Landeskommando Hessen

Landeskommando Hessen
Wappen Karte
Wappen des Landeskommandos Hessen
Wiesbaden (Deutschland)
Wiesbaden
Wiesbaden
Basisdaten
Land: Flag of Germany.svg Deutschland
Bundesland: Hessen
Stadt: Wiesbaden
Organisation: Bundeswehr
Teilstreitkraft: Streitkräftebasis (SKB)
Personal
Kommandeur: Oberst Bernd Bauer
Personal inklusive Reservisten: 430

Das Landeskommando Hessen (LKdo HE) nimmt seit seiner Indienststellung am 9. März 2007 die Aufgaben der Zivil Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) im Bundesland wahr. Das Kommando, mit Sitz in Wiesbaden, ist somit erster Ansprechpartner in allen Fragen von möglichen Unterstützungsleistungen der Bundeswehr bei Naturkatastrophen, besonders schweren Unglücksfällen, im Rahmen der Amtshilfe und der dringenden Nothilfe in Hessen. Es untersteht dem Wehrbereichskommando II (WBK II) in Mainz und gehört damit zur Streitkräftebasis (SKB).

Inhaltsverzeichnis

Territoriale Strukturen im Wandel

Während des Kalten Krieges wurden zivile und militärische Verteidigung unter dem Begriff Gesamtverteidigung zusammengefasst. Sie war Bestandteil nationaler Sicherheitsvorsorge, diente unmittelbar der Unterstützung des Einsatzes bündnisgemeinsamer Streitkräfte zum Schutz des Staatsgebietes und der Bevölkerung gegen Angriffe von außen.

Die militärische, territoriale Struktur bestand Ende der 90er Jahre im Wesentlichen aus:

  • Territorialkommandos,
  • Wehrbereichskommandos,
  • Heimatschutzbrigaden,
  • Verteidigungsbezirkskommandos/Verteidigungskreiskommandos,
  • Heimatschutzbataillonen und Sicherungsbataillonen mit entsprechenden Mobilmachungsstützpunkten.

In diesen Strukturen war die große Masse der Reservisten der Bundeswehr und teilweise aktive Truppe flächendeckend, in erster Linie zur Ergänzung der bündnisgemeinsamen Vorneverteidigung gebunden.

Schwerpunktmäßig waren die folgenden Territorialen Aufgaben zu erfüllen:

  • Planung und Führung der Operationen zum Raum- und Objektschutz,
  • Koordination der zivilen und militärischen nationalen Operationen im Rahmen der Gesamtverteidigung,
  • Kontrolle der militärischen Verkehrsführung für eigene und Kräfte der Bündnispartner,
  • Planung und Befehlsgebung zur Kriegsstationierung.

Mit der Wiedervereinigung wurden diese Strukturen überflüssig. Die Sicherheitspolitischen Umwälzungen zu Beginn der 90er Jahre haben den Schwerpunkt der Territorialen Aufgaben der Bundeswehr auf die Unterstützung der verantwortlichen zivilen Dienststellen/Behörden im Rahmen der Hilfeleistungen bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen verschoben. Im Rahmen des Anpassungs- und Transformierungsprozesses wurden die territorialen Strukturen kontinuierlich den sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst.

Die bis 2006 vorgehaltene territoriale Struktur – vier Wehrbereichskommandos, 27 Verteidigungsbezirkskommandos und Standortkommando Berlin, 50 Verbindungskommandos sowie Beauftragte für regionale Angelegenheiten einschließlich der Standortältesten – orientierte sich zur Erfüllung der neuen Aufgabe immer noch nicht in ausreichendem Maße an den Zivilen Strukturen, die zu unterstützen sind.

Neues territoriales Netzwerk

Heute, bald zwei Jahrzehnte nach Ende des Kalten Krieges, hat das neue Territoriale Netzwerk zum Ziel, den Beitrag der Bundeswehr zum Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger weiter zu verbessern.

