Landeskirchliche Gemeinschaft

Landeskirchliche Gemeinschaft

Die Landeskirchlichen Gemeinschaften (LKG) sind freie Werke innerhalb der evangelischen Landeskirchen und sind Ortsgruppen als Teil der Gemeinschaftsbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in Deutschland zahlreiche Landeskirchliche Gemeinschaften. Träger dieser geistlichen Bewegung waren neben Laien auch evangelische Pfarrer, die auf die Säkularisierung der Bevölkerung sowie die ihrer Ansicht nach erstarrte innerkirchliche Orthodoxie reagieren wollten. Darum wurden sie missionarisch, diakonisch und theologisch-praktisch tätig. Viele der hinzugekommenen Christen schlossen sich zu Landeskirchlichen Gemeinschaften zusammen. Die erste Landeskirchliche Gemeinschaft wurde in Augsburg von dem Fabrikbesitzer Ernest Mehl gegründet. Aktuell zählt die Gemeinschaftsbewegung in Deutschland etwa 300.000 Mitglieder, die im Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. organisiert sind.

Selbstverständnis

Die Gemeinschaftsbewegung versteht sich als eine geistliche Bewegung innerhalb der evangelischen Landeskirchen und ging aus dem innerkirchlichen Pietismus hervor. Sie ist keine eigenständige Kirche, noch vertritt sie Sonderlehren. Oft arbeiten die Mitarbeiter der Gemeinschaften neben ihrer Gemeinschaft auch in ihrer Kirchengemeinde mit. Nach ihrem Selbstverständnis versuchen die Gemeindemitglieder, ihr Leben nach dem Wort Gottes zu gestalten und Nächstenliebe praktisch umzusetzen. Die Bibel sehen sie als ihre einzige Grundlage an. Eine Landeskirchliche Gemeinschaft sieht sich dem Auftrag Jesu Christi verpflichtet, durch die Verkündigung des Evangeliums Menschen zum Glauben an Jesus einzuladen (Missionsbefehl), aber auch zum glaubwürdigen Leben und zum Dienst für Jesus anzuleiten (Epheser-Brief, Kapitel 4, Verse 11-13).

Arbeitszweige

Die Landeskirchlichen Gemeinschaften bieten oft eine eigene Kinder- und Jugendarbeit an. Die Kinderarbeit wird meist als Jungschar bezeichnet, während die Teenager- und Jugendarbeit oft durch eine Ortsgruppe des Jugendverbands „Entschieden für Christus“ (EC) oder vergleichbare Organisationen (z. B. CVJM) erfolgt. Die Arbeitsgruppen der Gemeinschaften werden zum Großteil durch ihre Mitglieder geleitet. Die Gemeinschaften finanzieren ihre Arbeit durch Spenden selbst. Die Mitglieder und Freunde der Gemeinschaften treffen sich auf Verbandsebene mehrfach im Jahr, z. B. zu Gemeinschafts- und Jugendtagen, Mitarbeitertagen, Frauentagen, Seminaren und Konferenzen.

Zusammenarbeit mit Kirchen, Freikirchen und freien Werken

Die Landeskirchlichen Gemeinschaften streben eine gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Kirchengemeinden an und gehören vor Ort meist zum Arbeitskreis der Evangelischen Allianz, der sich in der Regel aus Mitarbeitern der Kirchengemeinden von Landeskirchen und Freikirchen sowie anderen Werken zusammensetzt, wie beispielsweise CVJM, EC, Blaues Kreuz.

Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband mit Sitz in Kassel ist der deutsche Dachverband der Landeskirchlichen Gemeinschaften. Unter dem Dach des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes gibt es zahlreiche regionale und überregionale Verbände, in denen sich örtliche Landeskirchliche Gemeinschaften zusammengeschlossen haben. Zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband gehören auch vergleichbare Gemeinschaftsverbände aus den Niederlanden und Österreich.

Motto

Die Arbeit der Landeskirchlichen Gemeinschaften lässt sich mit der folgenden kurzen Formel zusammenfassen: So sehen die Landeskirchlichen Gemeinschaften ihren Weg „...in der Kirche, wenn möglich (in Zusammenarbeit) mit der Kirche, aber nicht unter (der Leitung) der Kirche.“ (Th. Christlieb)

Literatur

  • Joachim Cochlovius: Gemeinschaftsbewegung. In: Theologische Realenzyklopädie 12 (1984), S. 355-368 (ausführliche Literaturangaben)
  • Erich Geldbach (Hrsg.): Evangelisches Gemeindelexikon, Wuppertal, 1978
  • Charles H. Lippy: Gemeinschaftsbewegung. In: RGG 4. Aufl. Bd. 3 (2000), Sp. 645-652 (mit weiterführender Lit.)
  • Jörg Ohlemacher: Gemeinschaftschristentum in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Geschichte des Pietismus Bd. 3, Göttingen, 2000, S.393-464

Weblinks


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