Landkreis Osterode in Ostpreußen

Landkreis Osterode in Ostpreußen
Kreisgebiet um 1910
Lage in Ostpreußen

Der Landkreis Osterode in Ostpreußen war ein deutscher Landkreis im Südwesten der preußischen Provinz Ostpreußen. Er bestand von 1818 bis 1945 und gehörte zunächst zum Regierungsbezirk Königsberg, später zum Regierungsbezirk Allenstein. Sitz der Kreisverwaltung war Osterode, weitere Städte waren Gilgenburg, Hohenstein und Liebemühl.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Landschaftsbild des Landkreises Osterode wurde durch die Eylauer Seenplatte im Norden und durch den Südteil des preußischen Oberlandes geprägt, das im Kreisgebiet mit der Kernsdorfer Höhe mit 313 Metern seine höchste Erhebung aufwies. Weite Teile der Region sind bewaldet. Zu den größten Seen gehörten der Drewenz- und der Schillingsee bei der Kreisstadt Osterode und der Damerausee bei Gilgenburg. Der Fluss Passarge bildete einen großen Teil der Ostgrenze des Kreises, als weiterer Flusslauf kam die Drewenz mit ihren drei Armen hinzu. Bei der Stadt Osterode hat der Oberländische Kanal, der bis nach Elbing führt, seinen Anfang.

Durch den Landkreis führten die Reichsstraßen 127 (GraudenzAllenstein) und 130 (Danzig–Allenstein). Der Eisenbahnverkehr verlief über die Strecken Deutsch Eylau–Osterode–Allenstein, Elbing–Osterode und Allenstein−Hohenstein–Neidenburg. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war auch der Oberländische Kanal ein wichtiger Verkehrsweg. Das Wirtschaftsleben wurde überwiegend durch die Land- und Forstwirtschaft bestimmt. Die Industrie war nur marginal in den Städten mit Maschinenbau, Holzverarbeitung und Webereien vertreten.

Zum Kreisgebiet gehörte auch Tannenberg, dass durch seine beiden Schlachten zwischen dem Deutschen Orden und Polen (1410) und zwischen Deutschland und Russland (1914) in die Geschichte einging.

Geschichte

Vorgeschichte

Das Gebiet des Landkreises Osterode lag zu großen Teilen im Bereich der historischen Landschaft Sassen. Während die nördlich gelegene prussische Landschaft Pomesanien bereits im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts vom Deutschen Orden erobert und besiedelt wurde, errichten die Kreuzritter im nahezu unbewohnten, mit Urwald bedeckten Sassenland erst hundert Jahre später die ersten Burgen, von denen aus die Besiedlung mit Einwanderern vorwiegend aus dem mitteldeutschen Raum voran getrieben wurde. Nachdem mit Gilgenburg (1326) und Osterode (1329) die ersten Städte begründet waren, richtete der Orden zur Verwaltung der Region die Komturei Osterode ein.

Nach der 1525 erfolgten Säkularisierung des Ordensstaates und Umwandlung in das Herzogtum Preußen wurden die Komtureien in Hauptämter umgewandelt und größeren Kreisen unterstellt. Das nunmehrige Hauptamt Osterode wurde in den Oberländischen Kreis eingegliedert.

Nach einer Verwaltungsreform im Jahre 1752 wurde dieser Kreis in kleinere Bereiche aufgeteilt und das Hauptamt Osterode dem Kreis Mohrungen zugeordnet.

Kreisgründung 1818

Mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 änderte der preußische Staat erneut die Kreiseinteilung, und am 1. Februar 1818 wurde unter anderen der neue Kreis Osterode in Ostpreußen geschaffen. Zum ersten Landrat wurde Wilhelm Leopold Köhn von Jaski berufen. Der neue Kreis umfasste die Kirchspiele:

Zum 1. November 1905 trat der Kreis Osterode zum neugebildeten Regierungsbezirk Allenstein.

Weimarer Republik

Der Versailler Vertrag von 1919 erlegte den Einwohnern des Kreises eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Ostpreußen oder Polen auf. Am 11. Juli 1920 entschied sich der Kreis mit 97,8 Prozent der abgegebenen Stimmen für einen Verbleib in Ostpreußen. Durch den Verlust weiter Teile von Westpreußen einschließlich der direkten Nachbarkreise Rosenberg und Löbau war der Kreis Osterode ab 1920 jedoch zum Grenzkreis zu Polen geworden. Zur Grenzbegradigung wurden in Vollzug des Versailler Vertrages am 15. August 1920 die Landgemeinden Groschken, Groß Lehwalde (teilweise), Klein Lobenstein (teilweise), Klein Nappern und die Gutsbezirke Groß Grieben (teilweise) und Klein Nappern (teilweise) an Polen abgetreten.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Osterode in Ostpreußen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der mit Ausnahme von zwei Forstbezirken alle bisherigen Gutsbezirke aufgelöst und den benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Nationalsozialismus

Zum 1. Januar 1939 wurde im gesamten Deutschen Reich einheitlich die Bezeichnung „Landkreis“ eingeführt. Im Rahmen der nationalsozialistisch orientierten Germanisierung von Ortsnamen fanden am 16. Juli 1938 im Landkreis Osterode umfangreiche Umbenennungen statt. Dabei handelte es sich um lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen:

  • Alt Jablonken: Altfinken
  • Bogunschöwen: Ilgenhöh
  • Dlusken: Seebude
  • Dombrowken: Eichdamm (Ostpreußen)
  • Jankowitz: Sassendorf (Ostpreußen)
  • Januschkau: Osterschau
  • Kalwa: Kleintal
  • Ostrowitt: Osterwitt
  • Sawadden: Jungingen (Ostpreußen)
  • Sellwa: Sallewen
  • Thurowken: Turauken
  • Waschetta: Waschette

Ende Januar 1945 wurde das gesamte Kreisgebiet von der Roten Armee erobert und später in polnische Verwaltung übergeben, die deutsche Bevölkerung flüchtete oder wurde vertrieben.

Gemeinden

Mit Stand vom 1. Januar 1939 gehörten zum Landkreis Osterode vier Städte und 169 Landgemeinden. Folgende Orte hatten 1939 mehr als 1.000 Einwohner:

Der Landkreis hatte 1939 75.879 Einwohner und eine Flächengröße von 1551 km². Er war damit nach Einwohnern der zweitgrößte und nach seiner Fläche der drittgrößte Kreis in Ostpreußen.

Landräte

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verdienste von Adametz
  2. a b Corps Saxo-Borussia Heidelberg

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