Langenscheidt

Langenscheidt
Langenscheidt KG
Langenscheidt.svg
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1856 in Berlin
Sitz Berlin, München, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter ca. 400 (2006)
Umsatz 263 Millionen Euro (2006)[1]
Branche Verlag
Produkte Wörterbücher
Website www.langenscheidt.de
Langenscheidt-Wörterbücher von 1908, 1930 und 2001
Der Messestand von Langenscheidt auf der Didacta 2008
Langenscheidt alpha 8 - Das erste elektronische Wörterbuch der Welt

Die Langenscheidt Verlagsgruppe ist ein international aktives Familienunternehmen mit einem breit gefächerten Programm in den Bereichen Sprachen, Wissen und Kartografie.

Optisches Kennzeichen der Dachmarke Langenscheidt ist seit 1956 das blaue „L“ auf gelbem Grund.

Inhaltsverzeichnis

Gründung und Unternehmensgeschichte

Die Wurzeln der Langenscheidt Verlagsgruppe reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: Am 1. Oktober 1856 gründete der 24-jährige Gustav Langenscheidt in Berlin die „Expedition der Unterrichtswerke nach der Methode Toussaint-Langenscheidt“. Am 1. Januar 1868 fasste Langenscheidt seine Verlagsaktivitäten unter dem Namen „G. Langenscheidts Verlagsbuchhandlung“ zusammen. Am 1. April 1926 wurde die Einzelfirma in die „Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt) GmbH“ umgewandelt. Seit dem 1. Januar 1951 firmiert das Unternehmen als Langenscheidt KG.

Als erstes Verlagsprodukt erschien 1856 ein Französisch-Kurs, den Langenscheidt gemeinsam mit seinem Französischlehrer Charles Toussaint (1813–1877) unter dem Titel „Brieflicher Sprach- und Sprechunterricht für das Selbststudium der französischen Sprache“ entwickelt hatte. Das Besondere an diesem Selbstlernkurs war die „Methode Toussaint-Langenscheidt“. Ihre wichtigsten Kennzeichen sind: 1. Die wortgetreue Interlinearübersetzung einfacher Sätze, 2. eine leicht verständliche Lautschrift und 3. die strikte Verpflichtung zur täglichen Stoffwiederholung.

Die Idee, Sprachkurse zu veröffentlichen, kam Gustav Langenscheidt auf seiner Bildungsreise durch Europa. Umfangreiche Sprachkenntnisse waren im 19. Jahrhundert eher selten, insbesondere im Bürgertum. In London behinderte Langenscheidt seine Unkenntnis der englischen Sprache so sehr, dass er verärgert notierte: „Es ist ein wahrhaft peinliches Gefühl, unter Menschen nicht Mensch sein und seine Gedanken austauschen zu können.“

Der Erfolg stellte sich schnell ein: Zum 25-jährigen Verlagsjubiläum (1881) lagen die Französisch-Briefe bereits in der 30. Auflage vor. Beginnend mit den Unterrichtsbriefen für die englische Sprache (1861) wurde die Methode Toussaint-Langenscheidt auf andere Sprachen übertragen. 1923, 67 Jahre nach Veröffentlichung des Prototyps, erschien als 14. und letzte Fremdsprache der „Briefliche Sprach- und Sprechunterricht für das Selbststudium der hebräischen Sprache“.

1863 eröffnete Langenscheidt mit dem enzyklopädischen französisch-deutschen und deutsch-französischen Wörterbuch „Sachs-Villatte“ das Geschäftsfeld Wörterbücher. Der erste Teil des 4000 Seiten starken Standardwerks, dessen Überarbeitungen bis heute lieferbar sind, erschien 1869, der letzte 1880.

1869 begann der Berliner Verlag mit den Arbeiten an einem enzyklopädischen Wörterbuch der englischen Sprache. Die erste Lieferung des „Muret-Sanders“ kam 1891 heraus, die letzte erst 1901, also 32 Jahre nach Beginn der redaktionellen Arbeiten. Die Gesamtkosten lagen mit 600.000 Goldmark weit über der ursprünglich veranschlagten Summe. Verlagsgründer Gustav Langenscheidt erlebte die Fertigstellung nicht mehr: Wenige Tage vor seinem Tod am 11. November 1895 hatte er die Geschäfte an seinen Sohn Carl Langenscheidt (1870–1952) übergeben.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann Langenscheidt konsequent in Reihen zu denken und seine Substanzen auf diese Weise optimal zu verwerten. Aus den 1883 als „Langenscheidts Notwörterbücher“ für Englisch und Französisch veröffentlichten Lexika wurde 1903 die erste Wörterbuchserie des Verlags entwickelt: Die „Taschenwörterbücher“ sind bis heute eine der tragenden Säulen des Langenscheidt-Wörterbuchgeschäfts.

Bereits im 19. Jahrhundert erwies sich der Langenscheidt-Verlag als Technik-Trendsetter und experimentierte mit Grammofonplatten. Das Ergebnis waren 1905 die weltweit ersten Platten für den Selbstlern-Sprachunterricht. Die in Kooperation mit der Deutschen Grammophon-Gesellschaft produzierten Scheiben erleichterten das Erlernen der englischen Sprache und ergänzten das Verlagsprogramm erstmals um einen „Non-Book“-Artikel.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das 1905 errichtete Berliner Verlagsgebäude weitgehend zerstört. Die Flammen vernichteten den größten Teil der Redaktions- und Druckunterlagen sowie zahlreiche Maschinen. Erst 1947 konnte die Verlagstätigkeit wieder aufgenommen und mit dem Wiederaufbau begonnen werden.

