei x = 1 und die Verteilung driftet nach links. Die Fokker Planck Gleichung (FPG, nach Adriaan Daniël Fokker (1887–1972) und Max… …   Deutsch Wikipedia

  • Einstein-Relation — In der Statistischen Physik leitet sich im Rahmen der sog. „linear response“ Theorie das Fluktuations Dissipations Theorem quantitativ rigoros aus dem statistischen Operator des Systems ab, und zwar am besten mit Hilfe der sog. LSZ Reduktion oder …   Deutsch Wikipedia

  • Fluktuations-Dissipations-Theorem — In der Statistischen Physik leitet sich im Rahmen der sogenannten „linear response“ Theorie das Fluktuations Dissipations Theorem quantitativ rigoros aus dem statistischen Operator des Systems ab, und zwar am besten mit Hilfe der sogenannten LSZ… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Mazur — (* 11. Dezember 1922 in Wien; † 15. August 2001 in Lausanne) war ein aus Österreich stammender niederländischer Physiker, der einer der Begründer der statistischen Nichtgleichgewichts Physik ist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • Kawasaki Kyoji — Kyozi Kawasaki (jap. 川崎 恭治, Kawasaki Kyōji; * 1930) ist ein japanischer theoretischer Physiker, der sich mit statistischer Mechanik und Festkörpertheorie beschäftigt. Leben und Wirken Kawasaki war bis 1993 an der Kyushu Universität und dann bis… …   Deutsch Wikipedia

  • Kawasaki Kyōji — Kyozi Kawasaki (jap. 川崎 恭治, Kawasaki Kyōji; * 1930) ist ein japanischer theoretischer Physiker, der sich mit statistischer Mechanik und Festkörpertheorie beschäftigt. Leben und Wirken Kawasaki war bis 1993 an der Kyushu Universität und dann bis… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”