Lake effect snow

Lake effect snow
Dahinziehende Seeeffekt-Wolken über den Seen Huron, Erie, St. Clair und Ontario. Die Windrichtung ist Nordwest mit Wechsel zu West im Bereich der sich nach Osten ausbreitenden Wolken (rechts unten).

Vor allem im Gebiet der Großen Seen in Nordamerika tritt ein meteorologischer Effekt auf, den man dort als Lake effect snow oder snowsquall bezeichnet. Eine deutsche Bezeichnung für dieses Phänomen gibt es nicht, man kann die englischen Bezeichnungen jedoch mit Seeeffekt-Schnee bzw. Schneeböe übersetzen.

Dieser Effekt tritt auf, wenn im Winter kalte Winde über große Seeflächen mit warmen Wasser strömen. Dabei wird über dem See Wasserdampf aufgenommen, der jedoch schnell gefriert und am Lee-Ufer des Sees als Schnee niedergeht. Verstärkt wird der Effekt durch orografisch bedingte Aufwärtsbewegungen der Luftströmung entgegen der Windrichtung, wodurch es zu schmalen aber dafür sehr intensiven Niederschlagsbändern mit Ablagerungsraten von mehreren Dezimetern Schnee pro Stunde kommen kann (siehe rechts).

Lake effect snow hervorgerufen durch kalte Winde über warmem Wasser.

Kaltluftwinde wehen im Winter der nördlichen Westwindzone typischerweise von West-Südwest bis Nordwest, weshalb sich die stärksten Schneefälle an den Nordost- bis Südostufern der Seen ereignen. Die Folge ist ein signifikanter Unterschied in den Niederschlagsmengen der gegenüberliegenden Ufer und ihres direkten Hinterlandes. Ist die Lufttemperatur dabei nicht niedrig genug, um das Wasser gefroren zu halten, zeigt sich der Niederschlag als Seeeffekt-Regen.

Die Wetteraufzeichnungen des Tug Hill Plateau im Südosten des Ontariosees weisen immer wieder die höchsten Schneefallwerte der gesamten USA auf. Ein anderes Beispiel ist das Gebiet im Südosten des Eriesees, mit einer ungefähren Ausbreitung von Cleveland bis South Buffalo, wobei der Eriesee aufgrund seiner geringen Tiefe jedoch auch leicht gefriert und sich der Effekt dann nicht mehr zeigt. Auch an der Süd- und Südostküste des Großen Salzsees in Utah kann lake effect snow auftreten, jedoch ist dieser hier wesentlich weniger stark ausgeprägt als im Vergleich zu den Großen Seen. Diese Einflussgebiete des lake effect snow bezeichnet man im englischen als snowbelts (dt. Schneegürtel). Der snowbelt mit dem größten Aufkommen an lake effect snow liegt in der Oberen Halbinsel von Michigan, nahe der Städte Houghton, Marquette und Munising. Diese Gebiete weisen häufig Schneehöhen von im Mittel 5 oder gar 7,5 Metern im Jahr auf, erreichen durch ihre geringe Besiedelung jedoch nicht die Bekanntheit der anderen Gebiete rund um die Großen Seen. Da der angrenzende Lake Superior aufgrund seiner Größe und Tiefe selten zufriert, zeigt sich der Effekt hier oft kontinuierlich über die gesamten Wintermonate.

Im frühen Winter kann extrem kalte Luft über sommerbedingt noch recht warmen Wasserflächen zu starken Gewitterstürmen führen, die man als thunder snow bezeichnet. Doch auch wenn kein Niederschlag auftritt, so verursacht kalte Luft über wärmerem Wasser immer eine starke Bewölkung über den Südostküsten der Großen Seen, weshalb man hier den Ausdruck The Great Gray Funk als Synonym für den Winter gebraucht. Als Folge des Lichtmangels kommt es in diesen Gebieten daher häufig zu Winterdepressionen.

Gleichartige Schneefälle können auch in der Nähe von großen Inlandbuchten auftreten, wobei man sie dann als bay effect snow bezeichnet. Ist die Ursache ein Tiefdruckgebiet auf dem Ozean, das feuchte und instabile Luftmassen oft entgegen der vorherrschenden Windrichtung auf die Küstengebiete lenkt, spricht man auch von einem ocean effect snow.

Lake effect in Deutschland

In Schleswig-Holstein trat der Effekt zuletzt am 30. November 2010 im mittleren Teil des Kreises Ostholstein auf, als polare Ostwinde über der wärmeren Lübecker Bucht kurzfristig zu Schneehöhen von bis zu 76 cm und erheblich höheren Schneeverwehungen führten, so dass der Verkehr auf den Straßen kollabierte.[1]

Weblinks

 Commons: Lake effect snow – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. LN-online aufgerufen am 1. Dezember 2010

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