Landgericht Münster

Landgericht Münster
Das Landgericht Münster mit dem Haupteingang Am Stadtgraben.

Das Landgericht Münster im westfälischen Münster ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit und eines von zehn Landgerichten im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm. Bei ihm sind 13 Zivilkammern, sechs Kammern für Handelssachen [1], 20 Strafkammern und eine Strafvollstreckungskammer gebildet.

Inhaltsverzeichnis

Gerichtssitz und -bezirk

Sitz des Gerichts ist Münster in Nordrhein-Westfalen. Der Gerichtsbezirk umfasst ungefähr den gesamten Regierungsbezirk Münster. Ihm untergliedert sind insgesamt 15 Amtsgerichte in den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf. Nicht zum Gerichtsbezirk gehören die eigentlich zum Regierungsbezirk gehörenden kreisfreien Städte Bottrop und Gelsenkirchen sowie der Kreis Recklinghausen. Somit ist das Landgericht Münster für rund 1.586.000 Einwohner zuständig.

Gebäude

Das ursprüngliche Gebäude des Landgerichts und heutiger Sitz des Amtsgerichts Münster.

Das erste Gebäude des Landgerichts Münster wurde in den Jahren von 1875 bis 1879 südlich des Hindenburgplatzes erbaut. Dieses dreistöckige Gebäude wurde durch alliierte Bombentreffer am 25. März 1945 schwer getroffen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es rekonstruierend wiederaufgebaut und die noch bestehenden Teile dabei mit einbezogen. Insbesondere die Fassade wurde weitestgehend nach dem Vorbild italienischer Gotik rekonstruiert. Der Wiederaufbau dauerte bis zum Oktober 1951.

Zu Beginn der 1970er Jahren begannen Planungen für den Neubau eines Gerichtsgebäudes, dessen endgültige Entscheidung erst nach 14stündiger Beratung am 18. Dezember 1973 fiel. Der münstersche Architekt Harald Deilmann konnte sich letztendlich mit seinem Entwurf durchsetzen, auch wenn sich der Bau selbst noch verzögern sollte. Es entstand ab 1982 südlich des bisherigen Gerichtsgebäudes, wo bis 1980 noch die Zweiganstalt der Justizvollzugsanstalt Münster stand. Beim Ausheben der Baugrube wurden zwei Wasserbären aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung entdeckt, die noch auf Alerdincks „Vogelschauplan“ verzeichnet sind und nach der Niederlage der Stadt Münster gegen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen beim Schleifen der Verteidigungsanlagen zugeschüttet wurden.

Das Landgericht von Süden aus gesehen. Im Hintergrund das alte Gerichtsgebäude und links im Vordergrund noch ein Teil des Gymnasiums Paulinum.

Während der Bauphase kam es zu einer Änderung des Bauplans. Der ursprüngliche Plan von Deilmann sah vor, das bisherige Gerichtsgebäude abzureißen, was aber nicht mehr möglich war, nachdem im Jahre 1984 dieses unter Denkmalschutz gestellt wurde. In diesem wurde daher das Amtsgericht Münster verlegt. Anfang des Jahres 1987 wurde der Neubau fertiggestellt, der rund 53 Mio. DM, umgerechnet 27,1 Mio. Euro gekostet hat. Die Kosten für die notwendige Verbindung zwischen den Gerichtsgebäuden, die am 12. Juni 1992 eröffnet wurde, übernahm das Land Nordrhein-Westfalen.

Geschichte

Die Gründung des Landgerichts Münster geht auf den 1. Oktober 1879 zurück, als es unter Leitung des ersten Präsidenten Storck eröffnet wurde. Seit jeher befindet sich sein Standort südlich des münsterschen Schlosses und des Hindenburgplatzes. In den ersten Jahren war das Landgericht zusätzlich zum Präsidenten mit zwei Direktoren und neun Landrichtern besetzt. Sie waren übergeordnete Instanz für 22 Amtsgerichte und rund 443.000 Einwohner. Am 3. April 1888 schieden die Amtsgerichte Buer, Bottrop, Dorsten und Recklinghausen aus der Zuständigkeit des Landgerichts Münster aus. Die drei erstgenannten gehören seitdem zum Landgericht Essen, das Amtsgericht in Recklinghausen wurde dem Landgericht Bochum untergeordnet. Die Anzahl der untergeordneten Amtsgerichte betrug 18 bis ins Jahr 1917, als im westfälischen Gronau ein Amtsgericht eingerichtet wurde und die Zahl auf 19 anstieg.

Bedingt durch Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg am 25. März 1945 kam die Verwaltung vollständig zum erliegen, bevor sie am 17. Juli 1945 unter temporäre Umquartierung in das ehemalige Divisionsstabsquartier an der Roxeler Straße die Arbeit wieder aufnahm. Erst nach dem Wiederaufbau des zerstörten Dienstgebäudes im Oktober 1951 konnte das Gericht wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren. Gegen Ende der 1950er Jahre, im Herbst 1957, begannen die Bauarbeiten zu einem Erweiterungsbau westlich des bestehenden Gebäudes, in dem auch die Staatsanwaltschaft einziehen sollte.

Zum 31. Dezember 1974 kam es zu weiteren Veränderungen in der Verwaltungsstruktur, bei dem einerseits die Amtsgerichte in Oelde und Vreden aufgelöst wurden. Andererseits wurden die Amtsgerichtsbezirk von Werne und Haltern anderen Amtsgerichten zugewiesen. So kam der Bezirk von Werne zu Lünen und wechselte somit in den Landgerichtsbezirk Dortmund und Haltern kam zu Marl und somit zum Landgerichtsbezirk Essen. Seitdem gehören die verbleibenden 15 Amtsgerichtsbezirke zum Landgerichtsbezirk Münster.

Ab dem Jahr 1976 begannen die Planungen für einen Neubau des Landgerichts. Als Standort wurde das Gelände südlich des bisherigen Gebäudes gewählt, auf dem sich zu diesem Zeitpunkt noch die Zweiganstalt der Justizvollzugsanstalt Münster befand. Erst nach dessen Abbruch im Jahre 1980 und der Beendigung der notwendigen Straßenbaumaßnahmen begannen im Oktober 1982 die Baumaßnahmen für den Neubau, die bis zum Jahr 1987 andauern sollten. Die offizielle Eröffnung des neuen Gerichtsgebäudes fand am 2. April 1987 statt.

Über- und nachgeordnete Gerichte

Dem Landgericht Münster übergeordnet ist das Oberlandesgericht Hamm. Nachgeordnet sind die Amtsgerichte Ahaus, Ahlen, Beckum, Bocholt, Borken, Coesfeld, Dülmen, Gronau, Ibbenbüren, Lüdinghausen, Münster, Rheine, Steinfurt, Tecklenburg und Warendorf.

Besonderheiten

Innerhalb des Gebäudes des Landgerichts besteht die Möglichkeit, Kunstausstellungen vorzunehmen. Die Besichtigung ist für Jedermann innerhalb der Öffnungszeiten des Gerichts möglich.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. AV d. JM vom 30. November 2009, JMBl. NRW 2010, S. 2

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