Im Rahmen der vernetzten gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge leistet die Bundeswehr so ihren Beitrag im Sinne des Artikel 35, Absatz 2 des Grundgesetzes:

„Zur Hilfe bei einer Naturkatastrophe oder einem besonders schwerem Unglücksfall kann ein Land Polizeikräfte anderer Länder, Kräfte und Einrichtungen anderer Verwaltungen sowie des Bundesgrenzschutzes (jetzt Bundespolizei) und der Streitkräfte anfordern.“

Das bedeutet, die Bundeswehr wird nur auf Antrag des Landes unterstützend aktiv, wenn die eigentlich verantwortlichen, zivilen Hilfsdienste wie THW oder Feuerwehr, bei der Bewältigung von Katastrophen oder schweren Unglücken, an ihre Grenzen stoßen. Die Rettung von Menschenleben und der Schutz von lebenswichtigen Einrichtungen der Allgemeinheit ist dabei vorrangiges Ziel. Diese Leistungen stellen in jedem Fall nur Ergänzungen zu den Anstrengungen der zivilen Hilfsdienste dar. Die verantwortliche Gesamtleitung und die Koordinierung verbleiben immer bei der zivilen Einsatzleitung.

Das neue „Territoriale Netzwerk“ wird gebildet aus dem Streitkräfteunterstützungskommando in Köln-Wahn, den vier Wehrbereichskommandos in Kiel, Mainz, Erfuhrt und München, den 16 Landeskommandos am Sitz der jeweiligen Landesregierung einschließlich dem Standortkommando Berlin, den Bezirksverbindungskommandos (BVK) bei allen Regierungsbezirken und vergleichbaren Behörden, den Kreisverbindungskommandos (KVK) bei allen Landkreisen und kreisfreien Städten.

Die Bezirks- und Kreisverbindungskommandos, werden ausschließlich mit regional ansässigen Reservisten besetzt, die im Ernstfall unverzüglich einberufen werden. Sie haben vor allem auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte sowie der Landesverwaltung eine beratende Funktion. Die Nähe von Dienst- und Wohnort, die genaue Kenntnis des Umfelds und persönliche Kontakte zu den Verantwortlichen in den Katastrophenschutzstäben sind die wesentlichen Vorteile der Reservisten in den Verbindungskommandos. Die Reservisten werden den Behörden längerfristig zur Verfügung stehen, da sie nicht wie aktives Personal, einem kurzfristigen Versetzungsrhythmus unterliegen. Den Leitern eines solchen Verbindungskommandos, den sogenannten „Beauftragten der Bundeswehr für Zivil-Militärische-Zusammenarbeit“ (BeaBwZMZ), kommt eine herausgehobene Rolle zu. Sie sind die ständigen Ansprechpartner für die örtlichen Behörden in Fragen des Katastrophenschutzes und möglicher Unterstützungsleistungen der Bundeswehr.

Struktur und Aufgaben

Wie in den anderen Landeskommandos im gesamten Bundesgebiet, leisten, seit dem 9. März 2007, auch im Landeskommando Hessen mit Sitz in Wiesbaden, rund 80 „aktive“ Soldaten ihren Dienst. Das Landeskommando Hessen, das dem Wehrbereichskommando II in Mainz unterstellt ist, stellt das Verbindungselement der Bundeswehr zur Hessischen Landesregierung dar.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind dem Landeskommando Hessen 3 Bezirks- und 26 Kreisverbindungskommandos unterstellt. Diese Struktur ist der hessischen Verwaltungsgliederung mit 21 Landkreisen und 5 kreisfreien Städten sowie 3 Regierungsbezirken angepasst. Damit steht jedem zivilen Katastrophenschutzstab in Hessen ein Ansprechpartner der Bundeswehr zur Seite. In den 29 hessischen Verbindungskommandos leisten derzeit insgesamt 350 ortsansässigen Reservisten der Bundeswehr ihren Dienst. Die einzelnen Verbindungskommandos haben eine Sollstärke von jeweils zwölf Reservisten. Diese verfügen vor allem über militärische Qualifikationen, die in Krisen- und Katastrophenlagen von besonderem Belang sind: ABC, Pionierwesen, Logistik und Sanitätsdienst. Die Arbeit der 29 Verbindungskommandos wird durch zwei Regionale Planungs-/Unterstützungstrupps in Darmstadt und Stadtallendorf unterstützt. Mit dieser neuen Struktur sind die Voraussetzungen für eine schnelle und effektive Unterstützung der Bundeswehr, bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen, flächendeckend für Hessen sichergestellt.