Am 1. Juni 1948 trat Karl Ernst Tielebier-Langenscheidt (*1921), der Urenkel des Firmengründers, in das Unternehmen ein. 1951 wurde er persönlich haftender Gesellschafter und 1952 Nachfolger seines Großvaters Carl Langenscheidt.

Ende der 1950er-Jahre etablierte Langenscheidt als zweite Säule seines Verlagsgeschäfts das Segment Reise und Kartografie: Der 1955 übernommene Polyglott-Verlag, der bislang auf Sprachführer spezialisiert war, wurde 1959 um eine Reiseführerreihe ergänzt. Sie entwickelte sich unter dem Namen „Polyglott Reiseführer“ in kurzer Zeit zu einer der erfolgreichsten Marken für Reiseinformationen im deutschsprachigen Raum. Von 1980 an baute Langenscheidt den Bereich Reise und Kartografie systematisch durch Firmenübernahmen im In- und Ausland aus. Der wichtigste Expansionsschritt war die in zwei Stufen (1992 und 1996) erfolgte Übernahme des internationalen Tourismusverlags APA Publications, Singapur. Mit dem Kauf der „APA Insight Guides“ wurde Langenscheidt zu einem der weltweit größten Anbieter von Reiseliteratur.

Auf den Bau der Berliner Mauer reagierte Langenscheidt 1961 mit der Gründung einer Niederlassung in München. 1968 konnte in der Neusser Straße 3 das erste eigene Verlagsgebäude bezogen werden. Die Immobilie wurde immer wieder erweitert – zuletzt im Jahr 2000 durch den von Peter P. Schweger entworfenen Erweiterungsbau (Mies-van-der-Rohe-Straße 1).

1981 trat Andreas Langenscheidt (*1952) in das väterliche Unternehmen ein. Er wurde 1990 geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Langenscheidt KG und entwickelte das Unternehmen zu einer in elf Ländern aktiven internationalen Verlagsgruppe. Sein jüngerer Bruder Florian Langenscheidt zog sich 1994 freiwillig aus der operativen Geschäftsführung der Langenscheidt-Verlagsgruppe zurück, ist jedoch weiterhin als Kommanditist an der Langenscheidt Verlagsgruppe beteiligt.

Zum Programmspektrum zählt die für Kinder eingerichtete Reihe Langenscheidt Lilliput.

Positionierung auf dem Markt

Im Markt für zweisprachige Wörterbücher hat Langenscheidt in Deutschland einen Anteil von etwa zwei Dritteln und ist damit Marktführer[2] vor der Stuttgarter Verlagsgruppe Ernst Klett, die das Segment mit der Marke PONS bedient, und dem Bertelsmann Lexikon Institut, das unter dem Namen viamundo zweisprachige Wörterbücher vertreibt. Mit seinem Unternehmensbereich Fremdsprachen erwirtschaftete Langenscheidt 2005 nach eigenen Angaben 91 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz des Unternehmens lag 2005 bei 255 Millionen Euro.

In jüngerer Zeit werden die zweisprachigen Wörterbücher und anderes auch für den PC verfügbar gemacht und durch Lernsoftware, wie den Langenscheidt Vokabeltrainer unterstützt.[3]

Beteiligungen und Kooperationen

Seit 1988 hielt die Langenscheidt KG eine Mehrheitsbeteiligung an der Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, zu der unter anderem die Markenklassiker Duden, Brockhaus und Meyer sowie die Kalenderverlage Harenberg (seit 2004) und Weingarten (seit 2006) gehörten. Brockhaus wurde 2008 an Bertelsmann verkauft, den Rest des Bibliographischen Instituts hat 2009 Cornelsen übernommen.

1993 wurde die auf elektronische Wörterbücher spezialisierte Hexaglot-Gruppe in Hamburg übernommen. Damit konnte die Langenscheidt KG, die 1983 mit dem „alpha 8 Englisch“ das erste elektronische Wörterbuch der Welt[4] herausgebracht hatte, ihre Marktposition in diesem Segment ausbauen.

2002 übernahm Langenscheidt die weltweiten Verlagsaktivitäten der Berlitz International Inc., Princeton.

2005 wurde eine langfristige Kooperation mit dem Mailänder Buchkonzern Mondadori vereinbart. Dadurch konnte Langenscheidt auch auf dem italienischen Wörterbuchmarkt Fuß fassen.

2007 gründete die Langenscheidt Verlagsgruppe über ihre Tochter APA Publications mit der französischen Michelin-Gruppe in London den Verlag Michelin APA Publications Ltd. Der gemeinsame Verlag publiziert die Michelin-Reiseführer in englischer Sprache; ausgenommen sind lediglich die von Michelin veröffentlichten Hotel- und Restaurantführer.

Im Mai 2011 verkaufte Langenscheidt seine Reiseführermarken Polyglott und APA. Käufer ist die GVG Travel Media GmbH, eine Tochter der Ganske Verlagsgruppe.[5]

Literatur

Maria Ebert: 150 Jahre Langenscheidt 1856−2006, Langenscheidt: Berlin und München 2006 ISBN 3-468-44996-8

Weblinks

 Commons: Langenscheidt Verlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Website der Langenscheidt Verlagsgruppe

Nachweise

  1. Umsatzzahlen 2006
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. Mobile downloads, auch Humor [1]
  4. „Meilensteine der Verlagsgeschichte“, Website der Verlagsgruppe
  5. „Konzentration auf das Kerngeschäft“, buchreport, 6. Mai 2011

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