Kurz gefasst hat das Landeskommando im Rahmen der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit in Katastrophenlagen damit folgende Aufgaben:

  • Zentraler Ansprechpartner zur Verfügbarkeit von Bundeswehrkräften
  • Beratung des Krisenschutzstabes des Hessischen Innenministeriums
  • Bearbeitung von Unterstützungsanforderungen ziviler Dienststellen und Behörden an die Bundeswehr
  • Planung und Vorbereitung von Hilfs- und Unterstützungsleistungen der Bundeswehr im Land Hessen
  • Koordinierung des Bundeswehreinsatzes mit den zivilen Katastrophenschutzstäben
  • Beratung der eingesetzten Truppe
  • Führung der eingesetzten Bezirks- und Kreisverbindungskommandos
  • Informations- und Pressearbeit

Über die Hilfeleistungen bei Unglücken und Katastrophen hinaus ist das Landeskommando Ansprechpartner der Landesregierung in allen das Land Hessen betreffenden Bundeswehrangelegenheiten und stellt regelmäßig Soldaten für Auslandseinsätze ab. An zwei hessischen Standorten, in Wiesbaden und in Frankenberg/Eder, werden zudem die Familienangehörigen von Soldaten, die sich im Auslandseinsatz befinden, betreut. Darüber hinaus unterstützen die Soldaten des Landeskommandos Hessen die Angehörigen der alliierten Streitkräfte beim sogenannten „Host-Nation-Support“. Komprimiert stellen sich die weiteren Aufgaben wie folgt dar:

  • Aus- und Weiterbildung der Angehörigen der Verbindungskommandos (BVK und KVK)
  • Betreuung der Angehörigen von Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz durch die Familienbetreuungszentren (FBZ) Wiesbaden und Frankenberg/Eder
  • Führung der Bundeswehrfachschule Kassel (BwFachS/ZAW) zur zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung von Soldatinnen und Soldaten
  • Unterstützung alliierter Streitkräfte in Hessen

Kommandeure des Landeskommandos Hessen

Das noch sehr junge Landeskommando führte bereits seine erste Kommandoübergabe durch. Während eines feierlichen Appells wurde am 16. März 2009 im Schloss Biebrich in Wiesbaden, das Kommando von Oberst Wilhelm F. Hundsdörfer an Oberst Bernd Bauer übergeben.

Datum Kommandeur
9. März 2007 bis 31. März 2009 Oberst Wilhelm F. Hundsdörfer
ab 1. April 2009 Oberst Bernd Bauer

Die erste Bewährungsprobe

Nachdem sich die versuchsweise Aufstellung von Landeskommandos im Test dreier Bundesländer bereits bewährt hatte, konnten die Soldaten des Landeskommandos Hessen in der Nacht zum 19. Januar 2007 beweisen, wie schnell und effizient die neue Struktur der „Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit“ auch in Hessen funktioniert. Orkan „Kyrill“ wütet über Deutschland. Auch über das mittelhessische Marburg fegt der Sturm und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Dutzende Bäume können nicht standhalten, bersten unter dem enormen Druck des Windes. Besonders betroffen sind die Marburger Lahnberge, der Sitz des Uni-Klinikums. Eine der beiden Hauptzufahrten ist unpassierbar, versperrt durch mehrere, tonnenschwere Bäume; ein Durchkommen ist unmöglich. Marburgs größtes und wichtigstes Krankenhaus droht von der Außenwelt abgeschnitten zu werden. Feuerwehr und Helfer ringen mit den Naturgewalten. Oft können sie nur warten, bis der Sturm abflaut. Denn ständig drohen weitere Bäume im Orkan umzustürzen oder zu entwurzeln, werden zur Gefahr für die Helfer.

Im Fall der versperrten Zufahrtsstraße zum Marburger Uni-Klinikum konnte das Landeskommando Hessen seine Leistungsfähigkeit erfolgreich unter Beweis stellen. Nur etwa eine Stunde nachdem sich Marburgs Oberbürgermeister Hilfe suchend an den Leiter des zuständigen Verbindungskommandos gewandt hatte, rückte ein Bergepanzer der Bundeswehr zur Zufahrtsstraße auf die Lahnberge aus. Während die Räumarbeiten allein durch zivile Kräfte mit Äxten, Kettensägen und Traktoren wohl einige Tage gedauert hätten, machte der Bergepanzer den Weg zum Uni-Klinikum innerhalb nur weniger Stunden wieder frei. Die erste Bewährungsprobe – und damit der erste Einsatz des erst neun Monate zuvor gegründeten Landeskommandos Hessen – war damit geschafft.

Weblinks

Homepage des Landeskommando Hessen


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